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Die Hospizbewegung befasst sich mit der Verbesserung der Situation Sterbender und ihrer Angehorigen sowie der Integration von Sterben und Tod ins Leben Dazu dient vor allem die Sterbebegleitung im Sinne der Palliative Care Die Bewegung entwickelt sich seit Ende der 1960er Jahre ausgehend von England Dort war es die Krankenschwester und Arztin Cicely Saunders die an die mittelalterliche Bedeutung des Hospizes nicht als medizinische Heileinrichtung sondern als Ort der Pflege und Betreuung anknupfend 1967 mit dem St Christopher s Hospice das erste stationare Hospiz im heutigen Sinne 1 grundete und damit die weltweite Initiative ausloste Ihre grosste Entwicklung machte sie in den 1970er Jahren in den USA mitinitiiert von Elisabeth Kubler Ross wo eine Vielfalt von verschiedensten Versorgungsmodellen entstand Die Hospizbewegung war u a die Antwort auf eine Gesellschaft die das Sterben und die Sterbenden immer weiter an den Rand zu drangen drohte Somit ist es ihr Hauptziel das Sterben wieder als wichtigen Teil des Lebens ins offentliche Bewusstsein zu rufen um Sterbende und ihre Angehorigen angemessen unterstutzen zu konnen Inhaltsverzeichnis 1 Die Hospizbewegung in Deutschland 1 1 Pionierzeit 1 2 Institutionalisierung 1 3 Grundprinzipien 1 4 Einrichtungen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseDie Hospizbewegung in Deutschland BearbeitenPionierzeit Bearbeiten Mitarbeiter des Tubinger Paul Lechler Krankenhauses lernten das Londoner St Christopher s Hospice schon bald nach dessen Grundung kennen Die dort gewonnenen Erkenntnisse setzten sie im eigenen Krankenhaus um zunachst gegen erhebliche Widerstande im Kollegenkreis Mit der Zeit wurde deutlich dass die Versorgung Sterbender und ihrer Angehorigen zu den ureigensten Aufgaben der Medizin und Pflege gehort die in der Moderne in Vergessenheit geraten war 2 Grosse Betroffenheit uber die Umstande des Sterbens loste 1971 der im St Christopher s Hospice gedrehte Film Noch 16 Tage Eine Sterbeklinik in London aus Die Ubersetzung des englischen hospice in Sterbeklinik trug unter anderem dazu bei dass lange Zeit unzutreffende Vorstellungen uber Hospizeinrichtungen herrschten und sich der Hospizbegriff nur zogerlich durchsetzte Befurchtet wurde dass Sterbenden die Hoffnung genommen sie gettoisiert und die sie Pflegenden uberfordert wurden Auf der anderen Seite zeigte der Film das begleitete Sterben wie es sich so mancher fur sich wunschte Fur diese Menschen war das der Anstoss sich fur die Hospizidee zu engagieren und Plane zu entwickeln die Situation fur Sterbende und deren Angehorige ertraglicher zu gestalten Erste Hospizgruppen grundeten sich als burgerschaftliche Bewegung die anfangs nicht nur keine Unterstutzung von Politik und Kirchen erhielt 3 4 sondern von diesen sogar blockiert wurde 5 Institutionalisierung Bearbeiten 1984 formierte sich an der Evangelischen Fachhochschule Hannover die Arbeitsgruppe Zuhause sterben unter Leitung des Arztes Johann Christoph Student In seinen darauffolgenden Veroffentlichungen betonte er dass es nicht darum gehe neue Institutionen zu schaffen sondern den Umgang mit dem Sterben zuruck in die Gesellschaft zu holen 6 Dennoch bildeten sich die ersten Landesarbeitsgemeinschaften sowie uberregionale Initiativen wie Omega Mit dem Sterben leben e V 1985 7 und die Internationale Gesellschaft fur Sterbebegleitung und Lebensbeistand IGSL 1986 Vor allem Omega Mit dem Sterben leben e V verstand sich als Gegengewicht zum Standpunkt der wenige Jahre vorher gegrundeten Deutschen Gesellschaft fur Humanes Sterben 8 An immer mehr Orten grundeten sich die burgerschaftlich oder kirchlich initiierten ambulanten Hospizdienste 1986 wurde das erste stationare Hospiz in Deutschland eroffnet dem bald weitere Einrichtungen folgten 1992 wurde als bundesweite Dachorganisation die Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz gegrundet heute Deutscher Hospiz und PalliativVerband e V 9 Die Arbeitsgemeinschaft setzte sich zusammen mit anderen Organisationen fur eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung der Hospizarbeit ein Als Ergebnis der Bemuhungen stimmte im Dezember 1996 der Deutsche Bundestag einer solchen Regelung zu 39a des SGB V woraufhin eine Rahmenvereinbarung zwischen der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz und den Krankenkassen geschlossen wurde Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ambulante und stationare Hospizarbeit uberwiegend durch Spenden und ehrenamtliches Engagement finanziert Dies wurde nun durch die Zuschusse von Kranken und Pflegekassen erheblich erleichtert Stationare Hospizpatienten hatten aber weiterhin einen Eigenanteil zu zahlen der je nach Pflegestufe und Tagesbedarfssatz des jeweiligen Hospizes unterschiedlich hoch ausfiel Beeinflusst wurde die Entwicklung ambulanter und stationarer Hospize durch das vermehrte Auftreten von AIDS Die bestehenden Angste in der Gesellschaft fuhrten zu einer zum Teil unzureichenden Versorgung aidskranker Menschen Regionale Gruppen der AIDS Hilfe arbeiteten zusammen mit den Hospizinitiativen an der Verbesserung der Situation sterbender AIDS Patienten 10 Ende der 1990er Jahre kam es zur Grundung von mehreren stationaren Hospizen die nur HIV positive bzw AIDS Patienten aufnahmen 2007 wurde mit dem GKV Wettbewerbsstarkungsgesetz GKV WSG 11 der Rechtsanspruch auf Spezialisierte ambulante Palliativversorgung SAPV in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung 37b 132d SGB V aufgenommen Der zunehmenden Nachfrage an Begleitungen konnte dennoch bald nicht mehr entsprochen werden da die begrenzten Mittel keinen weiteren Ausbau der Hospizarbeit mehr erlaubten Im Marz 2009 forderte der Deutsche Hospiz und PalliativVerband daher eine Neuregelung des 39a Die Forderung wurde durch Studienergebnisse uber die Hospizarbeit in Deutschland gestutzt 12 Im August 2009 traten entsprechende Neuregelungen in Kraft die den Leistungserbringern Fordersummen gewahrt was aber mit bestimmten Bedingungen verknupft ist Die demographische Entwicklung macht einen Ausbau der Versorgungsangebote fur schwerstkranke und sterbende Menschen weiterhin notwendig so dass eine Anpassung der gesetzlichen Grundlagen immer wieder geboten ist Mit dem am 8 Dezember 2015 in Kraft getretenen Hospiz und Palliativgesetz HPG 13 erfolgten diesbezugliche Erganzungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung 14 Grundprinzipien Bearbeiten Als Grundprinzip der Hospizarbeit gilt dass der Sterbende und seine Bedurfnisse im Mittelpunkt stehen Sein Leben darf weder gewaltsam verkurzt noch verlangert werden Dabei sind alle Ebenen menschlichen Daseins korperliche psychische soziale und spirituelle Ebene zu berucksichtigen Angehorige und nahen Bekannte werden grundsatzlich in das Versorgungsnetz mit einbezogen ihnen wird auch nach dem Tod ihres Angehorigen Unterstutzung in der Trauer angeboten Das Hilfsangebot sollte rund um die Uhr zur Verfugung stehen Das Team der Helfenden das insbesondere von Freiwilligen Ehrenamt gebildet wird muss seinerseits begleitet werden Ziel ist ausserdem die Begriffe Tod und Sterben durch Reintegration in die Gesellschaft zu enttabuisieren 15 Einrichtungen Bearbeiten Zu den Einrichtungen die von der Hospizbewegung initiiert sind zahlen Hospizgruppen und ambulante Hospizdienste die sterbende Menschen zu Hause oder in anderen Einrichtungen begleiten sowie stationare Hospize Trager dieser Einrichtungen sind private Vereine bezeichnet etwa als Hospizverein und kirchliche Verbande wie Caritas Malteser Hilfsdienst und Diakonie Andere schon vorher bestehende Einrichtungen des Gesundheitswesens integrieren hospizliche Inhalte in ihre Angebote beispielsweise palliativmedizinische Abteilungen und Palliativstationen die den Hospizgedanken im Krankenhausbereich umsetzen Literatur BearbeitenDetlev Zech Entwicklung der Palliativmedizin in Deutschland In Eberhard Klaschik Friedemann Nauck Hrsg Palliativmedizin heute Berlin u a 1994 S 85 102 Franco Rest Sterbebegleitung statt Sterbehilfe Herder Verlag Freiburg Br 1997 Mary Campion Ein Hospiz entsteht von Pionierinnen der Hospizbewegung Attenkofer Straubing 1997 J C Student Hrsg Das Hospiz Buch 4 erweiterte Auflage Lambertus Freiburg 1999 Peter Godzik Der barmherzige Samariter und die Heilung des Gelahmten eine Geschichte der Hospizbewegung in Deutschland in Diakonisches Werk der EKD Hrsg Hospizarbeit in Diakonie und Kirche Reflexionen und Konkretionen Stuttgart DW EKD 2002 S 13 23 online auf pkgodzik de Oliver Seitz und Dieter Seitz Die moderne Hospizbewegung in Deutschland auf dem Weg ins offentliche Bewusstsein Ursprunge kontroverse Diskussionen Perspektiven Mit einem Begleitwort von Wolfgang U Eckart Mit einem Vorwort von Paul Becker und Propst Peter Godzik Centaurus Herbolzheim 2002 ISBN 3 8255 0367 4 Peter Godzik Hospizlich engagiert Erfahrungen und Impulse aus drei Jahrzehnten Steinmann Verlag Rosengarten b Hamburg 2011 ISBN 978 3 927043 44 2 Inhaltsverzeichnis Michaela Fink Von der Initiative zur Institution Die Hospizbewegung zwischen lebendiger Begegnung und standardisierter Dienstleistung Ludwigsburg der hospiz verlag 2012 ISBN 978 3 941251 52 6 Andreas Heller Sabine Pleschberger Michaela Fink Reimer Gronemeyer Die Geschichte der Hospizbewegung in Deutschland der hospiz verlag Ludwigsburg 2012 ISBN 978 3 941251 53 3 Giovanni Maio Hospizbewegung In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 628 630 Weblinks BearbeitenDie Hospizbewegung auf www dhpv de Christoph Student Informationen uber Hospiz und die Hospizbewegung auf www hospize eu Ambulanter Hospiz und Palliativ Beratungsdienst Die Quelle Geschichte der Hospizbewegung Einzelnachweise Bearbeiten Michael Stolberg Die Geschichte der Palliativmedizin Medizinische Sterbebegleitung von 1500 bis heute Mabuse Frankfurt am Main 2011 hier S 237 241 Die Anfange der Hospizbewegung Peter Godzik Die Hospizbewegung in der Bundesrepublik Deutschland In Texte aus der VELKD 47 1992 S 7 abgerufen am 21 Mai 2015 Werner Burgheim Zur Geschichte der Hospizbewegung In Werner Burgheim Hrsg Hospizarbeit zuruck in die Zukunft mit Qualitat Ideen und Profil Forum Verlag Herkert 2006 S 15 f Akademie Sankelmark Hrsg Dokumentation I anlasslich der Nordischen Hospiztage Fachtagung vom 1 bis 5 Marz 1993 S 27 Isabella Jordan Hospizbewegung in Deutschland und den Niederlanden Palliativversorgung und Selbstbestimmung am Lebensende Campus Verlag Frankfurt am Main 2007 S 200 ISBN 978 3 593 38362 0 Jordan 2007 S 47 Gunther Dahl Einfach mitgehen In Die Zeit Ausgabe 15 1991 abgerufen am 25 August 2015 K Wilkening P Godzik Die Hospizbewegung in Niedersachsen Wurzeln Entwicklungen und Perspektiven In Hospiz bewegt Niedersachsen Die Landesarbeitsgemeinschaft stellt sich vor Hannover 2001 S 10 20 Heller et al 2012 S 188 227 Heller et al 2012 S 228 263 Text Anderungen und Begrundungen des GKV Wettbewerbsstarkungsgesetz GKV WSG Ambulante Hospizdienste und stationare Hospize vor existenziellen Problemen Neuregelungen dringlich PDF 179 kB dhpv de abgerufen am 25 August 2015 Text Anderungen und Begrundungen des Hospiz und Palliativgesetzes HPG Bundesministerium fur Gesundheit Bundestag beschliesst Gesetz zur Verbesserung der Hospiz und Palliativversorgung abgerufen am 25 November 2015 Wilkening und Godzik 2001Normdaten Sachbegriff GND 4212785 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hospizbewegung amp oldid 232259129