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Ein Oxygenator ist ein medizintechnisches Produkt das Blut mit Sauerstoff anreichert und Kohlenstoffdioxid aus dem Blut entfernt Er wird zur Aufrechterhaltung des Gasaustausches in der Herzchirurgie als Einzelteil 1 der Herz Lungen Maschine verwendet und in der Intensivmedizin zur Behandlung von akutem Lungenversagen Der Oxygenator ersetzt kurzzeitig die Funktion der Lunge Es gibt Film Blasen und Membranoxygenatoren wobei in Deutschland fast ausschliesslich letztere verwendet werden Inhaltsverzeichnis 1 Filmoxygenator 2 Blasenoxygenator Bubbleoxygenator 3 Membranoxygenator 4 Warme und Kalteubertragung 5 Integration weiterer Funktionen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseFilmoxygenator BearbeitenDer erste Oxygenator war der Mayo Gibbon Sieboxygenator aus dem Jahr 1953 benannt nach der Mayo Clinic und dem Chirurgen John Heysham Gibbon Das von einer Rollenpumpe geforderte Blut fliesst uber grossflachige Siebe in fast reiner Sauerstoffumgebung An der so vergrosserten Blutoberflache findet der Gasaustausch statt Das gleiche Prinzip verfolgten Scheibenoxygenatoren In einem horizontalen Zylinder rotieren Scheiben die zu ca einem Drittel in Blut eintauchen und so von einem Blutfilm bedeckt werden an dessen vergrosserter Oberflache der Gasaustausch stattfindet Beide Verfahren sind kaum zu steuern Die Materialien mussen nach jedem Gebrauch aufwandig gereinigt und sterilisiert werden Ausserdem ist der direkte grossflachige Kontakt mit Sauerstoff wenig blutschonend Plasmaproteine werden denaturiert Thrombozyten sowie Erythrozyten werden angegriffen und konnen Schaden nehmen Blasenoxygenator Bubbleoxygenator BearbeitenBeim Blasenoxygenator oder Dispersionsoxygenator erfolgt eine Dispersion von Gas in Blut Eingefuhrt wurde der Dispersionsoxygenator von Denton Cooley 2 Bereits 1955 konnte Blut durch Gasblasen mit Sauerstoff angereichert werden Dazu lasst man Gasblaschen in einer Blutsaule aufsteigen Der Gasaustausch findet direkt an der Oberflache der Gasblaschen statt Wenn der Gasfluss erhoht wird erzeugt man mehr und kleinere Blaschen wodurch die Sattigungsleistung steigt Wie beim Filmoxygenator lasst sich dabei aber der Partialdruck des Sauerstoffs nicht unabhangig vom Partialdruck des Kohlendioxids steuern Unter Umstanden muss dem Gasgemisch sogar wieder Kohlendioxid zugesetzt werden Um die Gefahr von Mikroembolien durch Gasblaschen zu minimieren muss ein Entschaumer verwendet werden Trotz der Nachteile war dieser Oxygenatortyp fur entscheidende Fortschritte und eine grosse Verbreitung der Herzchirurgie verantwortlich Membranoxygenator BearbeitenDer Membranoxygenator mit einer semipermeablen Membran zwischen Blut und Gas wurde von Willem J Kolff und R Balzer 1955 entwickelt 3 und zum ersten Mal 1956 eingesetzt in grosserem Umfang seit etwa 1980 Heute wird in Deutschland praktisch nur dieser Oxygenatortyp verwendet Bei diesem Verfahren ist die Gas von der Blutseite durch eine Membran getrennt ahnlich der menschlichen Lunge Der Gasaustausch findet entlang der gasdurchlassigen Membran durch Partialdruckdifferenzen der beteiligten Gase statt Die Mischung von Druckluft und Sauerstoff wird mittels eines Gasblenders elektronisch oder analog eingestellt Es ist stromungstechnisch schwierig einen Kompromiss zwischen Blutschadigung Thromboseneigung und gutem Gasaustausch zu finden Aus diesem Grund kommen heutzutage bei allen Membranoxygenatoren Beschichtungen zum Einsatz Diese Beschichtungen bestehen meist aus Heparin allerdings gibt es auch heparinfreie Polymerbeschichtungen Diese Polymere sind meist Amphiphile Durch diese Polymere wird die ehemals hydrophobe Faseroberflache hydrophil Sobald eine Flussigkeit an der Membranfaser entlang geleitet wird bildet sich an ihrer Oberflache ein dunner Film aus Wassermolekulen wodurch eine geringere Reibung und eine niedrigere Thrombogenitat erreicht wird Es gibt zwei Arten von Oxygenierungsfasern 4 Polypropylen basierte Fasern hochporos nicht plasmadicht Polymethylpenten basierte Fasern plasmadicht Bei Polypropylen basierte Fasern PP kann es zum Ubertritt von Blutplasma aus der Blutphase des Oxygenators in die Gasphase kommen die sogenannte Plasmaleckage Es bildet sich ein Schaum der den Gasfluss durch den Oxygenator verringert und dadurch die Gastransferleistung des Oxygenators mindert Polypropylenmembranen besitzen mikroporose Kapillaren die exzellente Gasaustauscheigenschaften aufweisen aber langfristig auch fur geringe Mengen Blutplasma durchlassig sind 4 Sie finden ihren Einsatz z B in der Herz Lungen Maschine und sind fur Einsatzzeitraume im Stundenbereich zugelassen Weiterhin sind PP Fasern durchlassig fur Narkosegase wie z B Sevofluran oder Desfluran Somit ist es potentiell moglich eine Gasnarkose wahrend einer herzchirurgischen Operation durch die extrakorporaler Zirkulation weiterzufuhren Der Nutzen dieser Funktion ist umstritten die Studienlage dazu ist unzureichend Plasmadichte Fasern bestehen aus Polymethylpenten PMP und haben eine plasmadichte Beschichtung wodurch sie fur Einsatzzeitraume von bis zu 14 Tagen zugelassen sind 5 Sie werden bei prolongierten extrakorporalen Zirkulationen ECMO eingesetzt Sie entwickeln keine Plasmaleckage weisen jedoch eine etwas geringere Gastransferleistung als polypropylenbasierte Membranoxygenatoren Durch die glattere Oberflache sind die PMP Membranen blutschonender und indizieren eine verbesserte Biokompatibilitat Membranoxygenatoren sind sterile Einmalprodukte und mussen daher nicht gereinigt oder aufbereitet werden Warme und Kalteubertragung BearbeitenAlle heute verwendeten Oxygenatoren besitzen zusatzlich einen Warmeubertrager der das durchstromende Blut mit Hilfe von Wasser erwarmen oder abkuhlen kann Dafur werden sowohl Systeme aus Edelstahl als auch Kapillarsysteme aus Kunststoff verwendet Um die Effizienz zu erhohen fliesst das Blut immer entgegen oder quer zur Flussrichtung des Wassers Integration weiterer Funktionen BearbeitenDie Entwicklung geht hin zur Integration weiterer Funktionen in die Oxygenatoren z B Pumpfunktion durch integrierte Zentrifugalpumpe 6 Ballonpumpe 7 oder integrierte Sensorik fur relevante Blutparameter 5 Durch diese Integration reduziert sich das extrakorporal geforderte Volumen wodurch Begleiterscheinungen der Oxygenator Therapie wie Anamie Hypothermie Hamolyse Koagulation oder Thrombozytenaggregation verringert werden 8 Literatur BearbeitenReinhard Larsen Anasthesie und Intensivmedizin in Herz Thorax und Gefasschirurgie 1 Auflage 1986 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York u a 1999 ISBN 3 540 65024 5 S 81 88 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Vossschulte Hanns Gotthard Lasch und F Heinrich Herausgeber Innere Medizin und Chirurgie 2 Auflage Thieme Verlag Stuttgart und New York 1981 ISBN 3 13 562602 4 Seite 62 Friedrich Wilhelm Hehrlein Herz und grosse Gefasse In Franz X Sailer F W Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 164 185 hier S 167 Vgl Friedrich Wilhelm Hehrlein Herz und grosse Gefasse In Franz X Sailer F W Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 164 185 hier S 167 a b A Philipp M Foltan F Schettler M Gietl A Thrum S Schmidt A Holzamer T Muller T Bein K Lehle C Schmid Langzeitfunktion von Oxygenatoren bei extrakorporaler Lungenunterstutzung In Kardiotechnik 1 2009 Memento des Originals vom 6 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dgfkt de ISSN 0941 2670 S 3 7 PDF Datei a b Cardiohelp The world s smallest heart lung machine saves lives vom 29 Oktober 2008 European Hospital Online 1 2 Vorlage Toter Link www european hospital com Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt 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Preclinical In Vivo Testing In ASAIO Journal Mai Juni 2011 57 3 DOI 10 1097 MAT 0b013e31820bffa9 S 158 163 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oxygenator amp oldid 223470628