www.wikidata.de-de.nina.az
Otto Rennefeld 17 Januar 1887 in Kaldenkirchen 22 Juli 1957 in Kongen war ein anthroposophischer deutscher Dichter der vor allem in anthroposophischen Kreisen bekannt wurde Rennefeld der im Alter von 17 Jahren erblindete war mit der Arztin Ilse Rennefeld verheiratet mit der er im Dritten Reich durch das Unternehmen Sieben vor der drohenden Verschleppung seiner judischen Frau in die Schweiz emigrierte Er lebte mit seiner Frau und ihrer Freundin Klare Meumann in einer Lebensgemeinschaft in Berlin und nach dem Zweiten Weltkrieg in Kongen Sie bewohnten das spater so genannte Otto Rennefeld Haus das sich zu einem Haus kultureller Begegnung entwickelte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Studium 1 3 Weimarer Republik 1 4 Nationalsozialismus und Nachkriegszeit 1 5 Lebensabend 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 FussnotenLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Otto Rennefeld wurde am 17 Januar 1887 als altestes von drei Kindern in Kaldenkirchen am Niederrhein geboren Sein Vater Otto Rennefeld 1 war Kaufmann und entstammte einer kunstlerisch aufgeschlossenen Familie Seine Mutter Adele war eine Bauerntochter aus der Eifel und hatte die Jugendjahre bei ihrem Onkel Friedrich Wilhelm Weber verbracht dem Autor des Romans Dreizehnlinden Ein Keuchhusten in der Vorschulzeit fuhrte bei Otto Rennefeld zu einer dauerhaften Sehschwache Nach dem Umzug der Familie nach Koln wurde 1896 das sehkraftigere Auge des 9 Jahrigen durch einen Faustschlag verletzt Da Rennefelds Sehvermogen zusehends abnahm gaben die Eltern den 16 jahrigen Sohn 1903 in die Blindenanstalt Duren wo er Schulunterricht erhielt und im Besenbinden Korbflechten und Klavierstimmen ausgebildet wurde Er war 17 Jahre alt als er gegen eine Eisenstange stiess und dadurch vollends erblindete Friedrich Behrmann schreibt dazu in einer biographischen Skizze uber Rennefeld 2 Sein letzter Augeneindruck war das Rot der Abendsonne gewesen Was er in den Jahren vorher so hingebend stark aus allem Naturgeschehen in sich aufgetrunken hatte es konnte fortan nur noch in Erinnerungsbildern leben die sich aber nun innerlich vertieften und spaterhin vor allem durch die Begegnung mit der Anthroposophie immer mehr vergeistigten Mit 19 Jahren wechselte Rennefeld 1906 auf das Friedrich Wilhelm Gymnasium in Koln das er nach dem Tod seines Vaters 1908 verliess Studium Bearbeiten Rennefeld studierte ab dem Wintersemester 1908 1909 bis zum Wintersemester 1911 1912 sieben Semester an der Philosophischen Fakultat der Friedrich Wilhelms Universitat Bonn 3 Er belegte Vorlesungen in Philosophie Geschichte Germanistik und Kunstgeschichte und einen Kurs uber Vortragskunst der ihm spater beim Rezitieren seiner Dichtungen zugutekam Wahrend des Studiums bildete er mit Studienkameraden eine literarische Vereinigung zur Pflege moderner Dichtung Rainer Maria Rilke Stefan George Hugo von Hofmannsthal Christian Morgenstern in der er geistig anregend und fuhrend wirkte Die Gemeinschaft zerschlug sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs weil die meisten seiner Freunde im Krieg fielen 4 Von 1910 bis 1912 konnte er erste Gedichte in den Zeitschriften Jugend Die Schaubuhne und Der Turmer veroffentlichen 5 Zwischen 1911 und 1913 brachte Rennefeld seine ersten Gedichtbande heraus 6 Durch den Schriftsteller und Anthroposophen Hans Hasso von Veltheim wurde Rennefeld in seiner Studienzeit mit der Anthroposophie bekannt 1914 trat er dem Kolner Zweig der Theosophischen Gesellschaft bei und horte erste Vortrage von Rudolf Steiner dem Begrunder der Anthroposophie 7 Die Rezitation eigener Dichtungen verschaffte ihm in literarisch interessierten Kreisen alsbald Beachtung 8 Er beeindruckte nicht nur durch bardenhaft vorgetragene Wort Macht sondern was im Spatwerk sich noch steigern sollte geradezu durch Wort Gewalt die aber immer freilassend nie magisch zwingend erschien Das Los der Erblindung hatte innere Klange und Bilder auferweckt die zur Gestaltung drangten Weimarer Republik Bearbeiten 1913 hatte Otto Rennefeld die Berlinerin Ilse Bobreker 1895 1984 kennengelernt die Tochter des judischen Getreidehandlers Gustav Bobreker und seiner Frau Emma Bobreker geb Zernik Der Anlass ihres ersten Zusammentreffens war eine Dichterlesung mit seinen Gedichten der an Ilses Schule der Auguste Victoria Schule in Berlin veranstaltet wurde 9 Ilse Brobeker studierte Medizin in Berlin und Tubingen zusammen mit ihrer Freundin Klare Meumann 1894 1980 Beide erhielten ihre Approbation 1920 in Berlin Otto Rennefeld und Ilse Bobreker verlobten sich 1919 in Tubingen und heirateten ein Jahr spater an Goethes Geburtstag am 28 August 1920 in Berlin Zuvor war Otto Rennefeld 1918 zusammen mit seiner Mutter Adele und seiner Schwester Leni von Koln nach Berlin umgezogen Das Ehepaar und Klare Meumann die Freundin der Ehefrau liessen sich in Charlottenburg nieder zuerst in der Kantstrasse 130a ab 1932 in der Suarezstrasse 64 Sie lebten von nun an in einer Lebensgemeinschaft zusammen die nur einige Jahre in der Nazizeit unterbrochen wurde 10 Mit im Haus wohnten Otto Rennefelds Mutter Adele seine Schwester Leni und Ilse Rennefelds Schwester Edith Unter Rennefelds Einfluss wurden auch die beiden Freundinnen zu Anhangern der anthroposophischen Bewegung und nahmen 1921 und 1924 in Dornach in der Schweiz an Rudolf Steiners Arztekursen uber ganzheitliche Medizin teil In ihrer Gemeinschaftspraxis praktizierten die Arztinnen eine Medizin auf anthroposophischer Grundlage Sie wurden zunachst vor allem von Patienten aus dem gehobenen Burgertum des Berliner Westens konsultiert Nachdem Grafin Eliza von Moltke ebenfalls eine Anhangerin der anthroposophischen Bewegung Ilse Rennefelds Patientin geworden war suchten auf ihre Empfehlung auch Angehorige der Berliner Offiziers und Adelskreise ihren arztlichen Beistand 11 1922 wurden zwei weitere Gedichtbande von Otto Rennefeld veroffentlicht davon einer auf Anregung Rudolf Steiners in dem anthroposophischen Stuttgarter Verlag Der Kommende Tag 12 Von 1922 bis 1972 erschienen uber 160 seiner Gedichte in der anthroposophischen Zeitschrift Das Goetheanum von 1941 bis Anfang 1945 unter dem Pseudonym A Harfner 13 Bei einem Besuch in Dornach um die Jahreswende 1922 1923 musste das Ehepaar das Abbrennen von Steiners Zentrum der anthroposophischen Bewegung des ersten Goetheanums erleben 1922 lernte Rennefeld den Dichter Albert Steffen kennen der nach Steiners Tod 1925 die Fuhrung der Anthroposophischen Gesellschaft ubernahm Beide verband eine lebenslange Freundschaft Ein Jahr nach Rennefelds Tod gab Albert Steffen zusammen mit Ilse Rennefeld und Klare Meumann das Gesamtwerk von Otto Rennefeld heraus 14 Der Dreierbund der beiden Rennefelds und der Freundin Klare Meumann fuhrte ein offenes Haus in dem regelmassig Konzerte literarische Lesungen und Arbeitsabende mit anthroposophischen Arzten stattfanden Die beiden Freundinnen kauften ein Grundstuck in Spandau nahe der Havel und liessen dort ein Landhaus zur Erholung errichten und legten einen biologisch dynamischen Blumen Obst und Gemusegarten an den sie nach einem Gedicht von Eduard Morike Orplid nannten 15 Otto Rennefeld unternahm mit Frau und Freundin viele Reisen in Deutschland der Schweiz Osterreich Italien Finnland Frankreich England und Russland 16 Nationalsozialismus und Nachkriegszeit Bearbeiten Zum Leben von Otto und Ilse Rennefeld unter dem Nationalsozialismus und nach dem Zweiten Weltkrieg siehe Ilse Rennefeld Nationalsozialismus Lebensabend Bearbeiten 1957 starb Otto Rennefeld in Kongen nach fast 37 jahriger Ehe im Alter von 70 Jahren 1958 holte Ilse Rennefeld Leni Lamparter die Schwester ihres Mannes aus Moskau zuruck Sie war 1923 mit ihrem Mann einem Ingenieur nach Tiflis ausgewandert und wurde im Krieg nach Sibirien verschleppt wo sie 10 Jahre in Lagerhaft verbracht hatte 1958 brachten die beiden Freundinnen zusammen mit Albert Steffen eine dreibandige Gesamtausgabe von Otto Rennefelds Gedichten heraus Klare Meumann starb 1970 im Alter von 86 Jahren nach 10 jahriger Krankheit und Pflege durch ihre Freundin mit der sie 72 Jahre eng befreundet gewesen war Ilse Rennefeld hielt noch bis in ihr 87 Lebensjahr hinein Sprechstunden ab Sie starb im Alter von 88 Jahren am 1 Januar 1984 in Kongen 17 Schriften BearbeitenOtto Rennefeld Regina eine Dichtung Berlin Oesterheld 1912 Otto Rennefeld Gedichte Halbseele Helldunkel Bilder amp Balladen Berlin Oesterheld 1912 Otto Rennefeld Des Lichtes Melodie Berlin Oesterheld 1913 Otto Rennefeld Gefahrten der Fruhe Sonnenkinder Mondestraumer Erdensucher Oldenburg Stalling 1922 Otto Rennefeld Urgeschwister Sonnentanzer Mondesgaukler Erdenwaller Stuttgart Der Kommende Tag 1922 Otto Rennefeld Ein heimatloser Mensch drei Gedichtbucher mit einem Epilog aus einem Totengedichtbuch Basel Geering 1945 Otto Rennefeld Dichtungen sieben Bucher in drei Banden Gefahrten der Fruhe Sonnenhymnen und des Lichtes Melodie die Verwandlung des Damons der Fremdling der einsame Bergwanderer das Ratsel der Rose ein heimatloser Mensch die Heimkehr des Menschen Mit einem Geleitwort von Albert Steffen Munchen Unterhaching Verlag Die Rose 1958 Literatur BearbeitenFriedrich Behrmann Vom Leben und Werk des Dichters Otto Rennefeld In Das Goetheanum Jahrgang 66 1987 Seite 167 170 Siehe auch Matile 2017 Olaf Daecke Kultur Kunst Wirtschaft Portraits der baden wurttembergischen Region Kongen und Wendlingen Stuttgart SchneiderEditionen 2016 Seite 50 52 278 299 317 319 Friedrich Hiebel Herausgeber Autorenregister der Wochenschrift Das Goetheanum Jahrgang 1 61 1921 1982 Dornach Goetheanum 1983 Seite 167 pdf Gedichte von Otto Rennefeld 179 180 Gedichte von 1941 bis Anfang 1945 unter dem Pseudonym A Harfner Seite 168 vielfache Eintrage zu Otto Rennefeld bei anderen Autoren Heinz Matile Otto Rennefeld pdf Gekurzt und erganzt nach Behrmann 1987 Mit Literaturliste Winfried Meyer Unternehmen Sieben eine Rettungsaktion fur vom Holocaust Bedrohte aus dem Amt Ausland Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht Frankfurt am Main Hain 1993 Seite 82 98 Peter Selg Herausgeber Anthroposophische Arzte Lebens und Arbeitswege im 20 Jahrhundert mit einer Skizze zur Geschichte der anthroposophischen Medizin bis zum Tod Rudolf Steiners 1925 Dornach Verlag am Goetheanum 2000 Seite 200 Peter Selg Ilse Rennefeld Eine anthroposophische Arztin judischer Herkunft im niederlandischen Exil 1939 1942 Arlesheim Ita Wegman Institut 2017 Peter Selg Ilse Rennefeld 1895 1984 Werdegang Flucht und Rettung einer anthroposophischen Arztin judischer Herkunft Zur Auswertung eines umfangreichen Nachlasses In Jahresbericht des Ita Wegman Instituts 2017 Seite 9 25 pdf Friedrich Kempter Herausgeber Im Gedenken an Otto Rennefeld Gedichte Otto Rennefeld Dornach Schweiz Verlag fur Schone Wissenschaften 1965 Vorschriften fur die Studirenden der Koniglichen Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn Bonn Carl Georgi 1892 3 Seite 4 Vorschriften Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Otto Rennefeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gedichte von Otto Rennefeld in der Zeitschrift Die Drei Otto Rennefeld im Deutschen Literaturarchiv Marbach Fussnoten Bearbeiten Otto Rennefelds Vater starb 1908 Kolner Adressbuch Behrmann 1987 Seite 167 Matrikel der Universitat Bonn Rennefeld wurde nach 3 der Vorschriften vom 1 Oktober 1879 aufgenommen der die Zulassung von Studenten ohne Reifezeugnis regelte siehe Vorschriften 1892 Behrmann 1987 Seite 168 Deutsches Literaturarchiv Marbach Kallias Rennefeld 1912 1 Rennefeld 1912 2 Rennefeld 1913 Die Dichterpreise der Johannes Fastenrath Stiftung und der Paul Kuczinsky Stiftung die Rennefeld nach Matile 2017 fur seine Erstlingswerke erhielt waren Ehrengaben zur Unterstutzung hilfsbedurftiger Schriftsteller und keine literarischen Auszeichnungen Behrmann 1987 Seite 168 Matile 2017 Selg 2017 2 Seite 10 Selg 2017 2 Seite 10 11 Meyer 1993 Seite 90 Meyer 1993 Seite 90 Grafin Eliza von Moltke 1859 1932 war die Witwe des ehemaligen Generalstabschefs der kaiserlichen Armee Helmuth von Moltke Moltke der Jungere Er war der Neffe des beruhmten Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke Moltke der Altere und personlicher Adjutant von Kaiser Wilhelm II Rennefeld 1922 1 Rennefeld 1922 2 Hiebel 1983 Rennefeld 1958 Das Landhaus lag auf der Weinmeisterhohe in Spandau Adresse Zur Haveldune 4 Karte nbsp 52 503841 13 185428 Selg 2017 2 Seite 17 18 Selg 2017 2 Seite 25 10 Daecke 2016 Seite 284 286 290 Normdaten Person GND 107073323 lobid OGND AKS VIAF 57120477 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rennefeld OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Dichter und AnthroposophGEBURTSDATUM 17 Januar 1887GEBURTSORT KaldenkirchenSTERBEDATUM 22 Juli 1957STERBEORT Kongen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Rennefeld amp oldid 226621082