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Otto Bernhard Friedrich Burrmeister 14 Oktober 1899 in Hamburg 20 Oktober 1966 in Recklinghausen war ein deutscher Festspielintendant Nach einer weitgehend autodidaktisch betriebenen Ausbildung wurde er 1945 Verwaltungsdirektor mehrerer Hamburger Theater und gehorte in dieser Funktion zu den Grundern der Ruhrfestspiele in Recklinghausen die er von 1951 bis 1966 verantwortlich leitete Ruhrfestspiele Altes LogoInhaltsverzeichnis 1 Familie Ausbildung und fruhe Tatigkeit 2 Die Ruhrfestspiele 3 Konzepte und Kritik 4 Ehrungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie Ausbildung und fruhe Tatigkeit BearbeitenOtto Burrmeister wurde in Hamburg als siebtes von acht Kindern geboren Seine Mutter Friederike Dorothea Marie geb Buck stammte aus Mecklenburg sein Vater Joachim Friedrich Albert Burrmeister aus Pommern Dieser war Bauhilfsarbeiter und Analphabet Otto Burrmeister besuchte von 1906 bis 1924 die Volksschule wobei er zwei Klassen uberspringen durfte Dort trat er mit erstaunlichen Gedachtnisleistungen und Kopfrechenfahigkeiten hervor Schon mit zwolf Jahren trug er als Laufjunge in einem Handelsunternehmen zum Familieneinkommen bei nach Beendigung seiner Schulzeit begann er dort eine kaufmannische Lehre die er jedoch abbrach Wahrend seiner Schulzeit begann er sich Wissensgebiete autodidaktisch anzueignen und klassische Literatur zu lesen 1 1914 trat er in die Marine Jugendwehr ein wo er eine vormilitarische Ausbildung erhalt unter anderem im Signalwesen 1916 trat er in die Arbeiterjugendbewegung ein wo er unter anderem Erich Ollenhauer kennenlernte 2 1917 wurde er zum 4 Garde Regiment zu Fuss nach Potsdam eingezogen er kampfte in der Marz Offensive bei St Quentin 1919 wurde er aus der Armee entlassen und war danach zwei Jahre arbeitslos In dieser Zeit wurde er Mitglied der USPD nahen Freien Proletarischen Jugend Er besuchte Lehrveranstaltungen der neuen Universitat Hamburg in Wirtschaftswissenschaften und befasste sich mit philosophischer Literatur 3 Neben seiner zeichnerischen Begabung entwickelte er ein grosses Interesse fur das Theater Bei dieser Beschaftigung machte er in Hamburg fruhzeitig Bekanntschaft mit bedeutenden Theaterleuten wie Gustaf Grundgens Paul Kemp und Fritz Kortner 4 1922 nahm er fur kurze Zeit eine kaufmannische Ausbildung an den Grone Schulen auf bis er Prokurist im Handelsunternehmen eines Freundes wurde das 1923 bei der Einfuhrung der Rentenmark in Konkurs ging Danach eroffnete er eine Buch und Papierhandlung in Altona mit der Absicht sich die Mittel zum Besuch der Kunst und Gewerbeschule zu verschaffen geriet aber bald ebenfalls in Konkurs und wurde arbeitslos 5 1927 heiratete Otto Burrmeister Gertrud Johanna Wohler 19 November 1900 1928 wurde beider Sohn Walter geboren 6 1930 beteiligte er sich an der Grundung der Zeitung Echo der Woche und spater an der einer Erwerbslosenzeitung Otto Burrmeister bemuhte sich in dieser Zeit besonders um die kulturelle Betreuung der Erwerbslosen zum Beispiel durch Organisation von Rezitationsabenden 7 1931 war er einer der Grunder der Pionierbewegung und in der Endphase der Weimarer Republik Werbeleiter der Hamburger SPD 8 1933 wurde er vorubergehend interniert Im Zweiten Weltkrieg war er als Funklehrer eingesetzt 9 Die Ruhrfestspiele BearbeitenAls unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg fur die Hamburger Theater zur Erganzung des Teams um die technischen Direktoren Hermann Mendt und Adolf Zotzmann ein Verwaltungsleiter gesucht wurde erinnerten sich fruhere Mitstreiter aus der Gewerkschaftsbewegung an Otto Burrmeister 10 Schon zu dieser Zeit hatte er den Plan fur ein gewerkschaftliches Kulturwerk er ging davon aus dass die Arbeiterbewegung in der Zeit der Weimarer Republik versagt habe 11 Als Verwaltungsleiter hatte er sich um die elementarsten und lebensnotwendigsten Bedurfnisse der Theater Mitarbeiter zu kummern konnte aber auch in begrenztem Rahmen in der Dramaturgie mitarbeiten 12 Mit dem in der extremen Kalte des Winters 1946 1947 beschafften Torf und Holz aus Waldern in der Umgebung Hamburgs konnten die Theater nicht beheizt werden Der Erste Burgermeister Hamburgs Max Brauer weigerte sich zwar die Theater mit dem viel zu knappen Brennmaterial zu versorgen veranlasste aber dass den Theaterleitern zwei Lastwagen zur Verfugung gestellt wurden um damit aus dem Ruhrgebiet Kohlen zu beschaffen Bei ihrer ersten Fahrt in einer Nacht Ende 1946 sahen Burrmeister und seine Mitfahrer als erstes von der Autobahn die Anlagen der Zeche Konig Ludwig 4 5 in Recklinghausen Suderwich am Nordrand des Ruhrgebiets Dort erhielten sie bereitwillig das Brennmaterial wobei man die Gewichtskontrollen der britischen Besatzungsmacht zu umgehen verstand Insgesamt konnte auf mehreren Fahrten uber 300 t Koks beschafft werden 13 nbsp Stadtischer Saalbau Recklinghausen 2006 Als Gegenleistung gaben die Hamburger Theater Staatsoper Thalia Theater Schauspielhaus im Sommer 1947 Gastspiele in Recklinghausen Schon im Fruhjahr 1947 entwickelte Burrmeister die Initiative zur Weiterfuhrung der Theatergastspiele in den Folgejahren in Tragerschaft der Gewerkschaften stiess mit dieser neuen Idee beim DGB auf Ablehnung bei der Stadt Recklinghausen hingegen auf Interesse 14 Wahrend der Sommergastspiele 1947 setzte sich Max Brauer energisch fur die Etablierung von Arbeiter Festspielen ein wobei er die Festspiele von Bayreuth oder Salzburg als Modell sah 15 Otto Burrmeister gelang es 1948 Hans Bockler damals DGB Vorsitzender in der britischen Zone fur seine Idee zu gewinnen Im Januar 1949 wurde die Ruhr Festspiel GmbH mit dem DGB und der Stadt Recklinghausen als Gesellschaftern gegrundet In den ersten Jahren wurden unter der Leitung von Karl Pempelfort Gastspiele fremder Buhnen geboten ab 1951 begann die Tradition der Eigeninszenierungen 16 Im gleichen Jahr ubernahm Otto Burrmeister der bis dahin fur die Werbung zustandig war die Leitung der Festspiele die er bis 1966 behielt Einen wichtigen ideellen Unterstutzer fand Burrmeister in Bundesprasident Theodor Heuss Auf dessen Initiative hin wurde ein Forderverein ins Leben gerufen in dem sich unter anderem industrielle Forderer engagierten 17 Weil der Stadtische Saalbau in Recklinghausen als Spielstatte nur sehr unzureichend fur die Auffuhrungen geeignet war erreichte Burrmeister den Bau eines eigenen Festspielhauses das 1965 eingeweiht wurde 18 nbsp Ruhrfestspielhaus 2007 Fur Burrmeister hielten die Ruhrfestspiele unter den zahlreichen Festspielgrundungen nach dem Zweiten Weltkrieg eine Sonderstellung da eine vollig neue Besucherschicht erschlossen werden sollte Dementsprechend lehnte er einen Austausch mit den Bad Hersfelder Festspielen ab da diese nicht den sozialen Charakter wie die Ruhrfestspiele tragen 19 Burrmeister konnte sich zunachst nicht mit der Bezeichnung Festspiele anfreunden fur ihn waren es Kulturtage bis 1956 lautete dementsprechend die offizielle Bezeichnung Ruhrfestspiele Kulturtage der Arbeit 20 Im Marz 1948 legte der Aufsichtsrat fur die Spielplanaufstellung fest Auf die Mentalitat des Ruhrkumpels muss dabei Rucksicht genommen werden also keine kunstlerischen Experimente 21 Nach dem Wunsch von Burrmeister blieb es nicht bei reinen Theaterfestspielen Konzerte Filmvorfuhrungen Kunstausstellungen Begegnungen von Wissenschaftlern usw waren eine standige Erganzung des Auffuhrungsprogramms 22 In den 1950er Jahren begannen Schwierigkeiten mit dem Aufsichtsrat die nicht nur den Etat betrafen sondern auch die Programmgestaltung so wurde beispielsweise 1957 die Inszenierung eines Brecht Stucks verhindert 23 Ab 1964 wurde Burrmeister durch Zuordnung eines gleichberechtigten Verwaltungsleiters auf Betreiben des stellvertretenden DGB Vorsitzenden Bernhard Tacke teilweise entmachtet 24 Auf Wunsch des DGB blieb Burrmeister uber die Altersgrenze hinaus bis zum Abschluss der Spielzeit 1966 im Amt 25 Drei Monate nach Eintritt in den Ruhestand starb Otto Burrmeister am 20 Oktober 1966 in Recklinghausen Konzepte und Kritik BearbeitenOtto Burrmeisters Ziel hatte nicht die Absicht reine Arbeiterfestspiele zu organisieren sondern sah die Arbeiter als nur eine Gruppe unter vielen im Kreis aller schaffenden Menschen 26 ihm war die Integration der Arbeiter in den allgemeinen Bildungs und Kulturprozess wichtig 27 Dementsprechend organisierte er die Festspiele als Gemeinschaftsprojekt von Gewerkschaftsbund und Stadt Recklinghausen und holte sich die Unterstutzung finanzstarker Organisationen 26 Gemass seiner Uberzeugung Der Arbeiter kommt nur uber den Klassiker ins Theater setzte er vor allem auf klassische Stucke nahm aber auch moderne sozialkritische Stucke in den Spielplan wahrend er eine Belastung mit ideologischer Problematik ablehnte 28 29 Burrmeisters Realisierung des Volkstheater Gedankens stiess auch auf Kritik Gelsing kritisiert seine Orientierung an allgemein menschlichen und ewig gultigen Prinzipien statt an dem konkret humanistischen Angebot des Sozialismus 28 Die Ruhrfestspiele hatten es vermieden eindeutig Partei zu ergreifen fur die Rechte der kulturell Unterprivilegierten 27 Burrmeisters Programmgestaltung sei eine Flucht in die Klassik gewesen 28 Ehrungen BearbeitenIm Jahre 1966 wurde er Ehrenburger der Stadt Recklinghausen und erhielt den Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes 30 Otto Burrmeister war der erste Trager des 1965 vom DGB gestifteten Ehrenrings der Ruhrfestspiele der vom jeweiligen Trager zu einem selbstgewahlten Zeitpunkt an einen von ihm bestimmten Nachfolger weitergegeben wird diese Ehrung heisst heute Otto Burrmeister Ring 31 In Recklinghausen tragt die Otto Burrmeister Realschule seinen Namen Strassenbezeichnungen sind die Otto Burrmeister Allee in Recklinghausen und der Otto Burrmeister Ring im Hamburger Stadtteil Steilshoop 32 Literatur BearbeitenWolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal als kulturpolitisches Leitprinzip fur den Entstehungs und Integrationsprozess der Ruhrfestspiele Recklinghausen Diss Bochum 1975 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele Eine Darstellung ihrer Geschichte bis zur Eroffnung des neuen Festspielhauses 1965 Diss Koln 1965 Weblinks BearbeitenKurze Geschichte der Otto Burrmeister Realschule mit Foto von Otto BurrmeisterEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal als kulturpolitisches Leitprinzip fur den Entstehungs und Integrationsprozess der Ruhrfestspiele Recklinghausen Diss Bochum 1975 S 40 46 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 92 94 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 97 107 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 63 75 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 103 108 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 110 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 115 119 134 135 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 117 119 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 137 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 137 140 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele Eine Darstellung ihrer Geschichte bis zur Eroffnung des neuen Festspielhauses 1965 Diss Koln 1965 S 37 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 141 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 144 153 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 154 160 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 161 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 177 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 173 174 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 199 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele S 21 22 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele S 23 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele S 67 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele S 47 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 179 183 189 190 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 194 196 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 201 a b Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 160 161 a b Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 236 a b c Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 244 Adelheid Limbach Die Ruhrfestspiele S 68 Wolfgang Gelsing Otto Burrmeisters Volkstheater Ideal S 203 Otto Burrmeister Ring geht an Alois Banneyer Deutscher Gewerkschaftsbund 22 Februar 2019 abgerufen am 18 Marz 2019 Strassen in Deutschland Abgerufen am 18 Marz 2019 Normdaten Person GND 118675028 lobid OGND AKS VIAF 37710252 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Burrmeister OttoALTERNATIVNAMEN Burrmeister Otto Bernhard Friedrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher FestspielleiterGEBURTSDATUM 14 Oktober 1899GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 20 Oktober 1966STERBEORT Recklinghausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Burrmeister amp oldid 223993286