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Othmar Toifl 16 Juli 1898 in Herzogenburg Niederosterreich 1 Juli 1934 in Berlin war ein osterreichischer Nachrichtenagent Er wurde bekannt als Spitzel und als einer der Ermordeten des sogenannten Rohm Putsches Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Erster Weltkrieg 1 2 Tatigkeit als Polizeispitzel 1920er Jahre 1 3 Ermordung des Polizeispitzels Karl Blau 1919 1 4 Uberfall auf den Diamantenhandler Orlowsky 1919 1 5 Verwicklung in den Fall Herbert Norkus 1932 1 6 Weitere Tatigkeit bis 1933 1 7 Tatigkeit von 1933 bis 1934 1 8 Ermordung 2 Archivalien 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Erster Weltkrieg Bearbeiten Uber Toifls fruhen Werdegang liegt nur wenig gesichertes Wissen vor Toifl war der Sohn des Geschaftsdieners Heinrich Toifl und einer Tagelohnerstochter Sein Grossvater war Muller im Waldviertel Nach dem Schulbesuch erlernte Toifl ab 1913 das Backerhandwerk Im Oktober 1917 wurde Toifl zur osterreichischen Armee ausgehoben und dem Schutzenregiment 21 zugeteilt Er verbrachte die Zeit bis zum Kriegsende jedoch aufgrund von Magenproblemen ausschliesslich in Lazaretten und Krankenhausern insbesondere im Garnisonshospital in Brunn Nach Kriegsende kam er als osterreichischer Fahnrich nach Deutschland Er arbeitete kurzzeitig bei einem Hotel an der Ostsee und dann nach einer vorubergehenden Arbeitslosigkeit als Privatdetektiv bei einer Versicherung um schliesslich erneut arbeitslos zu werden Im Fruhjahr 1919 trat er schliesslich in die Dienste der Antibolschewistischen Liga und des Stabes der Garde Kavallerie Schutzen Division Zu diesem Zeitpunkt begann er seinen Lebensunterhalt als Spitzel und Agent zu verdienen ein Tatigkeitsfeld dem er sich hernach mit Unterbrechungen fur den Rest seines Lebens widmen sollte Am 17 November 1919 heiratete Toifl die aus einer Berliner Sozialdemokratenfamilie stammende Ida Helene Ranke 1975 Aus der Ehe gingen eine Tochter Felicitas November 1920 und ein Sohn Lucian 20 Dezember 1921 hervor Der letztere ertrank 1932 in Mecklenburg Als Privatmann wird Toifl als Mischung aus Kleinburger und Haustyrann geschildert Einerseits habe er grossen Wert auf Wahrung der ausseren Form penibel gepflegte Kleidung und Ausseres bei Spaziergangen der Familie u a gelegt andererseits habe er seine Frau geschlagen und betrogen und die Kinder gezuchtigt u a mit einer Nilpferdpeitsche Tatigkeit als Polizeispitzel 1920er Jahre Bearbeiten Im Zusammenhang mit seiner Tatigkeit als Spitzel Agent der Antibolschewistischen Liga und der Garde Kavallerie Schutzendivision ist wiederholt der Vorwurf erhoben worden dass Toifl im Jahr 1919 verschiedentlich dabei mitgewirkt habe Aufstande und Ausschreitungen von Angehorigen linksgerichteter Gruppen insbesondere Spartakisten und Unabhangigen Sozialdemokraten in Berlin zu provozieren indem er sich als vermeintlich Gleichgesinnter unter diese gemischt und sie zu entsprechenden Handlungen aufgestachelt habe um so einen Vorwand fur ein brutales Vorgehen von Polizei und Militarkraften gegen die linken Parteien und Organisationen denen sie angehorten zu schaffen In der ersten Halfte der 1920er Jahre war Toifl fur die Ermittlungsstelle der Preussischen Hauptlandwirtschaftskammer tatig fur die er die Brande von Bauernhofen aufklaren sollte Seit 1924 ist Toifl in Berlin Moabit nachweisbar wo er 1925 einen Waffenschein als Ermittlungsbeamter erhielt In der zweiten Halfte der 1920er Jahre war er fur den Deutschen Landschutz tatig bevor er um 1930 arbeitslos wurde Zu dieser Zeit soll er auch von der Polizei wegen Angriffen auf Viehhandler in Mecklenburg gesucht worden sein Ermordung des Polizeispitzels Karl Blau 1919 Bearbeiten Im Prozess wegen der Ermordung des Polizeispitzels Karl Blau der 1920 vor dem Landgericht II in Berlin verhandelt wurde zog Toifl erstmals die Aufmerksamkeit der Presse auf sich Blau hatte sich seit Ende 1918 Anfang 1919 als Spitzel von Polizei und Militarbehorden insbesondere fur die Antibolschewistische Liga in Berlin betatigt Nach dem Zerschlagung der kommunistischen Raterepublik die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im Fruhjahr 1919 kurzzeitig in Bayern etabliert worden war ging er nach Munchen wo er sich einige Wochen lang als Spitzel fur die Spionage Zentrale des Generalkommandos Oven Munchen einem der Militarkommandos die die Kontrolle uber die Stadt ubernommen hatten in Munchener Kommunistenkreisen betatigte Blaus Berichte wurden u a dem Bayerischen Innenministerium sowie verschiedenen Polizei und Militardienststellen zugeleitet Am 2 Juli 1919 wurde Blau mit der Begrundung dass er einen Tagesbefehl der Regierungstruppen in die Hande der Kommunisten gespielt habe verhaftet Seine Entlassung aus der Haft erfolgte am 22 Juli mit der Auflage Bayern zu verlassen Daraufhin reiste er am 29 Juli 1919 begleitet von dem USPD Funktionar Franz Herm und zwei weiteren Mannern aus Munchen nach Berlin ab Bereits zu dieser Zeit sollen Mordplane von Herm und anderen linksgerichteten Personen gegen Blau der als Spitzel erkannt gewesen sei bestanden haben Am Abend des 1 August 1919 besuchte Blau wahrscheinlich zusammen mit Herm eine kommunistische Versammlung in Berlin Bei dieser Gelegenheit wurde er von anwesenden Kommunisten bezichtigt ein Spitzel zu sein Insbesondere bestatigte ein gewisser Franz Stolz der spater selbst als Polizeispitzel identifiziert wurde dass Blau ein Spitzel sei als Blau der ihn von seinem fruheren Verkehr in Berliner Linkskreisen her kannte ihn bat zu seinen Gunsten zu sprechen Spatestens zu diesem Zeitpunkt fassten einige anwesende Kommunisten Mordplane gegen Blau Mit Bezug auf Stolz wurde spater angenommen dass dieser Blau da er seinen Auftraggebern unliebsam geworden sei angeblich weil er Sympathien fur die Kommunisten entwickelt habe gezielt den Kommunisten ans Messer geliefert habe um so zwei Fliegen mit einer Klatsche zu erledigen Einerseits einen unangenehmen und unzuverlassigen Spitzel aus der Welt zu schaffen Und zugleich habe auf diese Weise eine weitere kommunistische Schreckenstat ausgelost werden sollen die genutzt werden sollte die Presse mit neuen alarmierenden Meldungen uber kommunistische Grauel zu fullen um auf diese Weise die Offentlichkeit gegen die kommunistische Bewegung und Ideologie einzunehmen Am Abend des 2 August 1919 lockten mehrere Kommunisten namentlich der Gastwirt Max Fichtmann und Erwin Hoppe sowie einige weitere unidentifiziert gebliebene Manner Blau in die Wohnung des Willi Winkler eines Jugendfreunds von Hoppe in der Grossbeerenstrasse 20 Dort wurde ihm im Laufe des Abends ein mit Morphium versetztes Glas Wein zum Trinken gegeben Nachdem Blau eingeschlafen war wurde er mit einer Schlinge erwurgt Das Morphium zur Betaubung des Opfers war den Mannern in der Winkler schen Wohnung am selben Abend von einer unidentifiziert gebliebenen Person zur Verfugung gestellt worden Die Leiche Blaus wurde bald nach seinem Tod von den drei Mannern in eine Decke gehullt und in den Landwehrkanal geworfen aus dem sie am 7 August 1919 geborgen wurde Nach der Auffindung von Blaus Leiche wurde beim Polizeiprasidium am Alexanderplatz eine Mordkommission eingesetzt die eine Belohnung von 5000 RM fur Hinweise die zur Aufklarung des Falles fuhren wurden aussetzte Binnen wenigen Tagen wurden Fichtmann Hoppe und Winkler als Tatverdachtige identifiziert Es folgte eine knapp zehnmonatige Voruntersuchung bevor am 7 Juni 1920 das Hauptverfahren wegen des Mordes beim Schwurgericht beim Landgericht II in Berlin eroffnet wurde Strafsache gegen Fichtmann und Genossen wegen Ermordung des Inspektors Blau Fichtmann und Hoppe wurden angeklagt gemeinschaftlich mit weiteren Personen Karl Blau vorsatzlich getotet und diese Totung mit Uberlegung ausgefuhrt zu haben Winkler wurde angeklagt den Angeschuldigten bei der Begehung des Verbrechens wissentlich Hilfe geleistet zu haben Der Prozess dauerte vom 24 Juni bis 5 Juli 1920 Als Verteidiger der Angeklagten fungierten Theodor Liebknecht Kurt Rosenfeld und Siegfried Weinberg Diese vertraten die Linie dass die Angeklagten zu ihrer Tat durch rechts eingestellte Polizeikreise bzw von im Auftrag solcher Polizeikreise handelnden Spitzeln manipuliert worden seien Hierfur sprachen insbesondere Indizien die darauf hindeuteten dass Blaus Begleiter Franz Herm ihn mit dem Ziel bzw dem Auftrag von Munchen nach Berlin geschleust habe ihn dort in eine Situation zu bringen um seinen Tod herbeizufuhren Othmar Toifl trat in diesem Prozess als Belastungszeuge auf So erklarte er Fichtmann am Tag nach der Tat in seiner Wirtschaft angetroffen und ihn bleich und verstort vorgefunden zu haben Toifl selbst wurde von den Verteidigern der Angeklagten und der Linkspresse als Polizeispitzel identifiziert und verdachtigt selbst an den Machinationen die zur Herbeifuhrung von Blaus Ermordung gefuhrt hatten beteiligt gewesen zu sein und daran mitgewirkt zu haben die Kommunisten zu ihrem Handeln zu manipulieren um so im Auftrag von unidentifizierten Hintermannern einen unliebsamen Spitzel Kollegen der verdachtigt wurde ein doppeltes Spiel zu treiben aus der Welt zu schaffen und zugleich mit diesem von kommunistischer Hand verubten Mord einen Vorfall zu schaffen den man im politischen Meinungskampf der Bevolkerung zur Stimmungsmache gegen die politische Linke prasentieren konnte In ihrem Pladoyer formulierten die Verteidiger dies folgendermassen Man inszenierte ein Kesseltreiben schob den Kommunisten den lastigen Blau hin als Beute man wollte ihnen die Ausfuhrung eines Urteils uberlassen das man selbst gefallt hat Dann hatte man zwei auf einen Schlag man war den Blau los und hatte neue kommunistische Greuel Toifl wurde von den Verteidigern verdachtigt der unidentifiziert gebliebene Tatbeteiligte gewesen zu sein der den Tatern am Abend des 2 August das Morphium zur Betaubung Blaus gebracht habe was er jedoch in seiner Aussage nachdrucklich bestritt Durch das am 30 Juli 1920 verkundete Urteil wurde Erwin Hoppe wegen Beihilfe zum Totschlag zu sechs Jahren Zuchthaus und Willi Winkler wegen Beihilfe zum Totschlag zu drei Jahren Gefangnis verurteilt Max Fichtmann wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen Die ausfuhrliche Berichterstattung uber den Blau Prozess in der Linkspresse fuhrte dazu dass Toifl offentlich als Lockspitzel entlarvt wurde So wurde er auch 1924 im kommunistischen Spitzel Almanach als solcher gelistet Aufgrund dieser Dekuvrierung soll Toifls Familie in den Folgejahren aus Angst vor Nachstellungen politischer Gegner standig umgezogen sein Uberfall auf den Diamantenhandler Orlowsky 1919 Bearbeiten Am 31 Juli 1919 wirkte Toifl am Uberfall einer Gruppe von Kommunisten auf einen Diamantenhandler Orlowsky mit der dazu diente Mittel fur die Propagandaarbeit der KPD zu beschaffen Zu diesem Zweck lauerten drei als Reichswehrangehorige verkleidete Kommunisten der Gastwirt Max Fichtmann Manske und Toifl Orlowsky auf dem Heimweg von seinem Geschaft am Molkenmarkt auf Der Plan war Orlowsky der grossere Summen Bargeld und Diamanten auf dem Heimweg bei sich zu tragen pflegte unter Vortauschung sie seien eine amtliche Patrouille zu verhaften an einen unbeobachteten Ort zu schaffen und ihn dort auszurauben Es gelang der Patrouille als deren Fuhrer Toifl auftrat auch Orlowsky und einen Begleiter einen zu den Kommunisten gehorenden Gesinnungsgenossen zu stellen Sie verhafteten ihn unter dem Vorwand er werde verdachtigt illegal Waffen zu besitzen Sie geleiteten beide zum Bahnhof Jannowitzbrucke und fuhren von dort mit dem Zug zum Bahnhof Hirschgarten Anschliessend ging es zu Fuss zur Chaussee nach Friedrichshagen wo sie Orlowsky auf ein verabredetes Zeichen hin durchsuchten und sein Portemonnaie an sich nahmen Sie erbeuteten hierbei 1990 2000 Mark Etwas spater gelang es Orlowsky seinen Verhaftern zu entfliehen wobei er eine schwere Kopfwunde durch einen Schlag mit einem Gewehrkolben erlitt Die Beute teilten Toifl Fichtmann Manske sowie zwei weitere Beteiligte Woldi und Jenzen unter sich auf wobei erstere je 450 Mark und letztere beiden je 300 erhielten Jeder zahlte anschliessend 50 RM in die Propagandakasse der KPD ein Am folgenden Tag erstattete Toifl durch einen Verbindungsmann Anzeige bei der Reichswehr wegen des Vorfalls Im anschliessenden Prozess vor dem ausserordentlichen Kriegsgericht des Landgerichts II in Berlin der im Oktober 1919 stattfand trat Toifl als Belastungszeuge auf Das Gericht das die Tat als versuchten Raub gefahrlichster Art unter bewusster Inkaufnahme des Verlustes eines Menschenlebens wertete verurteilte Fichtmann wegen versuchter rauberischer Erpressung zu einer Zuchthausstrafe von funf Jahren und wegen versuchten Mordes zu zehn Jahren Beide Strafen wurden zu einer Gesamtstrafe von zwolf Jahren zusammengefasst Manske erhielt zwei Jahre und sechs Monate Gefangnis wobei ihm seine Jugend und Unreife sowie ersichtliche Reue zugutegehalten wurden Gegen Toifl wurde keine Anklage erhoben nachdem er sich als Regierungsagent zu erkennen gegeben und erklarte hatte er sei von den Kommunisten zur Teilnahme an dem Uberfall auf Orlowsky gezwungen und habe deshalb notgedrungen an dem Unternehmen mitgewirkt um nicht Verdacht zu erregen und als Regierungsagent entlarvt zu werden Aufgrund dieser Sachlage sei mangels begrundeten Verdachtes einer strafbaren Teilnahme von der Strafverfolgung Toifls Abstand genommen worden Verwicklung in den Fall Herbert Norkus 1932 Bearbeiten Toifl trat am 1 September 1930 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 312 782 1 Nach der Niederschlagung der sogenannten Stennes Revolte einem Aufstand von Teilen der Berliner SA gegen die Fuhrung Adolf Hitlers spalteten sich Teile der Berliner NSDAP und SA unter der Fuhrung des abgesetzten Berliner SA Chef Walter Stennes als Nationalsozialistische Kampfgemeinschaft Deutschlands NSKD von der NSDAP ab Eine relativ zahlenstarke Gruppe dieser Abspaltung konzentrierte sich im Berliner Beussel Kiez Dieser Gruppe gehorte 1931 und 1932 auch Toifl mindestens ausserlich an In der Forschung wird davon ausgegangen dass er spatestens seit Ende 1931 als Spitzel fur den Nachrichtendienst der Berliner SS unter den Stennes Anhangern im Beussel Kiez agierte wobei er entweder im Auftrag des Berliner SS Chefs Kurt Daluege oder aus eigener Initiative aber im Sinne Dalueges handelte Fur eine entsprechende Betatigung spricht u a ein Brief Dalueges von 1934 in dem dieser schreibt Toifl sei seit Juli 1931 fur Heinrich Himmler und seit Oktober 1931 fur ihn Daluege und den SS Abschnitt III die SS Gruppe Ost geheim nachrichtendienstlich tatig gewesen Wahrend dem Prozess wegen des Todes des Hitler Jungen Herbert Norkus der am 24 Januar 1932 bei einem Uberfall von Kommunisten auf eine Flugblattverteilaktion von Angehorigen der Hitler Jugend todlich verletzt worden war trat Toifl als Belastungszeuge gegen die vier wegen Norkus Tod angeklagten Kommunisten und sechs angeklagten Stennes Anhanger auf Die Stennes Leute aus dem Beussel Kiez waren in diesen Vorfall der ausserlich ein Zusammenstoss von KPD und NSDAP Anhangern gewesen war verwickelt da sie am Abend des 23 Januar 1932 die Kommunisten uber die bevorstehende Werbeunternehmung der Hitler Jungen in Kenntnis gesetzt und sie ermuntert hatten diese gewaltsam zu zerschlagen 2 Weiter sagte Toifl aus dass Mitglieder der Stennes Gruppe nach der Tat eine alkoholseelige Siegesfeier mit den Kommunisten abgehalten habe sowie dass Stennes Stab Mordlisten mit Namen politischer Gegner erstellt und gewaltsame Uberfalle auf SA Einheiten vorbereitet habe Zudem bezichtigte er Stennes Stabsfuhrer Herbert Jantzon ein Polizeispitzel zu sein Die entsprechenden Kenntnisse habe er so Toifl aufgrund seiner Anwesenheit im Versammlungslokal der Stennes Anhanger am betreffenden Tag bzw aufgrund seiner Tatigkeit im Buro des Stennesschen Stabes zu dieser Zeit erlangt In Berichten der kommunistischen Presse uber den Norkus Prozess wurde Toifl als ein in die Stennes Gruppe eingeschleuster Lockspitzel der NSDAP bezeichnet der zusammen mit dem Stennes Mitarbeiter Gundel den Uberfall vom 24 Januar 1932 gezielt durch Manipulationen und Intrigen herbeigefuhrt habe mit der Absicht dass es hierbei zu Verletzten und Toten kommen konnte So sollten die Kommunisten in der Offentlichkeit diskreditiert werden und so sollte die kurz zuvor erfolgte Totung zweier Kommunisten durch SA Leute bei einem SA Uberfall auf die Laubenkolonie Felseneck aus dem Bewusstsein der Bevolkerung verdrangt werden So hiess es in der Uberschrift eines einschlagigen Artikels etwa Pfui Teufel der Toifl Die sensationellen Hintergrunde des Norkus Prozesses In der August Abrechnung 1932 des Gaues Gross Berlin wurde Toifl dennoch mit der Begrundung er sei Stennes Anhanger aus der NSDAP ausgeschlossen und aus der Mitgliederkartei gestrichen Toifl selbst behauptete 1933 dies sei auf Anordnung Himmlers erfolgt Es ist dabei unklar ob Himmler ihn tatsachlich fur einen Stennes Anhanger hielt oder ob er von Toifls Tatigkeit fur Daluege wusste und diese Anschuldigung nur als Vorwand nutzte um aus anderen Grunden gegen ihn vorzugehen Weitere Tatigkeit bis 1933 Bearbeiten Im Laufe des Jahres 1931 ubernahm Toifl als Vertrauensmann Dalueges die Leitung von dessen personlichem Nachrichtendienst Er versorgte den SS Fuhrer fortan mit Informationen uber Kommunisten Sozialdemokraten und Zentrumsleuten Seine nachrichtendienstliche Tatigkeit fuhrte Toifl angeblich von einer in der Bahnstrasse 24 heutige Crellestrasse in Berlin Schoneberg untergebrachten Tarnfirma aus die unter dem Namen Ingenieur Buro Berthold oder Berthhold firmierte Walther Hofer zitiert einen Brief Dalueges demzufolge die geheimdienstliche Arbeit die Toifl in Dalueges Auftrag fur die NSDAP im Allgemeinen und die SS im Besonderen durchfuhrte sich von Oktober 1931 bis Sommer 1933 erstreckt habe Tatigkeit von 1933 bis 1934 Bearbeiten Nach der Machtubernahme durch die Nationalsozialisten soll Toifls Nachrichtenburo verstarkt damit begonnen haben Nachrichten uber hohergestellte Personlichkeiten der NSDAP wie Reinhard Heydrich zu sammeln 3 Walther Hofer brachte Toifl im Fruhjahr 1933 mit dem Reichstagsbrand in Verbindung an dem er einigen Quellen zufolge als Techniker im Stab Dalueges beteiligt gewesen sein soll 4 Diese Auffassung ist umstritten und wird von anderen Autoren dezidiert abgelehnt Auf Vermittlung von Daluege erhielt Toifl im Sommer oder Herbst 1933 eine Stellung als Kriminalkommissaranwarter bei der Gestapo 5 Ebenfalls auf Vermittlung Dalueges erhielt Toifl zudem 1934 eine Stellung im Columbiahaus dem Berliner Konzentrationslager der SS in dem er trotz seines eher niedrigen SS Ranges zeitweise als De facto Kommandant der Wachmannschaften fungierte Das Columbiahaus war zu dieser Zeit als eine brutale Folterstatte beruchtigt in der Gefangene schweren Misshandlungen Stockschlage Pfahlbinden u a ausgesetzt waren Eugen Kogon schrieb hierzu in seinem Buch Der SS Staat das in diesem Lager wohl die schlimmsten Greueltaten verubt wurden die sich menschliche Einbildung vorstellen kann Der erste Chef der Gestapo Rudolf Diels bestatigte diese Zustandsbeschreibung in seinen Memoiren wobei er sich auch speziell in Hinblick auf Toifl ausserte uber dessen angebliche Rolle als leitender Folterknecht er schrieb Die unzulanglichste Statte war das Columbiahaus Es ubertraf an Systematik der Torturen die Marterhohlen der SA Es war eine vollig selbstandige Domane der SS Erst allmahlich drangen Geruchte uber den wahren Charakter dieser Unternehmung an unsere Ohren Wie zum Symbol war ein Mann namens Toifl der Leiter Er hatte sich durch nichts anderes als durch Eifer und Sadismus seine dominierende Stellung verschafft Unter Ausschaltung aller Stufen und Range regierten in diesen Hollenquartieren diejenigen die nicht nur hier Opfer unter dem hochsten physischen Druck sondern auch ihre Kumpane durch ihre Hemmungslosigkeit am tiefsten beeindrucken konnten 6 Die erhalten gebliebenen Urteile uber Toifl und seine Tatigkeit fallen grosstenteils vernichtend aus So beschrieb der 1933 bis 1935 in der Geheimen Staatspolizei und im Reichsinnenministerium beschaftigte Hans Bernd Gisevius Toifl als einen Mann der gewiss ein Teufel gewesen sei Vorbestraft blutrunstig schmierig einer der Verkommensten aus dem Milieu des Nachrichtendienstes 7 Ermordung Bearbeiten Am 1 Juli 1934 wurde Toifl im Zuge der Rohm Affare erschossen Angeblich soll der SS Scharfuhrer Berger ihn zu einem nachtlichen Treffen in der Bulowstrasse gelockt haben Wenige Stunden spater soll sein Korper aus einem fahrenden Auto in der Herthastrasse im Grunewald geworfen worden sein Gisevius gibt an Toifl habe sich am 30 Juni verborgen gehalten sei dann abends aber nach Hause gekommen wo ihn ein Anruf des Staatspolizeiamtes erreicht habe er solle sofort ins Amt kommen man habe einen eiligen Auftrag fur ihn Ob die von Gisevius aufgestellte Behauptung dass Daluege uber Toifls Ermordung ungehalten gewesen sei zutrifft ist nicht mehr eindeutig zu klaren 7 Gesichert ist dass Toifls Leiche am 1 Juli von Ernst Otto einem Laboranten des Leichenschauhauses in der Hannoverschen Strasse im Auftrag der SS in der Herthastrasse abgeholt wurde Den Angaben Ottos aus der Nachkriegszeit zufolge fand er an der Stelle der Herthastrasse zu der er geschickt worden war etwa in der Strassenmitte eine Blutlache Von dieser habe eine blutige Schleifspur zu einem Dornengebusch am Strassenrand gefuhrt unter dem die Leiche Toifls bewacht von mehreren SS Angehorigen gelegen habe Bei der Bergung des Toten habe er Otto mindestens eine Schussverletzung in Toifls Rucken festgestellt Anschliessend habe er die Leiche in die Hannoversche Strasse uberfuhrt wo sie unbesichtigt und unseziert in einer Leichenzelle im Keller des Hauses unter Verschluss genommen worden sei bis sie wenige Tage spater von einem SS Lastwagen abgeholt und zur Verbrennung ins Krematorium Wedding geschafft wurde Toifls Hinterbliebene seine Ehefrau und Tochter erhielten auf Veranlassung von Heinrich Himmler aus Grunden der Billigkeit seit April 1935 eine monatliche Rente gezahlt Das Motiv fur die Ermordung Toifls ist bis heute nicht mit letzter Sicherheit geklart Vertreter der These der Reichstagsbrand im Februar 1933 sei von den Nationalsozialisten gelegt worden wie Walther Hofer und Edouard Calic behaupteten wiederholt Toifl ware an dem angeblichen Brandstiftungsunternehmen als technischer Experte beteiligt gewesen und anlasslich der gunstigen Gelegenheit des 30 Junis als unbequemer Mitwisser liquidiert worden Uwe Backes verwies demgegenuber auf eine Mitteilung von Toifls Witwe Helene aus dem Jahr 1967 ihr Mann habe etwas uber die angeblich nichtarische Abstammung Heydrichs verlauten lassen 8 Hierzu passt dass sich zwei Briefe Toifls vom Juni 1934 erhalten haben in denen er Daluege um eine Unterredung bittet da er ihm etwas wichtiges mitzuteilen habe Im Parteipersonalblatt Toifls findet sich ferner der dick unterstrichene Verweis Stennesanhanger was nahelegt dass Toifl auch zum Zeitpunkt seiner Ermordung noch im Verdacht gestanden haben konnte ein Parteiganger von Walther Stennes zu sein 9 Archivalien BearbeitenAkten zum Blau Prozess in Landesarchiv Berlin A Rep 358 01 Nr 386 Bd 1 12 Akten zum Verfahren gegen Stolt u a wegen Ermordung des Hitlerjungen Norkus in Landesarchiv Berlin A Rep 358 01 Nr 9 Bundesarchiv Berlin BDC Personalakte zu Toifl und ZfB 7131 A 5Literatur BearbeitenFrank Flechtmann Casanova Vidoq Toifl Mauss Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Spitzels in Geschichte Politik und ihre Didaktik 1998 Heft 3 4 Alexander Harder Kriminalzentrale Werderscher Markt Die Geschichte des Deutschen Scotland Yard Bayreuth 1963 Joseph Roth M P A Der Kommunistenprozess Namen und Schicksale in Joseph Roth Unter dem Bulowbogen Prosa zur Zeit Koln 1994 S 85f Abschnitt Der Spitzel Gerichtsreportage ursprunglich erschienen in der Neuen Berliner Zeitung vom 3 Juli 1920 Eduard Trautner Der Mord am Polizeiagenten Blau Berlin 1924 Aussenseiter der Gesellschaft Band 3 Bernhard Sauer Othmar Toifl 1898 1934 Kurt Dalueges geheimnisvoller Nachrichtenmann in Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 64 2016 S 833 853 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 44920985 Ein zur Stennes Gruppe gehorender Mitbewohner eines der an der Flugblattaktion mitwirkenden Hitler Jungen ein gewisser Rudolf Gundel hatte seine Gesinnungsfreunde am Abend des 23 Januar 1932 bei einem Treffen im Stammlokal der Stennes Leute des Beussel Kiezes Lokal von Schulze in der Beusselstrasse 44 informiert Einer der Anwesenden der mit einem der Beteiligten HJ Leute Mondt verfeindet war ausserte daraufhin den Wunsch den Hitler Jungen eins auszuwischen indem er die Aktion vereiteln und den Beteiligten eine Abreibung verpassen lassen wurde Zu diesem Zweck schickte man einen Boten in die Schankwirtschaft Marx in der Oldenburger Strasse in der viele Kommunisten verkehrten und orientierte sie speziell den lokalen KPD Fuhrer Georg Stolt uber die bevorstehende HJ Unternehmung Am folgenden Vormittag uberfiel dann eine etwa funfzigkopfige Gruppe von Kommunisten die HJ wahrend ihrer Aktion Auch Gisevius Ende 1960 S 179 behauptet dass Toifl ihm 1933 als Mitglied des Nachrichtendienstes der SS bekannt worden sei Er rechnet ich allerdings den Mitarbeitern Heydrichs und nicht Dalueges zu Walther Hofer Der Reichstagsbrand 1978 S 328 In einem Empfehlungsschreiben an den damaligen Gestapochef Rudolf Diels pries Daluege Toifl als einen seiner befahigtsten Nachrichtenleute an Rudolf Diels Lucifer ante Portas 1950 S 256 a b Gisevius Bis zum bitteren Ende 1960 S 179 Gisevius rechnet ihn allerdings den Mitarbeitern Heydrichs zu Uwe Backes Reichstagsbrand Aufklarung einer historischen Legende 1986 S 279 Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik 2004 S 296 Normdaten Person GND 1117115224 lobid OGND AKS VIAF 3175147786756568220003 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Toifl OthmarKURZBESCHREIBUNG osterreichischer GestapobeamterGEBURTSDATUM 16 Juli 1898GEBURTSORT HerzogenburgSTERBEDATUM 1 Juli 1934STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Othmar Toifl amp oldid 231992558