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Die Orkneyinga saga erzahlt die Geschichte der ersten norwegischen Jarle auf Orkney vor der nordostlichen Kuste Schottlands gelegen Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Inhalt 3 Darstellungsabsicht 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenUberlieferung BearbeitenDie alteste Handschrift besteht aus 3 Fragmenten von denen das grosste AM 325 I 4to vom Anfang des 14 Jahrhunderts stammt und 18 Blatter umfasst Die beiden anderen AM 325 IIIa 4to mit zwei Blattern und AM 325 IIIb 4to mit einem Blatt sind alter und ihre Abfassungszeit wird auf 1300 geschatzt In der Flateyjarbok ist die gesamte Geschichte uberliefert und zwar in Form von Interpolationen in und Hinzufugungen zu den zwei Olafssagas olafs saga helga und olafs saga Tryggvasonar Von den Papierhandschriften ist insbesondere eine von 1615 bedeutungsvoll Es handelt sich um die Abschrift einer Ubersetzung die um oder kurz nach 1570 wohl in Norwegen nach dem Codex Academicus einem sehr alten islandischen Pergament angefertigt worden ist das spater unvollstandig nach Kopenhagen gelangte wo es 1728 verbrannte Die Ubersetzung befindet sich heute in Stockholm Stockh Kungl Bibl Cod Isl Papper 39 fol Die Papierhandschrift von 1615 gehorte dem danischen Hofhistoriographen Anders Sorensen Vedel und kam im Grossen Nordischen Krieg nach Schweden Eine zweite Abschrift ist die die Asgeir Jonsson fur Arni Magnusson angefertigt hatte und unter AM 332 4to Arna Magnaeanschen Sammlung aufbewahrt ist Der Text der Flateyjarbok wurde an vielen Stellen mit diesen Texten von Sigurdur Nordal korrigiert weil er feststellte dass sie alter waren und der Codex Academicus die alteste erhaltene Fassung darstelle 1 Die heutige Fassung der Orkneyinga saga die in der Ausgabe Nordals 1913 1916 entwickelt wurde entspricht also keiner der bekannten Handschriften Es wird als unwahrscheinlich angesehen dass die vorhistorische Einleitung mit den genealogischen Angaben in der ursprunglichen Fassung gestanden hat Auch dieser Teil wurde spater hinzugefugt 2 Unter anderem aus der Ubersetzung von 1570 ist zu ersehen dass der ursprungliche Text mit Svein Asleifarsons Tod im Jahre 1171 endete Das letzte Kapitel der Flateyjar Version endet mit Jarl Jon Haraldsson 1231 und ist spater hinzugefugt worden Es ist offensichtlich dass Snorri Sturluson bei seiner Niederschrift der olafs saga helga die Orkneyinga saga gekannt hat Er nannte seine Quelle Jarla saga oder Jarlar sogur Wahrscheinlich hiess der ursprungliche Titel Orkneyinga jarla saga Allerdings ist nicht sicher dass die Fassung die ihm vorlag die gleiche ist die bis heute uberliefert ist Als Snorri spater das erste Drittel der Heimskringla schrieb anderte er seine Darstellung und diese Anderungen haben auch die Revision des Textes der Orkneyinga saga veranlasst Neben der Einleitung und den letzten Kapiteln anderte er auch Kap 13 19 die er von olafs saga helga ubernahm so dass die ursprunglichen Fassungen verloren sind da sie auch in den anderen Uberlieferungen nicht vorkommen sondern nur in der Ubersetzung Dies wurde zum ersten Mal von Sigurdur Nordal 1913 bewiesen Die Orkneyinga saga ist also ein Mischtext und es ist unmoglich die ursprungliche Version zu erschliessen 3 Die erste gedruckte Ausgabe beinhaltete auch eine lateinische Ubersetzung Orkneyinga saga sive Historia Orcadensium a prima Orcadum per Norvegos occupatione ad exitum seculi duodecimi Saga hins helga Magnusar eyja jarls sive Vita Sancti Magni insularum comitis Ex MSS Legati Arna Magnaeani cum versione Latina varietate lectionum et indicibus chronologico reali et philologico edidit Jonas Jonaeus Kopenhagen 1780 Sie war von dem islandischen Philologen Grimur Jonsson Thorkelin der um 1780 auch Schottland bereist hatte ins Werk gesetzt Die Angaben der Saga sind nicht immer zuverlassig So wird eine Christianisierung der Orkneys Olav Tryggvason 1000 zugeschrieben Ausgrabungen zeigten dass es zu seiner Zeit dort bereits Kirchen gab Lit Barrett 2000 und Morris Emery 2003 4 Auch die in der Saga genannten Ortsnamen z B Papey belegen altere christliche Tradition 5 Inhalt BearbeitenDie ursprungliche Orkneyja saga baute auf die islandische Uberlieferung die auf der Skaldendichtung beruhte besonders auf Arnorr jarlaskalds THorfinnsdrapa spatere Ereignisse bauen darauf was man auf den Orkneys noch wusste Die ersten drei Kapitel behandeln die Abstammung der Orkadenjarle von einem sagenhaften Konig Fornjotr aus dem hohen Norden Skandinaviens Er stellt insofern eine Besonderheit dar als sie der Sitte mittelalterlicher Genealogien die Herrschergeschlechter auf Troja zuruckzufuhren nicht folgen Lit P Meulengracht Sorensen 2001 Mit der Heerfahrt Harald Harfagres nach den Orkneys beginnt dann die historische Zeit Danach hat Harald Rognvaldur Mœrajarl zum Jarl uber die Orkneys eingesetzt der die Herrschaft an seinen Bruder Sigurdur weitergab Nach dessen Tod in Schottland bestimmt er seinen Sohn Einar zum Jarl Im Kampf mit den Sohnen Harald Harfagres fallt Rognvald Es kommt zu langen Kampfen zwischen seinen Nachkommen und den Nachfolgern Harald Harfagres um die Herrschaft auf den Orkneys bis Kap 12 In dieser Zeit zwingt Olav I Tryggvason Jarl Sigurd zur Taufe Wahrend der Herrschaftszeit Olafs des Heiligen teilen sich die Bruder Sumarlidi galisch Somhairlidh Brusi und Einar die Herrschaft Als nach dem Tod Sumarlidis ein weiterer Sohn Sigurds THorfinnur ein Drittel der Herrschaft beansprucht kommt es zu Auseinandersetzungen in deren Verlauf Einar von einem Mann THorfinnurs erschlagen wird Brusi will nun die Halfte der Orkneys und ersucht als ihm das nicht zugestanden wird den norwegischen Konig um Vermittlung Konig Olaf betrachtet aber die Orkneys als Kronbesitz des norwegischen Konigs der nur treuen Gefolgsleuten als Lehen gegeben wird THorfinnur stirbt bei Verwandten in Schottland und der Konig zwingt Brusi unter Androhung des Todes seiner Rechtsauffassung zuzustimmen und ubernimmt die Alleinherrschaft uber die Orkneys Konig Magnus der Gute ubertragt Brusi ein Drittel der Orkneys als Lehen ein Drittel kommt an THorfinnur ein Drittel behalt der Konig fur sich Die Folgezeit ist durch die Auseinandersetzung zwischen den Orkadenjarlen die teilweise gleichzeitig auch Lehensmanner des schottischen Konigs sind und den norwegischen Konigen bestimmt Dabei geht es um zwei Faktoren Die Orkadenjarle wollen nicht Lehensmanner des norwegischen Konigs werden zum einen weil sie jedenfalls zum Teil bereits Lehensmanner des schottischen Konigs mit Lehen in Schottland sind und nicht in einen Loyalitatskonflikt geraten wollen zum anderen weil sie den Vertrag zwischen Konig olaf und Brusi als unter unmittelbarem Zwang geschlossen fur nichtig ansehen Eingeflochten ist auch eine Fahrt eines spateren Jarls Rognvald nach Byzanz wobei offenbar der Ruhm Sigurd Jorsalfaris den Ansporn gab Die Darstellung endet in der Zeit der Auseinandersetzung zwischen Konig Sverre und dem Gegenkonig Sigurd Magnusson am Ende des Burgerkriegs in Norwegen siehe Geschichte Norwegens und der verlorenen Schlacht vor Bergen 1194 wo Sigurd und die Jarle von den Orkneys fielen Anschliessend wird nur noch berichtet dass Jon Haraldsson alleiniger Jarl uber die Orkneys wurde Darstellungsabsicht BearbeitenDie Darstellungsabsicht der Orkneyinga saga ist nur sehr schwer zu ermitteln da ihre ursprungliche Gestalt nicht zu rekonstruieren ist Aber die politischen Verhaltnisse der Abfassungszeit geben Anlass zu entsprechenden Vermutungen 6 Es gab ein straff gefuhrtes Handelsnetz zwischen Gronland Island und Orkney fur Pelze Walrosszahn und Falken Die Bauten auf Orkney Kloster St Magnus Kathedrale waren mit Wolle und Trockenfisch allein nicht zu finanzieren gewesen Ein solches Warenangebot hatte auch nie das Interesse des norwegischen Konigs finden konnen Von daher werden auch Vermutungen uber die Autorenschaft des ursprunglichen Textes angestellt Bischof Bjarni Kolbeinsson 7 Er soll zusammen mit Pall Jonsson von 1195 bis 1211 Bischof in Skalholt die orkadischen Quellen bearbeitet haben Pall Jonsson kam 1180 nach England und Orkney Er hatte enge familiare Verbindungen zu den Orkney Familien unter anderem zu Jarl Haraldr Maddadarson Allerdings wurde diese Vermutung dazu fuhren dass diese Saga um 1180 hatte verfasst sein mussen und damit eine der altesten Sagas uberhaupt ware Diese Urfassung wurde nun von Snorri in die Heimskringla eingefugt und dabei im Hinblick auf seine Zeit umgestaltet Die lange Regierungszeit Hakon Hakonssons 1217 1263 die Klimaverschlechterung das Ende des Gronlandhandels und der immer starkere werdende schottische Einfluss auf das Jarltum in Orkney waren dann die Randbedingungen bei der Umgestaltung der Saga zur Zeit der Abfassung des Codex Academicus Sie fuhrten zu einem Bestehen auf politische Selbstandigkeit zur literarischen Utopie einer Unabhangigkeit von Norwegen und von Schottland und der Zugehorigkeit zu einem nordischen Kulturraum und noch spater zu der Darstellung einer Zugehorigkeit zu einem norwegischen Grossreich in einer idealisierten Vergangenheit 8 Die Heimskringla schildert in der Saga von Harald Harfagre wie dieser sich ganz Norwegen und schliesslich auch die schottischen Inseln unterwirft Das Land wird sein Eigentum und er verteilt es unter seine Getreuen die er als Jarle einsetzt Sie sind seine Gefolgsmanner und verdanken ihm allein ihre Stellung Folgerichtig wird Jarl Rognvald von More in Kap 10 der Saga ohne legitimierenden Stammbaum eingefuhrt Es heisst lediglich dass er der Sohn Eystein Glumras war Die Jarle sind danach lediglich konigliche Verwaltungsbeamte Die Orkneyinga saga erhielt demgegenuber eine vorangestellte Genealogie als Einleitungskapitel den Fundinn Noregr der das Geschlecht der Orkaden Jarle mit einem 400 Jahre langen agnatischen Stammbaum als Herrscher aus eigenem Recht darstellt Solche Genealogien dienten der Herrschaftslegitimation und der Herleitung von gesellschaftlicher Position und Rechten Im Kap 3 der Orkneyinga saga wird auch ein Gesprach zwischen Rognvald und seinen Sohnen uber die Nachfolge im Jarlsamt geschildert das damit endet dass er seinen Sohn Einar nach Orkney entsendet In der Heimskringla der Saga uber Harald Harfagre und dessen zentralistischer Herrschaft die eine selbstandige Nachfolgeregelung gar nicht zuliess fehlt dieser Dialog naturlich Auch legt die Orkneyinga saga Wert darauf dass Jarl Einar nachdem er Halfdan den Sohn Konig Harald Harfagres getotet hatte sich mit dem Konig verglich indem er die vom Konig von den Einwohnern der Inseln verlangten 60 Mark Goldes aus eigenem Vermogen bezahlte und dafur die Erbguter der Bauern als Eigentum ubernahm Auch dies fehlt in der Saga uber Harald Harfagre Aus diesen Unterschieden lasst sich ersehen dass es der letzten Redaktion der Orkneyinga saga darauf ankam die Stellung der Jarle auf Orkney als vom norwegischen Konig unabhangig herauszustellen Daraus lasst sich weiterhin ersehen dass das Thema der Saga nicht die wikingerzeitlichen Verhaltnisse sind sondern die Frage der politischen Kontrolle zur Zeit von deren Abfassung Daher fehlen auch folgerichtig jegliche Hinweise auf die Pikten zur Zeit der Landnahme Denn die Auseinandersetzung mit ihnen kann nichts zur Legitimierung der gegenwartigen Jarlsherrschaft beitragen Siehe auch BearbeitenWikingerzeit auf Orkney Liste der Jarle von OrkneyLiteratur BearbeitenWalter Baetke Hrsg Die Geschichten von den Orkaden Danemark und der Jomsburg Thule Altnordische Dichtung und Prosa 19 ZDB ID 516164 2 Diederichs Jena 1924 S 21 392 Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft u a Darmstadt u a 1966 James H Barrett Roelf P Beukens Don R Brothwell Radiocarbon dating and marine reservoir correction of Viking Age Christian Burials from Orkney In Antiquity Bd 74 Nr 285 2000 ISSN 0003 598X S 537 543 doi 10 1017 S0003598X00059895 Colleen E Batey Orkneyinseln In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 22 Ostgotalag Pfalz und Pfalzen 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage de Gruyter Berlin u a 2003 ISBN 3 11 017351 4 S 215 217 Finnbogi Gudmundsson Orkneyinga saga In Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder Band 12 Mottaker Orlogsskib Rosenkilde og Bagger Kopenhagen 1967 Sp 699 702 Helgi Gudmundsson Um haf innan Vestraenir menn og islenzk menning a midoldum Haskolautgafan Reykjavik 1997 ISBN 9979 54 196 2 Preben Meulengracht Sorensen The Sea the Flame and the Wind The Legendary Ancestors of the Earls of Orkney In Preben Meulengracht Sorensen At fortaelle historien Studier i den gamle nordiske litteratur Telling history Studies in Norse literature Hesperides 16 Parnaso Trieste 2001 ISBN 88 86474 31 8 S 221 230 Christopher D Morris Norman Emery The chapel and enclosure on the Brough of Deerness Orkney survey and excavations 1975 1977 In Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland Bd 116 1986 ISSN 0081 1564 S 301 374 Wilhelm F H Nicolaisen Orkneyinseln In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 22 Ostgotalag Pfalz und Pfalzen 2 vollig neu bearbeitete und stark erweiterte 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Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder Band 12 1967 Sp 699 702 hier Sp 700 Tomany Destination Viking und Orkneyinga saga 2007 S 176 Batey Orkneyinseln In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 22 2003 S 215 217 hier S 217 Nicolaisen Orkneyinseln In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 22 2003 S 214 215 hier S 215 Tomany Destination Viking und Orkneyinga saga 2007 S 180 f Helgi Gudmundsson Um haf innan 1997 So schon Anne Holtsmark Bjarni Kolbeinsson og hans forfatterskap In Edda Bd 37 1937 ISSN 0013 0818 S 1 17 Tomany Destination Viking und Orkneyinga saga 2007 S 183 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orkneyinga saga amp oldid 224162981