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Die Nukkar arabisch النكار die Verweigerer auch an Nakkara oder an Nakkariya waren eine ibaditische Sekte die vor allem in Nordafrika verbreitet war Der Name Nukkar stammt daher dass die Mitglieder dieser Sekte sich weigerten den zweiten rustamidischen Imam von Tahert ʿAbd al Wahhab ibn ʿAbd ar Rahman anzuerkennen 1 Die nordafrikanischen Ibaditen die ihrer Lehre nicht folgten werden nach ʿAbd al Wahhab als Wahbiya bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Die Darstellung Abu Zakariya al Wardschlanis 1 1 1 Hintergrunde und Ursprunge des Konflikts unter den Ibaditen 1 1 2 Die Einholung von Gutachten zur Beilegung des Konflikts 1 1 3 Der Aufstand des Yazid ibn Fandin 1 2 Die Darstellung Ibn as Saghirs 1 3 Verschmelzung mit anderen ibaditischen Schulen 2 Weitere Geschichte 3 Lehrunterschiede gegenuber den Wahbiya Ibaditen 4 Andere Namen 5 Literatur 6 BelegeEntstehung BearbeitenDie Darstellung Abu Zakariya al Wardschlanis Bearbeiten Hintergrunde und Ursprunge des Konflikts unter den Ibaditen Bearbeiten Die ibaditische historische Tradition Nordafrikas die zum Ende des 11 Jahrhunderts von dem ibaditischen Geschichtsschreiber Abu Zakariya Yahya ibn Abi Bakr al Wardschlani schriftlich fixiert wurde verbindet das erste Auftreten der Nukkar mit der Wahl ʿAbd al Wahhabs zum Imam um 784 5 und nennt Abu Qudama Yazid ibn Fandin al Ifrani als Grunder der Sekte Ihm soll sich spater der einer ibaditischen Minderheitengruppe angehorende Gelehrte Schuʿaib ibn al Maʿruf 2 aus Agypten angeschlossen haben Nach dieser Tradition sind die Ursprunge der Sekte eng mit dem Maghreb verknupft 3 Der Hintergrund fur die Abspaltung war folgender Nach dem Willen von ʿAbd ar Rahman ibn Rustam dem Vater ʿAbd al Wahhabs und ersten Rustamidenherrschers von Tahert sollte eine Wahlversammlung sura aus sieben Delegierten seinen Nachfolger unter sich bestimmen Dieser Schura gehorten u a ʿAbd al Wahhab ibn ʿAbd ar Rahman Masʿud al Andalusi und Abu Qudama Yazid ibn Fandin al Ifrani an wobei letztgenanntem der zudem verwandtschaftliche Beziehungen zu ʿAbd al Wahhab hatte die Rolle eines Vertreters der lokalen Berberstamme zukam Nachdem die Wahl zunachst auf Masʿud al Andalusi gefallen war dieser das Amt aber nicht ubernehmen wollte so dass dieses zwei Monate lang unbesetzt blieb und selbst als erster ʿAbd al Wahhab ibn ʿAbd ar Rahman huldigte erklarte sich auch Yazid ibn Fandin mit ʿAbd al Wahhab als Imam einverstanden unter der Bedingung dass dieser keine Entscheidung treffen wurde ohne Befragung einer bestimmten Gruppe ǧamaʿa maʿluma 4 Yazid ibn Fandin forderte ausserdem dass der frommste Gelehrte al aʿlam in der Gemeinschaft der Muslime Imam werden solle Diese Forderung war nicht neu sondern entsprach fruhcharidschitischen Grundsatzen nach denen nur der Vorzuglichste Anspruch auf das Imamat hat 5 Die Zuruckweisung dieser Forderungen durch die Anhanger ʿAbd al Wahhabs markierte den Beginn eines Konflikts von burgerkriegsahnlichem Ausmass der als Schisma der Leugner iftiraq an nukkar bezeichnet wird und der der Einheit der Ibaditen Nordafrikas ein fruhes Ende setzte 6 Nach der Darstellung al Wardschlanis brachten die Nukkar nach der Wahl zwei grundsatzliche Vorwurfe gegen ʿAbd al Wahhab vor erstens wurde er sich nicht an die Bedingung halten in wichtigen politischen Entscheidungen den Rat der anderen hochrangigen Ibaditen einzuholen zweitens erachteten sie ʿAbd al Wahhab nicht als den nach religios moralischen Gesichtspunkten besten verfugbaren Kandidaten fur das Imamat und seine Herrschaft daher als unrechtmassig 7 Die Einholung von Gutachten zur Beilegung des Konflikts Bearbeiten Zur Beilegung ihres Konflikts einigten sich die beiden Parteien die der Nukkar und die Anhanger ʿAbd al Wahhabs schliesslich darauf Boten zu den ibaditischen Autoritaten im islamischen Osten zu schicken um deren Schiedsspruch einzuholen Schuʿaib ibn al Maʿruf ein Gelehrter der von den Delegierten des Imam zu Rate gezogen wurde kam daraufhin von Agypten nach Tahert geeilt um dem Imam seine Rechtsmeinung zu unterbreiten Dass er sich dabei nach einer anfanglichen Unterredung mit ʿAbd al Wahhab auf die Seite von Yazid ibn Fandin stellte und diesen zur Auflehnung gegen den Imam aufrief beruht ibaditischen Chroniken zufolge auf machtpolitischen Interessen Schuʿaibs Von den ostlichen Ibaditen wurde er wegen seiner Parteinahme fur Yazid ibn Fandin exkommuniziert 8 9 Die in Mekka weilenden ibaditischen Gelehrten ar Rabiʿ ibn Habib al Farahidi Wa il ibn Aiyub und Machlad ibn al ʿAmud unterstutzten hingegen ʿAbd al Wahhab und erklarten dessen Imamat fur rechtmassig Dem Vorwurf der Nukkar ʿAbd al Wahhab habe bei seinen Entscheidungen die anderen ibaditischen Wurdentrager nicht mit einbezogen setzte ar Rabiʿ ibn Habib entgegen dass eine solche Bedingung es unmoglich machen wurde das Recht Gottes zur Geltung zu bringen und seine Strafen anzuwenden Letztere wurden vielmehr behindert Urteile nichtig werden und das Recht verkummern 10 Auch die Einsetzung eines Imams der nicht gleichzeitig der am besten geeignetste Kandidat fur dieses Amt sei betrachtete er als gerechtfertigt Die islamische Geschichte biete dafur Anhaltspunkte So sei z B Abu Bakr Kalif geworden obwohl es mit Zaid ibn Thabit ʿAli ibn Abi Talib und Muʿadh ibn Dschabal Kandidaten gegeben habe die in verschiedenen Bereichen grossere Kompetenzen besessen hatten als jener 11 Die von ar Rabiʿ ibn Habib in seinem Gutachten vertretene Position entspricht dem Konzept des Imamat des Geringeren imamat al mafḍul auch wenn diese Terminologie in der damaligen Auseinandersetzung nicht verwendet wurde Sie kam einem realpolitischen Zugestandnis gleich das eigentlich im Widerspruch zu den fruhcharidschitischen Grundsatzen stand 12 Nach seiner Ruckkehr nach Basra wurde er dementsprechend dafur kritisiert dass er sich gegen Schuʿaib gestellt habe obwohl jener doch gar keine Neuerung Bidʿa eingefuhrt habe 13 Der Aufstand des Yazid ibn Fandin Bearbeiten Noch bevor das Gutachten von Rabiʿ ibn Habib eintraf stachelte Schuʿaib ibn al Maʽruf Yazid ibn Fandin und seine Anhanger zum Aufstand gegen ʿAbd al Wahhab s Herrschaft an Zunachst zogen sich diese in die Berge zuruck von wo aus sie in bewaffneten Kleingruppen in die Stadt Tahert eindrangen Der Konflikt eskalierte nach einem gescheiterten Attentat auf ʿAbd al Wahhab Nachdem die Nukkar nach diesem zunachst aus der Stadt geflohen waren griffen sie von Schuʿaib dazu angestachelt die Stadt an Im Verlauf der anschliessenden Kampfe bei denen die Gegenpartei von ʿAbd al Wahhab s Sohn Aflah ibn ʿAbd al Wahhab angefuhrt wurde sollen etwa 12 000 Anhanger Yazid s und der Nukkar getotet worden sein Der Imam der sich selbst zu der Zeit nicht in der Stadt aufgehalten hatte bot den uberlebenden Nukkar zugunsten der Einheit der Muslime die Versohnung an 14 15 Nach dieser Niederlage setzte sich Schuʿaib nach Tripolis ab um dort fur die Exkommunikation des Imam Propaganda zu betreiben Andererseits traf zu der Zeit die Rechtsauskunft der mekkanischen Gelehrten ein die das Imamat von ʿAbd al Wahhab fur rechtmassig erklarten was die Lage beruhigte 16 Ibaditische Chronisten berichten von einem nochmaligen Aufflammen des Konflikts durch die Ermordung eines Sohnes von ʿAbd al Wahhab namens Maimun durch Nukkar die von dessen Sohn geracht worden sei indem er den Nukkar eine vernichtende Niederlage bereitet habe Die Glaubwurdigkeit dieser Darstellung wird allerdings von Historikern in Zweifel gezogen 17 Die Darstellung Ibn as Saghirs Bearbeiten Bei Ibn as Saghir einem maghrebinischen Geschichtsschreiber der 902 eine Rustamiden Chronik verfasste stellen sich die Ereignisse in einem etwas anderen Licht dar Wahrend ibaditische Chronisten wie al Wardschlani die Bewegung der Nukkar nach religios dogmatischen Gesichtspunkten beurteilten hatte Ibn as Saghir als Aussenstehender Muhe von den anerkannten ibaditischen Lehrmeinungen abweichende Positionen auszumachen 18 Er schildert die Ereignisse um den Aufstand des Yazid ibn Fandin vielmehr aus neutraler Sicht und stellt sie in einen grosseren politischen und sozialen Zusammenhang 19 Im Kern ging es dabei um eine Auseinandersetzung zwischen nomadischen und sesshaften Teilen der lokalen Stamme insbesondere die Forderung nomadischer Stammesvertreter starker an der Fuhrung des Gemeinwesens beteiligt zu werden 20 Ausgehend von den Erzahlungen einiger Ibaditen berichtet Ibn as Saghir dass die Stamme der Mazata und Sadrata jeden Fruhling nach Tahert kamen weil es dort gute Weideplatze fur ihr Vieh gab Bei einem ihrer Besuche jedoch zeigten sich die Anfuhrer dieser Stamme unzufrieden weil der Qadi und die Beamten der Stadt ihrer Ansicht nach unrechtmassig gehandelt hatten Sie beschwerten sich daruber bei Imam ʿAbd al Wahhab ibn Rustam und forderten ihn auf seine korrupten Untergebenen durch besser geeignete auszutauschen Nachdem er ihrem Anliegen zunachst stattgegeben hatte wurde ʿAbd al Wahhab spater von seinen Beratern uberzeugt die Beamten doch in ihrer Funktion zu belassen um seine Autoritat nicht durch immer neue Forderungen der Stamme zu gefahrden Als die Stammesfuhrer erneut zu ʿAbd al Wahhab kamen teilte er ihnen mit dass er keine Entscheidung ohne seine Berater treffen konne Die Anfuhrer akzeptieren diese Bedingung zeigten sich jedoch enttauscht als ihre Forderungen auf Anraten der Berater abgelehnt wurden Diese hatten verkundet dass ohne den Beweis eines konkreten Fehlverhaltens die Beamten nicht ausgetauscht werden sollten Ein solches Fehlverhalten wird als ḥadaṯ bezeichnet das Nichtvorliegen eines Fehlverhaltens als ġair hadaṯ Entsprechend argumentieren ʿAbd al Wahhab und seine Parteiganger dass ohne das Vorliegen eines Verstosses bi ġair hadaṯ keine Absetzung erfolgen konne 21 Die damit nicht einverstandenen Stammesfuhrer die von Ibn as Saghir erst ab diesem Zeitpunkt in seiner Schilderung als Nukkar Ablehner bezeichnet werden verliessen daraufhin Tahert und zogen sich an einen hochgelegenen Platz kudya zuruck der spater nach ihnen kudyat an nukkar genannt wurde Sie verlangten weiterhin die Absetzung der betreffenden Funktionstrager und forderten dass sich ʿAbd al Wahhab und seine Leute vor Gericht verantworten sollten Nach einer anfanglichen Mahnung marschierte ʿAbd al Wahhab zu ihrem Lager und liess den Aufstand niederschlagen 22 23 Ibn as Saghir beendet seinen Bericht mit der Niederschlagung der Revolte der Nukkar und der Feststellung dass die Macht ʿAbd al Wahhabs daraufhin gewachsen sei und sein Imamat die Charakteristika eines Konigtums angenommen habe 24 Verschmelzung mit anderen ibaditischen Schulen Bearbeiten Durch die Loslosung der Nukkar vom Rustamiden Imamat trat unter den nordafrikanischen Ibaditen eine Spaltung ein die sich im Laufe der Zeit durch Differenzen auf theologischer und rechtlicher Ebene weiter verstarkte Die Nukkar die sich nach Tripolitanien zuruckzogen nahmen fur sich in Anspruch der alten Lehre zu folgen die Abu ʿUbaida in der ersten Halfte des 8 Jahrhunderts begrundet hatte wahrend sie die vom Rustamiden Staat propagierte Lehre fur die der Name Wahbiya gelaufig wurde als Haresie betrachteten Nach Tadeusz Lewicki lagen diesem Schisma schon langer existierende Konflikte zwischen ibaditischen Gelehrten zugrunde So sollen neben den Genannten noch andere Personen an der Grundung der Gruppierung beteiligt gewesen sein Aus Passagen des Kitab as Siyar von Abu l ʿAbbas asch Schammachi kann man unter diesen Personen die Vertreter dreier unterschiedlicher Tendenzen oder vielmehr Abspaltungen der Ibadiya erkennen Die Zusammenfuhrung ihrer Ideen innerhalb der Gruppe der Nukkar scheint das Werk von Schuʿaib gewesen zu sein und erfolgte wahrscheinlich nach dem Tod Yazid ibn Fandins Die fruheste Abspaltung war diejenige von ʿAbdallah ibn ʿAbd al ʿAziz Abu l Muʿarridsch Hatim ibn Mansur und Schuʿaib Ihnen verdankte die Nukkar Sekte ihre juristischen Prinzipien Das Datum dieser Abspaltung ist fruher anzusetzen als die Revolte des Ibn Fandin Nach den ibaditischen Buchern erfolgte sie in der Zeit von Abu ʿUbaida Muslim ibn Abi Karima Beinahe zeitgleich mit der Abspaltung dieser Gruppe scheint sich ʿAbdallah ibn Yazid al Fazari abgespalten zu haben Dieser war Schopfer eines spater von den Nukkar ubernommenen theologischen Systems und ein von den Ibaditen sehr geschatzter Traditionalist Die beiden ibaditischen Schulen von Schuʿaib und al Fazari gingen nach 784 85 in derjenigen Ibn Fandins auf 25 Weitere Geschichte BearbeitenWahrend die Bedeutung der Wahbiya aufgrund des Niedergangs des Rustamidenimamats im Laufe der Zeit schwand gelang es den Nukkar ihr Ausbreitungsgebiet bis Ende des 9 Jahrhunderts auf Tripolitanien Sudtunesien und die Insel Djerba auszudehnen Innerhalb der berberischen Bevolkerung des ostlichen Maghreb und zumindest kurzzeitig sogar unter den andalusischen Charidschiten nahm ihr Einfluss stark zu 26 Die bedeutendste Personlichkeit unter den Nukkar war Abu Yazid Machlad ibn Kaidad der Anfuhrer eines ibaditischen Aufstands in Ifriqiya 943 947 gegen die Fatimiden Unter ihm wurde eine der Hauptforderungen der Nukkar die Einrichtung eines Rates einer bestimmten Gruppe ǧamaʿa maʿluma kurzzeitig realisiert 27 Wahrend die Nukkar vor dem Aufstand des Abu Yazids nur in ibaditischen Quellen erwahnt werden finden sie danach auch bei nichtibaditischen Historikern Beachtung 28 Ein Beispiel ist der nordafrikanische Geschichtsschreiber Ibn ʿIdhari gest 1312 oder spater der von Abu Yazid schreibt dass er den Nukkar angehorte und es fur erlaubt erklarte das Blut von anderen Muslimen zu vergiessen und ihre Frauen zu vergewaltigen 29 Ibn al Athir gest 1233 berichtet dass Abu Yazid in Tozeur mit einer Gruppe von Nukkar Umgang gehabt und zu ihrer Lehrrichtung tendiert habe 30 Der von Abu Yazid angefuhrte Aufstand stellte neben dem Angriff der Kreuzfahrer auf den spateren agyptischen Fatimidenstaat das gefahrlichste Ereignis dar das das Fatimidenreich in seiner fruhen nordafrikanischen Zeit erschutterte Innerhalb kurzer Zeit von Februar 944 bis Mai 948 gelang es den Aufstandischen fast das gesamte Reich der Fatimiden zu erobern und sogar ihre Hauptstadt al Mahdiya zu belagern Auch wenn die Fatimiden letztendlich siegreich waren und es ihnen gelang die Revolte niederzuschlagen konnten sich die Nukkar in ihrem Hauptverbreitungsgebiet in Tripolitanien und auf der Insel Djerba zum Teil bis heute behaupten 31 Lehrunterschiede gegenuber den Wahbiya Ibaditen BearbeitenJosef van Ess zufolge lagen die von Anhangern der Nukkar vertretenen Sondermeinungen zu Beginn als noch ihr politisches Ziel die Abwendung des Imamats von ʿAbd al Wahhab im Mittelpunkt gestanden hatte durchaus innerhalb der Bandbreite der theologischen und juristischen Moglichkeiten ibaḍitischer Gemeinden Erst im Laufe der Zeit vor allem nach der Zerstorung Taherts durch die Fatimiden im Jahre 909 seien die mukkaritischen Positionen als solche zu einem Block zusammengefasst worden 32 Grossere dogmatische Unterschiede zwischen den Nukkar und den Wahbiya Ibaditen lassen sich aus den ibaditischen Quellen allerdings kaum erschliessen Vielmehr handelt es sich dabei meist um relativ stereotype Schilderungen von Konflikten zwischen Vertretern beider Gruppen ohne dass die eigentlichen Motive dieser Konflikte deutlich werden Mancherorts scheint sich auch ein relativ harmonisches Miteinander der verschiedenen ibaditischen Untergruppen darunter der Nukkar herausgebildet zu haben So wird z B aus Risa Risu berichtet dass die verschiedenen lokalen ibaditischen Gruppierungen die religiosen Amter unter sich aufgeteilt hatten wobei ein Nukkari die Position des Mufti innehatte Auch Ehen zwischen Wahbiya Ibaditen und Nukkar scheint es gegeben zu haben 33 In den zwischen Nukkar und Wahbiya Ibaditen uberlieferten dogmatischen Kontroversen ging es in einigen Fallen um die Frage wer als Polytheist anzusehen sei 34 35 Ein weiterer Streitpunkt bestand in der Frage ob Analverkehr mit einer Frau erlaubt oder als Unzucht zu bestrafen sei Den Quellen zufolge wurde diese Praxis von Gelehrten der Nukkar geduldet Allerdings war diese Streitfrage innerhalb der Gemeinschaft der Muslime nicht neu und geht vermutlich auf unterschiedliche bereits zur Zeit des Propheten bestehende lokale Einstellungen und eventuell auf judische Einflusse zuruck Auch das Freitagsgebet gab Anlass zu Streit Uberlieferungen aus dem fruhen 12 Jahrhundert zufolge erklarten die Nukkar das Freitagsgebet hinter einem ungerechten Herrscher fur ungultig 36 Andere Namen BearbeitenAndere Namen fur diese Sekte waren 1 al Yazidiya abgeleitet vom Namen ihres wichtigsten Theologen ʿAbdallah ibn Yazid al Fazari 2 asch Schaʿbiya der Name ist wahrscheinlich von Schuʿaib ibn al Muʿarrif abgeleitet 3 al Mulhida abgeleitet von dem Begriff Mulhid 4 an Nukkath 5 an Nadschwiya oder 6 Mistawa Der letzte Name der berberischer Herkunft zu sein scheint vielleicht in Verbindung mit dem Berberstamm der Meztaoua erwahnt bei Ibn Chaldun war unter den Nukkar selbst der verbreitetste 37 38 Literatur BearbeitenArabische QuellenIbn al Aṯir gest 1233 al Kamil fi t taʾriḫ Ed Muḥammad Yusuf ad Daqqaq Dar al kutub al ʿilmiya Beirut 1987 Bd VII S 188 201 Digitalisat Ibn ʿIḏari gest 1312 od spater al Bayan al muġrib fi aḫbar al Andalus wal Maġrib Maʿruf u Maḥmud Bassar ʿAwad Dar al ġarb al islami Tunis 2013 Bd I S 205 228 230 Digitalisat Ibn aṣ Ṣaġir Aḫbar al aʾimma ar rustumiyin Ed Muḥammad Naṣir Dar al Ġarb al islami Beirut 1986 Digitalisat Abu Zakariya Yaḥya ibn Abi Bakr al Warǧlani Kitab Siyar al aʾimma wa aḫbarihim Ed Ismaʿil al ʿArabi Dar al Ġarb al Islami Beirut 1982 S 89 97 DigitalisatSekundarliteraturJosef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert der Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam Bd II De Gruyter Berlin 1992 S 210 215 Heinz Halm Der Mann auf dem Esel Der Aufstand des Abu Yazid gegen die Fatimiden nach einem Augenzeugenbericht In Die Welt des Orients Band 15 1984 S 144 204 Tadeusz Lewicki al Nukkar in The Encyclopaedia of Islam New Edition Band VII erschienen 1993 S 112b 114a Der Artikel erschien erstmals 1938 im Supplement zur ersten Auflage der Encyclopaedia of Islam Ulrich Rebstock Die Ibaḍiten im Maġrib 2 8 4 10 Jh Die Geschichte einer Berberbewegung im Gewand des Islam Berlin 1983 S 168 189 DigitalisatBelege Bearbeiten Lewicki al Nukkar 1993 S 112b Josef van Ess halt die Lesung al Maʽruf fur wahrscheinlicher als die in anderen Quellen vorkommende Lesung al Muʿarrif van Ess Josef Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 S 210 Lewicki al Nukkar 1993 S 112b Al Warǧlani zitiert nach Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 165 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 165f Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 163 167 172 Al Warǧalani Kitab Siyar al aʾimma wa aḫbarihim 1982 S 89 90 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 163 167 172 Al Warǧalani Kitab Siyar al aʾimma wa aḫbarihim 1982 S 89 92 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 169 Al Warǧalani Kitab Siyar al aʾimma wa aḫbarihim 1982 S 91 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 165f van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 Bd II S 211 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 170f Al Warǧalani Kitab Siyar al aʾimma wa aḫbarihim 1982 S 96f Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 171 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 171f van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 S 211 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 168 184 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 184f Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 186f Ibn aṣ Ṣaġir Aḫbar al aʾimma ar rustumiyin 1986 S 41 44 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 185ff Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 188 Lewicki al Nukkar 1993 S 113a Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 174f Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 188 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 175 Ibn ʿIḏari al Bayan al muġrib fi aḫbar al Andalus wal Maġrib 2013 S 205 Ibn al Aṯir al Kamil fi t taʾriḫ 1987 Bd VII S 189 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 175 van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 Bd II S 211 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 176 179 van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 S 212 Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 177 van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jh der Hidschra 1992 S 213f Lewicki al Nukkar 1993 S 112b Rebstock Die Ibaditen im Maġrib 1983 S 173f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nukkar amp oldid 234810241