www.wikidata.de-de.nina.az
Die Neumuhle in Halle Saale ist eine ehemalige Getreidemuhle die 1283 erstmals erwahnt und im Jahr 1582 neu erbaut wurde Im Denkmalverzeichnis der Stadt Halle ist die Muhle unter der Erfassungsnummer 094 04884 verzeichnet 1 Blick von Osten in den Hof Dezember 2013Blick in den Hof Oktober 2023Ansicht von der Muhlpforte im Suden Oktober 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Baubeschreibung 4 Weitere Entwicklung nach Stilllegung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Neumuhle Schlossberg 1 befindet sich an der ausseren westlichen Begrenzung der halleschen Altstadt am ostlichen Ufer des Muhlgrabens einem Seitenarm der Saale Hier erstreckt sich zwischen der Moritzburg und dem Domhugel eine Talsenke zu der drei Strassen hinunterfuhren Die Strasse Schlossberg von der Moritzburg im Norden die Muhlgasse vom Dom im Suden und die Strasse Muhlberg von der Kleinen Ulrichstrasse im Osten Die Strasse Muhlpforte an der die sudliche Giebelseite des Muhlengebaudes grenzt und die vom Westen uber den Muhlgraben fuhrt hat ihren Namen nach einer ehemals dort befindlichen Pforte in der Stadtbefestigung Geschichte BearbeitenDie erste Muhle wurde um 1280 von den Dominikanermonchen des nahegelegenen Klosters St Pauli errichtet und ist die alteste von ursprunglich funf Muhlen eines ehemaligen Muhlenkomplexes Die erste urkundliche Erwahnung der Muhle im Jahr 1283 betrifft ihren Verkauf an das Kloster Neuwerk dessen alte Muhle in Glaucha stillgelegt wurde daher der Name Neumuhle novum molendinum Fast 200 Jahre spater im Jahre 1465 wurde die Stadtbefestigung verstarkt die Stadt liess eine neue Mauer um die Neumuhle erbauen was auch zu einem Neubau der Muhle fuhrte und die teilweise Integrierung der Muhle in die Stadtmauer Mit Auflosung des Klosters Neuwerk im Jahr 1528 ubergab Kardinal Albrecht von Brandenburg am 25 Juli 1529 die Neumuhle wie auch die benachbarte Walkmuhle der Stadt Halle Als Gegenwert musste die Stadt dem Neuen Stift jahrlich 12 gemastete Schweine liefern ab 1538 statt der Schweine 60 Gulden 1582 wurde sie wegen Baufalligkeit abgerissen und von der Stadt vollig neu erbaut 1635 wird der Eselstall errichtet Seit 1670 ist ein Wohnhaus an der Muhle archivalisch nachweisbar auch das Speichergebaude im Suden konnte als Zeughaus Erwahnung gefunden haben 2 Um 1700 hat die Muhle 7 Mahlgange und 1 Graupen und Schrotmuhle sowie unterschlachtige Wasserrader 3 Seit 1714 ging die Muhle als konigliches Erbzinsgut an die Stadt Halle die sie fur jeweils sechs Jahre an einen Muller verpachtete In den Jahren 1715 1769 1817 und 1840 erfolgten grossere Reparaturen und Umbauten teilweise mit Fachwerk Um Unterhaltsbelastungen zu entgehen gab die Stadt 1840 die Neumuhle zusammen mit der Backermuhle in Erbpacht an den Muhlenbesitzer C F Otto 1854 wird die Muhle endgultig Privateigentum Weineck und Jung sind weitere Muhlenbesitzer Statt der Muhlsteine wurden nun Porzellanwalzen und Hartgusswalzen eingefuhrt Der Abriss der Stadtmauer 1903 verlangte wiederum bauliche und technische Veranderungen Da sich im Zeitalter der Industriemullerei die kleine Neumuhle gegen ihre grossen Konkurrenten nicht behaupten konnte erfolgte 1908 die Ubernahme durch die Hildebrandschen Muhlenwerke AG aus Bollberg die beide Muhlen fur 200 000 Mark erstehen Sie werden ganzlich umgebaut zwei Turbinen werden jetzt zum Mahlen eingesetzt 4 In den 1920er Jahren musste der Betrieb aus Rentabilitatsgrunden eingestellt werden Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Blick in den Hof der Neumuhle Gottfried Riehm um 1900 nbsp Renaissance Giebel an der ostlichen Langseite Oktober 2023 nbsp Wappentafel mit Inschrift Juni 2018 nbsp Wasserstandsmarken der Saale an der Sudostecke der MuhleUrsprunglich bestand der Komplex der Neumuhle aus funf Gebauden von denen heute noch zwei das Muhlenhauptgebaude im Osten und der Speicher im Suden vorhanden sind Mit dem 2016 abgerissenen Wohngebaude im Norden wurde ursprunglich ein Hof umgrenzt der sich nach dem Osten auf einen kleinen Platz offnet Die Abgrenzung des Innenhofes mit Gitter und kugelbekronten Pfeilern stammt aus dem Jahr 1910 Nordlich hinter dem Wohnhaus befand sich ein weiterer Innenhof der im Norden von einem Stallgebaude und im Osten vom Eselstall begrenzt wurde Das Hauptgebaude das parallel zum Muhlgraben steht ist ein langgestreckter zweistockiger massiver Putzbau aus Ziegeln der funf Etagen umfasst davon drei im steilen Satteldach Am Haupteingang im Innenhof befindet sich ein aufwendiges Portal in Renaissanceformen mit dem fur die Zeit typischen Schweifgiebel Uber dem Portal wurde eine prunkvolles Wappenfeld aus Sandstein angebracht Ornamentierte Pilaster und Gesimse rahmen das Wappen der Stadt Halle ein das von zwei Putten gehalten wird Unter dem Wappen befindet sich ein erhabenes Schriftfeld mit einer Inschrift Seitlich der Pilaster sind zwei kleine Sockel mit Delphinen und Blattornamenten unter denen zwei weitere zweizeilige Inschriften verlaufen Die Inschrift links ist verloren gegangen die rechte ist stark beschadigt Unter Berucksichtigung der Lesung alterer Autoren besagen die Inschriften dass im ersten gemeinsamen Amtsjahr der Ratsmeister Jakob Redel und Johann Kost und unter der Aufsicht der Ratsbaumeister Lazarus Kost und Andreas Glaser die Neumuhle im Jahr 1582 neu erbaut worden ist 5 An einer nicht mehr vorhandenen Inschrift sollen laut Gottfried Olearius sich auch die Initialen N H befunden haben was nach Gustav Schonermark auf eine Mitwirkung von Nickel Hoffmann schliessen lasst 6 Ein machtiger Giebel mit profiliertem Rundbogenportal und tief heruntergezogenem Satteldach auffalligen Okuli und Fenstern mit profilierter Rahmung dominieren die zur Muhlpforte gewandte sudliche Seite Die zum Muhlgraben gewandte Westfassade wurde durch die Veranderungen in der Muhltechnik oft umgebaut und bezeugt den Bauzustand am Anfang des 20 Jahrhunderts Sudlich wird die Muhle von einem vermutlich im 18 Jahrhundert entstandenen barocken Speicher flankiert An der Sudostecke der Aussenmauer sind Hochwassermarken eingehauen die alteste aus dem Jahr 1585 die jungste Flutmarke aus dem Jahr 1854 Mindestens 29 Hochwasser sind an der Muhle auch an Pfeilern im Inneren verzeichnet Weitere Entwicklung nach Stilllegung BearbeitenNach der Stilllegung in den 1920er Jahren verwahrlosten die Anlagen schnell so dass man 1938 sogar einen Abbruch erwog um einen guten Ausblick auf die Moritzburg zu haben In der DDR diente sie vor allem als Werkstatt und als Lager des VEB Burger Bekleidungswerke In den 1970er Jahren gab es das Vorhaben die Neumuhle zum Studentenklub der Universitat umzugestalten was man aus brandschutztechnischen Grunden wieder verwarf Zur Wende im Jahre 1989 war der historische Muhlen Komplex bereits stark verfallen Durch den Arbeitskreis Innenstadt e V wurden erste Notsicherungen vorgenommen 1993 begannen erste Massnahmen durch die Stadt die aber aufgrund ungeklarter Eigentumsverhaltnisse wieder eingestellt wurden Mitte der 1990er Jahre sicherte man schliesslich fur mehr als 1 35 Millionen Euro das Muhlendach und die Hulle des Speichers Plane die Gebaude als Hotel und Restaurantkomplex oder Bildungszentrum umzunutzen scheiterten Ende 2015 wurden dem gegenwartigen privaten Eigentumer 650 000 Euro zur Sanierung bewilligt Wegen Baufalligkeit brach man Anfang 2016 das nordliche Nebengebaude das Mullerwohnhaus zusammen mit den zwei Stallgebauden ab 7 2019 wurde die Sanierung des ehemaligen Kornspeichers im Suden mit dem Einbau von neun Studentenwohnungen durch einen Rostocker Investor abgeschlossen Seit ca 2020 wird auch das Hauptgebaude der Neumuhle zu einem Wohnhaus umgebaut Die auf drei Etagen geplanten Wohnungen sollen Ende 2023 bezugsfertig sein 8 Literatur BearbeitenHeiner Schwarzberg Die Neumuhle In Dieter Dolgner i Z m Jens Lipsdorf Hrsg Historische Wasserbauten der Stadt Halle Saale Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Anhalt u a Halle 1995 S 19 30 Gustav Schonermark Bearb Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler der Stadt Halle und des Saalkreises Otto Hendel Halle 1886 Reprint fliegenkopf verlag Halle 1997 ISBN 3 910147 81 X Seite 387 388 Holger Brulls Thomas Dietzsch Architekturfuhrer Halle an der Saale Berlin 2000 S 53 H Nickels C Feigl Die Neumuhle Wo sind die Millionen geblieben In Arbeitskreis Innenstadt e V Hrsg Hallesche Blatter September 2000 Nr 15 S 1 5 Franz Jager Historische Inschriften an der Neumuhle der Wasserkunst und der daneben befindlichen Stadtmauer In Arbeitskreis Innenstadt e V Hrsg Hallesche Blatter September 2009 Nr 37 S 6 15 Siegmar von Schultze Gallera Topographie oder Hauser und Strassen Geschichte der Stadt Halle a d Saale Erster Band Altstadt Verl Wilhelm Hendrichs Halle 1920 Reprint Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2018 ISBN 978 3 95966 305 2 S 172 173 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Neumuhle Halle Saale Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deutsche Inschriften online Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale Nr 229 Neumuhle Halle im Bild Neumuhle Mitteldeutsche Zeitung vom 24 Januar 2014 Neumuhle ist Halles Flutgedachtnis Mitteldeutsche Zeitung vom 12 Februar 2016 Abriss an der Flutmuhle Leerstehende Baudenkmale Halle Neumuhle Mitteldeutsche Zeitung vom 23 Juni 2023 Ein Denkmal zum Wohnen die Neumuhle in Halle wird saniert und umgebautEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Sachsen Anhalt Hrsg Denkmalverzeichnis Sachsen Anhalt Stadt Halle Fliegenkopfverlag Halle 1996 ISBN 3 910147 62 3 Seite 333 Schwarzberg S 21 Schultze Gallera S 173 Schultze Gallera S 173 Deutsche Inschriften online Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale Gustav Schonermark S 405 Mitteldeutsche Zeitung vom 12 Februar 2016 Mitteldeutsche Zeitung vom 23 Juni 202351 485369 11 963851 Koordinaten 51 29 7 3 N 11 57 49 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neumuhle Halle Saale amp oldid 238664646