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Die Neujahrsflut von 1855 war eine Sturmflut die zu einer Flutkatastrophe an der deutschen Nordseekuste fuhrte Dabei wurden am 1 Januar 1855 am Unterlauf der Elbe sowie ihren Nebenflussen wie die Ilmenau bis dahin nicht beobachtete Wasserstande erreicht Auf den Ostfriesischen Inseln im Alten Land Wilhelmsburg den Vier und Marschlanden sowie in der Winsener Elbmarsch gab es Deichbruche Uberschwemmungen und im Nachgang weitere schwerere Zerstorungen durch Eisgang Die Nachwirkungen zogen sich bis in den Marz 1855 hin Neujahrsflut von 1855Deichbruch in Kirchwarder bei Hamburg 1855Deichbruch in Kirchwarder bei Hamburg 1855Sturm SturmHochwasser Sehr schwere SturmflutDatenBeginn 1 Januar 1855Ende 2 Januar 1855FolgenBetroffene Gebiete Nordseekuste ElbmundungOpfer TodesopferKarte mit allen verlinkten Seiten OSM WikiMap Inhaltsverzeichnis 1 Wetterentwicklung 2 Geographische Ausbreitung 3 Auswirkungen an der Nordsee 3 1 Wangerooge 3 2 Norderney 4 Auswirkungen in Hamburg 5 Auswirkungen an der Unterelbe 5 1 Deichbruch 5 2 Folgen 6 EinzelnachweiseWetterentwicklung BearbeitenAm Neujahrstag des Jahres 1855 1 stieg durch wechselnden Wind der Meeresspiegel an obwohl nach dem Gezeiten und Tidenkalender Ebbe herrschte Nachdem der Wind sich beruhigt hatte nahm er bei aufsteigender Flut am Abend wieder zu Daraus entwickelte sich eine Sturmflut die bis zum Folgetag anhielt In den folgenden acht Wochen herrschte Dauerfrost der das uberschwemmte Wasser und Teile der Nordsee einfror Anfang Marz 1855 begann es an der Elbe zu tauen was die gefrorenen Wassermassen freisetzte Durch einen erneuten Sturm am 19 Marz traten zudem die Eismassen in Bewegung Geographische Ausbreitung Bearbeiten nbsp Karte von Wangerooge bis zur Unterelbe 1910 Von der Sturmflut waren zuerst die Inseln in der Nordsee betroffen Anschliessend wanderten die Wassermassen den Gezeiten abhangigen Teil der Elbe hinauf bis nach Hamburg und daruber hinaus Da das Wasser zu Eismassen gefror und nicht abfliessen konnte richtete die Sturmflut selbst Monate spater noch gewaltige Schaden an Auswirkungen an der Nordsee BearbeitenWangerooge Bearbeiten nbsp Vom Inseldorf blieb nur der Westturm erhaltenBei der Flut wurde die Insel Wangerooge 1 weitgehend uberflutet Im Inseldorf blieb nur der 1602 fertiggestellte Westturm stehen Die Bewohner des nordlichen Inselstrandes flohen am 1 Januar 1855 in den Suden der Insel Von den 75 Wohnhausern des Dorfes Wangerooge wurden 21 zerstort Auf dem Friedhof wurden Graber freigespult Meerwasser druckte durch das Grundwasser in Brunnen empor Der Schutzwall aus Dunen im Bereich des Westturms wurde nivelliert Der Nordseestrand wurde bis zu 1 m abgetragen Die Insel wurde dreigeteilt Die Hauptinsel hatte nur noch 175 ha Flache zum Vergleich Heute sind es rund 500 ha Unter den abgetragenen Dunen von Alt Wangerooge kamen in einer Tiefe ab 3 5 m Mauerreste aus Backstein und Kalk holzerne Dachrinnen und Abfallhaufen einer fruheren Siedlung zum Vorschein Im Norden fand man behauene Sandsteine die vielleicht als Hausfundamente in der mittelalterlichen Ursiedlung Oppidum Wangerooch gedient hatten Nach dem Sturm begutachtete eine oldenburgische Regierungskommission die Schaden Es gab keine Versicherung gegen Sturmflutschaden Der alte Leuchtturm war besonders gefahrdet und sollte im Sudosten der Insel neu erbaut werden Die Badeanstalt die seit 1804 als Einnahmequelle diente war zerstort und wurde spater aufgelost werden Mit einer Soforthilfe von 100 Reichstalern wurde in den Ostdunen ein neuer Friedhof angelegt Die Gemeinde bestattete dort 27 geborgene Leichen Eine endgultige Entscheidung uber Hilfsmassnahmen wurden fur Ende Marz in Aussicht gestellt Wenige Tage nach der Flut kam es zum Wintereinbruch Wangerooge war uber acht Wochen von Treibeis umgeben so dass kein Verkehr mit dem Festland moglich war Besonders betroffen waren 80 Familien darunter 29 Witwen Waisen und Alte Im Fruhjahr trafen Hilfssendungen ein Im Juni 1855 sah die Regierungskommission keine Hoffnung fur einen Wiederaufbau Sie forderte die Insulaner auf aufs Festland umzusiedeln Die Umsiedler erhielten finanzielle Unterstutzung 82 Wangerooger weigerten sich die Insel zu verlassen Sie grundeten 1865 am 1856 fertiggestellten Leuchtturm ein neues Dorf 2 3 Norderney Bearbeiten Auf Norderney gingen grosse Teile der Dunenzone im Westen und Nordwesten verloren die die Insel bislang vor den Fluten geschutzt hatte Nur noch eine schmale Dunenreihe trennte damals das Meer vom Inseldorf und der Badeanstalt Um die Insel vor kunftigen Sturmfluten zu schutzen entstand ab 1858 im Westen eine Befestigungsanlage Dieses Bauwerk war das erste Dunendeckwerk an der deutschen Nordseekuste Auswirkungen in Hamburg BearbeitenMehrere Deiche der Elbe brachen unter dem Druck der Fluten darunter in den Vierlanden in Hamburg Bergedorf im Alten Land und in Hamburg Moorburg In Hamburg Wilhelmsburg brachen die Deiche an neun Stellen sodass die tief gelegene Elbinsel uberflutet wurde Vier Menschen starben Die Alsterschleusen wurden uberflutet so dass die Strassen im Stadtzentrum und in der damaligen Vorstadt Hamburg St Georg uberschwemmt wurden Nachdem bereits die Februarflut 1825 Hamburg heimgesucht hatte liess die Stadt nun die Deiche erneuern und auf Hohen zwischen 5 60 und 5 80 m hochziehen Auswirkungen an der Unterelbe BearbeitenDer Wasserpegel der Unterelbe stieg bis auf die Oberkante der Deiche 4 an In Tespe Ronne Drennhausen Krumse und weiteren Orten wurden Hauser beschadigt Die Binnenmarsch stand unter Wasser Bis Fahrenholz brachen die Deiche was Todesopfer kostete nbsp In Marschacht stand das Wasser bis zu den Fenstern des KusterhausesWenige Tage nach der Flut waren die Wassermassen bei sehr hohem Wasserstand gefroren In der Winsener Marsch konnte man uber das Eis nach Winsen fahren was normalerweise aufgrund der schlechten Wegeverhaltnisse nur schwer moglich war In den Hausern am Elbdeich bis nach Haue mussten die Leute auf den Dachboden wohnen Beim Kusterhaus in Marschacht oder auf Warften stand das Eis bis auf Fensterhohe Als Tauwetter einsetzte konnte durch feste Eisbildung kein Wasser uber die Elbe abfliessen Das derart gestaute Schmelzwasser von der oberen Elbe liess das Wasser in der Marsch und ihren Hausern weiter ansteigen Ein Sturm brachte die Eismassen in Bewegung In Fahrenholz 5 wurden Gebaude zerstort in Tonnhausen alle Hauser auf dem Deich beschadigt Baume wurden vom Eis umgerissen so zum Beispiel bei Sangenstedt bis zu 100 alte Eichen Entwurzelte Baume turmten sich um die Ortschaften und verhinderten Hilfsmassnahmen Deichbruch Bearbeiten Bei Artlenburg 6 war die Elbe frei geworden aber Eisberge hatten sich im Fluss festgesetzt Weil an mehreren Stellen das Wasser uber den Deich zu fliessen drohte wurde der Deich mit Mist und Erde erhoht Das Wasser stieg auf uber 6 m bis der Deich bei Deichkabel 157 brach Das Wasser stromte uber Stunden ins Elbfeld Der Deich in der Ilmenauer Marsch brach an mehreren Stellen Von den Orten die nicht am Deich lagen konnten nur wenige gerettet werden In Echem bemerkte man ein starkes Steigen des Wassers In Garlstorf stand das Wasser in den Garten Das hochgelegene Mariental blieb verschont In Horstenfeld setzte sich das Eis in Bewegung Tiere und Gebaude kamen unter anderen in Lassronne und Haue zu Schaden In Vorgeestdorfern Handorf 7 Rottorf und Sangenstedt floss das Wasser durch die Fenster in die Hauser Das Wasser zerstorte das Fachwerk aus Holz und Lehm Die Wasserflache fror zum Eisfeld und riss im Brack alles mit sich fort Nach den Deichbruchen mussten die Menschen in allen Hausern am Elbdeich auf den Dachboden wohnen Als sich zwischen dem Eis eine Passage von Oldershausen nach Rottorf offnete entsandte das Amt aus Luneburg Hilfsschiffe An der Landchaussee fuhren dann statt Wagen Schiffe die neben Wittorf an Land gingen Die Schiffe brachten Lebensmittel und transportierten Vieh und Mobel auf dem Ruckweg hinaus In den Geestdorfern Rottorf Handorf und Wittorf wanderten viele Menschen mit ihrem Vieh aus Folgen Bearbeiten In Artlenburg 6 war der Deich uber eine Strecke von uber 200 m gerissen Die Wiederherstellungskosten des Hauptdeiches kosteten fur ein paar Fuss 30 bis 40 Taler Zur Wiederherstellung der Deiche stellte Artlenburg taglich 100 Arbeiter Allein fur den Notdeich waren 500 Schachtruten Erde notwendig ca 3 000 qm ein grosses Schiff konnte etwa 2 5 Schachtruten transportieren Fruchtbarer Boden war von Sand uberspult worden der teilweise uber 1 m hoch lag Ungefahr 1 000 Morgen Land ca 2 500 000 m das von fruheren Deichbruchen verschont geblieben war war ubersandet worden Ein Rechenbeispiel zeigt dass jeder Artlenburger Bauer 40 Jahre lang taglich 10 Fuder Sand hatte abtragen mussen um den Schaden zu bereinigen Vom 1851 eingerichteten Friedhof in Artlenburg wurden 40 der 200 Sarge vom Wasser weggetragen konnten jedoch wieder aufgefunden werden Die Toten wurden teilweise auf dem Kirchhof behalten sie wurden aber auch nach Schnakenbek und Marienthal uberfuhrt Opfer der Uberschwemmung wurden in Schnakenbek beigesetzt Der Kirchhof wurde mit Treibsand wieder instand gesetzt nbsp Die Sankt Marien Kirche in Handorf diente zur Lagerung von LeichenSolange die Leichen nicht bestattet werden konnten war deren Aufbewahrung problematisch In Marschacht wurden sie wochenlang im Turm 8 gelagert In Handorf wurden sie zunachst in der Sankt Marien Kirche untergebracht und Ende Marz in Bardowick bestattet Mitte April fanden in Handorf wieder Bestattungen statt Die Menschen kehrten allmahlich in ihre Dorfer zuruck wo sie sich jedoch zunachst die hochstgelegenen Hauser teilen mussten Durch einen anhaltend hohen Wasserstand waren die Ernten in diesem Jahr sehr durftig Im Spatsommer konnte zumindest Viehfutter geerntet werden Der Kornpreis stieg stark an Der Himten Roggen kostete beispielsweise 2 Taler 6 Groschen Kartoffeln 17 Groschen Positive Konsequenzen aus dem Hochwasser waren die Grundung des Artlenburger Deichverbands des Wasserverbands der Ilmenau Niederung sowie das Projekt Melioration der Ilmenau Niederung Einzelnachweise Bearbeiten a b Wolfgang Sello Wangeroog wie es wurde war und ist Edo Dieckmann Oldenburg 1 Januar 1929 Erik Kohl Die Neujahrssturmflut 1854 55 In virtual wangerooge Abgerufen am 30 September 2019 rene Altenmuller Als die Flut Wangerooge zerriss In NDR de Kultur Geschichte Chronologie 30 November 2011 abgerufen am 30 September 2019 Chronist Kolweyh Chronik Schule Oldershausen Bericht des Zeitzeugen amp Altenteiler Christoph Peters aus Fahrenholz von 1855 Quell a b Bericht des Zeitzeugen Kuster und Lehrer Schrader aus Artlenburg aus dem Jahr 1855 Kirchbuch amp Begrabenen Register der Kirche Handorf des Pastor Mannes aus dem Jahr 1855 Ernst Reinstorf Elbmarschkultur zwischen Bleckede und Winsen Selbstverlag Harburg Wilhelmsburg 1929 S 114 119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neujahrsflut von 1855 amp oldid 233247933