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Die Melioration der Ilmenau Niederung war ein Projekt in den 1880er Jahren zur Entwasserung der Ilmenau Niederung und der Regulierung und Begradigung des Flusses Das grosse Meliorationsprojekt der Ilmenau Niederung Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Meliorationsplan 2 1 Fruhere Plane 2 2 Hessscher Plan 2 3 Bildung einer Genossenschaft und Planbeschluss 3 Umsetzung 3 1 Spatenstich und Besichtigung 3 2 Eroffnung des Kanals und Bruch der Trennungsdamme 3 3 Bau der Nadelwehre und Schleusen bei Fahrenholz Wittorf und Bardowick 3 4 Kosten 4 Verlauf und weitere Entwicklung 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Nord Sud Querschnitt durch die ElbmarschEinst durchzogen zahlreiche Elbarme das Gebiet der Ilmenauniederung von denen heute noch grosse Seen bei Echem Ludershausen Butlingen und Barum zeugen Durch den Bau von Elbdeichen als Sommerdeiche sank die Einwirkung hoherer Elbwasserstande auf das Gebiet Der untere Bereich die Winsener Marsch war weiterhin von Gezeiten beeinflusst Im 12 Jahrhundert wurde sie unter Heinrich dem Lowen felderweise eingedeicht und besiedelt Lange Zeit hatte die Ilmenau durch die rechtsseitigen Elbarme der Vierlande eine ausreichende Vorflut Durch die Anfang des 15 Jahrhunderts vorgenommene Abdeichung der Flussarme stauten sich fortan Hochfluten in der Ilmenau Auch die Verlegung der Ilmenaumundung bei Lassronne und Vereinigung mit der Luhemundung brachte keine Besserung 1 Solange in der Elbmarsch Menschen wohnten waren sie den Gefahren des Wassers ausgesetzt 2 3 4 In alten Tagebuchern und Chroniken wird immer wieder von verheerenden Uberschwemmungen berichtet Manchmal kamen die Fluten von allen Seiten Durch die weit offene Mundung der Ilmenau drangen sie bei Sturmfluten z B Neujahrsflut von 1855 und anderen Hochwasser von der Elbe her in die Binnenmarsch ein Und lagen die Elbdorfer durch den Achterdeich noch einigermassen geschutzt so waren die Uberschwemmungen umso schlimmer wenn der Elbdeich an einer schwachen Stelle brach Die Bewohner der Winsener Marsch waren auch bei Deichbruchen die sich auf der Strecke bis hinauf nach Bleckede ereigneten immer die Hauptleidtragenden Uberdies entstand in dem Gebiet stets Hochwasser wenn die Schneeschmelze begann oder starke Regengusse niedergegangen waren Die aus der Geest kommenden Flusse Neetze Ilmenau Roddau und Luhe brachten dann gewaltige Wassermassen die in der ebenen Marsch bei nur wenig Gefalle sehr bald uber die Ufer traten Durch Ubersandung als Folge von Elbdeichbruchen wurden die sudlichen Uferrander mehr und mehr erhoht in der Avendorfer Feldmark bis zu 2 Meter Die Uberschwemmungen ergossen sich also in die tiefer liegende Binnenmarsch Die Ilau Neetze und Ilmenau fuhrten die Wassermassen in die Elbe zuruck Hinzu kamen Streitigkeiten uber die Vorflutverhaltnisse innerhalb der Niederung so hatten beispielsweise die Butlinger den Zufluss der Neetze zur Ilau abgedammt wodurch niedrigere Grundstucke in Echem versumpften Insgesamt war die Landwirtschaft deutlich erschwert In manchen Jahren konnte das Vieh im Mai und Juni noch nicht ausgetrieben werden 1 Man rechnete dass jede funfte bis siebte Sommerernte verloren ging und dass daneben durchschnittlich ein Viertel der jahrlichen Ernte mehr oder weniger geschadigt wurde 5 Zwischen Oktober und April gefahrdeten Sturmfluten Menschen Vieh und Hauser Dabei wurden auch die Wege so aufgeweicht dass der Verkehr nach Ruckgang des Wassers wochenlang unterbrochen war 1 Meliorationsplan BearbeitenFruhere Plane Bearbeiten Bereits 1624 gab es die Idee eines wasserfreien Hinterdeichs und der Regelung der unteren Ilmenau die allerdings fur Jahrhunderte noch nicht umgesetzt wurde Im 19 Jahrhundert gab es drei wichtige Vorschlage wie man mit den Problemen in der Ilmenauniederung umgehen sollte Das meyersche Projekt sah die Umleitung der Ilmenau zur Seeve bei Wuhlenburg vor Die Verbesserungsmoglichkeit dieses Planes wurde vom Baurat August Hess aus Hannover bezweifelt Es wurden eine Versandung der Luhe und enorme Kosten erwartet Ausserdem gab es Widerspruch der Vogtei Neuland und der Seeveanlieger Ein zweiter Vorschlag war der talsperrenartige Abschluss der Ilmenaumundung mit kunstlicher Wasserhebung Bei Hochwasser hatten im ungunstigsten Falle 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde um drei Meter gehoben werden mussen was damals unrealistisch war und mit enormen Bau und Betriebskosten verbunden gewesen ware Der dritte Vorschlag des Baurates Johann Heinrich Blohm aus dem Jahre 1850 sah die Anlage eines Deiches von Wittorf bis Haue und die Regelung der Ilmenau vor Spater schloss sich Hess dem Vorschlag Blohms im Wesentlichen an und konkretisierte das Vorhaben 1 Hessscher Plan Bearbeiten Der hesssche Plan bezweckte dass das vom Oberlauf der Ilmenau heranfuhrende Winterwasser sich nicht uber die Felder der Winsener Marsch ausbreitete wenn die Elbe auch Hochwasser fuhrte Die Abflussverhaltnisse sollten sich durch die Beforderung der naturlichen Vorflut durch Gradlegung Raumung und Vergrosserung der Hauptvorfluter verbessern und das tiefergelegene untere Gebiet kunstlich entwassert werden Es sollten zwei Unterverbande gegrundet werden der Ilau und der Neetzeverband Im kunstlich entwasserten Ilauverband galten neben der Ilau der Schnee oder Scheidegraben und der Horstengraben als Hauptvorfluter im Neetzeverband die Neetze und der alte Lauf der Ilmenau sowie die Marsch und die Bruchwetter Auf beiden Seiten der alten Ilmenau wurden Ruckstaudeiche geplant die Niederschlagswasser aufnehmen sollten wenn die Fahrenholzer Schleuse geschlossen war 1 Der Kern des Plans war ein neu anzulegender Ilmenaukanal der bei Wittorf von dem bisherigen Lauf abzweigte und ihn erst wieder nach 11 8 Kilometern am Schopfwerk bei Lassronne erreichte Der neue Weg war fur die Schifffahrt sechs Kilometer kurzer und sollte fur 200 Tonnen Schiffe genutzt werden konnen Die Gesamtkosten des hessschen Planes sollten 1 940 000 Mark betragen 1 Bildung einer Genossenschaft und Planbeschluss Bearbeiten Die Grundeigentumer wurden am 1 Marz 1882 zur Wasser Genossenschaft der Ilmenau Niederung vereinigt Das Genossenschaftsgebiet erstreckte sich im Osten bis nach Vogelsang und umfasste insgesamt 16 590 58 Hektar davon 9505 93 im Kreis Luneburg 5088 57 im Kreis Winsen und 1996 08 im Kreis Bleckede 1 Am 10 September 1886 wurde im Schiessgraben in Luneburg eine Deputiertenversammlung der Genossenschaft abgehalten 5 Erschienen waren ausser dem Direktor Friedrichs zu Luneburg dem Baurat August Hess aus Hannover und dem Regierungsrat v Ellerts als Vertreter der Koniglichen Regierung auch 55 stimmberechtigte Deputierte Nachdem die Anwesenheit der einzelnen Herren durch namentlichen Aufruf festgestellt war trat man in die Tagesordnung ein Hauptgegenstand der Verhandlungen war die Beschlussfassung uber den Beginn der Ausfuhrung des grossen Unternehmens Alle Vorarbeiten waren erledigt und kalkuliert wie hoch die zu zahlenden Beitrage der einzelnen Interessenten lagen In langeren Verhandlungen sprachen sich unter anderem die Hofbesitzer Zeyn Stove Lodders Drage und Harms Hunden fur und die Hofbesitzer Peters Elbstorf Krassmann Butlingen und Grimm Hittbergen gegen das Bauvorhaben aus Anschliessend hob der Regierungsrat hervor dass der in Aussicht gestellte Staatszuschuss ein verhaltnismassig hoher war und samtliche Verhaltnisse augenblicklich so gunstig lagen dass er nur den Beginn der Arbeiten befurworten konnte Die Deputiertenversammlung beschloss daraufhin das Meliorationsprojekt nach den hessschen Planen von 1879 und 1884 in einer namentlichen Abstimmung mit 31 Ja und 24 Neinstimmen und uberliess dem Vorstand die Auswahl der eingereichten Offerten sowie die Abschlusse der Kontakte mit den einzelnen Unternehmen und Lieferanten Danach wurde die Ausfuhrung und terminnahe Inangriffnahme der Arbeiten verhandelt und beschlossen Die Ausfuhrungen samtlicher Erdarbeiten ubertrug man dem Bauunternehmer v Hoppen in Dusseldorf Umsetzung Bearbeiten nbsp Tiefbauarbeiten in Lassronne nbsp Friedrichsbrucke OldershausenSpatenstich und Besichtigung Bearbeiten Am 2 Oktober 1886 fand in Tonnhausen die Feier des ersten Spatenstichs zur Ausfuhrung der Ilmenau Korrektion statt Am 1 Juli 1887 besichtigten der preussische Landwirtschaftsminister Robert Lucius der Geheimrat Karl von Wilmowski aus Berlin und Baurat Hess das Meliorationsgebiet Sie trafen am Vormittag des Vortages mit dem Zug aus Hamburg am Winsener Bahnhof ein und wurden dort unter anderem vom Regierungsprasidenten von Luneburg Georg Lodemann dem Landrat des Kreises Winsen Theodor Schultze dem Genossenschaftsdirektor Friedrichs dem Baurat Hoebel und dem Regierungsrat von Ellerts empfangen die grosstenteils mit dem Zug aus Luneburg eingetroffen waren 6 Die Besichtigung fuhrte zu den Bauarbeiten der Pumpstation bei Lassronne nach Nettelberg und uber den fast fertiggestellten neuen Winterdeich zum Tonnhauser Hafen Spater setzte sich der Zug von Tonnhausen uber Mover Fahrenholz und Oldershausen entlang der Baustrecke bis nach Handorf fort Anschliessend erfolgte eine kurze Fahrt mit dem Dampfer Ilmenau von Horburg damals Dreckharburg nach Wittorf und von dort weiter mit dem Wagen nach Bardowick Eroffnung des Kanals und Bruch der Trennungsdamme Bearbeiten Am 21 Dezember 1888 wurde der Kanal zwischen Fahrenholz und der Lassronner Pumpstation eroffnet 7 Durch die Abdammung des alten Verlaufs entstand die Alte Ilmenau Heute ist der Abschnitt der Alten Ilmenau bei Fahrenholz zugewachsen Die Eroffnung des zweiten Abschnitts zwischen Wittorf und Fahrenholz wurde nach einer Verfugung des Regierungsprasidenten spatestens fur den 20 Mai 1889 geplant Am 4 Mai 1889 brach der Trennungsdamm bei Fahrenholz zwischen der oberen Kanalhalfte und dem alten Verlauf der Ilmenau 8 Nach der unvorhergesehenen Offnung wurde noch einige Tage am Aushub des Durchstichs gearbeitet bis am 14 Mai auch der obere Trennungsdamm unterhalb von Wittorf brach Die Bruche bereiteten der Schifffahrt enorme Schwierigkeiten was sich auch am Verkehrsaufkommen zeigte 1887 wurden 655 Schiffe gezahlt 1888 waren es 585 und 1889 nur noch 208 9 Seit Eroffnung des zweiten Kanalabschnitts fuhrt das Bett der alten Ilmenau nur noch das Wasser der Neetze Bau der Nadelwehre und Schleusen bei Fahrenholz Wittorf und Bardowick Bearbeiten Erst als 1892 93 bei Fahrenholz und Wittorf Schleusen mit Nadelwehren gebaut worden waren konnte eine ausreichende Wasserhaltung gewahrleistet werden Es konnten nun auch grossere Schiffe den Kanal befahren 1908 zahlte man bei der Schleuse in Fahrenholz 1975 Frachtschiffe und 541 Dampf und Motorboote mit 53 529 Tonnen Fracht Im Jahr 1934 wurde die Bardowicker Schleuse gebaut nbsp Bardowick Nadelwehr und Schleuse nbsp Wittorf Nadelwehr und Schleuse nbsp Fahrenholz Nadelwehr und SchleuseKosten Bearbeiten Die Kosten der Ausfuhrung des hessschen Planes betrugen 3 276 624 Mark und waren damit deutlich hoher als die angesetzten 1 940 000 Mark Die Kostensteigerung ergab sich durch die Vergrosserung des Gebiets um etwa 4000 Hektar eine nachtragliche Verstarkung des Winterdeiches die Errichtung von nicht vorgesehenen Brucken und Fahrverbindungen die kaufliche Erwerbung des Landes Streitigkeiten mit dem ersten Bauunternehmer aufgrund derer andere Unternehmer herangezogen werden mussten und steigende Arbeitslohne Inklusive der bis 1910 im Bau befindlichen Erganzungsanlagen betrugen die Gesamtkosten 4 300 000 Mark 1 Verlauf und weitere Entwicklung BearbeitenDer Ilmenaukanal nimmt zu Beginn neben dem Wasser der Ilmenau den Neetzekanal auf der von Brietlingen in gerader Richtung verlangert wurde 1 Kurz dahinter stand bis 2019 das Schopfwerk Barum Durch den Zuleitungskanal vom Barumer See konnte hier das Wasser der Neetze abgepumpt werden Das restliche Neetzewasser das von Horburg uber Oldershausen im alten Bett der Ilmenau fliesst gelangt durch das Deichsiel bei Fahrenholz in den Ilmenaukanal Hier befindet sich auch ein Schopfwerk Etwas oberhalb dieser Stelle mundet die Roddau Das Wasser aus dem Viefeld hat seinen Einlass in den Kanal bei Nettelberg Auch hier steht ein Schopfwerk Wahrend die bisher erwahnten Pumpstationen neuere Bauwerke sind arbeitete das Schopfwerk Lassronne seit dem Bestehen des Ilmenau Kanals bis in das Jahr 2001 Es ist die leistungsfahigste Anlage denn sie fordert das gesamte Wasser des ehemaligen Ilauverbandes in den Kanal Schliesslich ist noch die Luhe zu nennen die etwas unterhalb der Seebrucke in den Ilmenaukanal fliesst Und dort wo er schliesslich in die Elbe mundet steht seit 1974 das Ilmenau Sturmflutsperrwerk Hier kann bei gefahrlichem Hochwasser in der Elbe das gesamte Gebiet der Ilmenauniederung abgeschottet werden nbsp Ilmenauschopfwerk Barum erbaut 1957 Abriss 2019 nbsp Ilmenauschopfwerk und Deichsiel Fahrenholz Neubau 2016 nbsp Ilmenauschopfwerk Nettelberg erbaut 1958 1959 nbsp Heutiges Schopfwerk in Lassronne Neubau 2001 nbsp Bis 2020 schutzte dieses Sperrwerk in Hoopte die Ilmenau Niederung wird derzeit erneuertHeute queren sieben Brucken den Ilmenaukanal Ausserdem ist das Sperrwerk bei Hoopte mit einer Uberfahrt versehen Ursprunglich gab es lediglich drei holzerne Klappbrucken bei Wittorf Oldershausen und Nettelberg In den Orten Tonnhausen und Fahrenholz verkehrten Fahren Der Schiffsverkehr wurde anfangs noch mit Segelschiffen betrieben Es gab an der Sudseite des Kanals einen Treidelpfad Pferde oder Menschen zogen die Schiffe stromaufwarts Es setzte sich aber mehr und mehr der Schleppbetrieb mit Dampfern und Motorbooten durch Siehe auch BearbeitenIlmenau Luhe NiederungEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i Schweichel koniglicher Meliorations Bauinspektor zu Luneburg Die Melioration der Wasser Genossenschaft der Ilmenau Niederung Luneburg 1910 Zur Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft in Hamburg Bericht zur Ausstellung 100 Jahre Ilmenau Kanal Samtgemeinde Elbmarsch von Martin Barz vom 15 Dezember 1988 Planungsgebiet in der Darstellung Kurhannoversche Landesaufnahme 1776 Blatter 67 Winsen Luhe und 68 Scharnebeck Planungsgebiet in der Darstellung der Preussischen Messtischblatter 2627 Winsen Luhe 1880 2628 Artlenburg 1881 a b Chronik Schule Oldershausen von Lehrer Heinrich Meyn von 1886 Chronik Schule Oldershausen von Lehrer Heinrich Meyn Bericht Besichtigung des Meliorationsgebietes in der Ilmenau Niederung am 1 Juli 1887 Bekanntmachung des Regierungsprasidenten in Luneburg vom 18 Dezember 1888 Bericht aus dem Jahre 1890 des Regierungsbaumeisters May Zusammenstellung uber den Schifffahrtsverkehr auf der Wasserstrasse Luneburg Hamburg 1887 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melioration der Ilmenau Niederung amp oldid 238472186