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Unter Neopatrimonialismus wird ein besonders haufig in Afrika anzutreffender Herrschaftstyp bezeichnet der in Anlehnung an Max Webers Herrschaftstypologie als eine Mischform aus klassisch patrimonialer und legal rationaler Herrschaft angesehen werden kann Als Regimetyp ist er zwischen Autokratie und Demokratie anzusiedeln Kennzeichnende Bestandteile des Neopatrimonialismus sind Klientelismus und politische Patronage Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Auswirkungen und Kennzeichen 3 Beispiele 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenIn der Weberschen Herrschaftstypologie ist der Patrimonialismus als Untertyp der traditionalen Herrschaft gekennzeichnet durch die Unterwerfung unter die Autoritat einer Person die durch Tradition und einen militarischen Verwaltungsstab ausgeubt wird Unter rational legaler Herrschaft ist die Willkur einer Person durch eine unpersonliche Ordnung Burokratie und die Trennung von privater und offentlicher Sphare ersetzt In neopatrimonialen Systemen finden sich Elemente beider Typen Die offentlichen Regeln Gesetze und Normen sind zwar formalisiert ihre praktische Ausubung aber meist personlich und auf informeller Ebene vermittelt Das Hin und Her zwischen beiden Logiken bedingt eine andauernde Verhaltens und Erwartungsunsicherheit der Bevolkerung Auswirkungen und Kennzeichen BearbeitenDie personliche Willkur die auch in neopatrimonialen Systemen vorherrscht hangt zusammen mit autoritarer Politik und der ineffizienten Wirtschaftsform der Rentenokonomie Unter diesen Bedingungen verschafft erst das offentliche Amt die Moglichkeit auch okonomisch erfolgreich zu sein Klientelismus und politische Patronagebeziehungen sind die Folge Wahrend im historischen patrimonialen Klientelismus ein Patron einem Klienten ein knappes Gut wie Sicherheit Vieh Land Wasser u a gegen oft auch nur symbolische Dienste zur Verfugung stellte werden im neopatrimonialen Klientelismus ebenfalls offentliche Guter und Dienste wie Bildung Kredite Lizenzen und nicht zuletzt offentliche Amter vergeben die einen deutlichen umverteilenden Effekt haben Speziell der politische Klientelismus ist haufig anzutreffen in dem Dienstleistungen und Mittel gegen politische Unterstutzung wie beispielsweise Wahlerstimmen elektoraler Klientelismus getauscht werden Mit politischer Patronage bezeichnet man die nur bestimmten soziale Gruppen in Afrika meist an Ethnien festgemachten gewahrten Vorteile welche nicht offentlich und politisch motiviert sind Weitverbreitete Korruption und Verwandtenbegunstigungen Nepotismus sind unter anderem die Folgen Beispiele BearbeitenNeopatrimoniale Regime sind zum Beispiel Eritrea Kamerun Kenia Simbabwe aber auch Indonesien Kolumbien und die palastinensischen Autonomiegebiete Auch Russland wird diesem Typ zugeordnet 1 Literatur BearbeitenMichael Bratton Nicolas van de Walle Democratic experiments in Africa Regime transitions in comparative perspective Cambridge University Press Cambridge u a 1997 ISBN 0 521 55429 2 insbesondere S 61 96 Cambridge studies in comparative politics S N Eisenstadt Traditional patrimonialism and modern neopatrimonialism Sage Beverly Hills CA 1973 Sage research papers in the social sciences 1 ZDB ID 192381 x Ulf Engel Neopatrimonialismus In Rolf Hofmeier Andreas Mehler Hrsg Kleines Afrika Lexikon Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 51071 X Beck sche Reihe 1569 Jean Francois Medard Hrsg Etats d Afrique noire Formations mecanisme et crise Editions Karthala Paris 1991 ISBN 2 86537 313 4 insbesondere S 323 353 Collection Hommes et societes Peter Molt Machiavellismus und Neopatrimonialismus Zur politischen Herrschaft in Afrika sudlich der Sahara In Rupert Breitling Winand Gellner Hrsg Machiavellismus Parteien und Wahlen Medien und Politik Politische Studien zum 65 Geburtstag von Prof Dr Erwin Faul Maisch und Queck Gerlingen 1988 S 90 107 Peter Pawelka Herrschaft und Entwicklung im Nahen Osten Agypten Muller Juristischer Verlag Heidelberg 1985 ISBN 3 8114 0685 X insbesondere S 22 97 Uni Taschenbucher 1384 Politikwissenschaft Wirtschaftswissenschaft Hannes Wimmer Die Modernisierung politischer Systeme Staat Parteien Offentlichkeit Bohlau Wien u a 2000 ISBN 3 205 99202 4 S 111 162 Weblinks BearbeitenGero Erdmann Neopatrimoniale Herrschaft Der Ubergang zur Demokratie ist nicht gelungen In E Z Entwicklung und Zusammenarbeit Nr 10 Oktober 2001 S 294 297 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Joachim Lauth Politische Systeme im Vergleich Formale und informelle Institutionen im politischen Prozess Walter de Gruyter GmbH amp Co KG 2014 ISBN 978 3 486 77906 6 google de abgerufen am 3 Dezember 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neopatrimonialismus amp oldid 223849168