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Die Naraoiidae sind eine ausgestorbene nur fossil erhaltene trilobitenahnliche Arthropodenfamilie die hauptsachlich im unteren und mittleren Kambrium auftrat NaraoiidaeNaraoia spinosaZeitliches AuftretenKambrium 2 Serie bis Silur Pridolium 520 bis 410 Mio JahreSystematikUrmunder Protostomia Hautungstiere Ecdysozoa Gliederfusser Arthropoda Ordnung NectaspidaNaraoiidaeWissenschaftlicher NameNaraoiidaeWalcott 1912 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Verbreitung 3 Systematik und Phylogenie 4 Quellen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie Naraoiidae umfassen Tiere deren Korper im Leben von zwei grossen gelenkig miteinander verbundenen Platten Tergiten verdeckt war so dass bei dorsaler Ansicht nur diese zu sehen waren Sie ahneln dadurch in der Erscheinung aberranten Trilobiten die nur aus Kopfschild und Schwanzschild ohne freie Segmente dazwischen aufgebaut waren Der anteriore vordere oder Kopfschild war meist etwas breiter als der posteriore hintere oder Schwanzschild dieser dafur merklich langer Die im Leben gewolbten Schilder besassen aussen wenig differenzierte Strukturen bei einigen Arten sitzt am Seitenrand eine seitlich gerichtete Dornenreihe oder am Hinterende des anterioren Schilds sitzen seitlich der Gelenknaht zwei sog Wangendornen Im Unterschied zu den Trilobiten war allerdings die Dorsalhulle des Exoskeletts nicht durch Kalkeinlagerung verstarkt Die Korpergliederung Tagmosis der Naraoiidae war auf der dorsalen oberen und der ventralen unteren Seite markant verschieden Bei zahlreichen fossilen Exemplaren ist auf dem Kopfschild eine zweiteilig zur Mittellinie symmetrische baumformig verzweigte Struktur erkennbar die entweder ein Relief bildet oder durch taphonomische mineralische Ausfallungen anders meist dunkler gefarbt ist Nach ubereinstimmender Interpretation handelt es sich dabei um das Verdauungssystem der Tiere das aus einem zentralen Darm besteht von dem seitlich zahlreiche mehrfach verzweigte blind endende Divertikel oder Caeca abzweigten wobei die vorderste Abzweigung die weitaus grosste war und fast den ganzen anterioren Schild ausfullte Im Hinterende ist ein gerades fast glattes Darmrohr mit nur wenigen schwach ausgepragten Seitenasten erkennbar Nach der Anatomie und dem fossil erhaltenen Darminhalt gilt es als wahrscheinlich dass die Naraoiidae Substratfresser waren die nahrstoffreichen organisch angereicherten Schlamm frassen und den organischen Anteil verdauten Einige Forscher nehmen aber auch eine Lebensweise als Rauber oder Aasfresser an Wahrend solche meist relativ merkmalsarmen Fossilien von Naraoiidae die nur die zwei dorsalen Platten erkennen lassen in entsprechenden Strata haufig und weit verbreitet sein konnen liegen von deutlich weniger Exemplaren auch Befunde von der Korperunterseite Ventralseite vor Hier zeigten die Tiere ein radikal anderes Erscheinungsbild Den zwei Tergiten steht eine lange Reihe bis zu 30 deutlich schmalere Sternite gegenuber Dabei sassen die meisten zwischen 15 und 26 unter dem posterioren Schild Der Korper beginnt auf der Unterseite am Vorderende mit einem Hypostom genannten Kopflappen der bei den Naraoiidae durch drei Vorwolbungen dreiteilig erscheint Die seitlichen Vorwolbungen werden teilweise als Komplexaugen interpretiert 1 Am Hypostom sassen lange gegliederte Antennen an die weit uber den Kopfschild nach vorn vorstanden Die Antennenportion unterhalb des Kopfschilds ist nur sehr selten erhalten bei einem einzigen Exemplar von Misszhouia longicaudata ist erkennbar dass der Basis der Antennengeissel eine winzige dreigliedrige Nebengeissel ansass moglicherweise gehen die Antennen also auf Spaltbeine zuruck Bei den Segmenten hinter dem antennentragenden Abschnitt dessen Segmentnatur interpretationsahangig und daher umstritten ist entsprach jeweils ein Extremitatenpaar einem Sternit ahnlich den rezenten Euarthropoden Die Beine waren uber die Korperlange jeweils sehr ahnlich aufgebaut bereits das erste Beinpaar entsprach dem Grundbauplan Echte Mundwerkzeuge sind also nicht erkennbar obwohl das vorderste Beinpaar seitlich des Hypostoms und der Mundoffnung sass Der vordere Korperabschnitt mit dem Kopfschild trug immer neben den Antennen vier Extremitatenpaare Die Beingliederung der Naraoiidae ist an fast allen Arten erkennbar Es handelt sich um typische Spaltbeine Proximal zum Korper sass ein Basis genanntes plattenartiges Glied An dessen Innenseite war ein mit Dornen besetzter Endit oder Gnathobasis abgesetzt die Endite beider Beinreihen umgriffen eine zentrale Nahrungsrinne Es ist also anzunehmen dass wie zum Beispiel bei den rezenten Kiemenfusskrebsen alle Beine neben der Fortbewegung auch an der Nahrungsaufnahme beteiligt waren An der Basis sass die eigentliche Extremitat an Der Innenast Endopodit des Spaltbeins bestand aus bei allen Arten sieben Gliedern und einer abgesetzten Kralle am Ende Der Bau des Exopoditen differierte zwischen den Arten Meist war er kammformig gefiedert wobei ein Basisschaft eine Reihe flacher bandartiger Lamellen trug am Ende der Reihe sass ein lappenartiger Anhang mit zahlreichen Borsten Bei Naraoia spinosa war der Exopodit geschlossen zungenformig der nach aussen hin breiter wurde Das Bein gleicht in seinem Aufbau vollkommen demjenigen ursprunglicher Trilobiten wie Eoredlichia oder Olenoides aber auch anderen Stammgruppen Arthopoden etwa Xandarella Dass bei Arten einer Gattung sowohl kammartige wie zungenformige Exopodite vorhanden waren zeigt dass das Merkmal fur eine phylogenetische Analyse nur mit Vorsicht verwendbar ist Verbreitung BearbeitenNaraoiidae sind im Fossilbericht aus dem Kambrium Ordovizium und Silur gemeldet Die meisten und am besten erhaltenen kambrischen Funde stammen aus dem Burgess Schiefer Britisch Kolumbiens und der Chengjiang Faunengemeinschaft aus dem Maotianshan Schiefer der Volksrepublik China Weitere Funde stammen aus der mittelkambrischen Marjum Formation in Utah USA und Gibson Jack Formation im ostlichen Idaho USA Die ordovizische Pseudonaraoia hammanni wurde in der mittelordovizischen Sarka Formation am Roten Berg Cerveny vrch nahe der Stadt Prag gefunden Der einzige silurische Vertreter Naraoia bertiensis entstammt der obersilurischen Pridolium Bertie Formation in Sudost Ontario Systematik und Phylogenie BearbeitenDer Familie Naraoiidae werden acht Arten aus drei Gattungen zugeschrieben Naraoia Naraoia compacta Walcott 1912 Typusart der Gattung Naraoia spinifer Walcott 1931 Naraoia halia Simonetta amp Delle Cave 1975 die Art wird von manchen Taxonomen nur als Synonym von Naraoia compacta aufgefasst Naraoia spinosa Zhang and Hou 1985 Naraoia bertiensis Caron et al 2004 2 Naraoia taijiangensis Peng et al 2012 3 Misszhouia Chen et al 1997 Misszhouia longicaudata Zhang amp Hou 1985 Pseudonaraoia Budil et al 2003 Pseudonaraoia hammanni Budil et al 2003 4 Die Naraoiiden gehoren in einen fossilen Formenkreis der manche Merkmale mit den bekannteren Trilobiten gemeinsam hat diesen gegenuber aber auch markante Unterschiede aufweist am auffallendsten dabei die nicht verkalkte Dorsalhulle und das vollige Fehlen freier Rumpfsegmente Sie werden traditionell mit zahlreichen weiteren fossilen Arthropoden ahnlicher Merkmalskombinationen meist aus dem Kambrium in einen weiten schlecht definierten Verwandtschaftskreis gestellt der als Lamellipedia Trilobitomorpha oder auch Arachnomorpha bezeichnet wird Bearbeiter der Vergangenheit ordneten die Naraoiidae sogar oft als Ordnung den Trilobiten selbst zu dies zu einer Zeit als die meisten verwandten Gruppen noch unbekannt waren Ahnliche fossile Formen wurden in den letzten Jahren mehrfach neu gefunden so zum Beispiel 2013 Arthroaspis bergstroemi aus der Sirius Passet Faunengemeinschaft Gronlands 5 oder 2010 die Gattungen Emucaris und Kangacaris aus dem unterkambrischen Emu Bay Schiefer von Kangaroo Island Sud Australien 6 Neueren phylogenetischen Analysen auf kladistischer Basis zufolge ist die wahrscheinlichste Schwestergruppe der Naroiidae die Familie Liwiidae eine artenarme und schlecht erforschte erst 1988 neu beschriebene Gruppe die den Naroiidae in den meisten Merkmalen stark ahneln aber anders als diese freie Rumpfsegmente besitzen Nachstverwandt zu dieser Klade waren die Emucarididae Australiens inzwischen auch aus China angegeben Diese Gruppen zusammen werden als Ordnung Nectaspida Raymond 1920 aufgefasst auch Nectaspia Nectaspidida oder Nektaspida geschrieben Ihre Zusammengehorigkeit gilt inzwischen als gut abgesichert 7 6 5 Wahrend die Verwandtschaft bis hierhin noch recht plausibel ist ist die weitere Einordnung noch recht spekulativ und variiert zwischen verschiedenen wissenschaftlichen Studien Die Gruppe konnte mit einigen weiteren darunter auch den Trilobiten eine oft Artiopoda genannte Klade bilden bzw unter Einbeziehung auch von Marrella und Verwandten Marrellomorpha ein Taxon Lamellipedia Diese Gruppe ist vielen aber nicht allen 8 Analysen zufolge vermutlich naher mit der Stammgruppe der Mandibeltiere Mandibulata verwandt als zu derjenigen der Kieferklauentrager Chelicerata Die fruher favorisierte Zusammenfassung als Arachnomorpha erscheint danach heute nur noch eine Moglichkeit unter Vielen nbsp Naraoia compacta 9 Quellen BearbeitenX L Zhang D G Shu D H Erwin 2007 Cambrian naraoiids Arthropoda morphology ontogeny systematics and evolutionary relationships Journal of Paleontology 81 1 52 doi 10 1666 06 082 1Einzelnachweise Bearbeiten Brigitte Schoenemann Euan N K Clarkson 2012 Compound Eyes in the Chengjiang Biota Scientific Papers University of Latvia Earth and Environmental Sciences 783 57 71 Jean Bernard Caron David M Rudkin Stuart Milliken 2004 A New Late Silurian Pridolian Naraoiid Euarthropoda Nektaspida from the Bertie Formation of Southern Ontario Canada Delayed Fallout from the Cambrian Explosion Journal of Paleontology 78 6 1138 1145 Jin Peng Yuanlong Zhao Hijing Sun 2012 Discovery and significance of Naraoia from the Qiandongian lowe Cambrian Balang Formation Eastern Guizhou South China Bulletin of Geosciences 87 1 143 150 P Budil O Fatka J Bruthansova 2003 Trilobite fauna of the Sarka Formation at Praha Cerveny vrch Hill Ordovician Barrandian area Czech Republic Bulletin of Geosciences 78 2 113 117 a b Martin Stein Graham E Budd John S Peel David AT Harper 2013 Arthroaspis n gen a common element of the Sirius Passet Lagerstatte Cambrian North Greenland sheds light on trilobite ancestry BMC Evolutionary Biology 2013 13 99 online a b J R Paterson G D Edgcombe D C Garcia Bellido J B Jago J G Gehling 2010 Nektaspid arthropods from the Lower Cambrian Emu Bay Shale Lagerstatte South Australia with a reassessment of lamellipedian relationships Palaeontology 53 377 402 doi 10 1111 j 1475 4983 2010 00932 x Martin Stein amp Paul A Selden 2011 A restudy of the Burgess Shale Cambrian arthropod Emeraldella brocki and reassessment of its affinities Journal of Systematic Palaeontology 10 2 361 383 doi 10 1080 14772019 2011 566634 David A Legg Mark D Sutton Gregory D Edgecombe 2013 Arthropod fossil data increase congruence of morphological and molecular phylogenies Nature Communications 4 2485 doi 10 1038 ncomms3485 Tafel aus Charles D Walcott Cambrian Geology and Paleontology Volume 2 Middle Cambrian Branchiopoda Malacostraca Trilobita and Merostomata 1912 Volltext in WikisourceWeblinks BearbeitenAre Naraoids trilobites Abbildungen verschiedener Arten und Diskussion der kontroversen Klassifizierungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naraoiidae amp oldid 224166427