www.wikidata.de-de.nina.az
Der Moses von Michelangelo 1475 1564 zwischen 1513 und 1515 in Rom entstanden gehort zu den bedeutendsten Monumentalstatuen der Hochrenaissance Die 235 cm hohe Skulptur befindet sich in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom Sie nimmt im Juliusgrabmal eine zentrale Stellung ein Moses von Michelangelo Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Entstehungsgeschichte 3 Bewertung 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp DetailMoses der seine rechte Hand auf die Gesetzestafeln stutzt mit drei Fingern die Mitte seines Bartes fassend und mit seiner linken in dessen Ende beruhrend wird von Michelangelo in jenem Moment dargestellt in dem er sich kurz nach seinem Abstieg vom Berg Sinai befunden haben muss Nach seinem Abstieg traf er zu seinem grossen Missfallen sein Volk beim Tanz um das Goldene Kalb an Ex 32 15 20 EU Seine von einem grimmigen Blick begleitete Korperwendung nach links suggeriert daher Moses wurde sich im nachsten Moment aufrichten um vor seinem Volk die Gesetzestafeln auf dem Boden zu zerschmettern zum Zeichen dafur dass es das gottliche Bilderverbot ubertreten hatte Die Statue ist mit einer Tunika bekleidet und hat zwei Horner auf dem Kopf Diese verdanken sich einer irrefuhrenden Ubersetzung der Vulgata Das hebraische Wort qaran ק ר ן hier wohl strahlend wurde in der lateinischen Vulgata mit cornuta gehornt ubersetzt Entstehungsgeschichte BearbeitenDie Figur des Moses war in den ersten Planen des Juliusgrabmals von 1505 vielleicht schon vorgesehen kam aber erst nach dem zweiten Entwurf nach dem Tod von Papst Julius II 1513 zur Ausfuhrung Wahrscheinlich war sie 1515 fertiggestellt worauf ein Brief Michelangelos vom 16 Juni 1515 hinweisen konnte Als Standort der Skulptur war offenbar von Anfang an eine Figurennische vorgesehen so dass der Moses nicht von allen Seiten sichtbar aufgestellt wurde Im zweiten von insgesamt funf Projekten erscheint die Figur im Obergeschoss des Grabmals Als das Grabmal schliesslich 1545 in San Pietro in Vincoli aufgestellt wurde erhielt Moses seinen Platz an zentraler Stelle im Untergeschoss Bewertung Bearbeiten nbsp DetailMichelangelos Skulptur hat im Laufe der Jahrhunderte zu vielfaltigen Deutungen Anlass gegeben Giorgio Vasaris begeisterte Interpretation im dritten Band seiner Kunstlerbiographien Le vite de piu eccellenti pittori scultori e architettori zahlt bis heute zu den beruhmtesten Beschreibungen der Kunstgeschichte Er Michelangelo vollendete den funf Ellen hohen Moses aus Marmor eine Statue der kein modernes Werk an Schonheit je gleichkommen wird wie es gleichermassen von den antiken gesagt werden kann In sitzender Position von unsagbar wurdiger Haltung legt er einen Arm auf die Tafeln die er in der einen Hand halt wahrend er sich mit der anderen in den Bart greift der wallend und lang in einer Weise in Marmor ausgefuhrt ist dass die Haare womit die Bildhauerei grosse Schwierigkeiten hat unendlich fein flaumig weich und mit einzelnen Strahnen auf eine Weise wiedergegeben sind dass es unmoglich scheint wie der Meissel hier zum Pinsel wurde In seiner Schonheit besitzt das Gesicht in der Tat die Ausstrahlung eines wahren Fursten heilig und gewaltig weshalb man ihn wahrend man ihn betrachtet fast um einen Schleier bitten mochte der sein Gesicht verhullt so strahlend und hell leuchtend wirkt es Und so trefflich hat er die gottliche Ausstrahlung wiedergegeben die Gott diesem allerheiligsten Antlitz verliehen hat daruber hinaus sind die Stoffe durchbrochen und mit einem wunderschonen Saumaufschlag vollendet es sind die Arme mit Muskeln die Hande mit Knochen und Nervenstrangen in solcher Schonheit und Perfektion ausgefuhrt auch Beine und Knie und darunter die Fusse mit dem passenden Schuhwerk so gelungen ja er ist in allen seinen Teilen so vollendet dass Moses sich heute mehr denn je einen Freund Gottes nennen darf da jener seinen Korper durch Michelangelos Hande lange vor allen anderen fur seine Auferstehung hat zusammenfugen und vorbereiten lassen Giorgio Vasari 1 Vasaris Bitte um den Schleier bezieht sich auf eine Stelle im 2 Buch Mose Ex 34 33 35 EU und kann als Zeugnis fur das gottgleiche Wirken Michelangelos gelesen werden So wie Gott das Antlitz Mose erstrahlen liess und ihm damit eine Heiligkeit verlieh liess Michelangelo als zweiter Schopfergott die Gesichtszuge seiner Figur vor Schonheit erstrahlen In seiner Beschreibung der Skulptur geht Vasari so weit den biblischen Moses mit der von Michelangelo geschaffenen Figur zu identifizieren Er impliziert sogar dass Michelangelo das historische Vorbild ubertroffen habe indem er behauptet dass Michelangelo mit seiner Figur des Moses fur Gott das Vorbild geschaffen habe das so vollkommen ist dass er es dereinst am Tag des Jungsten Gerichts nachahmen wird um Moses auferstehen zu lassen 2 Jacob Burckhardt schreibt in seinem Cicerone Seine Moses Arme und Hande sind von einer insofern wirklich ubermenschlichen Bildung als sie das charakteristische Leben dieser Teile auf eine Weise gesteigert sehen lassen die in der Wirklichkeit nicht so vorkommt Alles bloss Kunstlerische wird an dieser Figur als vollkommen anerkannt die plastischen Gegensatze der Teile die Behandlung alles Einzelnen Aber der Kopf will weder nach der Schadelform noch nach der Physiognomie genugen und mit dem herrlich behandelten Bart dem die alte Kunst nichts Ahnliches an die Seite zu stellen hat werden doch gar zu viele Umstande gemacht der beruhmte linke Arm hat im Grunde nichts andres zu tun als diesen Bart an den Leib zu drucken Jacob Burckhardt 3 In seiner Schrift Moses und Michelangelo von 1914 fragt sich Sigmund Freud ob Michelangelo in seinem Moses ein zeitloses Charakter und Stimmungsbild schaffen wollte oder den Helden in einem bestimmten dann aber hochst bedeutsamen Moment seines Lebens dargestellt hat Er zitiert zahlreiche Kunsthistoriker und Bildhauer darunter J Burckhardt Anton Springer Heinrich Wolfflin Dupaty Guillaume Muntz Wilhelm Lubke Ernst Steinmann Henry Thode Carl Justi und aus dem Leben Michelangelo s von Herman Grimm Eine Hoheit erfullt diese Gestalt ein Selbstbewusstsein ein Gefuhl als stunden diesem Manne die Donner des Himmels zu Gebote doch er bezwange sich ehe er sie entfesselte erwartend ob die Feinde die er vernichten will ihn anzugreifen wagten Er sitzt da als wollte er eben aufspringen das Haupt stolz aus den Schultern in die Hohe gereckt mit der Hand unter deren Arme die Gesetzestafeln ruhen in den Bart greifend der in schweren Stromen auf die Brust sinkt mit weit atmenden Nustern und mit einem Munde auf dessen Lippen die Worte zu zittern scheinen Hermann Grimm 4 Am Ende seiner Ausfuhrungen kommt Freud zur Schlussfolgerung Michelangelo hat an das Grabdenkmal des Papstes einen anderen Moses hingesetzt welcher dem historischen oder traditionellen Moses uberlegen ist Er hat das Motiv der zerbrochenen Gesetzestafeln umgearbeitet er lasst sie nicht durch den Zorn Moses zerbrechen sondern diesen Zorn durch die Drohung dass sie zerbrechen konnten beschwichtigen oder wenigstens auf dem Wege zur Handlung hemmen Damit hat er etwas Neues Ubermenschliches in die Figur des Moses gelegt und die gewaltige Korpermasse und kraftstrotzende Muskulatur der Gestalt wird nur zum leiblichen Ausdrucksmittel fur die hochste psychische Leistung die einem Menschen moglich ist fur das Niederringen der eigenen Leidenschaft zugunsten und im Auftrage einer Bestimmung der man sich geweiht hat Sigmund Freud 5 Literatur BearbeitenGiorgio Vasari Das Leben des Michelangelo Neu ubersetzt von Victoria Lorini Herausgegeben kommentiert und eingeleitet von Caroline Gabbert Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2009 ISBN 978 3 8031 5045 5 Franz Joachim Verspohl Michelangelo Buonarroti und Papst Julius II Kleine politische Schriften hg von Alois Riklin Bd 12 2004 ISBN 978 3 89244 804 4 Einzelnachweise Bearbeiten Giorgio Vasari Das Leben des Michelangelo Neu ubersetzt von Victoria Lorini Herausgegeben kommentiert und eingeleitet von Caroline Gabbert Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2009 S 65 67 Giorgio Vasari Das Leben des Michelangelo S 298 299 Jacob Burckhardt Der Cicerone Kapitel 47 Sigmund Freud Der Moses des Michelangelo 1914 Sigmund Freud Der Moses des Michelangelo 1914 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michelangelos Mose Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Moses von Michelangelo Objekt des Monats Juni 2013 Johannes Gutenberg Universitat Mainz Sigmund Freud Der Moses des Michelangelo 1914 Beim Horne des Propheten Hans Martin Lohmann in Die Zeit 26 August 200441 893888888889 12 493055555556 Koordinaten 41 53 38 N 12 29 35 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moses Michelangelo amp oldid 237388311