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Moritz Brosig 15 Oktober 1815 in Fuchswinkel bei Patschkau Oberschlesien 24 Januar 1887 in Breslau war ein deutscher Komponist und Organist fuhrender Vertreter der Breslauer Schule Moritz Brosig um 1870 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Schriften 4 Kompositionen 5 Horbeispiele 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMoritz Brosig war der jungste Sohn eines Rittergutsbesitzers Als er drei Jahre alt war starb der Vater und die Familie zog nach Breslau Er besuchte das katholische Matthias Gymnasium bis zur obersten Schulklasse Anschliessend war er drei Monate am katholischen Lehrerseminar das er dann aber wegen seiner schwachen Gesundheit verlassen musste Daraufhin entschloss er sich Kirchenmusiker zu werden Er wurde Schuler des Domorganisten und Koniglichen Musikdirektors im Institut fur Kirchenmusik an der Breslauer Universitat Franz Wolf 1 Ab 1838 war er als Organist an St Adalbert tatig Dort vertrat Brosig seinen Lehrer des Ofteren an der Domorgel und wurde nach dessen Tod 1843 zu seinem Nachfolger als Domorganist ernannt Brosig wurde beruhmt fur sein Orgelspiel und seine Improvisationskunst obwohl er nie ausserhalb des Breslauer Doms konzertierte 1853 bewarb er sich um die durch den Tod von Bernhard Hahn freigewordene Stelle des Domkapellmeisters die er gegen die Konkurrenz von Peter Cornelius und B Hahn d J erhielt 2 Wahrend der Amtszeit Brosigs als Domkapellmeister formierte sich in Deutschland eine Bewegung die sich gegen den Einsatz der profanen Musik in der Kirche erhob Im Anschluss an den Katholikentag in Bamberg wurde 1868 der Allgemeine Cacilien Verein gegrundet Noch im selben Jahr wurde Brosig zum Mitbegrunder des Schlesischen Cacilien Vereins in Oppeln 3 Schon im folgenden Jahr aber distanzierte er sich wieder von ihm weil er seine zu radikale Ruckwartsgewandtheit nicht mitmachen wollte Die orchesterbegleitende Musik wurde im Breslauer Dom weiterhin gepflegt Allerdings fuhrte auch Brosig Reformen durch Messen von Haydn Mozart und Cherubini die ihm zu unliturgisch erschienen verschwanden aus dem Repertoire ebenso die zu feierlichen Anlassen ublichen Blaserintraden Einzugsmusiken Vom Jahr 1860 an wurde im Dom in den Kartagen nur a cappella musiziert Brosig vertrat also eine gemassigte Reform der Kirchenmusik die die Vokalmusik des 16 17 Jahrhunderts ihrem kunstlerischen Wert und ihrer liturgischen Funktion nach entsprechend wurdigte aber ebenso die zeitgemassen kompositorischen Mittel einbezog und auf instrumentale Ausdrucksmittel nicht verzichten wollte Seine Auffassung zur cacilianischen Reform veroffentlichte Brosig 1880 in seiner Schrift Uber die alten Kirchenkompositionen und ihre Wiedereinfuhrung 4 1871 wurde Brosig zusatzlich Dozent am Institut fur Kirchenmusik der Universitat Breslau Diese verlieh ihm 1879 den Titel Dr phil h c nachdem er eine Modulationstheorie 1865 und eine Harmonielehre 1874 geschrieben hatte Er promovierte mit einer Dissertation uber Kirchen Kompositionen des 16 und 17 Jahrhunderts 1881 wurde ihm der Professorentitel verliehen 5 Von der Harmonielehre erschien schon 8 Jahre spater die dritte Auflage und noch im Jahr 1899 gab Carl Thiel ihre vierte Auflage als Handbuch der Harmonielehre und Modulation heraus 1 Brosig schrieb bis auf wenige kammermusikalische Werke und Lieder nur Kirchenmusik darunter neun Messen zahlreiche Orgelkompositionen davon ca 120 gedruckt ein katholisches Choralbuch Klavier und Cello Kompositionen eine Modulations Theorie und eine Harmonielehre die zahlreiche Auflagen erlebte Zu seinen Schulern gehorten Adolf Cebrian Salomon Jadassohn Anna Benfey und Hermann Scholtz Seine Kompositionen waren vor allem in Schlesien und daruber hinaus im osterreichischen und suddeutschen Raum geschatzt und weit verbreitet Sechs Verlage veroffentlichten einen erheblichen Teil seiner Orgelmusik und Vokalkompositionen 2 1884 trat Brosig 69 jahrig von seinem Amt zuruck und starb 1887 in Breslau 1 Rezeption BearbeitenBrosigs Orgelmusik lasst stilistische Verwandtschaft zu der F Mendelssohns erkennen Seine Zeitgenossen lobten seine melodische Erfindungsgabe und seine abwechslungsreiche Harmonik Fur die Vokalkompositionen konstatierte Rudolf Walter Einflusse der Kirchenmusik Franz Schuberts und Carl Maria von Webers Ein Aufsatz in der Zeitschrift fur kath Kirchenmusik von 1869 hebt hervor Dem Vokalchor fallt in richtiger Wurdigung der Hauptantheil zu Dabei ist indess keine der Singstimmen bis an die aussersten Grenzen ihres Umfanges gefuhrt so dass in dieser Hinsicht die Ausfuhrung nur bequem zu nennen ist Das Orchester nirgends die Hauptsache uberwuchernd ist in so weit angewandt als es zur wahren Charakterisirung des Textes beitragen hilft 6 In kritischer Distanz sowohl zur traditionellen klassischen opernhaften Orchestermesse als auch zum radikal cacilianischen Ausmerzen jeder Orchestermusik im Kirchenraum versuchte Brosig in seinen Kompositionen dem liturgischen Ort gerecht zu werden und in zeitgemassen musikalischen Ausdrucksformen qualitatvolle Musik zu schaffen Er wurde auf diese Weise ein wichtiger Vertreter der sogenannten Breslauer Schule der Domkapellmeister des 19 und 20 Jahrhunderts die den Breslauer Dom zu einem weithin ausstrahlenden Zentrum guter Kirchenmusik machte 1 Schriften BearbeitenUeber die alten Kirchen Compositionen des 16 und 17 Jahrhunderts und ihre Wiedereinfuhrung beim Katholischen Gottesdienste Leipzig F E C Leuckart 1880 Handbuch der Harmonielehre und Modulation 6 Aufl neu bearb und mit Beitr vers von Carl Thiel Leipzig Leuckart 1912 Kompositionen Bearbeitenopus 1 Drei Praeludien und Fugen e Moll C Dur fis Moll opus 3 Funf Orgelstucke zum Gebrauch beim Gottesdienste 4 Praeludien in f moll G Dur b Moll G Dur Praeludium und Fuge in g Moll opus 4 Funf Choralvorspiele Nun sich der Tag geendet hat Auf meinen lieben Gott Liebster Jesus wir sind hier Aus tiefer Not schrei ich zu dir O Haupt voll Blut und Wunden opus 6 Fantasie uber das Lied Christus ist erstanden opus 7 Messe e Moll opus 8b Einundzwanzig Vorspiele zu Predigtliedern opus 11 Drei Praeludien F Dur C Dur Es Dur und zwei Postludien f Moll C Dur opus 12 Vier Orgelstucke Praeludium G Dur Vorspiel zu dem Liede O Traurigkeit Praeludium und Fuge in a Moll Praeludium in As Dur opus 16 Deutsche Choralmesse nach alten Choralmelodien opus 19 Sechs Tonstucke fur Orgel opus 22 Deux Serenades p Pfte et Violon ou Violoncelle opus 23 Kurze und leicht ausfuhrbare Vespern De Confessore opus 29 3te Kurze Messe opus 30 Melodien zum katholischen Gesangbuche opus 32 Orgelbuch opus 36 Festmesse opus 42 Achte Messe fur Chor und Orgel opus 44 Neunte Messe opus 46 Acht Orgelstucke verschiedenen Charakters Praeludien in D Dur f Moll G Dur C Dur c Moll D Dur Festvorspiel in Es Dur Praeludium in g Moll opus 47 Funf Orgelstucke 3 Andante in B Dur A Dur As Dur Praeludium in A Dur Postludium in D Dur opus 49 Funf Orgelstucke Fantasie in c Moll 3 Andante in a Moll E Dur F Dur Adagio in As Dur opus 52 Zehn Orgelstucke verschiedenen Charakters und zwei Choralvorspiele opus 53 Fantasie Nr 1 in f Moll opus 54 Fantasie Nr 2 in Es Dur opus 55 Fantasie Nr 3 in d Moll opus 58 Acht Orgelstucke Praeludien in e Moll C Dur Postludien in f Moll d Moll Vorspiele zu Straf mich nicht in deinem Zorn Komm Gott Schopfer Trios in E Dur G Dur opus 60 Sechs Praeludien und Fugen Es Dur c Moll E Dur a Moll D Dur cis Moll opus 61 Funf Tonstucke verschiedenen Charakters nebst drei Postludien mit Angabe der Pedal ApplicaturHorbeispiele BearbeitenMoritz Brosig Larghetto fur Orgel aus der Fantasie op 53 2 50 MB Werke auf youtube Festvorspiel in Es op 46 7 7 Siegfried Gmeiner an der Walcker Orgel 1904 von St Georg Ulm 8 Literatur BearbeitenLothar Hoffmann Erbrecht Musikgeschichte Schlesiens Laumann Dulmen 1986 ISBN 978 3 8288 9775 5 Lothar Hoffmann Erbrecht Hrsg Schlesisches Musiklexikon Weissner Augsburg 2001 ISBN 3 89639 242 5 S 95 f Alois Schirdewahn Domkapellmeister Professor Dr Moritz Brosig Zuge aus seinem und seiner Eltern Leben Zur schlesischen Kirchengeschichte Band 18 ZDB ID 1171613 7 Verlag der Neisser Zeitung Neisse 1936 Rudolf Walter d i Rudolf Walter Kischke Moritz Brosig 1815 1887 Domkapellmeister in Breslau Schriften der Stiftung Haus Oberschlesien Band 3 Laumann Dulmen 1988 ISBN 3 87466 112 1 mit Werkverzeichnis Weblinks BearbeitenNoten und Audiodateien von Moritz Brosig im International Music Score Library Project Werke von und uber Moritz Brosig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Moritz Brosig in der Deutschen Digitalen Bibliothek Judith Rossbach Komponistenportrat Moritz Brosig Liudgera Speer uber M Brosig In Kulturportal Wet OstEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Judith Rossbach Komponistenportrat Moritz Brosig Abgerufen am 24 Juni 2021 a b Liudgera Speer uber M Brosig In Kulturportal Wet Ost Abgerufen am 24 Juni 2021 Musikgeschichte Schlesiens S 118f Rudolf Walter Moritz Brosig 1815 1887 Domkapellmeister in Breslau 1988 S 13 32 Rudolf Walter Moritz Brosig 1815 1887 Domkapellmeister in Breslau 1988 S 10 Schnabel Hahn Brosig Schluss In Zeitschrift fur katholische Kirchenmusik Jg 2 Nr 6 1869 S 43 46 hier S 45 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Festvorspiel in Es op 46 7 MP3 3 6 MB Walcker Orgel 1904 von St Georg UlmNormdaten Person GND 11885478X lobid OGND AKS LCCN n82166000 VIAF 7653587 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brosig MoritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist und OrganistGEBURTSDATUM 15 Oktober 1815GEBURTSORT Lisie Katy Paczkow STERBEDATUM 24 Januar 1887STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moritz Brosig amp oldid 231703034