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53 240205 9 603853 Koordinaten 53 14 24 7 N 9 36 13 9 OMoorleiche aus dem Rieper Moor Die Moorleiche aus dem Rieper Moor auch Stemmen FStNr 17 war eine Moorleiche die 1754 im Konigsmoor damalige Bezeichnung Rieper Moor in der Nahe der Grenze der niedersachsischen Samtgemeinde Tostedt und des Vahlder Ortsteils Riepe gefunden wurde 1 Der Fund gilt als der zweitalteste dokumentierte Moorleichenfund Deutschlands 2 Inhaltsverzeichnis 1 Fundstelle 2 Fundgeschichte 3 Befunde 3 1 Datierung 4 Deutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFundstelle Bearbeiten nbsp Kartenausschnitt mit Bezeichnung der FundstelleIm Jahr 1722 hiess das Gebiet Todtholzmoor oder auch Rieper Moor nach der Verkoppelung im Jahr 1860 ging der grosste Teil des Gebietes an das Konigreich Hannover und erhielt dabei den heutigen Namen Konigsmoor Die Fundstelle wurde auf der topographischen Karte Lauenbruck der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1764 bis 1786 mit einem Kreuz und dem Eintrag vermerkt Wo im Jahr 1754 ein todter Corper gefunden und von Amt Zewen eingehohlet und beerdiget worden Topographische Karte Lauenbruck Nr 29 der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1764 bis 1786 3 Demnach lag der Fundort im nordwestlichen Teil des Rieper Moores nahe dem Vahlder Ortsteil Riepe im niedersachsischen Landkreis Rotenburg Wumme und nahe der Grenze zum Ortsteil Konigsmoor der Samtgemeinde Tostedt im Landkreis Harburg 3 Fundgeschichte BearbeitenDie Moorleiche wurde 1754 4 1 von einem namentlich nicht bekannten Torfstecher in einem Meter Tiefe unterhalb der Mooroberflache gefunden In Zeven wurde die Leiche anschliessend von Chirurgen rechtsmedizinisch untersucht wobei abschliessend ein Verbrechen ausgeschlossen wurde Daraufhin wurden die sterblichen Uberreste auf dem Zevener Friedhof beigesetzt Da die Akten zu dem Fund verschollen sind fertigte Hans Muller Brauel 1911 ein Gedachtnisprotokoll der wichtigsten Einzelheiten an Danach lag die Leiche mit dem Gesicht nach unten im Moor und war mit einem armdicken Baum oder Ast abgedeckt Von der Leiche selbst waren vermutlich nur Hautpartien erhalten Bei der Leiche wurden eine Mutze Lederschuhe von einer Form so man heute nirgends mehr siehet Unbekannter Autor 5 und ein mantelartiger Umhang gefunden Einige Fragmente des Mantels gab Muller Brauel an den Heimatforscher August Bachmann weiter Die sterblichen Uberreste der Moorleiche sowie ihrer Kleidung galten lange Zeit als verschollen bis Stefan Hesse im Jahr 2009 die an Bachmann ubergebenen Textilfragmente im Magazin des Bachmann Museums im Schloss Bremervorde wiederentdeckte 1 Befunde BearbeitenVon der Moorleiche aus dem Rieper Moor selbst und ihrer Kleidung existieren heute nur noch die beiden Textilfragmente des vermutlichen Mantels Die Fragmente bestehen aus Schafwolle und sind durch die lange Lagerung im sauren Moormilieu braun verfarbt Beide Fragmente sind in Schussripsbindung gewebt Fragment I misst 63 18 mm und weist 9 10 Kettfaden je Zentimeter und 20 24 Schussfaden pro Zentimeter auf Die Fadenstarken betragen 0 4 0 8 mm bei Kette und 0 2 0 6 mm der Schussfaden auf Fragment II misst 39 40 mm bei 6 7 Kettfaden und 20 Schussfaden je Zentimeter bei Fadenstarken von 0 3 0 6 mm der Kette und 0 5 0 9 mm der Schussfaden Die Kettfaden sind unregelmassig stark die Schussfaden leichter in Z Richtung verzwirnt Die Oberflachen der beiden Gewebe wirken stellenweise abgetragen und angefilzt was auf eine langere Nutzungsdauer der Kleidung schliessen lasst 1 Eine textilarchaologische Untersuchung am Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg in Esslingen am Neckar durch Christina Peek fuhrte aufgrund der Bindung des Gewebes zur Vermutung dass das Tuch aus romischer Produktion oder aus den Kontaktzonen des Romischen Reiches stammte oder dass es sich um eine lokale Nachahmung eines solchen Tuches handelt 1 Datierung Bearbeiten Eine Datierung war aufgrund der bisherigen Fund und Uberlieferungsumstande unmoglich und erst die Auffindung der Textilfragmente ermoglichte 2010 erstmals eine naturwissenschaftliche Datierung des Fundes Die 14C AMS Datierung einiger Gewebefaden am Isotopenlabor der Universitat Erlangen ergab eine kalibrierte Datierung in die Zeit um 253 348 nach Chr 6 1 Deutung BearbeitenWeder die Todesursache noch das Geschlecht lassen sich aufgrund fehlender Leichenteile sicher bestimmen Die in Muller Brauels Gedachtnisprotokoll beschriebene Bauchlage des Korpers mit dem uber der Leiche abgelegten Ast oder Baumstamm deuten auf eine Niederlegung der Leiche im Moor hin Ein Unfalltod kann unter Berucksichtigung der Umstande nahezu sicher ausgeschlossen werden Ob der Verstorbene im Moor eine Sonderbestattung erhielt oder dort als Opfer eines Verbrechens verscharrt wurde lasst sich auf Basis der vorliegenden Daten nicht mehr sicher ableiten 1 Literatur BearbeitenStefan Hesse Silke Grefen Peters Christina Peek Jennifer Rech Ulrich Schliemann Die Moorleichen im Landkreis Rotenburg Wumme Forschungsgeschichte und neue Untersuchungen In Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Nr 16 Isensee 2010 ISSN 0946 8471 S 31 88 hier S 54 68 Thomas Brock Moorleichen Zeugen vergangener Jahrtausende In Archaologie in Deutschland Sonderheft Theiss Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8062 2205 0 Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 39 48 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Sabine Eisenbeiss Berichte uber Moorleichen aus Niedersachsen im Nachlass von Alfred Dieck Archaologisches Institut Hamburg 1992 S 42 45 Magisterarbeit Alfred Dieck Die noch nicht geborgene Moorleiche von Bonstorf Kreis Celle aus dem Jahre 1450 und die Moorleiche vom Rieper Moor Kreis Rotenburg Hannover gefunden im Jahre 1751 In Niedersachsischer Landesverein fur Urgeschichte Hrsg Die Kunde N F Nr 8 1957 ISSN 0342 0736 S 274 284 Weblinks BearbeitenWieland Bonath Moorleiche zeitlich eingeordnet online Kreisarchaologe Dr Stefan Hesse prasentiert die Ergebnisse des Fundes im Rieper Bauernmoor In kreiszeitung de 19 November 2010 abgerufen am 7 Februar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Stefan Hesse Silke Grefen Peters Christina Peek Jennifer Rech Ulrich Schliemann Die Moorleichen im Landkreis Rotenburg Wumme Forschungsgeschichte und neue Untersuchungen In Archaologische Berichte des Landkreises Rotenburg Wumme Nr 16 Isensee 2010 ISSN 0946 8471 S 54 68 Thomas Brock Moorleichen Zeugen vergangener Jahrtausende In Archaologie in Deutschland Sonderheft Theiss Stuttgart 2009 ISBN 3 8062 2205 3 S 19 20 a b Topographische Karte Lauenbruck Kartenexemplar 29 Kurhannoversche Landesaufnahme von 1764 bis 1786 Alfred Dieck publizierte dagegen mehrfach das Fundjahr 1751 welches von zahlreichen nachfolgenden Autoren darunter Wijnand van der Sanden oder Thomas Brock ubernommen wurde Wijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 S 39 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Probe Erl 14457 1730 40 Before Present d13C 25 7 253 348 calAD 62 7 368 378 calAD 5 6 PersonendatenNAME Moorleiche aus dem Rieper MoorALTERNATIVNAMEN Stemmen FStNr 17KURZBESCHREIBUNG MoorleicheGEBURTSDATUM 3 Jahrhundert oder 4 JahrhundertSTERBEDATUM zwischen 253 und 348STERBEORT Konigsmoor Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moorleiche aus dem Rieper Moor amp oldid 201739468