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Die Moeckli Affare franzosisch Affaire Moeckli im Jahr 1947 war eine politische Krise im Kanton Bern in der Schweiz Sie umfasst die Vorgange rund um die Weigerung des Grossen Rates die Bau und Eisenbahndirektion dem aus dem Jura stammenden Regierungsrat Georges Moeckli anzuvertrauen Die Affare loste eine Kette von Ereignissen aus die das Erstarken der separatistischen Bewegung in der Jurafrage zur Folge hatten und schliesslich zur Grundung des Kantons Jura im Jahr 1979 fuhrten Inhaltsverzeichnis 1 Ausloser der Affare 2 Proteste 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAusloser der Affare BearbeitenNach dem Tod von Regierungsrat Ernst Reinhard SP am 18 Juni 1947 war die Leitung der Bau und Eisenbahndirektion verwaist Sein Parteikollege Georges Moeckli aus La Neuveville der ab 1938 der Fursorgedirektion vorstand wollte einen Direktionswechsel vollziehen Das Amt des Baudirektors stand ihm gemass Anciennitatsprinzip zu doch auch staatspolitische Grunde sprachen dafur Seit Jahrzehnten hatte kein Jurassier diese Direktion geleitet und im Jura standen wichtige Infrastrukturprojekte an Die Regierung sprach sich einstimmig fur Moeckli aus Bei der Personaldebatte im Grossen Rat am 9 September ergriff Hans Tschumi BGB aus Interlaken das Wort und pladierte vollig uberraschend fur die Ablehnung des Regierungsantrags Er begrundete seine Haltung damit dass Moeckli franzosischsprachig sei ein Deutschberner fur dieses wichtige Amt jedoch besser geeignet sei Als Alternative schlug er Samuel Brawand SP aus Grindelwald vor Die Argumentation war jedoch nicht stichhaltig denn Moeckli sprach ausgezeichnet Deutsch und hatte diese Sprache fruher sogar unterrichtet 1 Der Antrag rief umgehend heftigen Protest der jurassischen Grossrate hervor und Jules Schlappach FDP warnte eindringlich vor dessen Annahme da dies negative Folgen fur das fragile Verhaltnis zwischen Deutschbernern und Jurassiern haben konnte Dessen ungeachtet nahm der Grosse Rat den Antrag mit 92 zu 62 Stimmen an Jurassische Parteien und Verbande sowie die dortige Presse verurteilten den Vorgang aufs Scharfste Die Vereinigung Pro Jura und die Societe jurassienne d emulation SJE verlangten eine Revision der fur die Jurassier diskriminierenden Verteilung der Direktionen Der am 17 September im Grossen Rat eingereichte Wiedererwagungsantrag scheiterte knapp mit 68 zu 70 Stimmen worauf die jurassischen Abgeordneten spontan und geschlossen den Sitzungssaal verliessen 2 Proteste BearbeitenDie fuhrenden jurassischen Verbande riefen zu einer Protestkundgebung in Delemont auf wo sich am 20 September uber 2000 Menschen versammelten Sie verlangten die Bildung eines Komitees zur Verteidigung der Rechte und Interessen des Jura das ein Forderungs und Aktionsprogramm aufstellen sollte Die Kantonsregierung erkannte dass anhaltender Protest die Einheit des Kantons gefahrden konnte weshalb sie eine eingehende Analyse der Beziehungen Berns zum jurassischen Kantonsteil versprach Der Protesttag entwickelte aber eine Eigendynamik als einer der Redner der Industrielle Daniel Charpilloz die Schaffung eines Kantons Jura forderte Im Rahmen der Hundertjahrfeier der SJE die am 27 September in Porrentruy stattfand kam es zu einem weiteren Eklat als Jugendliche alle ausgehangten Berner Fahnen herunterrissen und zerfetzten Am 2 Oktober konstituierte sich in Moutier ein Komitee nach dem Versammlungsort als Comite de Moutier bezeichnet Es sollte einen Forderungskatalog erstellen sowie vor allem juristische verfassungsrechtliche wirtschaftliche und finanzielle Studien zur Abklarung einer moglichen jurassischen Autonomie in Auftrag geben 3 Die jurassische Presse wiederum beschuldigte in den folgenden Wochen unablassig die Kantonsregierung den Jura systematisch zu benachteiligen und zu unterdrucken Am 20 November orientierte Regierungsprasident Markus Feldmann den Grossen Rat uber den Stand der Dinge Er teilte mit dass die Regierung beim Bundesrat gegen die Ausstrahlung eines Beitrags der Schweizer Filmwochenschau interveniert habe da dieser eine plumpe tendenziose Propaganda fur die Lostrennung des jurassischen Kantonsteils vom Kanton Bern gewesen sei Abschliessend erklarte er dass sich die Regierung jeglichen Sezessionsbestrebungen widersetzen werde Vor allem im Nordjura stiess die Erklarung auf Ablehnung Am 30 November wurde in Moutier das inaktive Mouvement separatiste jurassien durch Charpilloz Roland Beguelin Roger Schaffter und 19 weiteren Personen wiederbelebt Diese Separatistenorganisation 1951 in Rassemblement jurassien umbenannt kundigte an sie werde sich nun erst recht fur einen eigenstandigen Kanton einsetzen Das Comite de Moutier das bisher eine vermittelnde Rolle eingenommen hatte wies Feldmanns Erklarung am 6 Dezember ebenfalls mit scharfen Worten zuruck 4 Zwar war die Moeckli Affare nicht der eigentliche Ausloser der Jurafrage doch in zugespitzter Form war sie ein Katalysator und das erste einer langen Kette von Ereignissen die 1979 in der Grundung des selbstandigen Kantons Jura mundeten Literatur BearbeitenHans Peter Henecka Die jurassischen Separatisten Eine Studie zur Soziologie des ethnischen Konflikts und der sozialen Bewegung Verlag Anton Hain Meisenheim am Glan 1972 ISBN 3 445 00942 2 Weblinks BearbeitenFrancois Wisard Moeckli Affare In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Henecka Die jurassischen Separatisten S 111 112 Henecka Die jurassischen Separatisten S 112 113 Henecka Die jurassischen Separatisten S 113 116 Henecka Die jurassischen Separatisten S 116 117 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moeckli Affare amp oldid 237423793