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Michail Sergejewitsch Woslenski auch Michael Voslensky russisch Mihail Sergeevich Voslenskij wiss Transliteration Michail Sergeevic Voslenskij 6 Dezember 1920 in Berdjansk Gouvernement Taurien heute Ukraine 8 Februar 1997 in Bonn war ein sowjetischer Historiker und Politikwissenschaftler Voslensky 1988 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Kritik 4 Werke 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenEr war sowjetischer Dolmetscher beim Nurnberger Prozess und im Alliierten Kontrollrat fur Deutschland Er habilitierte sich als Historiker in Moskau und als Philosoph in der DDR Seit 1955 arbeitete er an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR er war Akademischer Sekretar der Kommission fur wissenschaftliche Probleme der Abrustung beim Prasidium der Akademie Eine Gastprofessur fuhrte ihn an die Westfalische Wilhelms Universitat 1 Von 1950 bis zu seiner Ausreise aus der Sowjetunion war er in engem Kontakt mit dem Apparat des ZK der KPdSU Er war Vizeprasident der Historiker Kommission UdSSR DDR 2 Ein Vortrag Woslenskis uber Europaische Sicherheit und Abrustung vor der Osterreichischen Gesellschaft fur Aussenpolitik und internationale Beziehungen in dem er militaristische Kreise Westdeutschlands ein Streben nach atomarer Bewaffnung unterstellte und in dem er ferner sagte in Westdeutschland wurden die Krafte des Neonazismus aufgepappelt fuhrte 1969 zu diplomatischen Kontroversen 3 Im Jahr 1972 ging er in den Westen 4 und lebte fortan in der Bundesrepublik Deutschland Er arbeitete am Forschungsinstitut fur sowjetische Gegenwart in Munchen Ab 1977 war er osterreichischer Staatsburger 5 Er galt international als Kenner der inneren Verhaltnisse der Sowjetunion und authentischer Kommunismus Kritiker Werk BearbeitenWoslenskis im Westen erschienenes Hauptwerk ist eine Trilogie uber die sowjetische Nomenklatura Der erste Band wurde in vierzehn Sprachen ubersetzt und beeinflusste nachhaltig die soziologische Diskussion uber die Gesellschaft in der Sowjetunion dort wurde er anfangs nur im Samisdat veroffentlicht die erste Ausgabe erschien 1991 im Verlag Oktjabr in Moskau Der dritte Band 6 basiert auf detailliertem Studium der nach 1991 zuganglich gemachten Archive des ZK der KPdSU in die Woslenski wie z B auch Wladimir Bukowski detailliert und umfangreich Einblick nahm Hier belegt Woslenski mit vielen Originaldokumenten unter anderem die Millionenzahlungen der Sowjetunion an westliche kommunistische Parteien und linke Arbeiterorganisationen die entweder uber KGB Mitarbeiter uberreicht wurden oder an befreundete Firmen in vielen europaischen und aussereuropaischen Staaten so auch in der Bundesrepublik Deutschland uberwiesen wurden Die in den 1990er Jahren in Russland stattfindende Transformation von Teilen der fruheren Parteielite in eine neue Unternehmerschicht beurteilte Woslenski skeptisch Er war der Ansicht dass die ehemalige Nomenklatura prinzipiell nicht in der Lage sei in einer sich formierenden Marktwirtschaft soziale Elemente zu etablieren Folglich sei sie ein Hindernis bei der Gestaltung sozialen Wandels Kritik BearbeitenAndere Rezensenten haben das dritte Buch Woslenskys insbesondere seine Erklarung fur den Terror als nicht uber das Niveau des Enthullungsjournalismus der russischen Tagespresse hinaus kommend bezeichnet 7 Anders als der Titel eingibt spielt das Jahr 1917 in Voslenskys Buch keine Rolle Es wird ihm vorgeworfen von der weit vorangeschrittenen Diskussion uber die Opferzahlen im Stalinismus keine Notiz genommen zu haben Voslensky berechnete eine Zahl von 140 000 Opfern die der NKWD wahrend der Aktionen des Grossen Terrors 1937 38 umbrachte Aus den russischen Archiven wissen wir jedoch seit einiger Zeit dass uber 680 000 Menschen erschossen wurden Und schliesslich Wer die Geschichte der Sowjetunion nur als eine Geschichte der Verbrechen der KPdSU und des KGB sehen will der wird in Voslenskys Buch eine Bestatigung finden Wer Antwort auf die Frage sucht wie die Sowjetunion uber siebzig Jahre uberlebte und warum sie dann zusammenbrach kann auf eine ganze Reihe fundierterer und besser lesbarer Arbeiten zuruckgreifen Das Buch von M S Voslensky Nomenklatur ist eines jener ausserst seltenen Bucher die nachdem sie erschienen sind sofort in die Schatzkammer des politischen Denkens eintreten Es wird heute aufgrund seiner Relevanz und seiner aussergewohnlichen Vorzuge benotigt Zuallererst ist das Buch klar und logisch aufgebaut Schritt fur Schritt fuhrt es den Leser durch verschiedene Teile des sowjetischen Systems ohne das System als Ganzes aus dem Auge zu verlieren An sich gibt es also ein ganzheitliches Bild Milovan Djilas aus dem Vorwort zu dem Buch Werke BearbeitenNomenklatura Die herrschende Klasse der Sowjetunion Molden Wien 1980 ISBN 3 217 00564 3 3 aktualisierte und erweiterte Ausgabe unter dem Titel Nomenklatura Die herrschende Klasse der Sowjetunion in Geschichte und Gegenwart Nymphenburger Munchen 1987 ISBN 3 485 00524 X Sterbliche Gotter Die Lehrmeister der Nomenklatura Straube Erlangen Bonn Wien 1989 ISBN 3 927491 11 X Ullstein Frankfurt Berlin 1991 ISBN 3 548 34807 6 Das Geheime wird offenbar Moskauer Archive erzahlen 1917 1991 Langen Muller Munchen 1995 ISBN 3 7844 2536 4Einzelnachweise Bearbeiten 1 Der SPIEGEL 18 August 1975 abgerufen am 1 Juni 2018 2 Der SPIEGEL 7 Januar 1980a abgerufen am 1 Juni 2018 3 Die ZEIT 10 Oktober 1969 abgerufen am 1 Juni 2018 Robert Allertz Der Uberlaufer Letztes Kapitel Nutzliche Pazifisten Die sowjetische Einstellung zum Pazifismus Die ZEIT 28 August 1981 abgerufen am 1 Juni 2018 Michael S Voslensky Das Geheime wird offenbar Moskauer Archive erzahlen 1917 1991 Aus dem Russischen von Kurt Baudisch Langen Muller Verlag Munchen 1995 546 Seiten Markus Wehner Was sind das doch fur infame Dokumente In FAZ net 25 Oktober 1995 abgerufen am 16 Dezember 2014 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Michail Sergejewitsch Woslenski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Biografie Woslenskis in einer russischen Enzyklopadie der Soziologie ru Audioaufnahmen mit Michail Sergejewitsch Woslenski im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek Interviews Vortrage Normdaten Person GND 120430444 lobid OGND AKS LCCN n83149237 NDL 00459910 VIAF 39385244 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Woslenski Michail SergejewitschALTERNATIVNAMEN Voslenskij Mihail Sergeevich Voslensky MichaelKURZBESCHREIBUNG russischer Historiker Politikwissenschaftler und HochschullehrerGEBURTSDATUM 6 Dezember 1920GEBURTSORT Berdjansk Ukraine STERBEDATUM 8 Februar 1997STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michail Sergejewitsch Woslenski amp oldid 218398610