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Muhammed Metin Kaplan 14 November 1952 in Erzurum Turkei selbst ernannter Kalif von Koln ist ein islamischer Fundamentalist der in Koln lebte und 2004 in die Turkei abgeschoben wurde Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Offentliche Ausserungen 3 Juristische Verfahren 4 EinzelnachweiseLebenslauf BearbeitenKaplan stammt aus der Turkei und kam im August 1982 mit einem Touristenvisum welches bis zum 25 Dezember 1982 gultig war nach Deutschland 1 Eine Verlangerung des Touristenvisums wurde abgelehnt und Metin Kaplan drei Monate Zeit zum Verlassen der Bundesrepublik gegeben Ob Kaplan die Bundesrepublik verliess ist unklar denn es gibt Hinweise darauf dass er von 1983 bis 1986 als Vorbeter einer Moschee in Esslingen am Neckar lebte Ferner war er Redakteur fur die Verbandszeitschrift des Kalifatstaats Im Juli 1986 reiste Kaplan mit einem legalen Touristenvisum erneut in die Bundesrepublik ein und zog nach Koln Er stellte 1988 einen Asylantrag Im Jahr 1992 gewahrte das Bundesamt fur die Anerkennung auslandischer Fluchtlinge Metin Kaplan Asyl da das Verwaltungsgericht Koln feststellte Kaplan drohe in der Turkei eine strafrechtliche Verfolgung weil er Kopf einer fundamentalistischen Bewegung sei Als Nachfolger seines 1995 gestorbenen Vaters Cemaleddin Kaplan fuhrte er die radikale Vereinigung Kalifatstaat siehe auch Islamische Organisationen in Deutschland Ob Metin Kaplan tatsachlich der leibliche Sohn von Cemalettin Kaplan ist ist unklar 1 Es gibt Hinweise dass er der Sohn von Cemalettin Kaplans Schwester ist und nur adoptiert wurde was Metin Kaplan aber bestreitet 1996 rief er offentlich zur Ermordung seines politischen Gegners Ibrahim Sofu auf Nachdem dieser 1997 tatsachlich erschossen worden war begannen die stadtischen Behorden ein Ausweisungsverfahren welches nach mehreren Gerichtsurteilen am 12 Oktober 2004 mit der Abschiebung endete Kaplan war bis 2016 in einem Typ F Gefangnis inhaftiert nachdem er in der Turkei Mitte 2006 wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde 2 Wegen des mutmasslich unfairen Verfahrens in der Turkei und Gefahr der Folter konnte er erst nach jahrelangen Verfahren vor Gerichten abgeschoben werden Bis zum Zeitpunkt der Abschiebung waren seine Akten bei der Kolner Auslanderbehorde auf uber 2500 Seiten angewachsen 1 Metin Kaplans Frau und die drei Kinder verblieben nach seiner Abschiebung in Deutschland In den 1990er Jahren bis zu den Terroranschlagen am 11 September 2001 war Metin Kaplan der bekannteste islamische Fundamentalist in Deutschland Er fand bis zu seiner Abschiebung grosse Beachtung in den Medien So war er auf dem Titel der Zeitschrift Der Spiegel 2004 24 zu sehen Die Ausgabe trug den Titel Der Fall Kaplan oder Wie der Staat sich von seinen Gegnern vorfuhren lasst 1 Offentliche Ausserungen BearbeitenEin politischer Gegner Kaplans Halil Ibrahim Sofu genannt Yusuf Hoca der sich in Berlin zum Gegenkalifen ausrufen liess wurde am 8 Mai 1997 ermordet 3 Zuvor forderte Kaplan in seiner Verbandszeitung Ummet i Muhammed vom 19 Juli 1996 den Tod des Gegenkalifen Was passiert mit einer Person die sich obwohl es einen Kalif gibt als einen zweiten Kalifen verkunden lasst Dieser Mann wird zur Reuebekundung gebeten Wenn er nicht Reue bekundet dann wird er getotet 4 Zu einer weiteren Radikalisierung der Bewegung Kaplans kam es durch einen Aufruf Kaplans vom 14 Mai 1998 Mobilisierungsruf zum allgemeinen Glaubenskampf 5 Juristische Verfahren BearbeitenVon 1999 bis zur Abschiebung 2004 kam es allein vor dem Verwaltungsgericht in Koln zu 23 Verfahren in Sachen Metin Kaplan und Kalifat 1 Ferner kam es zu Verfahren vor den folgenden Gerichten Amtsgericht Koln Landgericht Koln Oberlandesgericht Dusseldorf Oberverwaltungsgericht Munster Bundesverwaltungsgericht Leipzig und Bundesverfassungsgericht Karlsruhe Dabei ging es auch um die Ruckzahlung der Sozialhilfe von 1988 bis 1999 Er sollte 150 000 Euro Sozialhilfe zuruckzahlen die er seine Frau und seine drei Kinder erhalten hatten Denn die Polizei hatte bei einer Durchsuchung seiner Wohnung 1998 2 Millionen Mark und kiloweise Gold gefunden und beschlagnahmt Aufgrund des Mordaufrufs von 1996 und des Mobilisierungsrufs zum allgemeinen Glaubenskampf von 1998 leitete der Generalbundesanwalt ein Ermittlungsverfahren gegen ihn und andere Personen aus dem Fuhrungskreis des Verbands wegen des Verdachts der Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie wegen des Mordes an Ibrahim Sofu ein Nachdem Metin Kaplan am 25 Marz 1999 durch Einsatzkrafte der GSG 9 6 in Untersuchungshaft genommen worden war begann gegen ihn am 8 Februar 2000 der Prozess unter Leitung des vorsitzenden Richters Ottmar Breidling vor dem Oberlandesgericht Dusseldorf Gleichzeitig wurde bekannt dass die Kaplan Bewegung Kontakte zur Hizbullah Turkei unterhalten soll Am 15 November 2000 wurde Kaplan wegen offentlichen Aufrufs zu einer Straftat zu vier Jahren Haft verurteilt Am 19 Dezember 2001 forderte Innenminister Otto Schily in einem Treffen mit seinem turkischen Amtskollegen eine Zusage dass bei einem moglichen Todesurteil gegen Metin Kaplan die Todesstrafe nicht vollstreckt wird Am 24 Marz 2003 endete die Strafhaft fur Kaplan Daraufhin erliess das Gericht zwischenzeitlich einen Auslieferungshaftbefehl weshalb jener dennoch nicht freikam Am 27 Mai 2003 wurde Kaplan aus der Haft entlassen nachdem das Oberlandesgericht die Auslieferung Kaplans an die Turkei abgelehnt hatte und der Auslieferungshaftbefehl aufgehoben worden war Am 27 August 2003 entschied das Verwaltungsgericht Koln dass Kaplan in Deutschland bleiben darf Er habe zwar kein Recht auf Asyl mehr durfe aber auch nicht abgeschoben werden da ihm in der Turkei ein nicht rechtsstaatliches Strafverfahren drohe Am 17 Oktober 2003 bestatigte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der fundamentalistischen Vereinigung Kalifatstaat vom Dezember 2001 Am 4 Dezember 2003 bestatigte das Oberverwaltungsgericht Munster das Kolner Urteil wonach Kaplan kein Recht auf Asyl habe Am 11 Dezember 2003 wurden bei einer bundesweiten Razzia rund 1 100 Wohnungen von Anhangern des verbotenen Kalifatstaats durchsucht darunter auch die Wohnung Kaplans Am 19 Mai 2004 bestatigte das Kolner Verwaltungsgericht die von der Stadt Koln beantragte Ausweisung Kaplans Damit wird Kaplan in Deutschland nur noch geduldet und besitzt keine Aufenthaltserlaubnis mehr Am 26 Mai 2004 entschied das Oberverwaltungsgericht Munster dass keine schwerwiegenden Hindernisse fur die Abschiebung Kaplans vorliegen Das Amtsgericht Koln erliess darauf einen Haftbefehl auf Antrag der Stadt Koln Kaplan wurde bei dem Versuch der Verhaftung nicht zu Hause angetroffen und darauf europaweit zur Fahndung ausgeschrieben Die Fahndung und der Haftbefehl wurden jedoch einen Tag spater am 27 Mai 2004 aufgrund einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Koln aufgehoben bzw eingestellt da das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Munster noch nicht rechtskraftig und Revision vor dem Bundesverwaltungsgericht moglich war Diese Information wurde dem Amtsgericht Koln bei der Erwirkung des Haftbefehls unterschlagen so dass Kritiker von einem Erschwindeln des Haftbefehls sprachen Am 28 Mai 2004 stellte Kaplan uber seine Anwaltin beim Kolner Auslanderamt einen Duldungsantrag Spater stellte sich heraus dass Kaplan sich in der Wohnung eines Nachbarn im selben Gebaude aufgehalten hatte Am 12 Oktober 2004 lehnte das Verwaltungsgericht Koln einen von Kaplan gestellten Antrag auf Abschiebeschutz ab Kaplan wurde noch am selben Abend in die Turkei abgeschoben und bei seiner Landung von den turkischen Behorden festgenommen Ihm wurde vorgeworfen 1998 ein Attentat auf das Mausoleum Ataturks geplant zu haben Er habe mit Hilfe eines sprengstoffbeladenen Flugzeugs die im Mausoleum versammelte Staatsspitze toten wollen Am 7 Dezember 2004 wurde die Revision von Kaplan gegen seine Abschiebung durch das Bundesverwaltungsgericht zuruckgewiesen Am 20 Juni 2005 wurde er in der Turkei zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt Die Richter des Istanbuler Gerichts befanden ihn des Hochverrats fur schuldig Mit dem Urteil folgte man dem Antrag der Staatsanwaltschaft Es sei erwiesen dass Kaplan 1998 einen Anschlag auf das Ataturk Mausoleum in Ankara befohlen habe Er habe mit Hilfe eines sprengstoffbeladenen Flugzeugs die im Mausoleum versammelte Staatsspitze toten wollen Vor der Urteilsverkundung hatte er erklart er halte das Verfahren fur nicht rechtsstaatlich Einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter lehnte das Gericht zuvor ab Am 30 November 2005 hob das Oberste Berufungsgericht das Urteil gegen Kaplan auf Grund dafur waren Verfahrensfehler und nicht ausreichende Ermittlungen Auch das im Juni in Kraft getretene neue Strafrecht musste in seinem Fall Anwendung finden Im Oktober 2008 bestatigte ein turkisches Berufungsgericht die lebenslange Freiheitsstrafe Kaplan wurde erneut fur schuldig befunden 7 Am 2 Juli 2010 wurde die Strafe durch ein Gericht in Istanbul auf 17 Jahre und sechs Monate reduziert 8 Am 16 November 2016 wurde Kaplan aufgrund seiner Krebserkrankung fruhzeitig aus der Haft entlassen 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e G Bonisch A Brandt D Cziesche J Dahlkamp D Hipp G Latsch G Mascolo C Schmidt H Stark M Verbeet Im Labyrinth des Kalifen In Der Spiegel Ausgabe 24 2004 S 24 40 Abgerufen am 10 Mai 2012 a b https www hurriyet com tr gundem metin kaplana hastalik tahliyesi 40279222 Klussmann Extremisten Der Tod des Kalifen In Der Spiegel Ausg 33 1997 S 44f Abgerufen am 10 Mai 2012 zitiert nach Ministerium fur Inneres und Justiz des Landes Nordrhein Westfalen 1998b S 50 eine Wiederholung des Aufrufs in deutscher Sprache findet sich in einem Flugblatt vom 22 August 1998 Ebd S 52 Die Originalaufnahmen der Festnahme sind Teil der Dokumentation GSG 9 Die Spezialeinheit von Dietmar Noss welt de AP lk Der Kalif von Koln bleibt lebenslang in Haft abgerufen am 20 Oktober 2008 Stern de Kalif von Koln in Turkei zu mehr als 17 Jahren Haft verurteilt Memento vom 21 Juli 2010 im Internet Archive vom 2 Juli 2010 Normdaten Person GND 140209042 lobid OGND AKS VIAF 103750984 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kaplan MetinALTERNATIVNAMEN Kaplan Muhammed Metin vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG islamischer Fundamentalist und Kalif von Koln GEBURTSDATUM 14 November 1952GEBURTSORT Erzurum Turkei Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metin Kaplan amp oldid 213893714