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Das Verwaltungsgericht Koln ist ein Gericht der Verwaltungsgerichtsbarkeit und eines von sieben Verwaltungsgerichten des Bundeslandes Nordrhein Westfalen 1 Das Gebaude des Verwaltungsgerichts und des Finanzgerichts Inhaltsverzeichnis 1 Gerichtssitz und bezirk 2 Ubergeordnete Gerichte 3 Organisation 4 Leitung 5 Geschichte 5 1 Der Appellhof 5 2 Ursprungliches Bauwerk 5 3 Neubau 5 4 Verwaltungsgericht Koln 6 Sonstiges 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGerichtssitz und bezirk BearbeitenDas Verwaltungsgericht hat seinen Sitz in Koln im Justizgebaude am Appellhofplatz Der Gerichtsbezirk umfasst das Gebiet der kreisfreien Stadte Bonn Koln und Leverkusen sowie des Rhein Erft Kreises des Oberbergischen Kreises des Rheinisch Bergischen Kreises und des Rhein Sieg Kreises Ubergeordnete Gerichte BearbeitenUbergeordnetes Gericht ist das Oberverwaltungsgericht fur das Land Nordrhein Westfalen Auf dieses folgt im Instanzenzug das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Organisation BearbeitenDie Richter am Verwaltungsgericht Koln sind insgesamt 26 Kammern zugewiesen Neben den 26 allgemeinen Kammern gibt es zusatzlich sog Fachkammern Am Verwaltungsgericht Koln sind Fachkammern fur Personalvertretungssachen des Bundes und des Landes Nordrhein Westfalen eingerichtet Es existiert ausserdem ein Berufsgericht fur Heilberufe das uber Berufspflichtverletzungen von Zahn Arzten Psychotherapeuten Apothekern und Tierarzten entscheidet Leitung BearbeitenSeit Oktober 2011 ist Birgit Herkelmann Mrowka Prasidentin des Verwaltungsgerichts Koln Vorherige Prasidenten des Verwaltungsgerichts Koln waren Alexander Karl Erich Mirgen 1949 1962 Wolfgang Hans Arnold Streit 1963 1969 Werner Mettke 1969 1974 Hans Bernhard Ortner 1974 1987 Ernst Egon Kutscheidt 1987 1998 Joachim Arntz 1998 2011 Des Weiteren arbeiten am Verwaltungsgericht Koln gut 200 Bedienstete davon etwa knapp die Halfte Richter und im Ubrigen Beamte und Angestellte Geschichte BearbeitenDas Verwaltungsgericht Koln befindet sich seit 1981 am Appellhofplatz in der Kolner Altstadt Nord Der Appellhof Bearbeiten Hauptartikel Justizgebaude am Appellhofplatz Die geschichtliche Entwicklung des historischen Gebaudes in dem das Gericht untergebracht ist hangt eng mit der deutschen Rechtsgeschichte und der Kolner Stadtgeschichte zusammen Es wurde bereits Anfang des 19 Jahrhunderts als Gerichtsgebaude konzipiert und ist damit das alteste Gerichtsgebaude in Koln Die im Volksmund gelaufige Bezeichnung Appellhof ist auf den dort ursprunglich untergebrachten Rheinischen Appellationsgerichtshof den Vorganger der heutigen Oberlandesgerichte in Koln Dusseldorf und Hamm zuruckzufuhren 2 Ursprungliches Bauwerk Bearbeiten Das Gebaude fur den Rheinischen Appellationsgerichtshof zu Coln entstand nach Planen von Stadtbaumeister Johann Peter Weyer der 1819 die ersten Grundrisse fur das halbkreisformige Gerichtsgebaude vorlegte Die Stadt Koln stellte sowohl das Grundstuck auf dem Gelande ehemaliger Frauenkloster als auch einen grossen Teil der Baukosten 1826 wurde das Gebaude eingeweiht Es verfugte uber grosse zweigeschossige Verhandlungssale mit Zuschauertribunen jedoch wenige Buroraume und keine Richterdienstzimmer Die prozessualen Errungenschaften des zu dieser Zeit im Rheinland fortgeltenden franzosischen Rechts spiegelten sich somit architektonisch wider Denn anders als in dem im preussischen Recht vorherrschenden nichtoffentlichen Aktenprozess galten die Prinzipien der Mundlichkeit und Offentlichkeit im Gerichtsverfahren Der Appellationsgerichtshof nahm mit zwei Zivilsenaten und einem Strafsenat die Arbeit als Berufungsgericht fur den allergrossten Teil Rheinpreussens auf Daneben wurden in dem Gebaude zahlreiche weitere in Koln ansassige Gerichte untergebracht Es liegt hier ein Grundstein fur Koln als einem wichtigen Gerichtsstandort 3 Neubau Bearbeiten Als im Zuge der Reichseinigung 1871 und dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze 1879 das Gerichtswesen reformiert wurde konnte der Weyer Bau nicht mehr alle Kolner Justizbehorden aufnehmen Daher wurde an seiner Stelle das heutige 1893 eingeweihte Gebaude nach Planen von Paul Thoemer und Rudolf Monnich errichtet Bei diesem Bau im Stil der norddeutschen Renaissance wurde die fruhere Halbkreisform andeutungsweise beibehalten Sie ist bis heute an der sudlichen Gebaudefront erkennbar Fortschrittlich waren etwa separate Zugange aus einem besonderen Treppensystem zu den Gerichtssalen uber die inhaftierte Angeklagte vorgefuhrt wurden Entsprechend dem damaligen Zeitgeist wurden die Aussenfronten und die Gerichtssale insbesondere der Schwurgerichtssaal besonders reprasentativ und prunkvoll gestaltet Das Ziel einer ausgepragten Gerichtsoffentlichkeit wurde durch eigene Zuschauereingange und eine Eingangshalle umgesetzt die als Wandelhalle fur Zuschauer und Gerichtszugehorige gestaltet war 4 Seit 1911 beherbergte der Neubau aus Platzgrunden nur noch die Kolner Strafjustizbehorden und war Schauplatz spektakularer Mordprozesse Wahrend des Nationalsozialismus erlebte der Rechtsstaat auch im Appellhof dunkle Zeiten So wurden etwa im Sommer 1933 in einem Strafprozess mehrere Kolner Kommunisten in Anwesenheit des Gauleiters zum Tode verurteilt Zudem tagten im Justizgebaude Sondergerichte die mindestens 123 Todesurteile fallten 5 Nachdem das Gerichtsgebaude bei Bombenangriffen auf Koln im Zweiten Weltkrieg stark beschadigt worden war wurde es nach dem Krieg in den 50er Jahren wiederhergestellt wobei der ehemals reiche figurliche Schmuck der Fassaden und architektonische Details entfernt wurden um eine schlichtere Optik zu erreichen 6 Verwaltungsgericht Koln Bearbeiten In der Nachkriegszeit sind auch die Anfange des Verwaltungsgerichts Koln zu finden Die Verwaltungsgerichtsbarkeit ist insgesamt eine junge Gerichtsbarkeit Wahrend zu Beginn des 19 Jahrhunderts verwaltungsrechtliche Streitigkeiten teilweise vor den ordentlichen Gerichten und teilweise von besonderen Gremien innerhalb der Verwaltung selbst verhandelt wurden und nachdem im Nationalsozialismus eine unabhangige Uberprufung der Verwaltung faktisch abgeschafft worden war nahmen am 1 April 1946 die Bezirksverwaltungsgerichte fur die Regierungsbezirke Aachen Koln und Dusseldorf ihre Tatigkeit auf Das Kolner Gericht bestand aus lediglich zwei Richtern und dem gemeinsamen Prasidenten aller Bezirksverwaltungsgerichte und war nur fur ausdrucklich gesetzlich vorgeschriebene Streitigkeiten zustandig Nach Einfuhrung der verwaltungsgerichtlichen Generalklausel im Jahr 1948 40 VwGO wuchs das nunmehr als Landesverwaltungsgericht Koln bezeichnete Gericht bis 1956 auf sieben Kammern mit 26 Richtern an Die erste Richterin wurde 1950 ernannt und blieb mehr als ein Jahrzehnt die einzige Frau Erst 1998 wurde die erste Frau zur Kammervorsitzenden ernannt 7 In den 1970er Jahren verdoppelte sich der Personalbestand nahezu u a infolge der grossen Anzahl von Verfahren wegen Kriegsdienstverweigerung auf 10 Kammern mit rund 40 Richtern Das seit 1950 genutzte Gebaude in der Blumenthalstrasse 33 bot fur diese personelle Vergrosserung nicht mehr genugend Platz so dass zwischenzeitlich einige Kammern provisorisch in Wohnhausern untergebracht werden mussten Schliesslich zog das Verwaltungsgericht im Jahr 1981 in das Gerichtsgebaude am Appellhofplatz nachdem die ordentliche Justiz in das neue Gebaude an der Luxemburger Strasse umgezogen war 8 Spater zogen erst einige Senate dann das gesamte Finanzgericht Koln ein Die Entwicklung in den 1980er Jahren war von einem damals erstmaligen Anstieg von Asylrechtsstreitigkeiten gepragt Fur diese war nach einer Gesetzesanderung zum 1 Januar 1980 nicht mehr ausschliesslich das Verwaltungsgericht Ansbach sondern in Nordrhein Westfalen neben drei weiteren der sieben Verwaltungsgerichte auch das Verwaltungsgericht Koln zustandig geworden Zur Bewaltigung der asylrechtlichen Verfahrenseingange zusatzlich zu den Verfahren in angestammten Materien nahmen die Richterzahlen bis Ende der 80er Jahre auf uber 90 Richter in 23 Kammern zu Damit war das Gericht damals bundesweit das grosste Verwaltungsgericht 9 Um weiteren Platz zu schaffen wurde das renovierungsbedurftige Gerichtsgebaude von 1988 bis 1995 durch zwei verglaste Flugel im Innenhof erweitert und grundlegend saniert Das Gebaude das 1983 als baugeschichtlich bedeutendes Beispiel eines qualitatvollen Neurenaissancebaus in die Denkmalliste aufgenommen wurde stellt heute architektonisch eine harmonische Einheit von Denkmalschutz und modernen Designelementen dar 10 Der historische Charakter lasst sich etwa in den Raumen der Bibliothek erfassen die in dem fruheren Schwurgerichtssaal untergebracht ist Die als Wandelhalle entwickelte und als sog Lichthof erhaltene grosse Halle bietet immer wieder auch offentlichen Veranstaltungen Raum In den 1990er Jahren stieg die Zahl der anhangigen Verfahren weiter an Trotz einer zweiten Dekonzentration der ortlichen Zustandigkeit fur Asylverfahren auf samtliche sieben Verwaltungsgerichte in Nordrhein Westfalen fuhrte der hohe Anstieg der Verfahrenseingange in Asyl und Vertriebenenverfahren zusatzlich zu dem hohen Bestand der Altverfahren aus der ersten Asylwelle der 80er Jahre zu einem bis dato nicht gekannten Ruckstand in der Verwaltungsgerichtsbarkeit insgesamt und auch am Verwaltungsgericht Koln 11 In Nordrhein Westfalen konnte dieser erst in den Folgejahren seit Anfang 2000 mit einem spurbaren Ruckgang der langen Verfahrenslaufzeiten abgearbeitet werden Seit 2015 verzeichnen alle Verwaltungsgerichte bundesweit wiederum eine neue Hochststande erreichende Anzahl von eingehenden Asylverfahren Um einer Verlangerung der Verfahrenslaufzeiten entgegenzuwirken werden zwischenzeitlich teilweise abgebaute Stellen von Richtern und Mitarbeitern in den Geschaftsstellen derzeit sukzessive wieder aufgestockt Sonstiges BearbeitenIm Zusammenhang mit der staatsrechtlichen Drei Elemente Lehre wird haufig ein Urteil des Verwaltungsgerichts Koln aus 1978 zitiert in dem das Gericht feststellte dass Sealand nicht die fur das Vorliegen eines Staates im volkerrechtlichen Sinne erforderlichen Elemente aufweist VG Koln DVBl 1978 S 510 ff Urteil vom 3 Mai 1978 Az 9 K 2565 77 Siehe auch BearbeitenListe deutscher Gerichte Liste der Gerichte des Landes Nordrhein WestfalenWeblinks BearbeitenInternetprasenz des Verwaltungsgerichts Koln Ubersicht der Rechtsprechung des Verwaltungsgerichts KolnEinzelnachweise Bearbeiten Verwaltungsgericht Koln Startseite Abgerufen am 10 September 2020 Lunterbusch in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 10 Arntz in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 48 f Jacob Das Verwaltungsgericht Koln Fast 200 Jahre Justizgeschichte am Appellhofplatz BDVR Rundschreiben 01 2016 S 12 Strauch in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 27 Schramma in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 8 Arntz in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 6 Jacob Das Verwaltungsgericht Koln Fast 200 Jahre Justizgeschichte am Appellhofplatz BDVR Rundschreiben 01 2016 S 13 Bertrams Hrsg Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein Westfalen 1949 bis 1999 Festschrift 1999 S 105 Jacob Das Verwaltungsgericht Koln Fast 200 Jahre Justizgeschichte am Appellhofplatz BDVR Rundschreiben 01 2016 S 13 Arntz in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 53 Ramsauer 150 Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit Jubilaum einer Unvollendeten BDVR Rundschreiben 2013 Seite 124 ff Bertrams Hrsg Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein Westfalen 1949 bis 1999 Festschrift 1999 S 85 ff Arntz in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 7 Bertrams Hrsg Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein Westfalen 1949 bis 1999 Festschrift 1999 S 103 Bertrams Hrsg Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein Westfalen 1949 bis 1999 Festschrift 1999 S 106 f Arntz in Strauch Arntz Schmidt Troje Hrsg Der Appellhof zu Koln 2002 S 7 55 Bertrams Hrsg Verwaltungsgerichtsbarkeit in Nordrhein Westfalen 1949 bis 1999 Festschrift 1999 S 107 f Verwaltungsgerichte in Nordrhein Westfalen VG Aachen VG Arnsberg VG Dusseldorf VG Gelsenkirchen VG Koln VG Minden VG Munster 50 941111111111 6 9513888888889 Koordinaten 50 56 28 N 6 57 5 O Normdaten Korperschaft GND 5569398 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Verwaltungsgericht Koln amp oldid 221414270