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Die Merkursaule ist ein ehemaliger Wasserturm in Stuttgart der 1598 nach den Planen von Heinrich Schickhardt erbaut wurde und seit 1862 von einem vergoldeten Merkurstandbild gekront wird Der Turm ist mit der Nordostecke der Alten Kanzlei verbunden einem Gebaude zwischen Schillerplatz und Schlossplatz Die Eckturm ist als ionische Saule ausgebildet und tragt ein mit reichen Ornamenten verziertes Kapitell nach dem Entwurf von Wendel Dietterlin uber dem eine gittergeschutzte Aussichtsplattform angebracht ist Die Saule endet in einem Stumpf mit einer Halbkugel die ein Schwebender Merkur mit einem Fuss beruhrt Merkursaule Ausschnitt 2011 An das wuchtige Postament der Saule lehnt sich das als Wand bzw Wannenbrunnen gestaltete Kosakenbrunnele Die Saule wurde fruher auch Dorische Wassersaule 1 genannt obwohl sie ein jonisches Kapitell tragt und wird heute bisweilen auch als Wasserturm 2 oder Alter Wasserturm bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Postament 1 2 Saule 1 3 Plattform 1 4 Merkur 1 5 Kosakenbrunnele 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Lageplan Alte Kanzlei und Merkursaule Alter Wasserturm Die Merkursaule in Stuttgart steht schrag gegenuber dem nordwestlichen Eingang des Alten Schlosses auf einer Linie zwischen der Stiftskirche und der Jubilaumssaule Sie ist mit der Nordostecke der Alten Kanzlei verbunden deren Dachfirst bis zur Hohe der Aussichtsplattform der Merkursaule reicht Postament Bearbeiten Die Saule ruht auf einem etwa funf Meter hohen und 2 5 Meter breiten Postament mit quadratischem Grundriss und abgeschragten Ecken 3 Uber einem niedrigen Sockel erhebt sich der durch drei umlaufende Bander gegliederte Postamentkorper der mit einem vorkragenden Gesims abschliesst An die Frontseite des Postaments lehnt sich das Kosakenbrunnele und an der rechten Seite fuhrt eine Holztur ins Innere der Saule die allerdings nicht fur den Publikumsverkehr freigegeben ist nbsp Linke Seite des Postaments nbsp Frontseite mit Kosakenbrunnele nbsp Rechte Seite mit Turmzugang Saule Bearbeiten nbsp Alter Wasserturm an der linken Ecke der Alten Kanzlei dahinter Stiftskirche 1628 Die kolossale uber 20 Meter hohe Saule ohne Standbild 4 die nach einem Entwurf von Heinrich Schickhardt erbaut wurde 5 zeigt die Entasis Schwellung einer klassischen Saule ist aus Werkstein gearbeitet und an funf senkrecht ubereinanderliegenden Stellen mit schlitzartigen Offnungen versehen Die Saule birgt im Inneren eine Wendeltreppe auf der man bis zur Aussichtsplattform hochsteigen kann Das von Wendel Dietterlin entworfene ionische Kapitell 6 mit den typischen Voluten an den Ecken ist entsprechend dem Zeitgeschmack der Renaissance mit beschlagwerkartigen Ornamenten hauptsachlich franzosischen Lilien verziert Es schliesst mit zwei quadratischen Platten ab einer echinusartigen Zwischenplatte an der fruher die Schutzgitter befestigt waren die Befestigungslocher sind noch erkennbar und einer Deckplatte Abakus die die Aussichtsplattform tragt nbsp Merkursaule und Alte Kanzlei 2014 nbsp Merkursaule 2011 nbsp Merkursaule 1885 nbsp Merkursaule Kapitell 1889 Plattform Bearbeiten Die Aussichtsplattform wurde ursprunglich von einem kunstvollen schmiedeeisernen Gitter geschutzt das reiche Ornamente und Engel mit ausgebreiteten Flugeln zierten Heute ist die Plattform von einem einfachen Stabgitter umgeben das an den vier Ecken eine Zierkugel tragt Aus der Plattform erhebt sich als Saulenabschluss ein zylinderformiger etwa drei Meter hoher Stumpf um den sich auf halber Hohe ein Rosetten Band schlingt Der Saulenstumpf schliesst kapitellartig mit einer uberkragenden konsolgestutzten Platte ab die ringsum mit Blattornamenten besetzt ist und wird von einer geriffelten kurbisartigen Halbkugel gekront auf die der Schwebende Merkur seinen linken Fuss setzt Merkur Bearbeiten Im Jahr 1862 wurde der Wasserkasten der den Alten Wasserturm bisher kronte durch die etwa drei Meter hohe Figur des Schwebenden Merkur ersetzt Der nackte Gotterbote aus der griechisch romischen Mythologie ist von kraftiger athletischer Gestalt die ausgepragten Waden und Gesassmuskel weisen ihn als geubten Laufer aus der durch seine geflugelten Fusse und einen Flugelhelm seinem gottlichen Auftrag umso besser gerecht wird Mit seinem linken Fuss auf dem das ganze Korpergewicht lastet beruhrt der Jungling in Gold die geriffelte Halbkugel die den Saulenstumpf uber dem Kapitell abschliesst Die ubrigen Gliedmassen des vorwartseilenden Gotterboten schwingen in scheinbarer Schwerelosigkeit durch die Luft das nachgezogene halb angewinkelte rechte Bein die nach unten gestreckte Linke die stolz den Merkurstab das Zeichen seiner gottlichen Sendung emporhalt und den emporgereckten rechten Arm der mit dem Zeigefinger in den Himmel auf seinen gottlichen Auftraggeber uber ihm verweist 7 Dem Zeigefinger folgt der Blick des hochgewandten schonen Hauptes das von einem unter dem Helm hervorquellenden Lockenkranz umrahmt wird nbsp Merkur von Ludwig Hofer nach Giovanni Bologna nbsp Merkur von Giovanni Bologna im LouvreDie Plastik wurde ursprunglich von Ludwig von Hofer Hofbildhauer des wurttembergischen Konigs Wilhelm I nach einem bronzenen Merkur von Giovanni Bologna aus dem Jahr 1580 kopiert Bolognas Skulptur besticht u a durch die kunstvolle schraubenformig gewundene Darstellung des Korpers ein Stilmerkmal des Manierismus dessen Grundmuster die Figura serpentinata Schraubenfigur bis auf die vorchristliche Laokoon Gruppe zuruckgeht und in der Renaissance u a auch von Leonardo da Vinci Raffael und Michelangelo wieder aufgegriffen wurde Hofers Merkur unterscheidet sich in zwei auffalligen Merkmalen von seiner Vorlage Sein Merkur tanzelt auf einer Halbkugel wahrend Bolognas Statue auf einer Luftsaule balanciert die aus dem Mund des Windgotts Zephyr emporschiesst und dadurch das leichtfussige Schweben der Figur unterstreicht Moglicherweise verzichtete Hofer auf dieses Detail weil der Zephyrkopf aus der Froschperspektive des vorubergehenden Betrachters ohnehin kaum wahrgenommen wurde Hofer ersetzte den intensiven Oberflachenglanz des Originals durch die Vergoldung der Figur deren Strahlkraft auch den entfernten Beobachter erreicht Die ursprungliche Zinkgussstatue wurde nach ihrer Beschadigung im Zweiten Weltkrieg 1995 durch einen vergoldeten Bronzeguss der Kunstgiesserei Strassacker in Sussen ersetzt 8 Kosakenbrunnele Bearbeiten Das Kosakenbrunnele ist ein Wandbrunnen der sich mit seiner Ruckwand an die Frontseite der Merkursaule lehnt Der Brunnen wurde aus Sandstein gehauen und ist etwa 2 5 Meter hoch und 1 7 Meter breit Die Wandpartie des Brunnens ist als Stele gearbeitet Sie ruht auf einer verbreiterten Basis mit flankierenden Voluten die sich nach innen um Rosetten rollen Den Abschluss der Stele bildet ein von einer Muschel bekronter gebrochener Giebel dessen beide geschwungenen volutenartigen Halften sich ebenfalls um zwei Rosetten rollen von denen Fische und andere Meerestiere herabhangen Der von Muscheln Beschlag und Rollwerk umgebene Kopf eines Madchens im Zentrum der Stele tragt ein reich verziertes Diadem und eine Perlenkette um den Hals und speist die halbrunde Brunnenwanne mit Wasser aus seinem Mund Nach einer Legende erhielt der Brunnen den Namen Kosakenbrunnele weil in Stuttgart einquartierte Kosaken im russisch deutschen Feldzug gegen Napoleon 1814 dort ihre Pferde zu tranken pflegten 9 Ursprunglich war der Brunnen rechts neben der Saule angebracht und wurde nach der Installation der Merkurstatue umgesetzt und mit der Merkursaule verbunden 10 nbsp Kosakenbrunnele 2011 nbsp Ausschnitt nbsp Das Kosakenbrunnele war vor 1862 noch rechts neben der Saule angebracht Geschichte Bearbeiten nbsp Alter Wasserturm bis 1862 Zur Speisung der Wasserwerke im Lustgarten und der Brunnen im Alten Schloss liess Herzog Friedrich im Jahr 1598 von Heinrich Schickhardt Saule und Wendel Dietterlin Kapitell einen Wasserturm an der Nordostecke der Alten Kanzlei errichten 11 Der Turm wurde von einem Wasserkasten uber dem Kapitell der sogenannten Dorischen Saule gekront und schloss mit einem eleganten sich zu einer schlanken Laterne verjungenden Dach ab Im Zuge des Umbaus der Alten Kanzlei 1861 1864 sollte nach dem Willen von Konig Wilhelm I der inzwischen uberflussige Wasserkasten von dem Wasserturm entfernt und durch eine Kopie des Merkur von Giovanni Bologna ersetzt werden Der Hofbildhauer Ludwig von Hofer schuf das Modell das von Wilhelm Pelargus in Zink gegossen wurde Hofers Merkur wurde im Zweiten Weltkrieg erheblich beschadigt und nach dem Krieg durch einen Aluminiumguss ersetzt Auf Grund starker Korrosion musste diese Kopie 1995 gegen eine bestandigere Version ausgetauscht werden Die Kunstgiesserei Strassacker in Sussen schuf daraufhin 1995 anhand der im Alten Schloss gelagerten Uberreste der Originalstatue eine Kopie in vergoldetem Bronzeguss 12 nbsp damaliger Schlossplatz heutiger Schillerplatz rechts Alter Wasserturm 1710 nbsp Alte Kanzlei rechts Alter Wasserturm 1860 nbsp Alter Wasserturm Kapitell und Wasserkasten 1889 Literatur BearbeitenUwe Bogen Merkurs neuer Aufguss Im September fliegt der Gotterbote auf seine Saule zuruck In Stuttgarter Nachrichten Nr 199 vom 29 August 1995 Seite 15 Restaurierung 1995 Eugen Dolmetsch Aus Stuttgarts vergangenen Tagen Zweiter Band von Bilder aus Alt Stuttgart Selbsterlebtes und Nacherzahltes Stuttgart 1931 Seite 26 28 Hartmut Ellrich Das historische Stuttgart Bilder erzahlen Petersberg 2009 Seite 36 Patricia Peschel Der Stuttgarter Hofbildhauer Johann Ludwig von Hofer 1801 1887 Werkmonographie Stuttgart 2009 Seite 261 264 Inge Petzold Text Christel Danzer Fotos Wasser zu Nutz und Zier Stuttgarter Brunnen und Wasserspiele Motive Gestaltung Geschichte Geschicke Stuttgart 1989 Seite 30 31 94 96 Gotz Schultheiss Ein Gott schutzt Handler und Diebe zugleich Der Merkur auf der Merkursaule und der Hirsch auf dem Kunstgebaude sind hochkaratige Kunst In Stuttgarter Nachrichten Nummer 198 vom 28 August 2014 Seite 21 online Gustav Wais Alt Stuttgarts Bauten im Bild 640 Bilder darunter 2 farbige mit stadtgeschichtlichen baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erlauterungen Stuttgart 1951 Nachdruck Frankfurt am Main 1977 Nr 278 280 Gustav Wais Alt Stuttgart Die altesten Bauten Ansichten und Stadtplane bis 1800 Mit stadtgeschichtlichen baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erlauterungen Stuttgart 1954 Seite 103 Tafel 13 Gustav Wais Stuttgart im neunzehnten Jahrhundert 150 Bilder mit stadtgeschichtlichen baugeschichtlichen und kunstgeschichtlichen Erlauterungen Stuttgart 1955 Nr 43 August Wintterlin Wurttembergische Kunstler in Lebensbildern Stuttgart 1895 Seite 339 Richard Zanker Geliebtes altes Stuttgart Erinnerungen und Begegnungen Stuttgart 1977 Seite 22 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Merkursaule Stuttgart Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kosaken Brunnele auf der Webseite der Stadt Stuttgart Kosakenbrunnele auf der Webseite Brunnen und Staffeln in Stuttgart Einzelnachweise Bearbeiten Wais 1951 Nr 279 Peschel 2009 Seite 261 Auf Abbildungen vor 1862 fehlt das Postament und die Saule reicht bis zum Boden Auf einer Ansichtskarte von 1916 ist das Postament vorhanden Siehe 1 und 2 Abruf Marz 2014 Nach Paulus 1889 Seite 29 ist die Saule bis zur Oberkante des Kapitells 15 Meter hoch einschliesslich Postament Ellrich 2009 Ellrich 2009 Peschel 2009 Seite 262 Bogen 1995 Wais 1951 Nr 280 Wais 1955 Wais 1951 Nr 279 Wais schreibt irrtumlich Sudostecke Peschel 2009 Seite 261 264 48 777435 9 179006 Koordinaten 48 46 38 77 N 9 10 44 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Merkursaule Stuttgart amp oldid 212392664