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Der Medinawurm Dracunculus medinensis oder Guineawurm ist ein parasitisch vorkommender Fadenwurm und der Erreger der Dracontiasis Er kommt vor allem bei unzureichender Trinkwasserhygiene bei Menschen und Saugetieren vor neben dem infizierten Menschen wird allerdings nur dem Hund eine begrenzte epidemiologische Bedeutung beigemessen Donges 1988 1 Der Name Medinawurm ist abgeleitet von der Stadt Medina in Saudi Arabien 2 MedinawurmMedinawurm aufgewickelt auf einem Streichholz um ihn langsam aus einer Beinvene herausziehen zu konnenSystematikOrdnung Rollschwanze Spirurida Unterordnung CamallaninaUberfamilie DracunculoideaFamilie DracunculidaeGattung DracunculusArt MedinawurmWissenschaftlicher NameDracunculus medinensisLinnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 3 Vermehrungszyklus 4 Medinawurm und Mensch 4 1 Herausziehen des Wurms aus dem Korper 4 2 Vorbeugung und Bekampfung 4 3 Sonstiges 5 Einzelnachweise 6 WeblinksVerbreitung BearbeitenDer Medinawurm war fruher in den Feuchtgebieten Afrikas und von Agypten uber Pakistan bis Indien verbreitet 1986 gab es 3 5 Millionen Infizierte Durch Bekampfungsmassnahmen insbesondere einer Praventionskampagne des Carter Centers in Atlanta Georgia wurde die Anzahl der Neuinfektionen auf 25 217 Infizierte im Jahr 2006 reduziert und die Verbreitung auf wenige Gebiete Afrikas beschrankt hauptsachlich Sudan und Ghana 3 Ende 2009 hat die WHO noch in Athiopien Ghana Mali und Sudan neue Infektionen festgestellt Im Sudan kamen die Infektionen ausschliesslich im Suden vor im heutigen Sudsudan Der Sudan in seinen jetzigen Grenzen wurde daher 2011 fur Medinawurm frei erklart 4 ebenso wie Ghana 5 Seit 2011 war der Parasit hauptsachlich auf den Sudsudan zuruckgedrangt uber einzelne Vorkommen wenige Prozent aller Falle wurde aus Athiopien Mali und Tschad berichtet Vereinzelt werden Wurmer im menschlichen Korper in andere Lander der Region getragen 2017 wurden nur im Tschad und in Athiopien je 15 Infektionen des Menschen registriert 6 Wahrend 2011 noch 1060 Infektionen des Menschen durch den Wurm gemeldet wurden lag die Zahl 2013 bei 148 und von 2014 bis 2018 jahrlich unter 40 7 8 9 10 11 12 13 Im Jahr 2015 ging die Infizierung auf 22 Falle 14 zuruck jedoch begann der Wurm nun jahrlich rund 500 bis 1000 Hunde fast ausschliesslich im Tschad zu befallen 15 6 Im Jahr 2017 wurden 30 Falle beim Menschen rund 800 bei Hunden und einige bei Pavianen registriert 6 Im Jahr 2019 wurden 53 Infektionen weltweit registriert davon 48 im Tschad und 4 in Sudsudan 16 Im Jahr 2020 wurden 27 Infektionen des Menschen weltweit registriert davon 13 im Tschad 11 in Athiopien und je eine in Angola Mali und Sudsudan ausserdem mehr als 1500 Infektionen des Hundes und 60 der Katze 2 wilder Katzen weit uberwiegend im Tschad sowie einige solcher Tiere in Athiopien auch 4 Paviane und Mali 17 Im Jahr 2021 wurden 14 Infektionen des Menschen weltweit registriert davon 7 im Tschad die ubrigen in Sudsudan Mali und Athiopien ausserdem mehr als 800 Infektionen des Hundes und 60 der Katze weit uberwiegend im Tschad einige solcher Tiere in Athiopien Mali und im Grenzgebiet Kameruns zum Tschad 18 Die tatsachliche Zahl der lebenden Wurmer insbesondere im Larvenstadium ist deutlich hoher da meist nur die ausgewachsenen und befruchteten Weibchen am Ende ihres etwa einjahrigen Lebens im Endwirt Mensch Hund Katze Pavian als Infektion erfasst werden Merkmale BearbeitenEs herrscht ein starker Geschlechtsdimorphismus vor Das Weibchen wird bei ca 1 Millimeter Dicke etwa 50 bis 100 Zentimeter lang das Mannchen nur 3 bis 4 Zentimeter 2 Vermehrungszyklus Bearbeiten nbsp Lebenszyklus von Dracunculus medinensisAls fur die Entwicklung notwendige Zwischenwirte wirken Ruderfusskrebse meist der Gattung Cyclops Hupferlinge Der Mensch nimmt die von Wurmlarven befallenen winzigen Krebse mit dem Trinkwasser auf Die Larven werden im Magen freigesetzt von dort aus gelangen sie in den Dunndarm und durchdringen die Schleimhaut Im Retroperitonealraum vollenden sie ihre Entwicklung und paaren sich Das Mannchen stirbt anschliessend und wird eingekapselt Das befruchtete Weibchen wachst weiter kann bis uber einen Meter lang werden und wandert durch das Gewebe zu den Extremitaten meist zu den Unterschenkeln oder Fussen Dort siedelt es sich im Bindegewebe der Unterhaut an Dies verursacht beim befallenen Menschen in der Regel extreme Schmerzen Nicht selten kommt es ohne Behandlung durch Sekundarinfektionen zu todlichen Komplikationen Das Kopfende des Wurms verursacht durch Abscheidungen ein taubeneigrosses Geschwur Kommt dieses mit Wasser in Beruhrung platzt die dunne Haut im Zentrum auf Gleichzeitig reisst die Haut des dicht darunterliegenden Wurms und dessen Uterus der Tausende von Larven ins Wasser entlasst Anschliessend zieht sich der Uterus wieder ins Geschwur zuruck und bei erneuter Wasserbenetzung wiederholt sich der Vorgang Nach zwei bis drei Wochen stirbt der weibliche Wurm Die Larven werden im Wasser von Krebsen gefressen und bohren sich durch deren Darmwand in die Leibeshohle um sich dort weiterzuentwickeln Nach etwa zwei Wochen sind sie im dritten Larvenstadium und fur den Menschen infektios Damit schliesst sich der Vermehrungszyklus Medinawurm und Mensch Bearbeiten Hauptartikel Dracontiasis Als Parasit des Menschen ist der Medinawurm seit dem Altertum bekannt und wird auch im Kanon der Medizin von Avicenna aus dem 11 Jahrhundert erwahnt 19 Seit 1986 wurden die Verbreitungsgebiete stark eingeengt Nach den Pocken und der Rinderpest konnte als dritte Krankheit die Dracontiasis vollstandig ausgerottet werden 20 Herausziehen des Wurms aus dem Korper Bearbeiten Die traditionelle Art der Entfernung des weiblichen Wurms geschah und geschieht in den Endemiegebieten auch heute noch mit einem Holzstabchen Damit wickelt man das Vorderende das aus dem Geschwur herausbricht jeden Tag ein Stuck heraus maximal 10 Zentimeter pro Tag um ein Durchreissen des Wurms zu verhindern Diese Art der Entfernung dauert einige Tage manchmal aber auch viele Wochen Misslingt diese klassische Entfernungsmethode weil der Wurm durchreisst so muss der in der Wunde verbliebene Teil des Wurms operativ entfernt werden um Nachfolgeinfektionen zu verhindern Vorbeugung und Bekampfung Bearbeiten Die Kleinkrebse die Medinawurmer in sich tragen gelangen mit unaufbereitetem Trinkwasser in den Menschen 1 Um die Krebse aus dem Trinkwasser zu entfernen kann z B ein fein gewebtes Stuck Nylon als Filter benutzt werden Seit 1986 verteilen Hilfsorganisationen wie das Carter Center solche Filtertucher in den Dorfern Eine weitere Moglichkeit besteht darin das Wasser abzukochen oder die wurmtragenden Krebse mit Insektiziden abzutoten 21 Wasser kann mit einem zugelassenen Larvizid wie zum Beispiel Abate das Ruderfusskrebse totet behandelt werden ohne Menschen oder Tiere einem hohen Risiko auszusetzen 22 Sonstiges Bearbeiten Karl May beschreibt in seinem Roman Die Sklavenkarawane einen Krankheitsfall bei dem ein Angehoriger des Stammes der Abaka ein Medinawurm Geschwur im Gesicht hat Auch die Entfernung mit einem Holzchen wird beschrieben Eine Hypothese deutet das klassische medizinische Symbol des Askulapstabes als einen auf einen Holzstab aufgewickelten Medinawurm 1 23 24 was jedoch neben anderen Argumenten der Verehrung der Schlange widerspricht 25 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Oliver Liesenfeld Dracunculus medinensis online S 229 230 Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen Springer Berlin Heidelberg 2009 S 229 231 a b Pschyrembel Klinisches Worterbuch 258 Auflage 1998 Stichwort Dracunculus medinensis Michele Barry The tail end of Guinea Worm Global eradication without a drug or a vaccine In The New England Journal of Medicine Vol 356 Nr 25 2007 ISSN 1533 4406 S 2561 2564 Artikel auf nejm org Donald G Mc Neil Epidemiology In Losing Its Southern States to Secession Sudan Also Sheds Its Guinea Worm Cases In The New York Times 18 Juli 2011 Carter Center 28 Juli 2011 Former U S President Jimmy Carter Congratulates People of Ghana for Halting Guinea Worm Disease Transmission a b c CDC Guinea Worm Disease Direktlink zur PDF Abgerufen am 30 Januar 2018 amerikanisches Englisch WHO In a historical first WHO records zero cases of dracunculiasis in January WHO Monthly report on dracunculiasis cases January December 2012 PDF 1 1 MB in Weekly epidemiological record No 9 2013 CARTER CENTER 148 Cases of Guinea Worm Disease Remain Worldwide WHO Collaborating Center for Research Training and Eradication of Dracunculiasis CDC am 27 Oktober 2014 Guinea worm wrap up 229 CDC am 6 Marz 2015 Guinea worm wrap up 232 CDC Guinea Worm Disease Direktlink zur PDF Abgerufen am 30 Januar 2018 amerikanisches Englisch CDC Guinea Worm Disease Direktlink zur PDF Abgerufen am 16 Marz 2019 amerikanisches Englisch CDC Guinea Worm Disease PDF 0 5 MB 17 Januar 2021 abgerufen am 21 Februar 2021 amerikanisches Englisch Direktlink zur PDF CDC Guinea Worm Disease 238 1 11 2016 English PDF In www cdc gov Abgerufen am 30 Januar 2016 amerikanisches Englisch Hunde retten den Guineawurm www spektrum de vom 5 Januar 2016 abgerufen am 6 Januar 2016 CDC Guinea Worm Disease 24 Januar 2020 abgerufen am 6 Februar 2020 amerikanisches Englisch Direktlink zur PDF CDC Guinea Worm Disease PDF 0 5 MB 17 Januar 2021 abgerufen am 21 Februar 2021 amerikanisches Englisch Direktlink zur PDF CDC Guinea Worm Disease 25 Januar 2022 abgerufen am 5 Marz 2022 amerikanisches Englisch Direktlink zur PDF Georg Hieronymus Welsch Exercitatio de vena Medinensi Ad mentem Ebnsinae sive De dracunculis veterum Augsburg 1674 WHO certifies seven more countries as free of guinea worm disease The World Health Organization abgerufen am 28 Marz 2010 G D Schmidt amp L S Roberts Foundations of Parasitology Hrsg Larry S Roberts amp John Janovy Jr 8th Auflage McGraw Hill 2009 ISBN 978 0 07 128458 5 S 480 484 ABATE BASF Agricultural Products 2006 abgerufen am 2 Dezember 2009 Richard Lucius Brigitte Loos Frank Biologie von Parasiten Springer Verlag 2007 ISBN 978 3540377078 S 135 I Schiefke et al Tropische und subtropische Helminthosen In Der Internist Band 47 Nr 8 2006 S 801 809 Helmut Muller Der Askulapstab Erganzungen In Dtsch Arztebl Band 104 Nr 9 2007 A 557 B 488 C 470 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dracunculus medinensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Donald R Hopkins Dracunculiasis Eradication The final Inch In The American Society of Tropical Medicine and Hygiene 2005 PDF Datei 765 kB Seuchenhilfe in Afrika Wie Jimmy Carter einen Wurm ausrotten lasst auf Spiegel online 17 Dezember 2010 Ein ubler Geselle kurz vor dem Aus Ulrike Gebhardt auf Spektrum de 27 Juli 2012 How to Slay a Dragon Dokumentation von Clifford Bestall ausgestrahlt auf Al Jazeera English im Fruhjahr 2014 Video 47 Min Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Medinawurm amp oldid 231001804