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Dieser Artikel behandelt den Offizier und Archivar Max Oehler Zum gleichnamigen Maler 1881 1943 siehe Max Oehler Maler Zum gleichnamigen Handballspieler 2001 siehe Max Oehler Handballspieler Max Oehler 29 Dezember 1875 in Blessenbach im Taunus 7 Marz 1946 in Weimar war ein deutscher Offizier und Archivar Der Vetter Friedrich Nietzsches ubernahm nach dem Tod von dessen Schwester Elisabeth Forster Nietzsche 1935 die Leitung des Nietzsche Archivs in Weimar Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 2 1 Bis 1919 Karriere im Militar 2 2 Nach 1919 Im Nietzsche Archiv 2 3 Tod 3 Anmerkungen und Quellen 4 Werke 5 Literatur 6 WeblinksFamilie BearbeitenMax Oehler war das zweite von sechs Kindern darunter auch Richard Oehler des evangelischen Pfarrers Oskar Ulrich Oehler 1838 1901 und dessen Frau Auguste geborene Forst 1847 1920 Oskar Ulrich Oehler war ein Bruder von Franziska Nietzsche der Ehefrau Carl Ludwig Nietzsches und Mutter Friedrich und Elisabeth Nietzsches Leben BearbeitenBis 1919 Karriere im Militar Bearbeiten Oehler besuchte von 1889 bis 1895 das angesehene Internat Schulpforta und entschloss sich nach dem Abitur die Offizierslaufbahn einzuschlagen obwohl er durchaus auch eine Neigung zu Literatur und Musik hatte Seit 1899 wechselte er Briefe mit Elisabeth Forster Nietzsche und ausserte immer wieder den Gedanken in naher oder ferner Zukunft beim Nietzsche Archiv zu arbeiten vorrangig verfolgte er aber seine militarische Karriere Er war fur langere Zeit als Mitglied des Deutschordens Infanterie Regiment Nr 152 41 Division in Deutsch Eylau stationiert Oehler verehrte die Werte des preussischen Militars an Nietzsche gefielen ihm besonders dessen vermeintlich kriegerische und militaristische Ausserungen 1906 hatte Oehler aus einer Affare ein uneheliches Kind das bei der Mutter blieb 1908 wurde er auf eigenen Wunsch vom 1 April bis zum 31 Dezember 1908 beurlaubt um zum ersten Mal im Archiv arbeiten zu konnen Im Sommer reiste er als Bote Forster Nietzsches nach Stockholm zu dem Bankier und Mazen Ernest Thiel durch dessen Unterstutzung bald darauf die Stiftung Nietzsche Archiv gegrundet werden konnte Damals zeugte er mit Thiels Frau Signe ein Kind moglicherweise mit Wissen Ernest Thiels der den Sohn als seinen anerkannte Gegen Ende seiner Beurlaubung wurde Oehler Mitglied im Vorstand der neu gegrundeten Stiftung Nietzsche Archiv dem er bis 1945 angehoren sollte Ebenfalls 1908 veroffentlichte er inzwischen im Rang eines Oberleutnants ein Buch zur Geschichte des deutschen Ritter Ordens 1909 wurde sein Gesuch zur Freistellung beim Militar zwecks weiterer Arbeit am Nietzsche Archiv abgelehnt 1910 liess er seinem ersten Buch aus demselben Themenkreis Der Krieg zwischen dem deutschen Orden und Polen Litauen 1409 1411 folgen 1912 erschien auch ein zweiter Band der Geschichte des deutschen Ritter Ordens Im Heer bestand inzwischen fur ihn die Aussicht Brigade Adjutant zu werden Am 6 Marz 1911 heiratete er die damals 18 jahrige Annemarie Lemelson 1893 Das Ehepaar hatte mehrere Kinder darunter Ursula Sigismund 1912 war er Hauptmann und Kompaniechef in Marienburg Im Ersten Weltkrieg nahm er an der Schlacht bei Tannenberg teil Aufgrund starker Schmerzen im Ischias die ihn sein ganzes Leben begleiteten und weitere Kampfeinsatze unmoglich machten kam er bald ins Festungslazarett Marienburg wo er Festungskommandant und Nachrichtenoffizier wurde Im Mai 1915 wurde er als Eisenbahnoffizier nach Berlin kommandiert Auch im Krieg gelang es ihm mehrfach das Nietzsche Archiv zu besuchen und mit Elisabeth Forster Nietzsche Zukunftsplane zu schmieden in denen er sein Bruder der Bibliothekar Dr Richard Oehler oder beide im Archiv arbeiten sollten 1917 kam er als Generalstabs Offizier in die Eisenbahnabteilung des Kriegsministeriums Bis kurz vor Ende des Kriegs glaubte er fest an einen deutschen Sieg Auch uber die Niederlage des Deutschen Reichs und die Novemberrevolution hinaus blieb er zunachst im Ministerium und versuchte mit anderen Offizieren die Macht von den von ihm verachteten Soldatenraten zuruckzugewinnen Nach 1919 Im Nietzsche Archiv Bearbeiten 1919 war er mit Forster Nietzsche einig geworden und schied er im Rang eines Majors aus dem Militar aus um ab dem 1 April beim Archiv zu arbeiten Er wohnte mit seiner Familie zunachst in Bad Berka dann in Weimar Max sein Bruder Richard und ihr Vetter Adalbert Oehler bildeten mit der gemeinsamen Cousine Forster Nietzsche den faktischen Fuhrungskreis des Nietzsche Archivs Sie alle einte nicht nur die Verehrung fur Nietzsche wie sie ihn sahen sondern auch die Ablehnung der Weimarer Republik Gegen seine deutlich altere und kinderlose Cousine war er unbedingt gefolgsam seine Familie wurde in gewisser Weise auch ihre 1922 trat er wieder publizistisch in Erscheinung indem er zu Forster Nietzsches 75 Geburtstag die Festschrift Den Manen Friedrich Nietzsches herausgab die Aufsatze vieler bedeutender Verehrer Nietzsches und Forster Nietzsches versammelte Als Archivar erledigte er unterdessen den Grossteil der praktischen Arbeit im Archiv Offenbar hatte aber nicht einmal er Zugang zu jenen Dokumenten die wie sich spater herausstellte von Forster Nietzsche zu Falschungen benutzt wurden Wie auch Forster Nietzsche bewunderte er den italienischen Faschistenfuhrer Mussolini und knupfte die Verbindungen des Archivs zum Faschismus 1925 veroffentlichte er Mussolini und Nietzsche Ein Beitrag zur Ethik des Faschismus In den 1920ern war er mit seiner Frau Mitglied der Schule der Weisheit von Hermann Graf Keyserling Am 1 Dezember 1931 trat er der NSDAP bei zusammen mit dem Jenaer Rechtsphilosoph Carl August Emge der den Wissenschaftlichen Ausschuss des Archivs leitete 1 Nach Forster Nietzsches Tod 1935 wurde Max Oehler Leiter des Archivs Er setzte die Anbindung an den nationalsozialistischen Staat fort und ging darin noch weiter als jene Im Archiv veranstaltete er Fuhrungen fur Schulklassen Studenten Soldaten und Besucher aus In und Ausland Was er selbst von den im Archiv bekannt gewordenen Falschungen Forster Nietzsches hielt ist nicht bekannt Jedenfalls verbreitete er in Vortragen und Artikeln uber Nietzsche ein der nationalsozialistischen Ideologie genehmes Nietzsche Bild erfolgreich war eine Veroffentlichung von 1937 in der er die von Nietzsche und auch dessen Schwester verfochtene These widerlegte die Nietzsches stammten von Polen ab was wohl korrekt war aber auch der nationalsozialistischen Nietzsche Vereinnahmung sehr entgegenkam 2 Nach dem Einmarsch US amerikanischer Truppen in Weimar 1945 versuchte Oehler das Archiv gegen den Vorwurf der Reaktion zu verteidigen In einer siebenseitigen Denkschrift Kurzer Abriss der Geschichte und der Tatigkeit des Nietzsche Archivs 3 stellte er das Archiv als unabhangige Einrichtung im Dienste freier Forschung dar Ahnlich formulierte er in einem Brief vom Oktober 1945 Wer das Archiv kenne der wurde wissen dass das Nietzsche Archiv niemals reaktionaren oder irgendwelchen anderen politischen Tendenzen gehuldigt oder gar sie offentlich vertreten und propagiert sondern sich ganz ausschliesslich seinen begrenzten wissenschaftlichen Aufgaben gewidmet hat 4 Sowohl unter US amerikanischer als auch unter sowjetischer Besatzung erreichte er zunachst dass das Archiv nicht als Unterkunft fur Soldaten benutzt wurde Die sowjetische Militaradministration sperrte aber bald die Konten des Archivs das daraufhin alle Arbeit einstellen musste Tod Bearbeiten Im Dezember 1945 soll Oehler von einer russischen Dolmetscherin zu einem Verhor abgeholt worden sein Der inzwischen 70 Jahrige blieb danach verschwunden Angeblich soll er zur Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt worden sein in einen Keller unweit des Archivs gesperrt und im Marz 1946 an den Haftumstanden gestorben sein 5 Tatsachlich wurde Oehler in Weimar am 5 Dezember 1945 inhaftiert und am 21 Februar 1946 gemeinsam mit Gunther Lutz durch ein sowjetisches Militartribunal wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt Am 7 Marz 1946 wurden Oehler und Lutz durch Erschiessen hingerichtet 6 Anmerkungen und Quellen Bearbeiten Wollkopf S 240 Nach Krummel S 629 wurde Oehlers Aufsatz mit leichten Veranderungen zwischen August 1937 und Februar 1938 in acht unterschiedlichen Zeitungen abgedruckt Die Denkschrift befindet sich im Goethe und Schiller Archiv der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen GSA 72 2628 Vgl Zur unterirdischen Wirkung von Dynamit Vom Umgang Nietzsches mit Buchern zum Umgang mit Nietzsches Buchern Hrsg von Michael Knoche Justus H Ulbricht Jurgen Weber Wiesbaden 2006 S 7 ISBN 3 447 05308 9 Online Krummel S 872f Andreas Weigelt Klaus Dieter Muller Thomas Schaarschmidt Mike Schmeitzner alle Hrsg Todesurteile sowjetischer Militartribunale gegen Deutsche 1944 1947 Eine historisch biographische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht 2015 S 497f ISBN 978 3 647 36968 6Werke BearbeitenNietzsche und unsere Zeit Sonderabdruck aus Der Pflug Wien 1926 Vollstandiges Digitalisat der HAAB WeimarLiteratur BearbeitenRichard Frank Krummel Nietzsche und der deutsche Geist Band 3 Ursula Sigismund Hrsg Denken im Zwiespalt Das Nietzsche Archiv in Selbstzeugnissen 1897 1945 Mit einer Einf von Dietrich Wachler und unveroffentlichten Aufsatzen von Max Oehler Munster Hamburg London Lit 2001 ISBN 3 8258 4865 5 Die Herausgeberin ist Oehlers 1912 geborene Tochter Ursula Sigismund Zarathustras Sippschaft Munchen Ehrenwirth 1977 ISBN 3 431 01884 X Roswitha Wollkopf Die Gremien des Nietzsche Archivs und ihre Beziehungen zum Faschismus bis 1933 in Hahn Karl Heinz Hrsg Im Vorfeld der Literatur vom Wert archivalischer Uberlieferung fur das Verstandnis von Literatur und ihrer Geschichte Bohlau Weimar 1991 ISBN 3 7400 0122 4 S 227 241 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Oehler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen Max Oehlers uber Nietzsche Verzeichnis der Weimarer Nietzsche BibliographieNormdaten Person GND 117097942 lobid OGND AKS LCCN no2003033801 VIAF 15144666 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oehler MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier und ArchivarGEBURTSDATUM 29 Dezember 1875GEBURTSORT Blessenbach im TaunusSTERBEDATUM 7 Marz 1946STERBEORT Weimar Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Oehler amp oldid 236254880