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Matthaus Nagiller 24 Oktober 1815 in Munster Tirol 8 Juli 1874 in Innsbruck war ein osterreichischer Komponist und Dirigent Portraitrelief Nagillers auf seinem Grabstein am Innsbrucker Westfriedhof geschaffen 1876 von Engelbert Kolp Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung 1 2 Unterrichtstatigkeit in Paris und Konzertreisen nach Deutschland 1 3 Ruckkehr nach Osterreich und Aufenthalt in Munchen 1 4 Nagillers Wirken in Innsbruck 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung Bearbeiten Das musikalische Talent Nagillers der einer einfachen Bauernfamilie entstammte offenbarte sich bereits in seiner Kindheit Sein erster Musiklehrer war der Gemeindearzt von Munster der dem aufgeweckten Knaben die ersten Lektionen im Violinspiel erteilte Wegen seiner ausgezeichneten schulischen Leistungen schickten ihn seine Eltern auf das Gymnasium in Hall wo er auf den geistlichen Stand vorbereitet werden sollte Zu ihrem Leidwesen strebte ihr Sohn aber eine musikalische Karriere an und nahm nach seiner Gymnasialzeit theoretischen Musikunterricht beim Chordirigenten Pichler in Schwaz Von 1834 bis 1836 besuchte er die Musikvereinsschule in Innsbruck und wurde dann Schuler von Prof Gottfried von Preyer am Wiener Konservatorium der ihn nach der Methode des Musiktheoretikers Simon Sechter unterrichtete Unterrichtstatigkeit in Paris und Konzertreisen nach Deutschland Bearbeiten Nach der Ausbildung in Wien begab sich Nagiller nach Paris wo er sich mit kurzen Unterbrechungen bis 1848 aufhielt und als Professor fur Komposition am Pariser Conservatoire wirkte Zu seinen Schulern zahlten bekannte Musiker wie der Sanger und Dirigent Julius Stockhausen der Organist Edouard Silas und der Klarinettist Iwan Muller Auch der Klaviervirtuose Friedrich Kalkbrenner vertraute ihm seinen Sohn an 1846 grundete Nagiller mit Freunden und Schulern den Mozartverein dessen Ziel es war die Werke der deutschen Klassik in Frankreich einem breiteren Publikum bekannt zu machen Am 15 Marz gab er in der Loirestadt das erste offentliche Konzert bei welchem er auch eigenen Kompositionen zur Auffuhrung brachte Im darauf folgenden Jahr 1847 unternahm Nagiller eine ausgedehnte Konzertreise nach Deutschland die ihn nach Koln Frankfurt a M Leipzig Berlin und Hamburg fuhrte Die Reaktionen auf seine musikalischen Darbietungen waren unterschiedlich Wahrend die Kritiker in Leipzig meinten dass Nagiller dem Publikum einen bitteren Abend bereitet habe wurden seine Vorstellungen in Koln und Berlin mit viel Beifall aufgenommen 1 Namentlich die Sinfonie Nr 1 in c Moll wurde in den offentlichen Blattern als Meisterwerk gelobt 2 Sie zahlt noch heute zum Besten was ein Tiroler Komponist auf sinfonischem Gebiet geschaffen hat Ruckkehr nach Osterreich und Aufenthalt in Munchen Bearbeiten 1848 kehrte Nagiller in seine Heimat zuruck wo er sich in Bozen niederliess Von 1852 bis 1854 leitete er in Partschins die Hauskapelle des Freiherrn Franz von Goldegg Aber schon bald zog es den rast und ruhelosen Kunstler wieder in die Ferne Von 1854 bis 1861 hielt sich Nagiller hauptsachlich in Munchen auf wo er mit Melchior Meyr Emanuel Geibel und Eduard Ille der ihm den Text zur Oper Friedrich mit der leeren Tasche lieferte bekannt wurde Am 5 Mai 1853 wurde dort in der Ludwigskirche seine grosse Festmesse aufgefuhrt und sehr positiv besprochen Neue Munchener Zeitung S 897 Anfang Mai 1854 leitete er ein grosses Vokal und Instrumental Concert im Odeon mit eigenen Werken darunter seine Symphonie c Moll die Concert Ouverture in D Dur und einige Lieder die ebenfalls gut aufgenommen wurden Bayrischer Landbote 11 Mai 1854 Unterbrochen wurde der Aufenthalt in Munchen durch eine Konzertreise die ihn auch nach Coburg fuhrte wo er fur seine musikalischen Leistungen vom kunstsinnigen Herzog Ernst II Sachsen Coburg und Gotha mit der goldenen Medaille fur Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet wurde 3 Trotz dieser Auszeichnung und der Anerkennung die er in Deutschland genoss blieb ihm dort die gewunschte Anstellung als Hof oder Theaterkapellmeister versagt Im Juni 1861 bewarb sich Nagiller um die Leitung des Dom Musikvereins und Mozarteums in Salzburg jedoch wurde dieser Posten an Hans Schlager vergeben Als ihm in Bozen ein halbes Jahr spater das Amt des Musikverein Kapellmeisters angeboten wurde nahm er dieses Angebot dankbar an Mit den Einnahmen aus seiner Kapellmeistertatigkeit finanzierte er im Jahre 1864 eine Konzertreise nach Norddeutschland wo er in Hamburg die Bekanntschaft mit Pauline Cruse machte die er nach nur dreimonatiger Verlobungszeit im November 1864 in Hamburg ehelichte 4 Da seine Braut aus vermogendem Haus stammte war Nagiller aller finanziellen Sorgen enthoben Aber auch im Berufsleben ging mit dem Frischvermahlten jetzt steil bergauf Im Oktober 1866 ubernahm er die Chorleitung bei der Innsbrucker Liedertafel und schon zwei Monate spater wurde ihm auch das Amt des Kapellmeisters des Innsbrucker Musikvereins heute Tiroler Landeskonservatorium in der Hofhaimergasse ubertragen Nagillers Wirken in Innsbruck Bearbeiten Mit dem Engagement Nagillers erfuhr das Musikleben der Landeshauptstadt die erhoffte Belebung Es waren aber nicht neue Kompositionen mit denen er das Innsbrucker Publikum erfreute als vielmehr die Auffuhrung der Werke der von ihm hoch geschatzten Komponisten Handel Haydn und Mendelssohn Bartholdy die er mit ungeheurem Aufwand in Szene setzte Schon in Bozen hatte Nagiller mit Haydns Schopfung die er mit einem uber 100 Personen zahlenden Chor und einem verstarkten Orchester zur Auffuhrung brachte den fur eine Provinzstadt ublichen Rahmen einer Musikinszenierung weit ubertroffen Seine Darbietungen in Innsbruck aber stellten alles bisher Dagewesene in den Schatten Aus allen Teilen des Landes wurden Musiker Sanger und Musikfreunde zusammengezogen Bis zu 300 Mitwirkende und mehr sorgten fur eine uberwaltigende Klangfulle wie sie zu jener Zeit nur selten zu horen war Dabei griff Nagiller fur die Besetzung der Solostimmen gerne auf auswartige Krafte zuruck die er meist beim Munchner Hoftheater anwarb in Ausnahmefallen kamen aber auch einheimische Solisten zum Zug Besondere Aufmerksamkeit erregten die Oratorien Samson 15 Juli 1868 Acis und Galatea 5 Juni 1870 und Messiah 11 Juni 1872 aber auch die Oratorien Elias 25 Juni 1873 und Paulus fullten die Konzertsale 5 Trotz dieser Leistungen hatte Nagiller in Innsbruck nicht nur Freunde Es gab auch Neider die versuchten seine Erfolge herabzuwurdigen Dies brachte den sonst Friedfertigen in Rage Als in einem der Lokalblatter einmal die Auffuhrung der Missa Papae Marcelli kritisiert wurde liess Nagiller den Rektor der Universitat den er hinter den Angriffen vermutete wissen dass die Kirchenmusik vom Musikverein in der Jesuitenkirche beim akademischen Gottesdienst gratis besorgt werde und man sich nichts einreden lasse ansonsten man die Musikauffuhrungen ganz einstellen werde Abgesehen davon dass diese Kritik wie sich spater herausstellte an die falsche Adresse gerichtet war und sich Rektor P Waldeck und die Jesuiten ganz unschuldig fuhlten hat sie dem Kunstler nur Hame eingebracht 6 Noch im Nachruf der in den Innsbrucker Nachrichten anlasslich des Todes des Kunstlers erschien erinnerte man sich des Haufleins rucksichtsloser erbitterter Feinde die keine Gelegenheit versaumten um dem verdienten Mann bittere Krankungen zu bereiten 7 Nagiller verstarb am 8 Juli 1874 an Lungenlahmung Der Trauerzug der durch orkanartige Windboen und starke Gewitterregen gestort wurde wurde von Freunden aus Nah und fern begleitet Die sterblichen Uberreste des Kunstlers wurden vorubergehend in der siebten Arkade der Ostgalerie des stadtischen Friedhofes beigesetzt und spater umgebettet 8 Seine Frau Pauline die nach dem Tod ihres Gatten den Komponisten Ludwig Thuille in ihr Haus aufgenommen und tatkraftig unterstutzt hat verstarb im Juni 1881 Obwohl sie evangelischen Glaubens war wurde ihre Bestattung an der Seite ihres Mannes auf dem katholischen Teil des Innsbrucker Westfriedhofs gestattet 9 Den Grabstein Nagillers hat der Bildhauer Engelbert Kolp geschaffen Er zeigt das Portrat des Kunstlers im Profil Das Museum Ferdinandeum dessen Mitglied Nagiller war besitzt aus dem Nachlass der Witwe eine Gipsbuste des Kunstlers 10 Werk BearbeitenDer Schwerpunkt der kompositorischen Tatigkeit Nagillers lag in seinen kirchlichen Werken und innerhalb dieser in der Komposition von Messen und Chorgesangen die zur Auffuhrung in Dorfkirchen bestimmt waren Aus diesen ragt die gross angelegte Festmesse in B Dur hervor die Nagiller dem Brixner Furstbischof Bernhard Galura gewidmet hat Von den anderen Werken des Kunstlers erfuhren die Sinfonie in c Moll und die Vertonungen der Goethe Gedichte von diesen wiederum seine Mignon besondere Wertschatzung Wenig Erfolg war seinen dramatischen Werken beschieden Von ihnen hat nur die Oper Herzog Friedrich mit der leeren Tasche lokale Beruhmtheit erlangt Urauffuhrung in Innsbruck am 17 Mai 1859 11 Von seinen Zeitgenossen wurde Matthaus Nagiller in eine Reihe mit den Komponisten Johann Baptist Gansbacher Josef Netzer und Johann Rufinatscha gestellt Jedoch musste der Kunstler mit zunehmendem Alter erkennen dass seinen kompositorischen Fahigkeiten Grenzen gesetzt sind Nagiller reprasentiert im allgemeinen Strom der Kulturentwicklung kein unverzichtbares Glied ihrer kontinuierlichen Entfaltung doch sind seine gediegenen Kompositionen zumindest wichtiger Teil der Musikgeschichte Tirols Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Nagiller Matthaus In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 20 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1869 S 36 38 Digitalisat Hyacinth Holland Nagiller Matthaus In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 23 Duncker amp Humblot Leipzig 1886 S 227 f W Senn Nagiller Matthaus In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 7 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1978 ISBN 3 7001 0187 2 S 19 f Direktlinks auf S 19 S 20 Alexander Rausch Matthaus Nagiller In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3045 7 Josef Weber Matthaus Nagiller 1815 1874 In Tiroler Ehrenkranz Mannergestalten aus Tirols letzter Vergangenheit S 105 f Weblinks BearbeitenMatthaus Nagiller im Bayerischen Musiker Lexikon Online BMLO Einzelnachweise Bearbeiten Signale fur die Musikalische Welt Funfter Jahrgang Nr 18 Leipzig 1847 Allgemeine Musikalische Zeitung Nr 28 1847 14 Juli S 483 Landshuter Zeitung 1857 Nr 276 S 1115 Innsbrucker Nachrichten 10 November 1864 und 4 Februar 1865 Berichte zu den Auffuhrungen von Handels Werken in den Innsbrucker Nachrichten am 16 Juli 1868 7 Juni 1870 und 12 Juni 1872 Fliegende Blatter fur katholische Kirchen Musik 1870 5 Jahrgang Nr 10 S 84 Extabeilage zu den Innsbrucker Nachrichten vom 14 Juli 1874 Schilderung der Begrabnisfeierlichkeiten in den Innsbrucker Nachrichten vom 11 Juli 1874 Innsbrucker Nachrichten 10 Juni 1881 Innsbrucker Nachrichten 17 Mai 1882 Innsbrucker Nachrichten 18 Mai 1859 Normdaten Person GND 116880392 lobid OGND AKS VIAF 77079198 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nagiller MatthausKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Komponist und DirigentGEBURTSDATUM 24 Oktober 1815GEBURTSORT Munster TirolSTERBEDATUM 8 Juli 1874STERBEORT Innsbruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matthaus Nagiller amp oldid 204594411