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Die Matrizenoptik ist eine Rechenmethode in der paraxialen Optik bei der die Veranderung von Lichtstrahlen durch optische Bauelemente mit Hilfe von Matrizen dargestellt wird Diese nennt man Strahl Transfermatrizen oder auch nach ihren vier Eintragen ABCD Matrizen Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Transfermatrizen wichtiger Elemente 2 1 Translation 2 2 Brechung an Flache 2 3 Dunne Linse 2 4 Dicke Linse 2 5 Spiegel 2 6 Hauptebenen 3 Kombination von Elementen 4 Alternative Konvention 5 Weitere Anwendungen 5 1 Gaussstrahlen 5 2 Polarisation 6 Technische Nutzung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen Bearbeiten nbsp Veranschaulichung von r z a displaystyle alpha nbsp Man betrachtet die Lichtausbreitung entlang der optischen Achse hier als z displaystyle z nbsp Achse definiert Der Zustand eines Lichtstrahles an einem Punkt also bei einem bestimmten z displaystyle z nbsp kann durch zwei Werte beschrieben werden seinen Abstand r displaystyle r nbsp von der optischen Achse und den Winkel a displaystyle alpha nbsp den er mit ihr einschliesst Man kann den Strahl also als Vektor aus diesen beiden Komponenten darstellen r r a displaystyle vec r begin pmatrix r alpha end pmatrix nbsp Der Winkel a displaystyle alpha nbsp gibt dabei da er die Neigung des Strahls darstellt die Anderung von r displaystyle r nbsp mit z displaystyle z nbsp an Im Rahmen der paraxialen Naherung also nach dem Grenzubergang mit dem r displaystyle r nbsp und a displaystyle alpha nbsp gegen Null gehen gilt sin a tan a a displaystyle sin alpha tan alpha alpha nbsp Betrachtet man r displaystyle r nbsp und a displaystyle alpha nbsp nicht als infinitesimale sondern endliche Grossen im Sinne der Gaussschen Optik muss man die zweite Vektorkomponente a displaystyle alpha nbsp als Tangens des Winkels zwischen Strahl und Achse auffassen also als Steigung des Strahls damit zwischen a displaystyle alpha nbsp und der Anderung von r displaystyle r nbsp mit z displaystyle z nbsp ein linearer Zusammenhang besteht Wenn ein Strahl einen Weg in z displaystyle z nbsp Richtung zurucklegt und dabei evtl auch abbildende Elemente Linsen Spiegel durchlauft kann die Anderung des Strahlvektors mit einer Transformationsmatrix beschrieben werden die sich nach der Differenz der z displaystyle z nbsp Koordinaten und den Eigenschaften der durchlaufenen Elemente richtet Man multipliziert die Transformationsmatrix von links an den Strahlvektor und der resultierende Vektor beschreibt die Eigenschaften des Strahles nach Durchlaufen des Weges A B C D r 1 a 1 r 2 a 2 displaystyle begin bmatrix A amp B C amp D end bmatrix begin pmatrix r 1 alpha 1 end pmatrix begin pmatrix r 2 alpha 2 end pmatrix nbsp Die ubliche Konvention ist dass die Strahlrichtung also die positive z displaystyle z nbsp Achse von links nach rechts verlauft r wird oberhalb der Achse positiv unterhalb negativ gezahlt a displaystyle alpha nbsp ist positiv wenn der Strahl nach oben zeigt und negativ wenn er nach unten zeigt Transfermatrizen wichtiger Elemente BearbeitenTranslation Bearbeiten Ein Strahl der ein homogenes Medium durchlauft andert seine Neigung zur Achse nicht sondern nur gemass seiner Neigung seinen Abstand zu ihr Breitet sich ein Lichtstrahl ungehindert uber die Distanz d z 2 z 1 displaystyle d z 2 z 1 nbsp entlang der optischen Achse aus ohne abbildende Elemente zu durchlaufen beschreibt man dies mit der folgenden Matrix des optischen Weges die nur von der Entfernung und nicht vom durchlaufenen Medium abhangt T 1 d 0 1 r 2 r 2 a 2 T r 1 T r 1 a 1 r 1 d a 1 a 1 displaystyle T begin bmatrix 1 amp d 0 amp 1 end bmatrix quad vec r 2 begin pmatrix r 2 alpha 2 end pmatrix T vec r 1 T begin pmatrix r 1 alpha 1 end pmatrix begin pmatrix r 1 d alpha 1 alpha 1 end pmatrix nbsp Dabei andert sich der Strahl selbst nicht sondern nur der Bezugspunkt des Strahlvektors r 1 displaystyle vec r 1 nbsp gilt am Bezugspunkt z z 1 displaystyle z z 1 nbsp und r 2 displaystyle vec r 2 nbsp am Punkt z 2 displaystyle z 2 nbsp Brechung an Flache Bearbeiten Wird der am Bezugspunkt z z 1 displaystyle z z 1 nbsp dargestellte Lichtstrahl an einer gekrummten oder ebenen Flache bei z 1 displaystyle z 1 nbsp gemass dem Brechungsgesetz gebrochen andert sich nur die Strahlrichtung und nicht die z displaystyle z nbsp Koordinate Die Transfermatrix dafur ist R 1 0 n 1 n 2 1 r n 1 n 2 displaystyle R begin bmatrix 1 amp 0 left frac n 1 n 2 1 right cdot rho amp frac n 1 n 2 end bmatrix nbsp Dabei sind n 1 displaystyle n 1 nbsp und n 2 displaystyle n 2 nbsp die Brechungsindizes der optischen Medien vor und nach der Grenzflache r displaystyle rho nbsp ist die Krummung der Flache in ihrem Scheitel Flachenmitte r displaystyle rho nbsp ist positiv wenn der Krummungsmittelpunkt hinter der Flache liegt konvexe Flache in positiver z displaystyle z nbsp Richtung gesehen Bei einer spharischen Flache mit Radius r displaystyle r nbsp ist r 1 r displaystyle rho 1 r nbsp und fur eine ebene Flache ist r 0 displaystyle rho 0 nbsp Dunne Linse Bearbeiten Durch Multiplikation zweier Flachen Brechungsmatrizen und Anwendung der Linsenschleiferformel erhalt man fur den Durchgang durch eine dunne Linse am Bezugspunkt des Strahlvektors die Transfermatrix L 1 0 1 f 1 displaystyle L begin bmatrix 1 amp 0 frac 1 f amp 1 end bmatrix nbsp wobei f displaystyle mathit f nbsp die Brennweite der Linse ist f displaystyle mathit f nbsp ist grosser 0 wenn die Linse fokussierend wirkt Sammellinse und kleiner 0 fur eine defokussierende Linse Zerstreuungslinse Dicke Linse Bearbeiten Berucksichtigt man auch die Dicke d displaystyle mathit d nbsp der Linse zwischen den Linsenoberflachen mit den Krummungsradien R 1 displaystyle mathit R 1 nbsp und R 2 displaystyle mathit R 2 nbsp erhalt man fur den Durchgang durch die dicke Linse die Transfermatrix D 1 d R 1 n L n n L d n n L n L n n 1 R 2 1 R 1 d R 1 R 2 n L n n L 1 d R 2 n L n n L 1 H 2 0 1 1 0 1 f 1 1 H 1 0 1 displaystyle D left begin matrix 1 frac d R 1 frac n L n n L amp frac d n n L frac n L n n left frac 1 R 2 frac 1 R 1 frac d R 1 R 2 frac n L n n L right amp 1 frac d R 2 frac n L n n L end matrix right left begin matrix 1 amp H 2 0 amp 1 end matrix right left begin matrix 1 amp 0 frac 1 f amp 1 end matrix right left begin matrix 1 amp H 1 0 amp 1 end matrix right nbsp Dabei ist n L displaystyle mathit n L nbsp der Brechungsindex des Linsenmaterials n displaystyle mathit n nbsp der Brechungsindex des Umgebungsmediums und f displaystyle mathit f nbsp die Brennweite der Linse H 1 displaystyle mathit H 1 nbsp und H 2 displaystyle mathit H 2 nbsp sind die Abstande der objekt bzw bildseitigen Hauptebene von den Bezugspunkten fur die der Strahlvektor jeweils gilt etwa die Oberflachen der Linse Die drei Teilmatrizen bezeichnen von rechts nach links also in Anwendungsreihenfolge die Translation des Strahls zur objektseitigen Hauptebene H 1 displaystyle H 1 nbsp die Brechung bei der der Strahl zur bildseitigen Hauptebene H 2 displaystyle H 2 nbsp versetzt wird und die Translation von H 2 displaystyle H 2 nbsp zum neuen Bezugspunkt Spiegel Bearbeiten Fur einen Spiegel der Scheitelkrummung r displaystyle rho nbsp erhalt man mit dem Reflexionsgesetz die Matrix K 1 0 2 r 1 displaystyle K begin bmatrix 1 amp 0 2 rho amp 1 end bmatrix nbsp wobei r 0 displaystyle rho 0 nbsp einen ebenen Spiegel beschreibt r displaystyle rho nbsp ist positiv fur einen Hohlspiegel und negativ fur einen konvexen Spiegel Bei einem spharischen Spiegel ist der Radius r 1 r displaystyle r 1 rho nbsp Zu beachten ist die Konvention dass die optische Achse mit der generellen Propagationsrichtung des Lichts ubereinstimmt das heisst am Spiegel ihre Richtung umkehrt Hauptebenen Bearbeiten Aus einer Transfermatrix konnen die aquivalente Brennweite einer dunnen Linse und die Hauptebenen des zugehorigen optischen Systems bestimmt werden Dabei gibt H1 den Abstand zwischen der Eintrittsebene des Strahls und H2 den Abstand zwischen der Austrittsebene des Strahls und der jeweiligen Hauptebene H1 bzw H2 an A B C D 1 H 2 0 1 1 0 f 1 1 1 H 1 0 1 1 H 2 f H 1 H 2 H 1 H 2 f 1 f 1 H 1 f displaystyle left begin matrix A amp B C amp D end matrix right left begin matrix 1 amp H 2 0 amp 1 end matrix right left begin matrix 1 amp 0 f 1 amp 1 end matrix right left begin matrix 1 amp H 1 0 amp 1 end matrix right left begin matrix 1 frac H 2 f amp H 1 H 2 frac H 1 H 2 f frac 1 f amp 1 frac H 1 f end matrix right nbsp f 1 C displaystyle f frac 1 C nbsp H 1 D 1 C displaystyle H 1 frac D 1 C nbsp H 2 A 1 C displaystyle H 2 frac A 1 C nbsp Somit wird es moglich ein optisches System mit mehreren Linsen durch nur eine aquivalente Brennweite auszudrucken Kombination von Elementen BearbeitenDurchlauft ein Strahl mehrere optische Elemente hintereinander so werden nacheinander die entsprechenden Transfermatrizen auf den Strahlvektor angewandt was aquivalent dazu ist sie zu multiplizieren und dann die Produktmatrix auf den Vektor anzuwenden Dabei gelten die Regeln der Matrizenmultiplikation durchlauft der Strahl drei Elemente in der Reihenfolge T 1 T 2 T 3 displaystyle T 1 T 2 T 3 nbsp so wird das Produkt in der Reihenfolge T 3 T 2 T 1 displaystyle T 3 cdot T 2 cdot T 1 nbsp gebildet So ergeben sich die Matrizen komplizierterer Systeme als Produkt der Matrizen der elementaren Systemteile etwa die einer dicken Linse aus denen einer Linsenoberflache einer Translation durch das Linsenglas und einer weiteren Flache oder die eines Linsensystems aus einer Abfolge von Linse Translation Linse bzw Flache Translation Flache Alternative Konvention BearbeitenVon einigen Autoren wird abweichend zur hier verwendeten Konvention der Strahlvektor definiert als r z r z n a z displaystyle vec r z begin pmatrix r z n alpha z end pmatrix nbsp wobei n der Brechungsindex des Mediums am Ort r z displaystyle r z nbsp ist Dies hat zur Folge dass etwa in der Matrix fur Translation durch ein Medium fur dieses zusatzliche n korrigiert werden muss sie lautet in dieser Konvention T 1 d n 0 1 displaystyle T begin bmatrix 1 amp frac d n 0 amp 1 end bmatrix nbsp und ist somit selbst explizit vom Medium abhangig Der Vorteil dieser Konvention ist dass die Matrix fur Brechung an einer ebenen Flache zur Einheitsmatrix wird Manche Autoren vertauschen auch die beiden Eintrage des Strahlenvektors sodass er folgendermassen definiert ist r z n a z r z displaystyle vec r z begin pmatrix n alpha z r z end pmatrix nbsp Die Matrizen mussen entsprechend geandert um 180 gedreht werden 1 2 Weitere Anwendungen BearbeitenGaussstrahlen Bearbeiten Die Anwendung der Matrizenoptik ist nicht auf die geometrische Optik beschrankt sie lasst sich durch den Ubergang von Matrizen zu Mobius Abbildungen auch auf das Konzept der Gauss Strahlen ubertragen Hierzu bleiben die ABCD Matrizen und ihre Multiplikationsregeln komplett erhalten man wendet sie aber nicht mehr per Multiplikation auf einen Strahlvektor an sondern auf den Strahlparameter q displaystyle q nbsp gemass folgender Vorschrift q 1 z A q 0 B C q 0 D displaystyle q 1 z frac Aq 0 B Cq 0 D nbsp Der Strahlparameter berechnet sich hierbei nach 1 q 1 R i l p w 2 displaystyle 1 over q 1 over R i lambda over pi w 2 nbsp mit dem Krummungsradius R displaystyle R nbsp des Gaussschen Strahls der Wellenlange l displaystyle lambda nbsp und dem Radius w displaystyle w nbsp des Gauss Strahls alternativ q z z i z 0 displaystyle q z z iz 0 nbsp Polarisation Bearbeiten Ein zur geometrischen Matrizenoptik analoges Verfahren wird verwendet um die Veranderung der Polarisation beim Durchgang durch optische Elemente zu berechnen Der Polarisationszustand wird durch Jones Vektoren ausgedruckt und mit Jones Matrizen manipuliert Technische Nutzung BearbeitenNeben der mathematischen Anwendung des Verfahrens mit z B Programmen wie MATLAB zur Berechnung von Strahlengangen werden Adaptionen desselben dazu herangezogen um Strahlengange bewegter Linsensysteme zu antizipieren und zu erwartende Abbildungen vorauszuberechnen wie z B bei der Echtzeit Objektverfolgung oder der Justage von verbundenen Linsensystemen zur Fokussierung wie astronomischen Spiegeln Literatur BearbeitenD Meschede Optik Licht und Laser B G Teubner Stuttgart Leipzig 2005 ISBN 3 519 13248 6 F Pedrotti L Pedrotti Werner Bausch Hartmut Schmidt Optik Prentice Hall Munchen u a 1996 ISBN 3 8272 9510 6 Weblinks BearbeitenHarm Fesefeldt Grundlagen der paraxialen Matrizen Optik RWTH Aachen Einzelnachweise Bearbeiten E Hecht Optik 4 Auflage Oldenbourg Munchen 2005 ISBN 3 486 27359 0 W amp U Zinth Optik Lichtstrahlen Wellen Photonen 2 Auflage Oldenbourg Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58801 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Matrizenoptik amp oldid 225621757