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Mathematische Psychologie ist eine Teildisziplin der Psychologie die sich im Gegensatz zu anderen Teildisziplinen uber ihre Arbeitsmethoden und nicht uber ihren Gegenstand definiert In der mathematischen Psychologie werden psychologische Modelle mathematisch formalisiert und beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Anwendung 1 1 Anwendungsbereiche 1 2 Verwendete Modelle 2 Organisation und Publikationen 3 Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAnwendung BearbeitenAnwendungsbereiche Bearbeiten Anwendung findet die Disziplin z B in der psychologischen Skalierung vielfach fur psychometrische Anwendungen in der Psychophysik der Signalentdeckungstheorie in Form von Lernmodellen in der Psychologie des Wissens Entscheidungstheorie oder der Wahrnehmungspsychologie aber auch in der Informationstheorie z B zur Messung des Neuigkeitswerts von Nachrichten oder auch in der Sozialpsychologie der Klinischen Psychologie sowie in der Arbeits und Organisationspsychologie Verwendete Modelle Bearbeiten Besonders in der Kognitiven Psychologie haben sich multinomiale Verarbeitungsbaummodelle MVB bewahrt Fur die Analyse von Reaktionszeiten sowie der Haufigkeiten korrekter Antworten werden bei einfachen binaren Entscheidungsaufgaben in letzter Zeit auch vermehrt Random Walk Modelle eingesetzt Das Diffusionsmodell R Ratcliff 1978 ist mathematisch formalisiert als kontinuierlicher Random Walk Prozess siehe Wiener Prozess Ahnliche Gleichungen finden sich in physikalischen Modellen der Brownschen Molekularbewegung wieder Es werden uberwiegend wahrscheinlichkeitstheoretische Modelle verwendet man findet aber durchaus auch deterministische Modelle Die mathematischen Formalisierungen haben den Vorteil dass sie genauere Vorhersagen erlauben und damit auch scharferen empirischen Uberprufungen unterzogen werden konnen Theoretiker werden somit auch starker gezwungen genaue und explizite Formalisierungen und Operationalisierungen hypothetischer Prozesse anzugeben Organisation und Publikationen BearbeitenZentrale Zeitschriften sind Psychometrika das Journal of Mathematical Psychology und das British Journal of Mathematical and Statistical Psychology ausserdem findet man auch zahlreiche Veroffentlichungen im Mathematical Social Sciences In den USA gibt es eine Society for Mathematical Psychology die jahrliche Tagungen veranstaltet in Europa gibt es die informelle European Mathematical Psychology Group EMPG ebenfalls mit jahrlichen Tagungen Geschichte BearbeitenHintergrund der mathematischen Psychologie ist ein Verstandnis der Psychologie als experimentelle bzw empirische Naturwissenschaft Diese Sichtweise ist eine direkte Folge aus dem Grundverstandnis der Psychologie wie es von ihren Pionieren Wilhelm Wundt Gustav Theodor Fechner Karl Pearson Hermann Ebbinghaus Alfred Binet Charles Spearman William Stern u v a verstanden wurde Seit dem Zweiten Weltkrieg finden sich innerhalb der Psychologie auch zunehmend starker sozialwissenschaftliche Auspragungen Dabei sagt die Anbindung an eine Fakultat geistes natur oder sozialwissenschaftlich nichts uber die Ausrichtung des Fachbereiches aus da diese in der Regel rein historisch oder verwaltungstechnisch begrundet ist Die Entwicklung der mathematischen Psychologie lasst sich entlang dreier Themenschwerpunkte strukturieren In ihren Anfangen im spaten 19 Jahrhundert wurde die mathematische Psychologie durch das Formulieren und Testen von Modellen psychologischer Phanomene gepragt In den fruhen 1900er Jahren begann das Studium und die Erlauterung mathematischer Methoden die auf psychologische Forschungsprobleme anwendbar sind hauptsachlich uber die Anwendungen der mathematischen Statistik Diese hat seither kontinuierlich an Bedeutung und spezifischer Relevanz fur die psychologische Forschung zugenommen Mitte des 20 Jahrhunderts tauchte erstmals der Aspekt der Analyse abstrakter Formalismen und deren Anwendung auf die psychologische Datenanalyse und modellierung auf Daran knupften wichtige Forschungsgebiete an darunter visueller Raum stochastische Lernprozesse Graphentheorie in Bezug auf soziale Interaktion und Kommunikation psychologische Messtheorie und die breite Klasse der interaktiven Netzwerkstrukturen neuronale Netze 1 Literatur BearbeitenUber mathematische Psychologie Falmagne J Cl 2005 Mathematical psychology A perspective Journal of Mathematical Psychology 49 436 439 Luce R D Ed 1963 Handbook of Mathematical Psychology New York Wiley Bd 1 amp 2 1963 Bd 3 1965 Wendt D 1988 Mathematische Psychologie In R Asanger amp G Wenninger Hrsg Handworterbuch der Psychologie Weinheim PVU Lehrbucher zur mathematischen Psychologie Coombs C H Dawes R M amp Tversky A 1970 Mathematical psychology an elementary introduction Englewood Cliffs N J Prentice Hall Deppe W 1976 Formale Modelle in der Psychologie Eine Einfuhrung Stuttgart Kohlhammer Heath R A 2000 Nonlinear dynamics Techniques and applications in psychology Mahwah NJ Erlbaum Kempf W amp Andersen E B Ed 1977 Mathematical models for social psychology Bern Huber Restle F amp Greeno J 1970 Introduction to Mathematical Psychology Reading MA Addison Wesley Sixtl F 1996 Einfuhrung in die Exakte Psychologie Munchen Wien Oldenbourg Sydow H amp Petzold P 1982 Mathematische Psychologie Mathematische Modellierung und Skalierung in der Psychologie Berlin Springer ISBN 978 3 540 11339 3 Townsend J T amp Ashby F G 1983 Stochastic modeling of elementary psychological processes Cambridge Cambridge University Press Weblinks BearbeitenPsychometrika Journal of Mathematical Psychology British Journal of Mathematical and Statistical Psychology Society for Mathematical Psychology nicht sehr aktuell EMPG European Mathematical Psychology Group Meeting 2010Einzelnachweise Bearbeiten Mathematical Psychology History of W K Estes in International Encyclopedia of the Social amp Behavioral Sciences 2001 In Science Direct Mathematical Psychology Elsevier 2022 abgerufen am 23 September 2022 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mathematische Psychologie amp oldid 226849815