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Martin Hemmer 6 Februar 1863 in Niederlustadt Pfalz 28 Juli 1947 in Hainfeld Pfalz war ein katholischer Priester aus der Diozese Speyer spater Erzpriester und Kommissarius im Erzbistum Breslau sowie Mitbegrunder des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens in Schlesien und Papstlicher Hauspralat Monsignore Aufgrund der Folgen des Zweiten Weltkrieges wurde er Vertreibungsopfer sein Grab in Hainfeld ist regelmassiger Treffpunkt der Heimatvertriebenen aus seinem langjahrigen Wirkungsort Schmottseiffen Schlesien und es entwickelte sich daraus eine offizielle Verbindung zwischen der Vertriebenengruppe und der pfalzischen Gemeinde Martin Hemmer um 1890 als Kaplan im Bistum Speyer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhes Wirken 1 2 Priester und Pralat in Schlesien 1 3 Vertreibungsopfer und Tod 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und fruhes Wirken Bearbeiten Martin Hemmer ist im sudpfalzischen Niederlustadt Rheinpfalz damals Konigreich Bayern geboren besuchte das Bischofliche Konvikt Internat St Joseph in Speyer und erhielt am 19 August 1888 von Bischof Joseph Georg von Ehrler im Speyerer Dom die Priesterweihe Zunachst amtierte er als Kaplan seiner Heimatdiozese in Homburg wo er sich besonders der Bergarbeiter annahm Priester und Pralat in Schlesien Bearbeiten nbsp Martin Hemmer um 1905 als Pfarrer von Seitsch Da im Bistum Speyer damals ein starker Uberfluss an Geistlichen herrschte nahm Hemmer ein Angebot des Reichstagsabgeordneten Graf Friedrich von Praschma an der in Schlesien einen Hauslehrer und Schlosskaplan suchte In dieser Stellung wirkte er von 1891 bis 1896 auf Schloss Falkenberg Mit Datum vom 31 August 1891 erhielt er die Erlaubnis zum Ubertritt von der Diozese Speyer ins Bistum Breslau 1 Hier amtierte Hemmer von 1896 bis 1898 als Kurat in der Stadt Breslau an St Heinrich 2 und St Matthias Gleichzeitig unterrichtete er am Konig Wilhelm Gymnasium und versah das Amt eines Prases des katholischen Handwerkermeister Vereins der Metropole Dann wechselte er als Pfarrer nach Seitsch Kreis Guhrau wo er von 1898 bis 1907 blieb In jenem Jahr trat er seine letzte Pfarrstelle in Schmottseiffen 3 an heute als Plawna Gorna ein Stadtteil von Lubomierz Dort amtierte er 39 Jahre lang bis zur Vertreibung 1947 1919 wurde er hier zum Erzpriester und Erzbischoflichen Kommissarius des Bezirks Hirschberg ahnlich einem Dekan Anlasslich seines goldenen Weihejubilaums avancierte Martin Hemmer aufgrund seiner vielfaltigen Verdienste im priesterlichen Amt zum Papstlichen Hauspralaten mit dem Titel Monsignore Er engagierte sich stark im landwirtschaftlichen Genossenschaftswesen und zahlte zu dessen Initiatoren und Mitbegrundern in der Provinz Schlesien Uberdies galt er als anerkannter Fachmann auf dem Gebiete der Musik und der Kunst Beides halt die Wurdigung zu seinem goldenen Priesterjubilaum fest wo er auch als aufgeschlossen fur alle Probleme der Gegenwart und stets vertraut mit den Neuerscheinungen der theologischen Fachliteratur bezeichnet wird Sein Erzbischof Kardinal Adolf Bertram habe ihn wegen seines unermudlichen Eifers besonders geschatzt und er stand in personlichem freundschaftlichem Kontakt mit ihm Hemmer wirkte zudem als Synodal Konsultor im Bistum und gehorte dem Vorstand des Kuratoriums an das den Priesterpensionsfond verwaltete Seit 1899 war der historisch interessierte Geistliche Mitglied im Verein fur Geschichte Schlesiens und wird mehrfach in dessen Organ Zeitschrift des Vereins fur Geschichte Schlesiens erwahnt bzw zitiert u a im Band 46 1912 S 254 wo sich auch ein Hinweis auf seine im Schlesischen Pastoralblatt Jahrgang XXXII Nr 19 erschienene Abhandlung Die Errichtung der Kaplanstelle in Schmottseiffen 1748 befindet Pfarrer Martin Hemmer ist im offiziellen Bericht uber die 56 Deutsche Katholikenversammlung Deutscher Katholikentag in Breslau vom 29 August bis 2 September 1909 als Mitglied und Teilnehmer eingetragen Festschrift Seite 654 Vertreibungsopfer und Tod Bearbeiten nbsp Pralat Martin Hemmer SchmottseiffenNach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der greise Pralat Hemmer wie viele andere vertrieben Pater Alfred Rothe S J berichtete in seiner Geschichte des Dorfes Schmottseiffen 4 dass Pfarrer Hemmer und sein Kaplan Maniera zum letzten grossen Fluchtlingstreck gehorten der die Gemeinde im Juni 1947 verliess Beiden Priestern habe man beim Grenzubertritt allen mitgefuhrten Besitz weggenommen In der Publikation sind auch zwei Briefe von Pfarrer Hemmer uberliefert in denen er uber seine Ausweisung und ihre Begleitumstande selbst berichtet Der Pfalzer Priester schreibt z B am 27 Februar 1946 aus Schmottseiffen an den Klosterpropst in Lauban Nachdem ich von 23 Marz 1945 bis 3 Juni 1945 evakuiert in Bad Flinsberg zugebracht hatte kehrte ich nach dem Waffenstillstand nach Schmottseiffen zuruck Sonnabend den 23 Juni 1945 um Mitternacht wurden wir mit Gewehrkolben aus unseren Wohnungen gestossen und beraubt Von meinen Verwandten habe ich bis jetzt kein Lebenszeichen erhalten Wo Englander und Amerikaner die Besatzung ausuben soll das ganze wirtschaftliche Leben wieder in Gang sein In Berlin erscheint das katholische Sonntagsblatt wieder regelmassig Das kommt uns hier direkt marchenhaft vor dass so etwas wieder moglich ist Vom 1 bis 3 Dezember 1945 haben 16 Polen bei mir geplundert Wahrend ich krank zu Bett lag hat man selbst mein Schlafzimmer ausgeraumt Drei grosse Wagen Beute haben sie abgefahren darunter auch wertvolle Kelche und Ziborien Auch die Gruft unter unserer Kirche wurde aufgebrochen und durchsucht Gott befohlen und herzliche Grusse vom ganzen Pfarrhaus Martin Hemmer Pralat im 84 Lebensjahr Martin Hemmer im Brief vom 27 Februar 1946 Dem inzwischen im Westen befindlichen Pfarrangehorigen Heinrich Brendel schickte er angesichts seiner bevorstehenden Ausweisung eine Postkarte mit Todesahnungen Schmottseiffen den 26 November 1946 Lieber Heinrich Deinen Brief vom 31 Oktober 1946 hier erhalten am 22 November Gratias Nun habe ich Einblick uber Euer Leben in der Fremde In der altdeutschen Sprache heisst Fremde soviel wie Elend Wo christlicher Sinn herrscht wird das Elend gemildert durch bruderliche Barmherzigkeit aber die Heimat nicht ersetzt Jetzt sind wir von Gott alle berufen und gezwungen alles zu verlassen und das Vagabundenleben als Beruf zu ergreifen Bis jetzt hiess es hier der Pralat im 84 Lebensjahr bleibt aber nun heisst die Parole Alle deutschen Geistlichen u Lehrer mussen fort Da ich in meinem hohen Alter den mehrwochentlichen Transport im Winter nicht mehr aushalte brauche ich den Beruf als Vagabund und Bettler nicht mehr lange auszuuben Unterwegs wird mich der Tod erlosen von diesem Elend so dass meine Nichte Frl Meta Hemmer Hainfeld Rheinpfalz Zone Francaise mich nicht mehr aufzunehmen braucht Gottbefohlen auf wiedersehen im Himmel Postkarte von Pralat Hemmer aus Schmottseiffen 26 November 1946 nbsp Todesanzeige aus der Speyerer Bistumszeitung Der Pilger Pfarrer Martin Hemmer kam im Sommer 1947 nach 5 wochiger Fahrt in einem Guterwagen krank und gebrochen zu seiner Nichte nach Hainfeld Pfalz und starb dort schon nach kurzer Zeit Er ist ein direktes Opfer der gewaltsamen Vertreibung und wurde auf dem Hainfelder Friedhof beigesetzt Die Bistumszeitung seiner Heimatdiozese Speyer Der Pilger brachte dem unter tragischen Umstanden heimgekehrten Diozesanen einen langeren Nachruf und veroffentlichte auch eine Todesanzeige Im Nekrolog heisst es u a der Geistliche habe auch in Schlesien den Kontakt in die Pfalz nie abreissen lassen Bis zum Verbot des Pilgers 1941 bekam er die Zeitung als Abonnent nach Schmottseiffen geschickt und liess sich uber die Sterbefalle im heimatlichen Klerus unterrichten um Ihrer bei der Hl Messe gedenken zu konnen Die im jetzigen Deutschland verstreut lebenden Vertriebenen aus Schmottseiffen treffen sich schon seit Jahrzehnten regelmassig in Hainfeld Diozese Speyer Das dortige Grab ihres letzten Ortspfarrers Pralat Martin Hemmer ist fur sie zum Ort der Identifikation mit ihrer alten Heimatgemeinde bzw eine Gedenk und Pilgerstatte geworden Mitteilung von Pfarrer Paul Brendel 8 Oktober 2009 An der 1225 Jahr Feier von Hainfeld wirkte 2006 auch der Freundeskreis ehemaliger Schmottseiffener mit der durch seine regelmassigen Treffen am Grab von Pralat Hemmer in vielfaltiger freundschaftlicher Verbindung zu der sudpfalzischen Gemeinde steht Der Vorsitzende des schlesischen Freundeskreises begluckwunschte das Dorf beim offiziellen Festakt woruber auch die Presse u a die grosste regionale Tageszeitung Die Rheinpfalz vom 3 Juli 2006 berichtete Oswald Rossler vom Freundeskreis ehemaliger Schmottseiffener die zu Hainfeld eine enge Verbundenheit dadurch pflegen dass ihr letzter Geistlicher Martin Hemmer in Hainfeld beerdigt ist ubermittelte herzliche Grusse 5 Literatur BearbeitenDer Pilger Pfalzer feiert goldenes Priesterjubilaum in Schlesien In Pilger Nr 34 vom 21 August 1938 Der Pilger Nachruf Pralat Martin Hemmer In Pilger Nr 33 34 vom 17 August 1947 Todesanzeige in der nachsten Ausgabe Alfred Rothe Geschichte des Dorfes Schmottseiffen Eigenverlag Paul Brendel Festschrift 750 Jahre Schmottseiffen 1991 Archiv fur Schlesische Kirchengeschichte Institut fur ostdeutsche Kirchen und Kulturgeschichte 1992 Band 49 S 288 Wurdigung von Pralat Hemmer und seinem Grab das dort als Klammer nach der Vertreibung bezeichnet wird Franz Scholz Helmhart Kanus Crede Vom Leiden und Sterben schlesischer Priester 1945 46 ein Ausschnitt aus der Schlesischen Passion Antigone Verlag 2002 ISBN 3 929987 71 6 S 96 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martin Hemmer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite uber das Dorf Seitsch mit Nennung und Foto von Pfarrer Hemmer Aktuelle Webseite der Pfarrei St Heinrich in Breslau polnisch mit Nennung von Pfarrer Hemmer als dortiger Seelsorger fur die Jahre 1896 1898 Memento vom 28 Dezember 2011 im Internet Archive Festschrift 750 Jahre Schmottseiffen Paul Brendel 1991 mit Details zu Pfarrer Hemmer und der Vertreibung Zwei Briefe von Pfarrer Martin Hemmer im OriginaltextEinzelnachweise Bearbeiten Schematismus der Diozese Speyer Ausgabe 1893 S 164 Webseite zur Pfarrei St Heinrich Breslau mit Erwahnung von Pfarrer Hemmer im 2 Textabschnitt Memento vom 21 Januar 2010 im Internet Archive Webseite zur Historie von Schmottseiffen mit einem Foto von Dorf und Kirche Paul Hemmer Geschichte des Dorfes Schmottseiffen MS Word 203 kB Rheinpfalz Berichte zum Ortsjubilaum Hainfeld Erwahnung von Pfarrer Hemmer und Schmottseiffen im 2 BerichtPersonendatenNAME Hemmer MartinKURZBESCHREIBUNG katholischer Priester Papstlicher Hauspralat Opfer der VertreibungGEBURTSDATUM 6 Februar 1863GEBURTSORT NiederlustadtSTERBEDATUM 28 Juli 1947STERBEORT Hainfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Hemmer Priester amp oldid 226253191