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Bertha Luise Margarete Wessel Geburtsname Margarete Richter 1881 oder 1882 in Aerzen bei Hameln 12 April 1970 in Uedem war die Mutter von Horst Wessel Nachdem ihr Sohn von KPD Mitgliedern getotet und in der Folgezeit von der NS Propaganda zu einem Martyrer der Bewegung stilisiert worden war profitierte sie erheblich von dem Heldenkult um ihn 1 Ludwig und Margarete Wessel mit ihrem Sohn Horst kurz nach dessen Geburt 1907 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Ehe und Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg 2 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Ehe und Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Margarete Wessel wuchs in Aerzen bei Hameln als Tochter eines evangelischen Pastors auf Am 1 Mai 1906 heiratete sie in ihrer Heimatstadt den evangelischen Pfarrer Ludwig Wessel Das Paar wohnte in Bielefeld wo Ludwig Wessel Pastor an der Pauluskirche war Am 9 Oktober 1907 wurden sie dort Eltern ihres Sohnes Horst Von Februar 1908 bis Oktober 1913 wohnte die Familie in Mulheim an der Ruhr wo Wessel zum Pastor der Altstadtgemeinde berufen war Dort kamen die Kinder Ingeborg 19 Mai 1909 und Werner 22 August 1910 zur Welt Danach zog die Familie nach Berlin wo Ludwig Wessel zum 7 Juli 1913 eine Pfarrstelle an der Nikolaikirche ubernahm 2 Margarete Wessel hatte keinen Beruf erlernt und kummerte sich mit Unterstutzung eines Dienstmadchens um den Haushalt Ihr Ehemann wird von dem Historiker Daniel Siemens als selbstgerechter autoritarer Familienvorstand beschrieben 3 Margarete Wessel war in den Monaten vor dem Tod ihrer Sohne wegen deren Lebenswandel besorgt Der Umgang mit den meist arbeitslosen Proletariern in Verbindung mit den gewaltsamen Zusammenstossen mit dem Roten Frontkampferbund sowie der Studienabbruch von Horst und dessen Zusammenleben mit der ehemaligen Prostituierten Erna Jaenichen waren Grund regelmassiger Ermahnungen 4 Da Horst Wessel keiner geregelten Arbeit nachging unterstutzte Margarete Wessel diesen laut Aussagen seiner Lebensgefahrtin finanziell Erst dadurch wurde es Horst Wessel ermoglicht ohne Berufstatigkeit mit seiner gesamten Schaffenskraft im Aufbau des von ihm geleiteten SA Zugs tatig zu sein 5 Nachdem ihr altester Sohn Horst am 14 Januar 1930 schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert war wachte Margarete Wessel vor seinem Tod am 23 Februar 1930 gemeinsam mit ihrer Tochter und Richard Fiedler an seinem Krankenbett 6 Nach dem Tod und der Beerdigung von Horst Wessel zogen Mutter und Schwester von Berlin nach Hannover zu einer Schwester von Margarete Wessel wo sie sich am 4 Mai 1930 mit der Adresse Stolzestrasse 32 anmeldeten In der umfangreichen Berichterstattung zum Prozess gegen die Tater um Albrecht Hohler wird nicht erwahnt ob auch Familienangehorige daran teilnahmen Der Prozess war ein Politikum bei dem die familiare Tragodie um eine Familie mit zwei toten Mitgliedern innerhalb von zwei Monaten offentlich nicht interessierte Uberliefert ist dass Margarete Wessel sich in der Prozesszeit zweimal mit Joseph Goebbels traf Nach gemeinsamen Mittag und Abendessen am 28 September 1930 notierte dieser in sein Tagebuch dass sie nach dem Tag mit ihm ganz zufrieden in den Zug stieg Ansonsten sei sie aber eine ungluckliche und innerlich gebrochene Mutter Am 26 Marz 1931 zog Margarete Wessel mit ihrer Tochter Ingeborg zuruck nach Berlin Die neue Wohnung lag im burgerlich gepragten vergleichsweise ruhigen Wilmersdorf 7 Die Inhalte des zur Glorifizierung Horst Wessels im Jahr 1932 von Hanns Heinz Ewers veroffentlichten Romans Horst Wessel Ein deutsches Schicksal wurden von Mutter und Schwester Wessel stark zensiert Nur andeutungsweise gelang es Ewers darin das Verhaltnis mit Erna Jaenichen zu erwahnen sodass Horst Wessel in dem Roman als quasi geschlechtsloser gefuhlskalter Mensch dargestellt wird Zum Wahrheitsgehalt enthaltener Passagen von zehn gluhenden Nachten mit einer jungen Osterreicherin lassen sich keine Beweise finden 8 Obwohl Evers privat uber die Eingriffe in den Inhalt durch die Familie Wessel klagte widmete er das Buch Margarete Wessel In dem Roman wie auch spater rund um den Wessel Kult wurde sie als Idealtypus der deutschen Mutter stilisiert und mit Anleihen an religiose Symbolik dargestellt 9 Im November 1933 protestierte Margarete Wessel gegen die Auffuhrung des Propagandafilms Hans Westmar da sie in diesem eine Schandung des Ansehens ihres Sohnes sah 10 Nach der Machtergreifung nahm der Kult um Horst Wessel heute nur noch schwer vorstellbare Ausmasse an Seine Angehorigen konnten davon finanziell profitieren Hans Bernd Gisevius beschrieb nach dem Zweiten Weltkrieg den Sachverhalt dass Margarete und Ingeborg Wessel als Familienmitglieder des von der NS Bewegung besonders in der Zeit nach der sogenannten Machtergreifung zum quasi Nationalheiligen stilisierten Horst Wessel sowohl in der Presse als auch auf NS Veranstaltungen omniprasent waren Ingeborg Wessel gab Ende 1933 die Biografie Mein Bruder Horst im nationalsozialistischen Franz Eher Verlag heraus die bis 1941 in 12 Auflagen erschien Auch das von ihr veroffentlichte Neue Buch fur Madels erschien in mindestens sieben Auflagen 11 Zu Einweihungen von Denkmalern und Gedenktafeln wurde Margarete Wessel im gesamten Deutschen Reich eingeladen und nahm mit Ehrenkarten an den NSDAP Parteitagen der Jahre 1933 bis 1935 teil Unter anderem war sie Ehrengast bei der Enthullung des Denkmals auf dem St Marien und St Nikolai Friedhof I und bei der Anbringung einer Gedenkplatte an ihrem ehemaligen Wohnhaus in der Judenstrasse ersteres im Beisein der gesamten NSDAP Prominenz einschliesslich Adolf Hitlers 12 Anfang 1933 beantragten ihre Tochter Ingeborg und sie die Aufnahme in die NSDAP mit den Mitgliedsnummern der toten Familienangehorigen Horst 48 434 Werner 92 715 um in den Genuss der Vorzugsbehandlung Alter Kampfer zu kommen Aus grundsatzlichen Erwagungen wurden ihnen die Mitgliedsnummern versagt Sie wurden allerdings trotz Aufnahmesperre zum 16 Februar 1934 mit den Mitgliedsnummern 2 084 783 fur Margarete Wessel und 2 084 611 fur ihre Tochter aufgenommen Im Oktober 1937 war Magarete Wessel Ehrengast von Benito Mussolini bei den Feierlichkeiten zum 15 Jahrestag des sogenannten Marsches auf Rom 13 Im Jahr 1935 schenkte ihr die Gemeinde Krummhubel heute Karpacz in der Woiwodschaft Niederschlesien ein 3600 m grosses reprasentatives Grundstuck nur wenige Kilometer vom Todesort Werner Wessels entfernt Dort liess Ingeborg Wessel ein Haus mit einer Wohnflache von 200 m mit zur damaligen Zeit gehobener Ausstattung wie Zentralheizung und Garage bauen An den Kosten beteiligte sich wie Daniel Siemens annimmt die NSDAP 14 Dieses Haus bewohnten Margarete Wessel mit Tochter und Enkeln ab Ende 1942 auf der Flucht vor den Luftangriffen der Alliierten als ersten Wohnsitz Gleichzeitig schafften sie alle familiaren Wertgegenstande ins Riesengebirge Vor der vorruckenden Roten Armee fluchteten sie uber die Zwischenstation Dresden wo sie bei den Luftangriffen am 13 und 14 Februar 1945 nach eigenen Angaben samtlichen Besitz verloren ins Weserbergland Margarete Wessel war seit 1933 Ehrenburgerin von Hameln Im benachbarten Hajen fand sie mit ihrer Tochter und deren Kindern eine Unterkunft 13 Die ihr verliehene Ehrenburgerschaft der Stadt Hameln wurde 2017 offiziell wieder aberkannt 15 Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Magarete Wessel erhielt seit 1945 eine Sozialrente vom Versorgungsamt Hildesheim sowie eine monatliche Nothilfeunterstuzung aus der Ostpfarrerversorgung letztere zuerst vom Landeskirchenamt Hannover und spater von der Evangelischen Kirche im Rheinland Im Schriftwechsel mit dem sie diese beantragt hatte leugnete sie ihre Kinder und stellte sich als einsame arme alte Frau dar die auf die mildtatigen Gaben der Kirche angewiesen sei Nachweislich hat ihr Schwiegersohn der gemeinsam mit ihrer Tochter ein hohes Familieneinkommen hatte ihr mehrfach Kuren verschrieben so dass diese Angaben von ihr gelogen waren Zwischen dem 20 Juli 1957 und dem 15 August 1968 erhielt sie 23 178 80 DM als Entschadigung fur das Haus in Krummhubel nach dem Lastenausgleichsgesetz 16 Magarete Wessel verbrachte einen materiell sorgenfreien Lebensabend Ihr eigenes Verhalten wahrend der Zeit des Nationalsozialismus stellte sie nie in Frage obwohl sie vom Heldenkult um Horst Wessel erheblich profitiert hatte 16 Sie starb am 12 April 1970 im St Laurentius Hospital in der Gemeinde Uedem im Landkreis Kleve 16 Einzelnachweise Bearbeiten Daniel Siemens Horst Wessel Tod und Verklarung eines Nationalsozialisten Munchen Siedler 2009 ISBN 978 3 88680 926 4 S 37 Am Mai 1906 hatte er die 24 Jahre alte Pfarrerstochter Bertha Luise Margarete aus Aerzen bei Hameln in ihrer Heimatstadt geheiratet und 274 Daniel Siemens S 15 36 und 37 Daniel Siemens S 39 Daniel Siemens S 98 Daniel Siemens S 94 95 Daniel Siemens S 214 Daniel Siemens S 118 Daniel Siemens S 105 Daniel Siemens S 137 Daniel Siemens S 147 Daniel Siemens S 139 140 Daniel Siemens 170 und 174 a b Daniel Siemens S 141 143 Daniel Siemens S 142 ndr de a b c Daniel Siemens S 271 274PersonendatenNAME Wessel MargareteALTERNATIVNAMEN Wessel Bertha Luise Margarete vollstandiger Name Richter Margarete Geburtsname KURZBESCHREIBUNG Mutter von Horst WesselGEBURTSDATUM 1881 oder 1882GEBURTSORT Aerzen bei HamelnSTERBEDATUM 12 April 1970STERBEORT Uedem Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Margarete Wessel amp oldid 236947020