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Marcel Boillat 5 August 1929 in Courtetelle 6 April 2020 in Ciudad Real Spanien war ein Schweizer politischer Aktivist in der Jurafrage Er war Anfuhrer der separatistischen und terroristischen Gruppierung Front de liberation jurassien FLJ die in den 1960er Jahren mehrere Brand und Sprengstoffanschlage gegen Einrichtungen des Bundes und des Kantons Bern verubte um den Forderungen nach der Grundung des Kantons Jura Nachdruck zu verleihen 1966 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt floh er knapp ein Jahr spater nach Spanien wo er politisches Asyl erhielt Marcel Boillat 1987 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Weblinks 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenBoillat besuchte das College Saint Charles in Porrentruy und ein Jahr lang das Kollegium Maria Hilf in Schwyz Von 1945 bis 1949 absolvierte er die Hohere Handelsschule in Neuchatel Nach der Rekrutenschule bei den Fliegerabwehrtruppen in Payerne eignete er sich in franzosischen Weinkellereien vertiefte Kenntnisse der Onologie an Anschliessend arbeitete er zusammen mit seinem Halbbruder Pierre in der familieneigenen Weinhandelsfirma 1955 heiratete er die Kosmetikverkauferin Frieda Rutsch aus Basel das Paar hatte einen Sohn und eine Tochter Der Vater hinterliess bei seinem Tod grosse Schulden weshalb Marcel und Pierre 1959 eine neue Firma grundeten Durch den Verkauf von Bauland gelang es die Schulden zu tilgen 1 1958 kaufte Boillat in Sornetan ein Bauernhaus und baute es zu einem Gasthaus um Ab 1962 war Jean Marie Joset den Boillat 1944 in Porrentruy kennengelernt und seither nicht mehr gesehen hatte Stammgast im Gasthaus wo die beiden oft uber die Jurafrage diskutierten Dabei kamen sie uberein dass das Rassemblement jurassien zu wenig schlagkraftig sei und Unterstutzung benotige Inspiriert durch die algerische FLN grundeten sie die Front de liberation jurassien FLJ Zunachst ubermalten sie Symbole der Herrschaft des Kantons Bern im Jura beispielsweise das Soldatendenkmal Le Fritz auf dem Col des Rangiers Die FLJ zu der Joseph Deriaz als Mitlaufer stiess verubte Brandanschlage auf Militarbaracken und zwei Bauernhofe in den Gemeinden Lajoux und Les Genevez die das Militardepartement erworben hatte um einen umstrittenen Waffenplatz zu bauen Am 5 Oktober 1963 steckte sie die Villa von Standerat Charles Jeanneret auf dem Mont Soleil in Brand In Mallerey detonierte am 23 Dezember in der Sagerei von Marc Houmard dem Prasidenten der berntreuen Union des patriotes jurassiens eine Sprengladung 2 Als Reaktion auf die Inhaftierung von vier verdachtigten Separatisten aus Courfaivre die keinerlei Verbindungen zur FLJ hatten die Unschuldigen von Courfaivre brachte die FLJ am 27 Februar 1964 in Studen eine Sprengladung an die Bahnstrecke Bern Biel an und beschadigte ein Gleis Da die Unschuldigen von Courfaivre weiterhin in Untersuchungshaft blieben verubte die FLJ am 12 Marz einen weiteren Sprengstoffanschlag diesmal auf die Filiale der Berner Kantonalbank in Delemont 3 Schliesslich kam die vom ausserdentlichen Untersuchungsrichter Albert Steullet geleitete Sonderkommission dem FLJ auf die Spur Die Polizei konnte die beiden Haupttater am 25 Marz 1964 verhaften den Mitlaufer sechs Tage spater 4 Wahrend der Untersuchungshaft wurde Boillat im Juli 1964 von Thorberg nach Sion im Kanton Wallis verlegt im November nach Bellechasse im Kanton Freiburg 5 Ein misslungener Ausbruchsversuch im Mai 1965 hatte die Verlegung in die Strafanstalt Bois Mermet im Kanton Waadt zur Folge 6 Nach einem viertagigen Strafprozess in Lausanne verurteilte das Bundesstrafgericht Boillat am 18 Marz 1966 zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren und dem Entzug der burgerlichen Rechte fur zehn Jahre Joset erhielt sieben Jahre Zuchthaus Deriaz eine bedingte Haftstrafe von einem Jahr Das Gericht anerkannte zwar die politischen Beweggrunde betrachtete jedoch die Haufung der Straftaten als schwerwiegend Das hohere Strafmass fur Boillat rechtfertigte es mit dessen Fuhrungsrolle in der FLJ Er wurde zunachst nach Sion verlegt im August 1966 in die Strafanstalt Cretelongue bei Granges Mithilfe der Sympathisanten Lucien Meyrat und Louis Perroud gelang ihm am 18 Februar 1967 die Flucht Noch am selben Tag traf er in Barcelona ein ein paar Tage spater reiste er nach Madrid weiter von wo aus er Drohbriefe an Politiker und Justizbehorden verschickte 7 Am 9 Juni 1967 nahm die Polizei Boillat am Flughafen fest als er seinen Fluchthelfer Meyrat und seinen Rechtsanwalt abholen wollte Drei Monate spater am 18 September lehnte die Regierung von Francisco Franco das Schweizer Auslieferungsgesuch ab und gewahrte Boillat Asyl weil er aus politischen Beweggrunden gehandelt habe 8 Ende Dezember 1968 wurde Boillats Ehe in Abwesenheit geschieden Mit seiner spateren zweiten Ehefrau Angela Sanchez eroffnete er eine kleine Pension in Madrid Das Paar heiratete im August 1970 und zog daraufhin nach Daimiel in der Provinz Ciudad Real Nach mehreren kurzzeitigen Arbeitsstellen war Boillat dort von 1977 bis zur Pensionierung 1994 in leitender Funktion fur einen Lebensmittelgrosshandel tatig 9 Nach der Verjahrung seiner Straftaten kehrte er im September 1987 erstmals fur einen Besuch in die Schweiz zuruck als Ehrengast am Fest des jurassischen Volkes in Delemont Auf der Hinreise begleitete ihn der Filmemacher Christian Iseli um Szenen fur seinen Dokumentarfilm Le terroriste suisse zu drehen 10 1998 veroffentlichte Boillat das Buch Signe FLJ in dem er die Anschlage aus seiner Sicht schilderte und sie politisch rechtfertigte Nach der Pensionierung widmete er sich der Malerei 2014 stellte er in Le Noirmont eine Auswahl seiner Gemalde aus 11 2020 starb er im Alter von 90 Jahren im Krankenhaus von Ciudad Real Weblinks BearbeitenMarcel Boillat im Dictionnaire du JuraLiteratur BearbeitenChristian Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte NZZ Libro Zurich 2020 ISBN 978 3 03810 463 6 Hans Peter Henecka Die jurassischen Separatisten Eine Studie zur Soziologie des ethnischen Konflikts und der sozialen Bewegung Verlag Anton Hain Meisenheim am Glan 1972 ISBN 3 445 00942 2 Marcel Boillat Signe FLJ Sans morts l emergence d un Etat Favre Lausanne 1998 ISBN 978 2 8289 0610 8 Einzelnachweise Bearbeiten Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 74 75 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 76 81 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 94 97 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 107 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 121 122 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 128 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 166 172 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 180 182 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 185 188 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 191 193 Moser Der Jurakonflikt eine offene Wunde der Schweizer Geschichte 2020 S 198 Normdaten Person GND 123900808 lobid OGND AKS LCCN n2003049450 VIAF 55066832 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boillat MarcelKURZBESCHREIBUNG Schweizer politischer AktivistGEBURTSDATUM 5 August 1929GEBURTSORT CourtetelleSTERBEDATUM 6 April 2020STERBEORT Ciudad Real Spanien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marcel Boillat amp oldid 234615149