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Al Hallaj ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum palastinensischen Kunstler siehe Mustafa al Hallaj Al Halladsch mit vollem Namen Abu l Mughith al Husain ibn Mansur al Halladsch arabisch أبو المغيث الحسين بن منصور الحلاج DMG Abu l Muġiṯ al Ḥusain ibn Manṣur al Ḥallaǧ August 857 in Ṭur طور auch تور DMG Tur 1 Provinz Fars in Iran 26 Marz 922 in Bagdad durch Kreuzigung war ein persisch irakischer Sufi und Dichter der vor allem in Bagdad wirkte Er schrieb wie seinerzeit nicht unublich ausschliesslich in arabischer Sprache 2 Er ist vor allem fur seinen Ausspruch Ich bin die gottliche Wahrheit Ana l ḥaqq أنا الحق beruhmt In den ostlichen Landern der islamischen Welt wird sein zusammengesetzter Name meist zu Mansur Halladsch verkurzt 3 obwohl Mansur eigentlich nur sein Vatersname war Die Aufarbeitung von al Halladschs Leben und seiner Werke sowie seiner Nachwirkung in der islamischen Welt ist im Wesentlichen die Leistung des franzosischen Orientalisten Louis Massignon Die Hinrichtung des Halladsch Miniatur aus dem Mogulreich fruhes 17 Jahrhundert Walters Art Museum Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2 1 Gedicht Auswahl 3 Nachwirkung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEine der wichtigsten Quellen fur das Leben von al Halladsch ist der biographische Bericht seines Sohnes Hamd Auf Grundlage dieses Textes und anderer Quellen hat unter anderem Louis Massignon eine Chronologie seines Lebens erstellt Al Halladsch wurde in der persischen Stadt Ṭur in der Provinz Fars im Suden des heutigen Irans als Sohn eines Baumwollhechlers geboren daher der Name halladsch 4 Sein Grossvater war noch Zoroastrier gewesen Als al Halladsch noch ein Kind war zog sein Vater nach Mesopotamien in die Stadt Wasit um naher an den Zentren des Wollhandels leben und arbeiten zu konnen Mit 16 Jahren begab er sich nach Tustar wo er fur zwei Jahre Schuler des Mystikers Sahl at Tustari war Etwa um 875 verliess er die Stadt und zog uber Basra nach Bagdad wo er Schuler von ʿAmr ibn ʿUthman al Makki wurde und Umm al Husain die Tochter von Abu Yaʿqub al Aqtaʿ heiratete Nach acht Monaten kam es zwischen ʿAmr und seinem Schwiegervater zu Streitigkeiten die al Halladsch sehr belasteten In diesem Zusammenhang besuchte er ofters al Dschunaid der ihm riet Ruhe zu bewahren und den beiden weiter mit Respekt zu begegnen Etwa um 895 begab sich al Halladsch auf Wallfahrt nach Mekka Nach einem einjahrigen Aufenthalt in der Heiligen Stadt kehrte er mit einer Gruppe sufischer Fuqaraʾ zuruck nach Bagdad und schloss sich erneut al Dschunaid an 5 Um 897 brach al Halladsch mit al Dschunaid und kehrte in Begleitung seiner Frau nach Tustar zuruck 6 Nach der Biographie seines Sohnes Hamd war der Anlass fur den Bruch mit al Dschunaid dass al Halladsch ihm eine Frage stellte die al Dschunaid als religiose Anmassung verstand 7 Nach der Darstellung des Doxographen ʿAbd al Qahir al Baghdadi gest 1037 tat al Halladsch schon in Anwesenheit von al Dschunaid seinen beruhmten Ausspruch Ana al ḥaqq der deswegen besonders anstossig war weil al ḥaqq einer der koranischen Gottesnamen ist nach der ublichen Nummerierung Nr 51 Al Dschunaid soll ihn fur diesen Ausspruch schwer getadelt und ihm entgegengehalten haben dass er nicht selbst al ḥaqq sei sondern nur durch al ḥaqq existiere 8 In den Jahren zwischen 899 und 902 reiste al Halladsch durch Chorasan Fars und Chusistan hielt erste Predigten und schrieb verschiedene Werke Erst in dieser Zeit wurde ihm wahrscheinlich der Laqab al Halladsch der Baumwollentkorner verliehen wobei die Grunde dafur unterschiedlich angegeben werden 9 Nach einer weiteren Wallfahrt nach Mekka im Jahre 903 liess sich al Halladsch 904 mit mehreren Notabeln der Stadt Ahwaz in Bagdad nieder Unter den Sufis und auch der Bevolkerung Bagdads fiel al Halladsch durch seine radikalen und schockierenden Ausserungen auf Um das Jahr 909 griff ihn der zahiritische Rechtsgelehrte Ibn Dawud wegen seiner Lehren an und ausserte Wenn das was Gott seinem Propheten offenbart hat und das was uns der Prophet davon ubermittelt hat wahr sind dann ist das was al Halladsch gelehrt hat falsch Seinen Urteilsspruch soll er mit der Aussage abgeschlossen haben dass es erlaubt sei al Halladsch zu toten 10 Halladsch der daraufhin unter Polizeiaufsicht gestellt wurde entkam nach Susa 913 wurde al Halladsch erneut gefangengesetzt nach Bagdad verbracht und nach einem Prozess fur drei Tage als qarmatischer Agent an den Pranger gestellt 11 Seine Antworten bei den Befragungen zeigen dass er der sunnitischen Glaubensrichtung treu geblieben war 12 Die folgenden Jahre verbrachte er als Gefangener am Hof der Abbasiden wobei es ihm zeitweise gelang hier machtvolle Sympathisanten zu gewinnen Im Jahre 921 eroffnete der abbasidische Wesir Hamid ibn al ʿAbbas erneut den Prozess gegen ihn Grundlage der Anklage waren Dokumente aus denen hervorging dass al Halladsch den Vollzug bestimmter religioser Ubungen zu Hause als ausreichend betrachtete um den Glaubigen von seiner Pflicht zum Haddsch nach Mekka zu entbinden Der malikitische Kadi Abu ʿUmar Ibn Yusuf urteilte in einer Fatwa dass diese Lehre Ketzerei zandaqa sei die zwangslaufig die Todesstrafe nach sich ziehe 13 Auf der Grundlage dieser Fatwa wurde al Halladsch am 26 Marz 922 offentlich hingerichtet Man setzte ihm eine Krone auf schlug ihn halb tot und stellte ihn anschliessend auf einem Kreuz ṣalib zur Schau Er starb am Folgetag Werke BearbeitenZu den Schriften die von al Halladsch uberliefert werden gehoren 1 27 von seinen Schulern um 902 zusammengestellte Riwayat die jeweils die Form eines Hadith qudsi haben 2 verschiedene Gedichte die in dem Diwan al Ḥallaǧ zusammengestellt wurden 3 eine Anzahl von Logien die in den Aḫbar al Ḥallaǧ zusammengestellt wurden und 4 sein Kitab aṭ Ṭawasin mit elf Kapiteln 14 Wichtige Themen des Kitab aṭ Ṭawasin sind die Person Mohammeds Kapitel 1 3 seine Himmelfahrt und die zwei Bogenlangen qab qausain in seiner Thronvision von Sure 53 6 9 Kapitel 4 5 der Fall Satans Kapitel 6 7 sowie der Tauhid Kapitel 8 10 15 Gedicht Auswahl Bearbeiten Totet mich o meine Freunde Denn im Tod nur ist mein Leben Ja im Leben ist mir Tod nur Und im Sterben liegt mein Leben Wahrlich hochste Gnade ist es Selbst verloschend zu entschweben Und als Schlechtestes erkenn ich Fest an diesem Leib zu kleben Uberdrussig ist die Seele Hier noch im Verfall zu leben Totet mich ja und verbrennt mich Dessen Glieder elend beben Geht dann an dem Rest voruber An den Gruften leer von Leben Meines Freunds Geheimnis sollt ihrAus der Erben Innerm heben Seht ich einer von den Alten Die nach hochsten Rangen streben Bin jetzund ein Kind geworden Nur der Mutterbrust ergeben Ruhend in der salz gen ErdeUnd in tiefsten dunklen Graben Wunderbar dass meine MutterIhrem Vater gab das Leben Und dass meine jungen TochterMich gleich Schwestern jetzt umgeben Eh bruch nicht noch ZeitenwandelHaben dies Gescheh n ergeben Sammelt meine Teile alleAus erstrahlenden Geweben Aus der Luft und aus dem Feuer Aus dem frischen Quell daneben Sat sie sorglich in die Erde Die noch staubig ist und eben Und befeuchtet sie o Freunde Lasst die Becher kreisend schweben Lasst die Dienerinnen giessen Brunnen drehend Wasser heben Seht nach sieben Tagen wird sichDraus ein edler Strauch erheben 16 Nachwirkung BearbeitenZu den geistigen Nachfahren von Mansur Halladsch gehort etwa der 1131 gestorbene Ayn al Quzat Hamadani der wie al Halladsch Iblis als einen wahren Liebenden proklamierte und auch hingerichtet wurde 17 Halladsch geniesst sowohl bei den spateren Sufis als auch bei den Aleviten hohes Ansehen Sein Ausspruch Ana al ḥaqq wird im Sinne des sufischen Ideals der Eins Werdung mit Gott bzw der Auflosung des Ichs in Gott interpretiert Der osmanisch turkische Koranexeget Ismaʿil Haqqi gest 1725 berichtet in seinem Korankommentar Ruḥ al bayan der andalusische Sufi Ibn Arabi habe bei einem Gebet in Cordoba eine Vision gehabt in der er alle Propheten von Adam bis Mohammed sah Der Prophet Hud habe sich daraufhin an ihn gerichtet und ihm erklart dass sich die Propheten alle versammelt hatten um bei Mohammed Fursprache fur al Halladsch einzulegen 18 Al Halladschs Schriften und Schicksal haben ausser in wissenschaftlichen Publikationen namentlich der Islamwissenschaftlerinnen Annemarie Schimmel 19 und Christine Schirrmacher 20 auch in belletristischen Werken vielfaltige Beachtung gefunden so beispielsweise in Gedichten von Friedrich Ruckert 1837 21 Halladsch der in Bagdad War ein Wunderthater Muhammad Iqbal 1932 22 Halladsch Der freie Geist der Gut und Bose kennt und Gerd Hergen Lubben 1966 23 abul harith euer buttel tritt hin vor al halladsch und gibt ihm eine ohrfeige so dass ihm aus augen nase und mund das blut in den grauen bart rinnt sowie in der Tragodie Der Tod des Mystikers 1965 24 des Stuckeschreibers Salah Abd as Sabur und in dem Roman Tod in Bagdad oder Leben und Sterben des Al Halladsch 1997 25 von Wolfgang Gunter Lerch Bei der Ouverture spirituelle der Salzburger Festspiele 2014 gelangten zwei Auftragswerke zu Leben und Werk von Al Halladsch zur Urauffuhrung das Chor Orchesterwerk Seelenfaden des agyptischen Komponisten Hossam Mahmoud welches die letzten Worte des Sufi Meisters in Erinnerung ruft mit denen dieser lachelnd in den Tod ging und Al Hallag ein Musikstuck fur grossen Chor vier Blechblaser und zwei Schlagzeuger von Samir Odeh Tamimi das auf Gedichten des Mystikers und Betrachtungen uber ihn beruht Literatur BearbeitenLouis Massignon Akhbar Al Hallaj recueil d oraisons et d exhortations du martyr mystique de l Islam edition J Vrin collection Etudes musulmanes 1975 Edition bilingue Louis Massignon Essai sur les Origines du Lexique technique de la mystique musulmane editions J Vrin Paris 1954 Louis Massignon La passion d al Hosayn Ibn Mansour al Hallaj martyr mystique de l Islam execute a Baghdad le 26 mars 922 Etude d histoire religieuse 2 Bde Paris Geuthner 1922 Erweiterte Neuausgabe in 4 Banden Paris Gallimard 1975 Neudruck Paris Gallimard 2010 ISBN 9782070435913 Band 1 ISBN 9782070435920 Band 2 ISBN 9782070435937 Band 3 ISBN 9782070435944 Band 4 Englische Ubersetzung The passion of al Hallaj Mystic and Martyr of Islam ubersetzt aus dem Franzosischen von Herbert Mason 4 Bande Princeton 1982 L Massignon L Gardet Art al Ḥalladj in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd III S 99b 104b Annemarie Schimmel Al Halladsch Martyrer der Gottesliebe Leben und Legende Ausgewahlt ubersetzt und eingeleitet von Annemarie Schimmel Verlag Jakob Hegner in Koln 1968 Annemarie Schimmel Al Halladsch O Leute rettet mich vor Gott Herder Freiburg im Breisgau Basel Wien 1985 ISBN 3 451 08240 3 Neuausgabe als Halladsch Oh Leute rettet mich vor Gott bei Chalice Xanten 2017 ISBN 978 3 942914 18 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Mansur al Halladsch Zitate Literatur von und uber Al Halladsch im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Vgl hier J Mojaddedi ḤALLAJ ABU L MOḠIṮ ḤOSAYN Encyclopaedia Iranica Online Edition 2003 Vgl Massignon 1922 18 Vgl Annemarie Schimmel Das Hallaj Motiv in der modernen islamischen Literatur In Die Welt des Islams New Series Bd 23 24 1984 S 165 181 Vgl Massignon 1922 2f 10f Vgl Massignon 1922 10f Vgl Massignon 1922 3 Vgl Massignon 1922 61 Vgl Massignon 1922 11 18 20 Vgl Massignon 1922 11 163f Vgl Massignon Gardet 100b L Massignon L Gardet al Ḥalladj In The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd 3 S 102a Vgl Massignon 1922 279 Vgl Massignon Vadet 101b Vgl Massignon 1922 830 893 Ubersetzung und Nachdichtung Annemarie Schimmel aus Al Halladsch O Leute rettet mich vor Gott Texte islamischer Mystik S 105 f vgl Literatur Peter Lamborn Wilson Karl Schlamminger Weaver of Tales Persian Picture Rugs Persische Bildteppiche Geknupfte Mythen Callwey Munchen 1980 ISBN 3 7667 0532 6 S 30 45 The Devils Die Damonen hier S 31 Vgl Massignon 1922 383 Vgl beispielsweise Friedrich Ruckert Ubersetzungen persischer Poesie ausgewahlt und eingeleitet von Annemarie Schimmel Wiesbaden 1966 Martyrer der Gottesliebe Leben u Legende Al Halladsch ausgewahlt ubersetzt aus dem Arabischen Persischen Turkischen Sindhi Siraiki und Urdu und eingeleitet von Annemarie Schimmel Koln 1968 Al Halladsch O Leute rettet mich vor Gott von Abu l Mughith al Husain ibn Mansur al Halladsch Annemarie Schimmel Hrsg 1985 ISBN 3 451 08240 3 Neuausgabe 1995 ISBN 3 451 04454 4 Vgl Christine Schirrmacher Der Abfall vom Islam Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Christine Schirrmacher Wenn Muslime Christen werden Glaubensabfall und Todesstrafe im Islam Memento vom 13 Mai 2014 im Internet Archive Christine Schirrmacher Kreuzigung und Erlosung im Islam Christine Schirrmacher Die Scharia Eine Einfuhrung Friedrich Ruckert Sieben Bucher morgenlandischer Sagen und Geschichten Stuttgart 1837 Bd 2 S 139 ff Muhammad Iqbal Persischer Psalter ausgewahlt und ubersetzt von Annemarie Schimmel Koln 1968 S 128 Aus Javidnameh جاوید نامہ Buch der Ewigkeit 1932 ins Deutsche ubersetzt von Annemarie Schimmel Munchen 1957 Gerd Hergen Lubben 5 5 1 A LA ALLAH FUR ANNEMARIE Aus Gerd Hergen Lubben VERSIONEN III 2014 ISBN 9783955778354 Salah Abd as Sabur Der Tod des Mystikers ubersetzt aus dem Arabischen von Nagi Naguib und Stefan Reichmuth Originaltitel Ma sat al Hallag Arabisch 1965 1981 ISBN 3922825052 Wolfgang Gunter Lerch Tod in Bagdad oder Leben und Sterben des Al Halladsch Dusseldorf Zurich 1997 ISBN 3 538 07050 4 Normdaten Person GND 118700987 lobid OGND AKS LCCN n84199035 VIAF 44299887 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Halladsch al ALTERNATIVNAMEN الحلاجKURZBESCHREIBUNG persischer Sufi islamischer Mystiker GEBURTSDATUM August 857GEBURTSORT aṭ Ṭur in der Provinz Fars im heutigen IranSTERBEDATUM 26 Marz 922STERBEORT Bagdad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Al Halladsch amp oldid 238367679