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MKF 6 ist eine Multispektral Kamera die in der DDR fur die kosmische Fernerkundung der Erde gebaut wurde MKF 6 mit Bedienpult ausgestellt im Zentralhaus der Flieger und Kosmonauten MoskauBedienpult der MKF 6Gebaut wurde die MKF 6 vom Kombinat VEB Carl Zeiss Jena mit organisatorischer Hilfe des im Mai 1973 gegrundeten Institutes fur Elektronik der Akademie der Wissenschaften der DDR IE der AdW Dort lieferte man bereits seit 1969 die Optik fur die sowjetische Monderkundung Fur die MKF 6 wurden finanzielle und materielle Mittel aus einem speziellen Planteil des Staatsplanes Wissenschaft und Technik der DDR zur Verfugung gestellt Die MKF 6 ermoglichte eine Kombination von Photogrammetrie und Spektrometrie Erprobt wurde sie durch ein sowjetisches Flugzeug auf speziellen Flugrouten Das geowissenschaftliche Flugprogramm dieser Tests stammte vom Zentralinstitut fur Physik der Erde Das Innenleben der MKF 6 wurde unter der Leitung von Achim Zickler entwickelt ihr Design unter der Leitung von Gerd Bohnisch Inhaltsverzeichnis 1 Technische Daten 2 Einsatz 3 Auswertung 4 Bedeutung fur die Forschung der DDR 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTechnische Daten BearbeitenMit der MKF 6 konnten Gelandestreifen von etwa 225 km Breite und 155 km Lange bei einer angenommenen Flughohe von 350 km und einer Auflosung von etwa 10 20 m im sichtbaren Bereich erfasst werden 1 2 Als Aufnahmematerial kamen 70 mm breite Filme mit 110 220 m Lange je nach Filmdicke pro Objektiv zum Einsatz die Einzelbilder mit einem Format von 56 mm 81 mm lieferten In den freien Bildrand wurden jeweils Bilddaten und ein Graukeil einbelichtet Bei Aufnahmereihen konnte eine Uberdeckung der Bilder zwischen 20 und 80 gewahlt werden Die Gesamtmasse der Kamera mit den Bedieneinheiten betrug 175 kg 3 Die MKF 6 war mit sechs hochauflosenden Pinatar 4 5 125 Objektiven ausgerustet mit denen sie gleichzeitig sechs Fotos in sechs verschiedenen Spektralbereichen aufnehmen konnte Die Belichtungszeit lag zwischen 1 20 und 1 200 Sekunde 2 Diese sechs Farbkanale lagen zwischen den Wellenlangen 460 500 nm Blau 520 560 nm Grun 580 620 nm Gelb Orange 640 680 nm Orange Rot 700 740 nm Rot 780 860 nm nahes Infrarot Die Film und Filterkombinationen konnten je nach Einsatz geandert werden Alle sechs Objektive hatten eine einheitliche Brennweite von 125 mm Trotzdem mussten die Fotos aller Objektive unabhangig vom jeweiligen Spektralbereich absolut den gleichen Abbildungsmassstab haben und durften keinerlei Verzeichnung zeigen Dazu wurde von den Optikentwicklern des Kombinates VEB Carl Zeiss Jena ein vollig neuer Objektivtyp geschaffen Um die Bildqualitat zu sichern bewegt sich der Kamerarahmen bei der Belichtung in die Flugrichtung um die Bahnbewegung des die Kamera tragenden Satelliten die zu einer Bildverschmierung wahrend der Belichtung fuhrt auszugleichen 2 Auch die Fertigung der Objektive war sehr aufwendig Jede der einzelnen Linsen wurde separat gefasst und anschliessend in einer speziellen Drehmaschine eingespannt Dabei wurden die gefassten Linsen so zentriert dass die Rotationsachse der Maschine und die optische Achse der Linse exakt ubereinstimmten Nun konnte die Fassung mit hochster Genauigkeit nachgearbeitet werden Anschliessend stapelte man die Linsen in ein Rohr dessen Innendurchmesser prazise geschliffen war Einsatz BearbeitenDie erste Erprobung erfolgte durch ein sowjetisches Flugzeug Das geowissenschaftliche Flugprogramm dieser Tests stammte vom Zentralinstitut fur Physik der Erde nbsp Sowjetische Briefmarke zu Sojus 22 mit Darstellung der Erdbeobachtung mittels MKF 6Der erste Einsatz der MKF 6 im Weltraum erfolgte im September 1976 an Bord von Sojus 22 Das Raumschiff wurde eigens modifiziert und statt des Koppungsadapters mit einem Modul ausgerustet das die Kamera aufnahm Der fur ein Sojus Raumschiff ungewohnliche Orbit der Mission mit einer Bahnneigung von 64 75 wurde gewahlt um eine maximale Abdeckung des DDR Territoriums zu erreichen Mit der MKF 6 fertigten die Kosmonauten Bykowski und Aksjonow etwa 2500 Aufnahmen im sichtbaren und infraroten Spektralbereich von grossen Teilen der UdSSR sowie des gesamten DDR Territoriums an Fur ihren Beitrag beim Einsatz der MKF 6 wurde Bykowski und Aksjonow wahrend eines Besuchs in der DDR am 13 Oktober 1976 der Karl Marx Orden verliehen Eine vollstandig uberarbeitete Version MKF 6M die unter anderem uber redundante mechanische und elektronische Systeme verfugte 3 kam ab 1978 auf Saljut Stationen Saljut 6 und 7 und spater auf der Raumstation MIR zum Einsatz 2 Wahrend der Sojus 31 Mission zur Raumstation Saljut 6 wurde die Kamera erneut von Bykowski und nun auch von Sigmund Jahn dem ersten Deutschen im All bedient Daneben wurde sie ab September 1979 auch in Flugzeugen z B in der An 2 fur Bodenaufnahmen verwendet 4 Insgesamt wurden elf Kameras dieses Typs gebaut 1 Die als MKF 6MA bezeichnete Version konnte von der Bodenstation aus ferngesteuert werden 5 Auswertung BearbeitenZeitgleich mit der MKF 6 wurde ein Multispektralprojektor MSP 4 entwickelt Mit ihm konnten mehrere Spektralbilder ubereinander mit unterschiedlichen Filterkombinationen auf einen Bildschirm bzw auf Fotomaterial projiziert werden Fur Vervielfaltigungen wurde der Prazisionskopierautomat PKA als Kontaktkopiergerat ausgefuhrt 5 Bedeutung fur die Forschung der DDR BearbeitenDas Projekt MKF 6 war fur viele Forschungsinstitute und Institutionen der DDR der erste Schritt zur kosmischen und luftgestutzten Fernerkundung der Erdoberflache die entstandenen Kamerabilder wurden genutzt zur Suche nach Bodenschatzen zur Beurteilung land und forstwirtschaftlicher Kulturen und Flachen zur Bestimmung des Erntezeitpunktes zur Kartografierung zur Beurteilung von Wasserqualitat und Bodenqualitat fur militarische Aufklarung zur Umweltforschung fur meteorologische Aussagen Wetterforschung und weiterem 6 Nicht lange nach diesem Projekt wurde im Interkosmos Programm der sozialistischen RGW Staaten die Erdfernerkundung als eigene Arbeitsrichtung eingerichtet was schliesslich zu Regierungsabkommen auf dem Gebiet der Fernerkundung fuhrte Die Baukosten der Kamera betrugen 82 Millionen Mark der DDR Sie galt seinerzeit als die beste Weltraumkamera Daneben wurden in Weltraummissionen des Interkosmos Programms etwa 100 in der DDR entwickelte Gerate verwendet in den Bodenstationen etwa 150 Gerate Die Zusammenarbeit zwischen dem VEB Carl Zeiss Jena und der UdSSR bei der Ausrustung von Satelliten und Bodenstationen gab es ab Mitte der 1970er Jahre Das erste praktische Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die Entwicklung der MKF 6 Die Ergebnisse und Erfahrungen mit der MKF 6 flossen wahrend der Zeit der DDR und danach in die Entwicklung von Geraten in Forschungen und Datenauswertungen fur weitere Missionen ein Entwickelt und eingesetzt wurden Infrarot Fourier Spektrometer zur Erforschung der Venus Atmosphare Venera 15 16 Mission im Jahr 1983 angeleitet von Volker Kempe seit 1984 Akademiemitglied und von Dieter Spankuch seit 1996 Mitglied der Leibniz Sozietat Gerate und Entwicklungs und Forschungsbeteiligung an der Vega Mission 1986 Sonden Vega 1 und Vega 2 zur Venus und zum Kometen Halley Hauptsachlich wurden die Bilddaten des Halleyschen Kometen empfangen verarbeitet und interpretiert Beteiligung an der Marsmond Phobos Mission 1988 89 die wesentlich umfangreicher als die DDR Beteiligung an der Vega Mission war Das Zentralinstitut fur Kybernetik und Informationsprozesse der Akademie hatte wesentlichen Anteil an der Entwicklung des Kamerakomplexes Fregat Die Phobos Mission ist zwar wegen vorzeitigem Ausfall der Sonde fehlgeschlagen und es konnten nur wenige Daten und Bilder empfangen werden jedoch wurden zumindest diese intensiv ausgewertet Beitrage zur Planetenmission Mars 94 spater umbenannt in Mars 96 z B mit der Entwicklung der optoelektronischen Weitwinkelstereokamera WAOSSLiteratur BearbeitenHeinz Stiller Red Sojus 22 erforscht die Erde Gemeinsame Ausgabe der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Akademie der Wissenschaften der UdSSR Akademie Verlag Berlin 1980 Fotografische Fernerkundung der Erde Experimente auf der Orbitalstation Salut 6 Akademie Verlag Berlin 1983 Alexander D Kowal Lew Dessinow In den Weltraum zum Nutzen der Menschheit Verlag Progress Moskau Staatsverlag der DDR Berlin 1987 ISBN 3329005157 ISBN 9783329005154 Wolfgang Tzschoppe Der Multispektralkameraprojektor MSP 4 ein Farbsynthesegerat zur Auswertung von Multisprektralaufnahmen in Jenaer Rundschau 1977 S 266 269Weblinks Bearbeiten nbsp Commons MKF 6 Sammlung von Bildern Foto von Kosmonaut Sigmund Jahn mit der MKF 6 Memento vom 16 Dezember 2012 im Webarchiv archive today Einzelnachweise Bearbeiten a b Carl Zeiss Magazin 2006 a b c d 1 2 Vorlage Toter Link www deutsches museum de MKF 6 Deutsches Museum Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2023 Suche in Webarchiven a b Heinz Mielke Transpress Lexikon Raumfahrt und Weltraumforschung VLN 162 925 123 86 Zeittafel Interflug PDF 5 4 MB a b Wolfgang Muhlfriedel Edith Hellmuth Carl Zeiss Bd 3 Carl Zeiss in Jena 1945 1990 ISBN 3412111961 S 333 335 google books abgerufen am 4 Mai 2013 Multispektraltechnologie aus Jena wird 30 Jenoptik 15 September 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title MKF 6 amp oldid 238558087