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Dieser Artikel beschaftigt sich mit dem Kirchenlied Eine Beschreibung der darauf basierenden gleichnamigen Choralkantate von Bach steht unter Schmucke dich o liebe Seele BWV 180 Schmucke dich o liebe Seele ist ein lutherisches Kirchenlied Den Text verfasste Johann Franck zwischen 1646 und 1653 1 die Melodie schuf Johann Cruger 1649 2 Das Lied steht leicht uberarbeitet im Evangelischen Gesangbuch EG 218 Schmucke dich o liebe SeelePraxis Pietatis Melica 1653Melodie Abdruck im Evangelischen Gesangbuch Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Musikalische Bearbeitungen 3 Text 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenFranck schuf das Lied als Betrachtung zur Vorbereitung auf das Abendmahl Mit dem Anfang nimmt er eine mystische Tradition auf die uber Gabriel Biel 3 zuruckgeht auf Johannes Damascenus Von diesem stammt der Tradition nach 4 die erste Antiphon des Missale Romanum zur Prozession beim Fest der Darstellung des Herrn Schmucke dein Brautgemach Sion nimm auf Christus den Konig Adorna thalamum tuum Sion et suscipe Regem Christum dessen Bildgedanken Franck aufgreift Von den ursprunglich neun Strophen ist die erste eine Selbstaufforderung der Seele sich fur das Gastmahl des Herrn zu schmucken und die Sundenhohle zu verlassen Das geheimnisvolle Wesen dieses Sakraments entfaltet die Strophe 2 in der erstrebten Vereinigung der Braut Christi mit dem erwarteten Brautigam dessen Gnade sich unuberhorbar bis ins Innerste Bahn bricht Strophe 3 verdeutlicht die sakramentale Erfullung des lutherischen Gnadenprinzips sola gratia durch den Kontrast zur okonomisch bestimmten Welt in Anspielung auf den Missbrauch des Ablasses sowie den damals kulturell dominierenden Bergbau 5 Die vierte und die funfte Strophe reflektieren teilweise in Anredeform an Christus die unterschiedlichen Empfindungen von Sehnsucht Freude und Bangen die Gemut und Herz vor der Kommunion bewegen Die sechste Strophe bekennt das Wunder der Realprasenz Christi in Brot und Wein das die Vernunft nicht erreichen kann Die siebte und neunte Strophe sind ein an Jesus gerichtetes demutiges Gebet um wurdigen und heilbringenden Empfang der Himmelsspeise wahrend die achte die Selbstentausserung Christi Phil 2 5 11 LUT thematisiert Das Lied kreist um die sakramentale Vereinigung der Einzelseele mit Christus Ein Gemeindebezug wird nicht ausdrucklich hergestellt man kann das Ich bzw Du allerdings auch kollektiv als ein Gleichnis fur die christliche Gemeinde verstehen Biblischer Hintergrund sind ausser den neutestamentlichen Berichten vom Letzten Abendmahl Jesu vor allem die Brotrede des Johannesevangeliums mit dem vorausgehenden Speisungswunder Joh 6 LUT sowie die Abendmahlsmahnung des Paulus mit der eindringlichen Warnung vor unwurdigem verderbenbringendem Empfang 1 Kor 11 17 34 LUT Die ursprungliche zweite Strophe nimmt die Bildsprache des Hohen Lieds auf Besonders die vierte ursprunglich sechste Strophe bezieht sich ausserdem auf den Fronleichnamshymnus Lauda Sion des Thomas von Aquin 6 Die Selbstaufforderung des Liedbeginns lasst an den Schluss des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl den Gast ohne Hochzeitsgewand denken Mt 22 11 13 LUT Das Francksche Lied mit seinen kuhnen dichterischen Bildern und seinem ungewohnlichen Strophenbau 7 erfreute sich bis in das 19 Jahrhundert einer ausserordentlichen Wertschatzung es erreichte nahezu flachendeckende Alleingeltung als Lied wahrend des Abendmahls sub communione Seit der Mitte des 18 Jahrhunderts gab es immer wieder Umdichtungen um die zu dieser Zeit als anstossig empfundenen Stellen zu glatten Dazu gehort beispielsweise Klopstocks Fassung Mude sundenvolle Seele die das Pathos verstarkt den Sakramentsbezug jedoch abschwacht Auch die Melodie wurde vielfach geglattet Das Evangelische Kirchengesangbuch wie das Evangelische Gesangbuch geben das Lied ohne die ursprunglichen Strophen 2 3 und 8 wieder Catherine Winkworth schuf 1858 eine sechsstrophige englische Ubersetzung Deck thyself my soul with gladness die sie 1863 uberarbeitete und die in dieser Form Eingang in zahlreiche lutherische anglikanische und methodistische Gesangbucher gefunden hat 8 Musikalische Bearbeitungen Bearbeiten source source Orgeleinspielung EG 218 Schmucke dich o liebe SeeleDas Lied ist vor allem im Barock von zahlreichen lutherischen Kirchenmusikern bearbeitet worden Johann Sebastian Bach legte es in mehreren Orgelwerken wie BWV 654 vor 9 10 Vor allem ist es die Grundlage seiner Choralkantate Schmucke dich o liebe Seele BWV 180 Georg Friedrich Handel lasst Die christliche Kirche in der Abendmahlsszene seiner Brockes Passion die Strophe Ach wie hungert mein Gemute singen In Georg Philipp Telemanns Fassung der Brockes Passion findet sich die Strophe als Choral an gleicher Stelle Von Bach inspiriert sind spatromantische Bearbeitungen wie die von Johannes Brahms Elf Choralvorspiele 5 und Max Reger Text BearbeitenDie folgende Ubersicht stellt die Textfassungen in Francks Geistlichen Gedichten von 1674 11 die des Evangelischen Gesangbuchs von 1994 und die Umdichtung von Klopstock 12 nebeneinander 1674 Evangelisches Gesangbuch Klopstock1 Schmucke dich o liebe Seele Lass die dunckle Sunden Hole Komm ans helle Licht gegangen Fange herrlich an zu prangen Denn der HErr voll Heyl und Gnaden Wil dich itzt zu Gaste laden Der den Himmel kan verwalten Wil itzt Herberg in dir halten 2 Eile wie Verlobten pflegen Deinem Brautigam entgegen Der da mit dem Gnaden Hammer Klopfft an deine Hertzens Kammer Oeffn ihm bald die Geistes Pforten Red ihn an mit schonen Worten Komm mein Liebster lass dich kussen Lass mich deiner nicht mehr missen 3 Zwar in Kauffung theurer Wahren Pflegt man sonst kein Geld zu sparen Aber du wilt fur die Gaben Deiner Huld kein Geld nicht haben Weil in allen Bergwercks Grunden Kein solch Kleinod ist zu finden Dass die Blut gefullte Schaalen Und dis Manna kan bezahlen 4 Ach wie hungert mein Gemuthe Menschen Freund nach deiner Gute Ach wie pfleg ich offt mit Thranen Mich nach deiner Kost zu sehnen Ach wie pfleget mich zu dursten Nach dem Tranck des Lebens Fursten Wunsche stets dass mein Gebeine Sich durch GOtt mit GOtt vereine 5 Beydes Lachen und auch Zittern Lasset sich in mir itzt wittern 13 Das Geheinmiss dieser Speise Und die unerforschte Weise Machet dass ich fruh vermercke HErr die Grosse deiner Starcke Ist auch wohl ein Mensch zu finden Der dein Allmacht solt ergrunden 6 Nein Vernunfft die muss hier weichen Kan diess Wunder nicht erreichen Dass diss Brodt nie wird verzehret Ob es gleich viel tausend nehret Und dass mit dem Safft der Reben Uns wird Christi 14 Blut gegeben O der grossen Heimligkeiten Die nur Gottes Geist kan deuten 7 JEsu meine Lebens Sonne JEsu meine Freud und Wonne JEsu du mein gantz Beginnen Lebens Quell und Licht der Sinnen Hier fall ich zu deinen Fussen Lass mich wurdiglich gemessen Dieser deiner Himmels Speise Mir zum Heyl und dir zum Preise 8 HErr es hat dein treues Lieben Dich vom Himmel abgetrieben Dass du willig hast dein Leben In den Tod fur uns gegeben Und darzu gantz unverdrossen HErr dein Blut fur uns vergossen Das uns itzt kan krafftig trancken Deiner Liebe zu gedencken 9 JEsu wahres Brodt des Lebens Hilff dass ich doch nicht vergebens Oder mir vielleicht zum Schaden Sey zu deinem Tisch geladen Lass mich durch diss Seelen Essen Deine Liebe recht ermessen Dass ich auch wie itzt auf Erden Mag dein Gast im Himmel werden 1 Schmucke dich o liebe Seele lass die dunkle Sundenhohle komm ans helle Licht gegangen fange herrlich an zu prangen Denn der Herr voll Heil und Gnaden will dich jetzt zu Gaste laden der den Himmel kann verwalten will jetzt Herberg in dir halten 2 Ach wie hungert mein Gemute Menschenfreund nach deiner Gute ach wie pfleg ich oft mit Tranen mich nach deiner Kost zu sehnen ach wie pfleget mich zu dursten nach dem Trank des Lebensfursten dass in diesem Brot und Weine Christus sich mit mir vereine 3 Heilge Freude tiefes Bangen nimmt mein Herze jetzt gefangen Das Geheimnis dieser Speise und die unerforschte Weise machet dass ich fruh vermerke Herr die Grosse deiner Werke Ist auch wohl ein Mensch zu finden der dein Allmacht sollt ergrunden 4 Nein Vernunft die muss hier weichen kann dies Wunder nicht erreichen dass dies Brot nie wird verzehret ob es gleich viel Tausend nahret und dass mit dem Saft der Reben uns wird Christi Blut gegeben Gottes Geist nur kann uns leiten dies Geheimnis recht zu deuten 5 Jesu meine Lebenssonne Jesu meine Freud und Wonne Jesu du mein ganz Beginnen Lebensquell und Licht der Sinnen hier fall ich zu deinen Fussen lass mich wurdiglich geniessen diese deine Himmelsspeise mir zum Heil und dir zum Preise 6 Jesu wahres Brot des Lebens hilf dass ich doch nicht vergebens oder mir vielleicht zum Schaden sei zu deinem Tisch geladen Lass mich durch dies heilge Essen deine Liebe recht ermessen dass ich auch wie jetzt auf Erden mog dein Gast im Himmel werden 1 Mude sundenvolle Seele Mach dich auf erloste Seele Komm Vergebung zu empfangen Denn dein Licht ist aufgegangen Denn der Herr voll Heil und Gnaden Hat zu sich dich eingeladen Deinen Bund sollst du erneuen Und dich seines Todes freuen 2 Eil wie Gottverlobte pflegen Glaubensvoll dem Herrn entgegen Dass er dich der Sund entlade Giebt er heute Gnad um Gnade Komm es ist des Mittlers Wille Komm und schopf aus seiner Fulle Dass er dich der Sund entlade Giebt er heute Gnad um Gnade 3 Herr ich freue mich mit Beben Lass mich Gnad empfahn und leben Mit der glaubenden Gemeine Dass mit ihr sich Gott vereine Durch des neuen Bundes Speise Auf so wunderbare Weise O wer darf sich unterwinden Diess Geheimniss zu ergrunden 4 Gottmensch lass mich wurdig nahen Leben Leben zu empfahen Ach wie pflegt ich oft mit Thranen Mich nach deinem Mal zu sehnen Ach wie hat mich oft gedurstet Gott nach dir mein Gott gedurstet Lass Geopferter mich nahen Leben Leben zu empfahen 5 Du dem unsrer Todten Schaaren Die wie wir auch Sunder waren Dank und Preis und Jubel singen Dass sie hier dein Mal empfinden Sohn des Vaters Licht vom Lichte Lamm dem todtenden Gerichte Hingegeben Heil der Sunder Retter Todesuberwinder 6 Konig Hoherpriester Lehrer Du mein gottlicher Bekehrer Du fur meine Schuld Verburgter Gottgeopferter Erwurgter Hier fall ich zu deinen Fussen Lass lass wurdig mich geniessen Dieser deiner Himmelspeise Mir zum Heil und dir zum Preise 7 Zum Gedachtniss deiner Leiden Und zum Vorschmack jener Freuden Die du Gottmensch mir erstrittest Als du unaussprechlich littest Als dich Todesschweisse deckten Dich die Schrecken Gottes schreckten Als du blutetest verlassen Ach von Gott von Gott verlassen 8 Deines Heils will ich mich freuen Dir will ich mich ewig weihen Eng ist deines Lebens Pforte Noch schau ich im dunkeln Worte Einst werd ich dich ganz erkennen Ganz in deiner Liebe brennen Lass sie mich auch hier empfinden Hilf mir hilf mir uberwinden Literatur BearbeitenKonrad Klek 218 Schmucke dich o liebe Seele In Martin Evang Ilsabe Alpermann Hrsg Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch Band 23 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 ISBN 978 3 525 50346 1 S 8 13 doi 10 13109 9783666503467 8 Johannes Kulp hrsg von Arno Buchner und Siegfried Fornacon Die Lieder unserer Kirche Eine Handreichung zum Evangelischen Kirchengesangbuch Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch Sonderband Gottingen Vandenhoeck amp Ruprechjt 1958 S 245f Einzelnachweise Bearbeiten Jahresangabe im EG Str 1 1646 1649 1653 EG Siehe Detlef Metz Gabriel Biel und die Mystik Contubernium Tubinger Beitrage zur Universitats und Wissenschaftsgeschichte 55 Steiner Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07824 X S 251 Siehe den Eintrag Frederick Holweck Candlemas In Catholic Encyclopedia Band 3 Robert Appleton Company New York 1908 Volker Honemann Bergbau in der Literatur des Mittelalters und der fruhen Neuzeit In K H Kaufhold W Reininghaus Hrg Stadt und Bergbau Koln u a 2004 S 239 261 Dessen achte Strophe lautet A sumente non concisus Non confractus non divisus Integer accipitur Sumit unus sumunt mille Quantum isti tantum ille Nec sumptus consumitur vier Paare achtsilbiger trochaischer Zeilen mit ausschliesslich weiblichen Reimen Deck thyself my soul with gladness bei hymnary org mit weiteren Nachweisen abgerufen am 9 Mai 2018 Johann Sebastian Bach 18 Choralvorspiele BWV 651 668 Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Uber dieses Werk ist von Felix Mendelssohn Bartholdy die Ausserung uberliefert Wenn mir das Leben alles genommen hatte dies Stuck wurde mich wieder trosten Robert Schumann Erinnerungen an Felix Mendelssohn Bartholdy bei Wikisource zitiert nach Friedrich August Pischon Denkmaler der deutschen Sprache von den fruhesten Zeiten bis jetz Eine vollstandige Beispielsammlung zu seinem Leitfaden der Geschichte der deutschen Literatur Dritter Teil Berlin Duncker und Humblot 1843 S 260 Zitiert nach Klopstocks sammtliche Werke Band 7 Oden Geistliche Lieder Epigramme Leipzig Goschen 1823 S 217 220 Ps 2 11 LUT Pischon Lit hat Christus alle anderen Quellen lesen aber Christi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmucke dich o liebe Seele amp oldid 226241991 Text