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Der Geschlechterfriedhof ist eine in der schleswig holsteinischen Gemeinde Lunden gelegene Begrabnisstatte alter Dithmarscher Bauerngeschlechter Seine Bedeutung liegt in der grossen Zahl erhalten gebliebener Grabplatten Stelen und gemauerter Grabkeller die bis ins 16 Jahrhundert zuruckreichen Insgesamt befinden sich auf dem zum Kulturdenkmal ernannten Geschlechterfriedhof 67 Graber Geschlechterfriedhof mit der St Laurentiuskirche im Hintergrund Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lage 3 Grabkeller 4 Grabsteine und Stelen 4 1 Herkunft 4 2 Gestaltung 5 Bedeutende Grabstatten 5 1 Grab von Peter Swyn 5 2 Nannenkeller 5 3 Predigerkeller 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Pfahler Gruft Einige Bauernfamilien besassen wahrend der Zeit der Dithmarscher Bauernrepublik regional grosse politische und wirtschaftliche Bedeutung Ihre Zugehorigkeit zu den fuhrenden Geschlechtern verschaffte ihnen nicht nur Ansehen und Reichtum sondern bot zusatzlich Sicherheit bei den regelmassig auftretenden Fehden Das Zusammengehorigkeitsgefuhl ging so weit dass vor Gericht Meineide geschworen wurden um Familienmitglieder zu schutzen Zur Starkung der Bauerngeschlechter wurden oft Mitglieder familienfremder Abstammung aufgenommen Wahrend der Dithmarscher Bauernrepublik waren Lundener Geschlechter in entscheidungsrelevanten Positionen des Rates der Achtundvierziger Regenten vertreten Um sich von der Allgemeinheit zu unterscheiden beanspruchten diese Familien auch auf dem Friedhof exponierte Positionen aufwendige Grabmale Stelen oder Grabkeller Obwohl aus der Grunderzeit keine Graber mehr existieren stammt der Geschlechterfriedhof genau wie die St Laurentiuskirche aus dem 12 Jahrhundert Im Jahre 1880 wurde die Begrabnisstatte geschlossen Bestattungen finden seitdem auf einem neuen Friedhof im Suden des Ortes statt Lediglich in der Pfahler Gruft durfen noch Angehorige beigesetzt werden In ihr fand letztmals im Jahre 1945 eine Bestattung statt Lage BearbeitenDer Geschlechterfriedhof befindet sich zum Schutz vor Uberschwemmungen zusammen mit der St Laurentiuskirche auf einer alten Dune Selbst bei der grossen Flut vom 1 November 1436 blieben beide vor den Wassermassen verschont Zusatzlich errichteten die Lundener Burger eine 1 bis 2 Meter hohe Mauer um das Areal Diese verstarkte nicht nur den Hochwasserschutz sondern diente auch im Danisch Hanseatischer Krieg 1509 1512 als Bollwerk vor den heranruckenden Danen Ein Weg fuhrte an der Innenseite des ummauerten Bereiches entlang Im Laufe der Jahre entstand der Brauch den Leichnam vor seiner Bestattungen mehrmals im Sarg auf diesem Wege entlang der Friedhofsgrenze zu tragen Heute existiert dieser Weg nicht mehr Die Feldereinteilung des Friedhofes resultiert aus dem Verlauf der ehemaligen zur Begrabnisstatte fuhrenden Hauptwege Es handelte sich dabei um den Flehder Lundener und Leher Stegel sowie den Presterstegel Obwohl samtliche Wege heute nicht mehr vorhanden sind ist ihre ehemalige Lage bekannt Die Graber der reichsten und prominentesten Geschlechter liegen an diesen Hauptwegen So befinden sich die Graber der Sulemannen der Wuthmannen und Swyne am Flehder Stegel die der Nannen Ebbingmannen und zum Teil der Russebolingmannen am Lundener Stegel Am Presterstegel wurden Mitglieder des Geschlechts der Vorhebkemannen und einige Familien der Russebolingmannen bestattet wahrend die Graber der Jerremannen und Helmkes am Leher Stegel liegen Der Suden der Kirche schien offenbar dem Norden vorgezogen worden zu sein denn die besonders angesehenen Geschlechter der Nannen und Swyne hatten dort ihre Bestattungsorte Im Sudosten der Kirche existieren keine Graber mit Grabplatten Vermutlich wurden hier die Armen des Ortes beigesetzt Grabkeller BearbeitenEine Besonderheit des Geschlechterfriedhofs sind seine Grabkeller in der die Verstorbenen aufrecht bestattet wurden Ein Dithmarscher Bekenntniswort lautet denn auch Nicht legen sondern stahn datt iss in Gott gedaen 1 Samtliche Grabkeller wurden vor dem Jahre 1700 errichtet Die meisten Grabkeller sind in Ost West Richtung entsprechend der Orientierung der Kirche ausgerichtet einige passen sich aber auch dem Verlauf der Wege an Die altesten stammen aus dem 15 der uberwiegende Teil aus dem 16 und 17 Jahrhundert Obwohl die Grabkeller vererbt oder verkauft werden konnten blieb der ursprungliche Name erhalten Von ursprunglich neunzehn Grabkellern sind noch dreizehn erhalten Viele wurden im Laufe der Jahrhunderte baufallig und sind eingesturzt Verantwortlich dafur ist vermutlich der Diebstahl der aus Sandstein bestehenden Grababdeckungen Da Steine in der Region kaum vorhanden sind wurden viele als Treppenstufen missbraucht Grabsteine und Stelen BearbeitenHerkunft Bearbeiten nbsp Grabstelen auf dem Geschlechterfriedhof 2019 Die Grabsteine bestanden meist aus Wesersandstein Sie wurden mit Schiffen uber Bremen bis in die Eider zum ehemaligen Wollersumer Hafen transportiert Einige Grabplatten stammen aus Steinbruchen bei Namur und sind aus Belgisch Granit oder blauem Marmor Die Rohsteine wurden oft bereits zu Lebzeiten des zu Bestattenden beschafft und bereits im Werk graviert Lediglich das Sterbedatum fugte der Lundener Stensnider hinzu Neben den ublichen Grabplatten errichteten die Lundener Geschlechter vereinzelt Stelen auf den Grabern Heute befinden sich noch sieben Grabstelen auf dem Geschlechterfriedhof Da sie aufgrund ihrer aufrechten Position der Witterung weniger ausgesetzt waren blieb die Oberflachenstruktur besser erhalten als bei ublichen Grabplatten Gestaltung Bearbeiten An den Ecken der Grabplatten wurden haufig die Zeichen der vier Evangelisten angebracht Der Menschensohn symbolisiert den Apostel Matthaus ein Lowe Markus der Stier Lukas und der Adler versinnbildlicht den Apostel Johannes Ausserdem tragt jeder Grabstein das Wappen des Geschlechtes dem der Verstorbene angehorte auf der rechten Grabsteinseite das Wappen des Mannes und seines Geschlechtes auf der linken die entsprechenden Angaben der Ehefrau Eine umlaufende Inschrift fuhrt die Namen und Daten des Verstorbenen auf Einige Grabplatten schmucken Kreuzigungsszenen oder Darstellungen der Auferstehung beziehungsweise des Jungsten Gerichtes Bedeutende Grabstatten BearbeitenGrab von Peter Swyn Bearbeiten nbsp Stele und Suhnestein von Peter Swyn Im Grab Nummer elf wurde Peter Swyn bestattet Seine Grabstele ein Suhnestein zeigt unter anderem seine Ermordung Daneben befindet sich eine Grabplatte mit dem Worten Pater Patriae Vater des Vaterlandes die Swynes Erben errichteten liessen Die Umschrift des Steins lautet ANNO CHRISTI MDXXXVII AM DAGE MARIE HELVART DEN XV AVGVSTI IS HIR PETER SVIIN BEGRAVEN WORDEN Nannenkeller Bearbeiten Der grosste Grabkeller des Geschlechterfriedhofs ist der Nannenkeller Er ist 5 60 m lang 3 20 m breit und 2 20 m hoch Die Wanddicke der Ummauerung betragt 0 30 m Man erreicht ihn uber eine 1 10 m breite steinerne Treppe Diese war ursprunglich mit einer Steinplatte abgedeckt Die daran angebrachten vier eisernen Ringe ermoglichten bei Bestattungen ihren Transport und damit den Zugang zur Treppe Steinerne Sockel oder eiserne Stellagen dienten zum Aufstellen der Sarge Die Beluftung erfolgte uber zwei Offnungen eine am Eingang die andere an der Sudwand Um Feuchtigkeitseinwirkungen unkenntlich zu machen wurde der Keller vor jeder Bestattung neu geweisst Predigerkeller Bearbeiten Im Grab Nummer acht wurden auf Kosten der Gemeinde zahlreiche Pastoren sowie deren Familienangehorige bestattet Es befand sich ursprunglich im Inneren der ehemaligen Suderkirche Seine Grabplatte misst 2 60 1 70 m und ist aufwandig dekoriert Neben den Symbolen der Evangelisten tragt sie die Umschrift Claves Kruse 1617 Die Mitte der Grabplatte ziert ein grosses Portal mit Giebeldach Auf ihm ruhen zwei Engelsgestalten mit Sanduhr und Totenkopf Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschlechterfriedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschlechterfriedhof Lunden St Laurentiuskirche mit Geschlechterfriedhof 50 Geschlechterfriedhof Lunden Restaurierungsarbeiten an der Friedhofsanlage und Kirche Geschlechterfriedhof LundenLiteratur BearbeitenDer Lundener Geschlechterfriedhof Im Auftrag des Kirchenvorstandes verfasst von Hermine Lehmann Uberarbeitet und um Beitrage zur Geschichte Lundens und der Lundener St Laurentius kirche vermehrt von Johann Albrecht Janzen Pastor in Lunden 1978 Verlagsdruckerei Karl Schallhorn Dirk Jonkanski Der Geschlechterfriedhof von Lunden als Zeugnis Dithmarscher Geschichte In Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte Mitteilungen Nr 77 Oktober 2009 S 3 15 online Einzelnachweise Bearbeiten Jan Herchenroder Urlaub an der See Hrsg Bertelsmann Reisebucher Redaktion im Bertelsmann Lesering C Bertelsmann Verlag Gutersloh 1964 S 67 54 3333 9 023087 Koordinaten 54 19 59 9 N 9 1 23 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschlechterfriedhof amp oldid 232454588