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Die Lukasklause ist ein in Teilen aus dem Mittelalter stammender spatgotischer ehemaliger Wehrturm in Magdeburg Heute wird das Bauwerk als Museum genutzt Lukasklause SudansichtBlick von Osten1907 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Architektur 3 Geschichte 3 1 Bau und erste Erwahnung 3 2 Militarische Nutzung 3 3 Zivile Nutzung ab 1900 3 4 Nutzung in der DDR 3 5 Entstehung des Otto von Guericke Museums 4 Das Otto von Guericke Museum 5 Anbauten 6 Literatur 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Lukasklause befindet sich auf einer leichten Erhebung westlich der Elbe im Nordosten der Altstadt Magdeburgs Unmittelbar westlich des Gebaudes verlauft die vierspurige Strasse Schleinufer Architektur BearbeitenDer eigentliche Turm ist achteckig und weist eine Hohe von 21 70 m auf Ursprunglich hatte der Turm eine grossere Hohe Dabei verfugt der Turm uber drei nutzbare Stockwerke und einen Keller Der Durchmesser betragt 11 42 m die Mauerstarke im Erdgeschoss 1 42 m Sudlich des alten Turms befindet sich ein historisierender malerisch gestalteter Anbau aus den Jahren 1902 03 Dieser ebenfalls dreistockige zum Teil mit gotischen Stilelementen versehene Gebaudeteil verfugt uber einen runden aus Ziegeln gebauten Treppenturm und aus Fachwerk errichtete Galerien Am Treppenturm befinden sich kleine Jugendstilfratzen In der Umgebung des Turms befinden sich noch alte Mauern ehemaliger Teile der Magdeburger Stadtbefestigung So sind nordlich und ostlich des Turms Reste des sogenannten Neuen Werks in Form eines Rondells erhalten Bemerkenswert sind auch Reste eines Festungseisenbahntores aus dem Jahr 1851 Geschichte BearbeitenBau und erste Erwahnung Bearbeiten Im Jahr 1236 schenkte Erzbischof Wilbrand von Kafernburg der Stadt Magdeburg zwei Morgen Land damit die Stadtmauer im Nordosten der Stadt vollendet werden konnte Hierbei konnte es sich um das Gelande der heutigen Lukasklause zumindest jedoch um Gebiete in der Nahe gehandelt haben Moglicherweise bereits im Zuge der Stadterweiterung unter Erzbischof Albrecht I von Kafernburg 1205 bis 1232 zumindest jedoch in der nachfolgenden Zeit muss dann der Wehrturm entstanden sein der die nordostliche Ecke der Stadtmauer sicherte Eine erste urkundliche Erwahnung des Turms als Welscher Turm stammt nach Angaben in der stadtgeschichtlichen Literatur aus dem Jahr 1279 Andere Angaben beziehen diese Erwahnung auf einen anderen Turm und sehen als erste Erwahnung erst das Jahr 1440 1 In der Schoppenchronik von Heinrich von Lammesspringe wird der Bau einer Schiffsmuhle beim Welschen Turm erwahnt Die Bedeutung der Bezeichnung Welsch ist unklar Denkbar erscheint dass das Gebaude durch einen lombardischen oder italienischen Baumeister gebaut wurde Da im Jahr 1312 die Bezeichnung Walsgetum auftaucht leitete sich die Bezeichnung jedoch moglicherweise vom Mittelniederdeutschen Wal ab was Kampf bedeutet und auf einen Zusammenhang des Baus mit Kampfen hindeuten konnte Denkbar erscheint auch die Herkunft von vals mit der Bedeutung von Falscher Betruger Es wurde sich somit ein vager Hinweis auf die Nutzung als Schuldturm ergeben Militarische Nutzung Bearbeiten Der Turm war ein wichtiger Bestandteil der Stadtbefestigung und wurde haufig modernisiert Fur das Jahr 1450 werden Schiessscharten an der zur Elbe zeigenden Ostseite und an der Sudseite des Turms erwahnt 1536 wurde die Befestigung im Bereich des Turms deutlich ausgebaut Es erfolgte die Anlage einer Schanze Neues Werk in die der Turm integriert wurde Wahrend der Belagerung der Stadt Magdeburg in den Jahren 1550 51 durch Moritz von Sachsen musste sich die Anlage in einer langeren bewaffneten Auseinandersetzung bewahren Magdeburg konnte dieser Belagerung standhalten Obwohl das Neue Werk 1625 weiter ausgebaut wurde drangen am 20 Mai 1631 bei der Ersturmung und Zerstorung Magdeburgs in diesem Bereich die Truppen Pappenheims in die Stadt ein Das Neue Werk erwies sich als militarisch veraltet Der Turm wurde teilweise zerstort Bereits 1633 Magdeburg war inzwischen schwedisch besetzt erfolgte ein notdurftiger Wiederaufbau des Turms 1680 wurde das Neue Werk zur Bastion Preussen umgebaut Der Turm wurde nun als Turm Preussen bezeichnet wurde in die Ostseite der Bastion integriert und war Bestandteil der Festung Magdeburg 1717 wurde in der Nahe des Turms ein grosses Provianthaus errichtet In den Jahren 1724 25 entstand zur Elbe hin eine noch heute erhaltene Mauer in die 1855 Schiessscharten eingearbeitet wurden Im Jahr 1851 wurde in der Bastion fur die neu entstehende Eisenbahn Magdeburg Wittenberg ein Eisenbahntor mit Klappbrucke zum Passieren der Festungsanlagen geschaffen Teile des inneren Eisenbahntores sind erhalten geblieben Gleiches gilt fur eine in diesem Zusammenhang parallel zur Elbe aus Bruchstein errichteten krenelierten Mauer Zivile Nutzung ab 1900 Bearbeiten Ende des 19 Jahrhunderts endete die militarische Nutzung der Festungsanlagen Im Jahr 1900 wurde der Turm Preussen an den 1892 gegrundeten Kunstlerverein St Lukas e V verkauft In den Jahren 1902 03 erfolgten umfangreiche Umbauten Unter der Leitung des Professors und Malers Adolf Rettelbusch wurde in historisierendem Stil an der Sudseite ein rechteckiger Anbau errichtet Der Entwurf fur den Umbau stammte von Albert Schutze Rettelbusch entwarf die Innenausstattung Der Anbau erhielt einen runden Treppenturm aus Backstein Eine in Fachwerk ausgefuhrte Galerie kam gleichfalls am Neubau hinzu Das Dach wurde erneuert Ursprungliche Maueroffnungen wurden zu Fenstern oder Turen erweitert oder aber verschlossen Die Baugenehmigung war am 14 Mai 1902 erfolgt Die Freigabe durch die Baupolizei fand am 27 Februar 1903 statt Mit der Fertigstellung wurde das Gebaude dem Heiligen Lukas als Schutzpatron der Maler geweiht Seitdem tragt der Turm die Bezeichnung Lukasturm oder gebrauchlicher Lukasklause Ab dem Jahr 1904 nutzte der Verein das gesamte Objekt Es befanden sich hier Ausstellungs und Atelierraume Ein Teil diente Wohnzwecken Das Kulturhistorische Museum Magdeburgs veranstaltete Vortrage Um den Turm wurde eine Parkanlage gestaltet Es entstand neue Wege und ein Teich mit Brucken Baume wurden neu angepflanzt 1939 wurde der Verein mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verboten Die Lukasklause wurde bis in das Jahr 1945 von einer Geschaftsstelle der NSDAP genutzt Wahrend die Parkanlage im Krieg zerstort wurde uberstand die Lukasklause die Kriegsereignisse fast unbeeintrachtigt Nutzung in der DDR Bearbeiten Nach dem Krieg wurden im Turm ein Kindergarten und eine Station Junge Techniker eingerichtet Diese Nutzung blieb bis zum Ende der 70er Jahre bestehen 1974 wurde die Elbuferpromenade neu gestaltet wobei der Turm mit einbezogen wurde In den Jahren 1981 bis 1983 fand eine Sanierung des Gebaudes durch den VEB Denkmalpflege Magdeburg statt Die Lukasklause wurde nun als Museum in Tragerschaft des Kulturhistorischen Museums Magdeburg genutzt in welchem unterschiedliche Ausstellungen gezeigt wurden Daruber hinaus bestand im Gebaude nun auch in der mittleren Etage eine Gaststatte Der Maler Rudolf Potsch hatte zwolf Magdeburger Sagen sowie die grossen Zerstorungen der Stadt in den Jahren 1631 und 1945 bildlich dargestellt Die Eroffnung der so umgebauten Lukasklause fand am 1 Mai 1983 statt Entstehung des Otto von Guericke Museums Bearbeiten Zum 300 Todestag des bekannten Wissenschaftlers und Magdeburger Burgermeisters Otto von Guericke wurde 1986 im Gebaude die Ausstellung Otto von Guericke In seiner Zeit fur unsere Zeit gezeigt Die vom Freundeskreis Otto von Guericke beim Kulturbund der DDR organisierte Ausstellung erfreute sich grossen Besucherinteresses Auf zwei Etagen wurden die Lebensabschnitte Guerickes und Nachbauten seiner wissenschaftlichen Geratschaften gezeigt Aufgrund des Erfolgs wurde ab 1987 eine Dauerausstellung im Kulturhistorischen Museum gezeigt 1992 wurde die Gaststatte wieder geschlossen An deren Stelle entstand ein Tagungsraum Die Lukasklause wurde erneut instand gesetzt und am 29 Juni 1995 als Otto von Guericke Museum eroffnet 2 Die Leitung des Museums obliegt seitdem der 1991 gegrundeten Otto von Guericke Gesellschaft e V Die Lukasklause selbst steht im Eigentum der Stadt Magdeburg Das Otto von Guericke Museum Bearbeiten nbsp Lukasklause Ostansicht Eingang zum Otto von Guericke MuseumDas Museum zeigt die standige Ausstellung Leben und Werk Otto von Guerickes Uber zwei Etagen wird das Leben Otto von Guerickes und seine wissenschaftliche Tatigkeit dargestellt Neben funktionstuchtigen Nachbauten seiner damaligen Geratschaften und Experimente sind auch moderne Experimentieranordnungen vorhanden Es werden auch Vorfuhrungen von Experimenten und Fuhrungen durch die standige Ausstellung und kleinerer Sonderausstellungen angeboten Die Lukasklause steht auch fur kulturelle Veranstaltungen zum Thema Guericke und Regionalgeschichte des 17 Jahrhunderts zur Verfugung Anbauten BearbeitenIm Zuge der Internationalen Bauausstellung wurden ab 2008 umfangreiche moderne Anbauten vorgenommen Der Siegerentwurf eines Ende 2007 gestarteten Wettbewerbs sah sudlich an die bisherige Lukasklause anschliessend sich in Richtung Elbe hin offnende Anbauten in moderner Architektur vor Auch wurde die Errichtung eines weiteren Turms geplant Die Kosten fur das Projekt sollten etwas mehr als eine Million Euro betragen und wurden im Wesentlichen durch offentliche Mittel erbracht Das Vorhaben stiess offentlich auch auf Kritik da der Bedarf fur die neuen Ausstellungsflachen bezweifelt wird und der moderne Gebaudeteil den Charakter des historischen Turms stark beeintrachtige 3 Nach weitgehender Fertigstellung des Rohbaus im September 2009 gab es in der Offentlichkeit scharfe Kritik an der Gestaltung des Anbaus und seiner optischen Wirkung auf den Altbau 4 Literatur BearbeitenFolkhard Cremer Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Sachsen Anhalt I Regierungsbezirk Magdeburg Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2002 ISBN 3 422 03069 7 Seite 570 Heinz Gerling Denkmale der Stadt Magdeburg Helmuth Block Verlag Magdeburg 1991 ISBN 3 910173 04 4 Seite 105 f Sabine Ullrich in Magdeburg Architektur und Stadtebau Verlag Janos Stekovics Halle an der Saale 2001 ISBN 3 929330 33 4 Seite 99 Lukasklause Magdeburg Magdeburg April 1999 Faltblatt Einzelnachweise Bearbeiten H Menzel Dokumentation Magdeburger Altstadttore Teil 5 2007 Magdeburger Schoppenchronik Seite 164 und 383 https www ovgg ovgu de Erleben Guericke Zentrum Lukasklause html Olaf Meister Ausbau der Lukasklause ist okonomischer Unsinn in Magdeburger Volksstimme vom 16 April 2008 Magdeburger Volksstimme vom 10 September 2009 52 13606 11 6508 Koordinaten 52 8 9 8 N 11 39 2 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lukasklause amp oldid 233339237