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Das Verfahren der Lufteinblasung ist die historisch erste Form einer inneren Gemischbildung fur Verbrennungsmotoren die ab 1896 die technische Realisierung des Dieselmotors ermoglichte Der Kraftstoff wird mit Druckluft in den Brennraum eingeblasen Die notige Druckluft wird dabei mit einem Kompressor erzeugt Erfinder der Lufteinblasung ist George B Brayton Zeichnung eines LufteinblassystemsDieselmotor von Langen amp Wolf 1898 links Seitenansicht rechts Einblasflaschen Dieselmotor der Grazer Waggon amp Maschinen Fabriks Aktiengesellschaft vorm Joh Weitzer GRAZ gut sichtbar Kompressor und Druckluftbehalter rechts die Zylinderkopfe von oben Die Technik erlaubte seinerzeit nur geringe Drehzahlen bis etwa 360 min 1 A 1 weshalb die Motorleistung nur mit hohem Drehmoment A 2 und entsprechend viel Hubraum erreicht werden konnte also mit grossen und schweren Maschinen TM 1 Zudem erfordert sie einen aufwandigen Hochdruckkompressor mit uber 50 bar und Druckluftbehalter Wegen ihrer Grosse eignen sich Motoren mit Lufteinblasung praktisch nur fur stationare oder Schiffsantriebe Fur Lufteinblasung genugte eine einfache Kraftstoffdosierpumpe die maximal den Druck der Druckluft uberwinden musste Einspritzpumpen deren Einspritzdruck ausreichte den Kraftstoff direkt ausreichend fein zu zerstauben wurden erst ab 1909 mit Einfuhrung der Vorkammereinspritzung realisiert PC 1 die auch schnelllaufende Dieselmotoren fur Landkraftfahrzeuge ermoglichte und dadurch die Lufteinblasung ab den 1920er Jahren rasch verdrangte TM 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 2 1 Einspritzdusensysteme 2 1 1 Geschlossenes Einspritzsystem 2 1 2 Offenes Einspritzsystem 2 2 Einblasvorgang 2 3 Zerstauberbauarten 3 Nachteile 4 Vorteile 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLufteinblasung wurde erstmals von George Brayton im Jahre 1872 fur einen Gasmotor verwendet Rudolf Diesel hatte die Absicht einen Motor mit Direkteinspritzung zu bauen wofur er 1893 zunachst das Verfahren des Akkumulierens anwandte MAN 1 das heisst in einem Sammelgefass wurde der Treibstoff mit Druckluft unter Druck gesetzt und dann zur rechten Zeit in den Zylinder eingespritzt Wegen der hohen Viskositat der von Diesel verwendeten Kraftstoffe und unzureichenden Verbrennungseigenschaften funktionierte das Akkumulieren nicht zufriedenstellend Daher musste Diesel sein Einspritzsystem verbessern und ersetzte 1894 das Akkumuliergefass durch das Lufteinblassystem nach Brayton Dennoch wollte Diesel eine bessere Losung finden da er mit der Lufteinblasung unzufrieden war Zusammen mit Rudolf Brandstetter erhielt Diesel 1905 ein Patent auf ein verbessertes Akkumuliersystem MAN 2 das jedoch auch nicht ausreichend gut funktionierte sodass Diesel Direkteinspritzung schliesslich als undurchfuhrbar bezeichnete MAN 3 die technisch moglichen Einspritzdrucke der Einspritzpumpen waren damals fur die notwendige feine Zerstaubung zu gering MAN 2 MAN 3 Um den notigen Einspritzdruck zu reduzieren erfand Prosper L Orange die Vorkammer bei der Brennraum und Einspritzraum voneinander getrennt sind Dieses System kommt ohne hohen Einspritzdruck und ohne Lufteinblasung aus es hat jedoch den Nachteil eines geringeren Wirkungsgrades KJ 1 Mit der Vorkammereinspritzung wurde dennoch die Grundlage dafur geschaffen Dieselmotoren so kompakt zu bauen dass sie auch in Landkraftfahrzeugen eingesetzt werden konnen MAN 3 S 1 Der erste kompressorlose direkteinspritzende Dieselmotor fur Fahrzeuge war der W 4 V 10 18 der MAN von dem zwischen 1923 und 1925 drei Prototypen gebaut wurden Dadurch wurde die Lufteinblasung obsolet MAN 4 MAN 5 Aufbau BearbeitenDas System besteht aus einem oder mehreren Druckluftbehaltern Einblasflaschen die uber eine standig unter Druck stehende Leitung das steuernde Einspritzventil im Zylinderkopf speisen Ublicherweise wird die Druckluftreserve standig durch einen Hochdruckkompressor auf den erforderlichen Einspritzdruck nachgefullt der von der Kurbelwelle des Motors angetrieben wird M 1 Die meist grossere Kapazitatsreserve der Druckluftbehalter dient zum Anlassen des Motors M 2 Einspritzdusensysteme Bearbeiten Bei den Einspritzdusen gibt es das geschlossene und das offene System M 1 Geschlossenes Einspritzsystem Bearbeiten Das geschlossene System ist das altere und weitaus haufiger anzutreffende System uberwiegend bei stehenden Motoren wie zum Beispiel beim Motor von Langen amp Wolf im Bild rechts Es kann sowohl fur Zweitakt als auch fur Viertaktmotoren eingesetzt werden Die Kraftstoffpumpe fordert dabei den Kraftstoff zur Einspritzduse wahrend gleichzeitig die Druckluft zur Einspritzduse gepresst wird Die Kraftstoffpumpe muss also gegen die Druckluft anarbeiten Wird nun das Einspritzventil von der Nockenwelle betatigt wird der Kraftstoff von der Druckluft in den Brennraum gepresst Vor Offnen des Einspritzventils gelangen weder Kraftstoff noch Druckluft in den Brennraum M 3 Vorteil des geschlossenen Systems ist die gute Verteilung des Kraftstoffes im Brennraum weshalb es sich besonders gut fur grossvolumige Motoren eignet Durch die gute Zerstaubung des Kraftstoffes wird ein geringerer Kraftstoffverbrauch als beim offenen System erzielt Nachteilig sind die grossen Herstellungskosten und der erhohte Aufwand bei der Konstruktion der Kraftstoffpumpe da sie gegen Uberdruck anfordern muss Daruber hinaus ist es technisch schwierig einen Motor mit geschlossenem System liegend zu bauen M 4 weil die Luft in den Brennraum eintreten kann ohne ausreichend Kraftstoff hineinzudrucken was zu Zundaussetzern und Spatzundungen fuhren kann M 5 Offenes Einspritzsystem Bearbeiten Beim offenen System das fast nur bei liegenden Motoren zur Anwendung kommt ist der Kraftstoffkreislauf mit einer dem Brennraum vorgelagerten Kammer verbunden die uber dem Hauptbrennraum liegt Dazwischen sind Plattchenzerstauber eingebaut M 6 Die Kraftstoffpumpe fordert bei dieser Bauart nicht gegen die Druckluft an sondern fullt die vorgelagerte Kammer mit geringem Druck vor dem Kompressionshub des Kolbens Es kann nur fur Viertaktmotoren verwendet werden M 4 Die Einblasdruckluft wird allerdings wie beim geschlossenen System durch das Einspritzventil gesteuert Offnet das Einspritzventil wird Luft in den Brennraum gepresst die den Kraftstoff aus der vorgelagerten Kammer mitreisst M 6 Die offene Bauart ist einfacher an liegende Motoren anzupassen und vor allem preisgunstiger in der Herstellung sowie besser fur den Betrieb mit Teerol geeignet Ferner kann die Kraftstoffpumpe einfacher aufgebaut sein da sie nur gegen Niederdruck anfordern muss Der Nachteil ist die ungunstigere Kraftstoffverteilung im Brennraum Zu Beginn des Einblasvorgangs gelangt meist zu viel Kraftstoff in den Brennraum Dadurch wird der Arbeitsdruck beim Einsetzen der Verbrennung massiv gesteigert was sich ungunstig auf die Standzeit auswirkt Der Verbrennungsablauf nahert sich dem eines Ottomotors Ferner kann die richtige Kraftstoffmenge fur grossere Motoren nicht richtig bemessen werden sodass sich dieses System nur fur kleinere Motoren eignet M 4 Einblasvorgang Bearbeiten Bei jeder Einblasung werden etwa 3 Kraftstoff und 97 Luft jeweils Volumenprozent eingeblasen MAN 3 die Luft steht dabei unter einem Druck von ca 5 7 MPa 50 70 bar Der Einblasdruck begrenzt die Drehzahl da er um so hoher sein muss je schneller der Motor lauft um den Einblasvorgang gegen wachsenden Kompressionsdruck schneller abzuschliessen und Fehlzundungen zu verhindern M 7 Da der Einblasdruck direkt vom Druckluftbehalter abhangt lasst er sich hochstens langsam anpassen Die Drehzahl kann so nur langsam verandert werden nur das Drehmoment die Last lasst sich mit der eingespritzten Kraftstoffmenge steuern qualitative Gemischregulierung TM 1 Der Betrieb mit konstanter Drehzahl eignet sich vor allem fur Stationarmotoren Stromgeneratoren und Schiffsantriebe Zerstauberbauarten Bearbeiten Die Einspritzdusen haben fur die Zerstaubung des Kraftstoffes einen sogenannten Zerstauber Ursprunglich wurden Siebzerstauber eingesetzt ehe sie durch Plattchenzerstauber ersetzt wurden TM 1 Als weitere Bauarten gab es auch Ring oder Klotzzerstauber M 8 Der Ringzerstauber basiert auf dem Prinzip des Geschwindigkeitsunterschiedes der Luft an unterschiedlichen Stellen in der Einspritzduse die Zerstaubung des Kraftstoffes geschieht also pneumatisch M 9 Beim Plattchenzerstauber sind gelochte Plattchen an der Einspritzdusennadel eingesetzt die durch ihre zueinander versetzten Locher beim Einwirken des Luftdruckes den Kraftstoff zerstauben siehe Figur 6 in der Zeichnung oben rechts Abhangig vom Hubraum und der eingespritzten Kraftstoffmenge wurden zwischen zwei und vier Zerstauberplattchen eingesetzt Das Material ist abhangig vom Kraftstoff Fur gewohnlich wurden Bronze und Phosphorbronze verwendet bei Motoren die mit Teerol betrieben werden wurde haufig Stahl benutzt M 10 Weder die Berechnung der richtigen Abmessungen des Einspritzdusendurchmessers noch die korrekte Wahl der Zerstauberplattchenlochgrosse war Anfang des 20 Jahrhunderts bekannt die Konstruktionen basierten allein auf Praxiserfahrungen Zu grosse Lochdurchmesser erfordern zu viel Luftdruck und damit Kompressor und letztlich Motorleistung wahrend ein zu geringer Lochdurchmesser die Motorleistung reduziert Julius Magg empfahl den engsten Lochdurchmesser anhand der indizierten Motorleistung festzulegen D 2 0 2 N displaystyle D 2 0 2N nbsp D displaystyle D nbsp entspricht dem Lochdurchmesser N displaystyle N nbsp der Motorleistung in PS M 11 Nachteile BearbeitenGrosster Nachteil der Lufteinblasung sind die vielen grossen und komplexen Bauteile die fur den Betrieb des Motors notwendig sind Insbesondere ist die maximale Drehzahl eines Lufteinblasmotors mit bis zu 360 min 1 nicht sehr gross A 1 weshalb er mit grossen Abmessungen hohes Drehmoment liefern muss um seine Leistung zu erreichen A 2 Dynamische Lastwechsel sind kaum moglich TM 1 Der Luftkompressor zehrt einen Teil der Motorleistung Vorteile BearbeitenMotoren mit geschlossenem Einspritzsystem erreichten durch annahernd ideale Kraftstoffzerstaubung ein fur die Verhaltnisse der Zeit um 1900 niedrigen Kraftstoffverbrauch A 3 Mit grosserem Luftvorrat lasst sich das erforderliche Druckluftsystem vorteilhaft auch zum Anlassen des Motors verwenden da bei Motoren mit mehr als 10 kW Leistung das Anlassen mit Muskelkraft nicht mehr moglich ist So muss kein elektrischer Anlasser mit Akkumulatoren zum Anlassen verwendet werden M 2 Anmerkungen Bearbeiten a b Julius Magg beschreibt in seinem Werk Die Steuerungen der Verbrennungskraftmaschinen technische Aspekte von Motoren mit Nenndrehzahlen von 160 167 210 250 300 und 360 min 1 a b Die Motorleistung errechnet sich mit folgender Formel P M n 60 2 p 1000 displaystyle P frac M frac n 60 2 cdot pi 1000 nbsp P displaystyle P nbsp in kW M displaystyle M nbsp in N m n displaystyle n nbsp in min 1 Der erste funktionsfahige Dieselmotor hat einen spezifischen Kraftstoffverbrauch von 324 g kW h Vgl Gunter Mau Handbuch Dieselmotoren im Kraftwerks und Schiffsbetrieb Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1984 ISBN 978 3 528 14889 8 S 7 Einzelnachweise BearbeitenMAN Nutzfahrzeuge AG Leistung und Weg Zur Geschichte des MAN Nutzfahrzeugbaus Springer Verlag Berlin Heidelberg 1991 ISBN 978 3 642 93490 2 S 440 a b S 417 a b c d S 419 S 488 S 493 Rudiger Teichmann Gunter P Merker Hrsg Grundlagen Verbrennungsmotoren Funktionsweise Simulation Messtechnik 7 Auflage Springer Wiesbaden 2014 ISBN 978 3 658 03195 4 a b c d S 381 S 382 Friedrich Sass Bau und Betrieb von Dieselmaschinen Ein Lehrbuch fur Studierende Erster Band Grundlagen und Maschinenelemente 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 1948 ISBN 9783662004197 S 94 ff Julius Magg Die Steuerungen der Verbrennungskraftmaschinen Springer Verlag Berlin 1914 ISBN 978 3 642 47608 2 Seiten 261 281 a b S 261 a b S 248 S 263 a b c S 280 S 268 a b S 275 S 269 S 270 S 271 S 265 S 274 Anton Pischinger Otto Cordier Gemischbildung und Verbrennung im Dieselmotor Springer Wien 1939 ISBN 978 3 7091 9724 0 S 1 Otto Kraemer Georg Jungbluth Bau und Berechnung von Verbrennungsmotoren Springer Verlag Berlin Heidelberg 1983 ISBN 9783642932410 S 64 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lufteinblasung amp oldid 237294367