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Ludwig von Jan 2 Juli 1807 in Castell Unterfranken 11 April 1869 in Erlangen war ein deutscher Klassischer Philologe und Gymnasialdirektor der von 1833 bis 1862 am Gymnasium Ludovicianum heute Celtis Gymnasium in Schweinfurt unterrichtete und von 1862 bis 1869 das Gymnasium in Erlangen heute Gymnasium Fridericianum leitete Er trat mit wissenschaftlichen Arbeiten hervor darunter grundlegende kritische Editionen der Schriften des Macrobius und der Naturalis historia des alteren Plinius In Schweinfurt machte er sich ausserdem um die Grundung des karitativen Hilfsvereins Haus Marienthal verdient Ludwig von Jan Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wissenschaftliches Werk 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenLudwig von Jan war der Sohn des Juristen und graflichen Kanzleidirektors Johann Christian Carl von Jan 1764 1819 und seiner Frau Sophie Karoline geb Muller 1778 1855 Nach dem fruhen Tod seines Vaters zog seine Mutter mit ihm nach Wertheim wo Ludwig das Gymnasium besuchte Vor seinem Studium absolvierte er eine zweite Reifeprufung am Gymnasium zu Wurzburg um die spatere Aufnahme in den bayerischen Staatsdienst zu erleichtern Am 1 Oktober 1825 nahm von Jan das Studium der Philologie in Munchen auf zunachst am Lyzeum ab 1826 an der Ludwig Maximilians Universitat wo ihn besonders Friedrich Thiersch forderte und pragte Auf seine Anregung beschaftigte sich von Jan mit der Naturalis historia des alteren Plinius deren Erklarung und Textkritik damals ein dringendes Desiderat darstellte Um eine zuverlassige Grundlage fur die Beschaftigung mit diesem Werk zu schaffen planten der Philologe Thiersch und der Naturwissenschaftler Lorenz Oken eine kommentierte Ausgabe der Naturalis historia fur die moglichst alle verfugbaren Handschriften herangezogen werden sollten Fur die Kollation der Handschriften empfahl Thiersch seinen Schuler Ludwig von Jan der von 1827 bis 1829 die Handschriften in den Bibliotheken zu Florenz und Paris untersuchte vom bayerischen Staat erhielt er eine geringfugige Entschadigung fur die aufwandige Reise Die Ergebnisse seiner Forschungsreise bildeten die Grundlage seiner Dissertation mit der er am 16 Marz 1830 mit Auszeichnung zum Dr phil promoviert wurde Nach dem Studium arbeitete von Jan zunachst als Privatlehrer bei einem Onkel in Castell Zum 2 Mai 1833 erhielt er eine Anstellung als Professor am Gymnasium Ludovicianum in Schweinfurt das kurz zuvor neu organisiert worden war In Schweinfurt lebte und wirkte er 29 Jahre lang Im September 1834 heiratete er Johanna Kirch 1816 1895 die Tochter des Burgermeisters mit der er vier Sohne bekam Karl 1836 1899 Philologe und Musikwissenschaftler Friedrich 1839 1903 Jurist Heinrich 1843 1867 Mediziner und Gustav 1850 nach 1908 Stadtpfarrer in Landshut Neben dem Unterricht engagierte sich von Jan auch in verschiedenen Vereinen Im Revolutionsjahr 1848 grundete er mit Gleichgesinnten einen deutschen Verein der konstitutionelle Absichten verfolgte aber politisch wirkungslos blieb In den folgenden Jahren fuhrte die soziale Frage von Jan zu karitativer Arbeit Nach dem Vorbild des Rauhen Hauses in Hamburg grundete von Jan 1851 einen Hulfsverein fur mittellose Kinder der ein Waisenhaus mit eigener Schule einrichtete das Haus Marienthal und sich in der Armenpflege engagierte Neben seiner Tatigkeit am Gymnasium und seinem ehrenamtlichen Engagement verfolgte von Jan auch weiterhin wissenschaftliche Projekte Auf den Versammlungen des Vereins deutscher Philologen und Schulmanner knupfte er Kontakte mit anderen Forschern Die Bayerische Akademie der Wissenschaften wahlte ihn 1836 zum korrespondierenden Mitglied und ernannte ihn 1857 zum auswartigen ordentlichen Mitglied Im selben Jahr ernannte der Historische Verein fur Unterfranken ihn zum Ehrenmitglied 1862 erhielt von Jan das Angebot als Nachfolger von Ludwig von Doderlein die Leitung des Gymnasiums in Erlangen zu ubernehmen Im November 1862 zog von Jan mit seiner Familie nach Erlangen und trat das Rektorat an Von 1864 bis 1866 gab er ausserdem zusammen mit Ludwig von Urlichs Karl Bernhard Stark und Wilhelm von Baumlein die kurzlebige Zeitschrift Eos heraus Wie schon zuvor in Schweinfurt war er auch in Erlangen im Kirchenvorstand aktiv Ein schwerer Schlag war der plotzliche Unfalltod seines dritten Sohnes Heinrich der am 21 Juni 1867 in der Donau ertrank Die folgenden Jahre waren fur Ludwig von Jan von diesem Schicksalsschlag und gesundheitlichen Problemen uberschattet Er liess sich mehrmals beurlauben setzte aber seine berufliche und wissenschaftliche Tatigkeit fort Am 11 April 1869 starb er im Alter von 61 Jahren Wissenschaftliches Werk BearbeitenLudwig von Jan veroffentlichte Programmschriften und Studien zur Bedeutung des altsprachlichen Unterrichts am Gymnasium zur Padagogik und zur Bildungsgeschichte Sein Forschungsschwerpunkt war aber die antike Literatur vor allem die lateinische Prosa aber auch die griechische Tragodie Sophokles und Euripides Von seinen Forschungen zu Plinius dem Alteren gelangte er auch zu Senecas Naturales quaestiones und zu den Schriften des Macrobius Die Erklarung und textkritische Aufbereitung der naturwissenschaftlichen Schriften der Romer stellte von Jans Lebensaufgabe dar Die Ergebnisse seiner Handschriftenforschungen in Florenz und Paris 1827 1829 flossen zunachst in die kritische Plinius Ausgabe von Julius Sillig Leipzig 1831 1836 die jedoch auf einem unzureichenden handschriftlichen Fundament beruhte 1831 entdeckte von Jan in Bamberg eine Handschrift die seine zuvor 1830 geausserte Vermutung bestatigte dass der Text der Naturalis historia am Schluss verstummelt sei Der Codex Bambergensis Msc Class 42 zeigte in den letzten sechs Buchern einen vollstandigeren Text der viele Lucken in der sonstigen Uberlieferung fullte Von Jan veroffentlichte den Text dieser Handschrift mit einigen Verbesserungsvorschlagen in zwei Schulprogrammen 1834 sowie im Anhang zum funften Band von Silligs Ausgabe 1836 1839 veroffentlichte von Jan einige neue Kollationen und Verbesserungsvorschlage zu Senecas Naturales quaestiones und bereitete anschliessend eine kritische Edition vor er gab den Plan aber auf als er von Sillig erfuhr dass Karl Rudolf Fickert bereits an einer Edition arbeitete Auf Silligs Anregung geht von Jans kritische Ausgabe der Schriften des Macrobius zuruck Zur Edition dieses lange vernachlassigten Autors liess sich von Jan auf betrachtliche eigene Kosten handschriftliches Material zukommen und erhielt sogar von der Bodleian Library in Oxford gegen eine hohe Kaution eine Handschrift als Leihgabe Die 1848 und 1852 in zwei Banden erschienene Edition bedeutete einen grossen Fortschritt fur die Textkritik und Erklarung dieses Autors und bildete die Grundlage spaterer Edition etwa der von Franz Eyssenhardt 1868 2 Auflage 1893 Seine wissenschaftlichen Unterlagen und Materialien zur Macrobius Edition schenkte von Jan der Schweinfurter Stadtbibliothek Uber all diesen Projekten verlor von Jan jedoch nie sein Hauptanliegen aus den Augen die Naturgeschichte des Plinius zu der er ehrgeizige Projekte entwarf Mit Unterstutzung von Thiersch plante er einen umfangreichen Realienkommentar fur den Stuttgarter Verlag Krais amp Hoffmann bereitete er eine deutsche Ubersetzung vor und fur den Teubner Verlag eine neue kritische Edition die die uberholte Ausgabe von Sillig ersetzen sollte Die ersteren Projekte konnte von Jan nicht verwirklichen dafur aber die Edition Von 1854 bis 1865 veroffentlichte er die sechs Bande seiner Plinius Ausgabe Von der uberarbeiteten Fassung konnte er nur den ersten Band 1870 veroffentlichen Nach seinem Tod ubernahm Karl Mayhoff die Uberarbeitung der Ausgabe seine von 1875 bis 1909 erschienene Edition stellt bis heute die Grundlage der Beschaftigung mit der Naturgeschichte des Plinius dar Schriften Auswahl BearbeitenObservationes aliquot criticae in C Plinii Secundi Naturalis historiae libros Munchen 1830 Dissertation Lectiones Plinianae Particula I Inedita quaedam ad C Plinii Secundi Naturalis historiae finem in supplementum addenda continens Schweinfurt 1834 Schulprogramm Lectiones Plinianae Particula II Schweinfurt 1834 Schulprogramm Symbolae ad notitiam codicum atque emendationum epistolarum L Annaei Senecae Schweinfurt 1839 Schulprogramm Ansichten und Wunsche in Betreff der fur die Koniglich Bayerischen Studien Anstalten vorgeschriebenen Ausgaben der alten Classicer Schweinfurt 1845 Schulprogramm Macrobii Ambrosii Theodosii Opera quae supersunt 2 Bande Quedlinburg Leipzig 1848 1852 Anmerkungen zu Euripides Andromache zur Forderung einer grundlichen Vorbereitung Schweinfurt 1850 Schulprogramm C Plini Secundi Naturalis historiae libri XXXVII Recognovit atque indicibus instruxit Ludovicus Ianus 6 Bande Leipzig 1854 1865 Karl Mayhoff Hrsg Gaius Plinius Secundus Naturalis historiae libri XXVII Leipzig 1865 1909 Neudruck Stuttgart 1967 70 Grundzuge eines Lehrbuchs der franzosischen Sprache nach Massgabe der revidirten Ordnung der lateinischen Schulen und der Gymnasien im Konigreiche Bayern Schweinfurt 1855 Schulprogramm Anmerkungen zu Euripides Iphigenia in Taurien nach dem Teubner schen Text zur Forderung einer grundlichen Vorbereitung Schweinfurt 1860 Schulprogramm Anmerkungen zu Euripides Hippolytus zur Forderung einer grundlichen Vorbereitung Schweinfurt 1861 Schulprogramm Das Erlanger Gymnasium vor und unter Doderlein s Leitung Erlangen 1864 Schulprogramm Ueber die Bedeutung des classischen Alterthums fur die Gymnasialbildung Erlangen 1867Literatur BearbeitenDr Ludwig von Jan In Schweinfurter Tagblatt 14 Jahrgang Nr 93 20 April 1869 S 507 509 Georg Autenrieth Dr Ludwig v Jan In Blatter fur das bayerische Gymnasial Schulwesen Band 5 1869 S 273 276 Friedrich August Eckstein Nomenclator philologorum Leipzig 1871 S 270 Karl Felix Halm Jan Ludwig von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 696 f Wilhelm Pokel Philologisches Schriftsteller Lexikon Leipzig 1882 S 131Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Ludwig von Jan Quellen und Volltexte Werke von und uber Ludwig von Jan in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur von Ludwig von Jan im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 117077828 lobid OGND AKS LCCN no2011053514 VIAF 20447863 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jan Ludwig vonALTERNATIVNAMEN Jan Ludwig Georg Christian Julius von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe und GymnasialdirektorGEBURTSDATUM 2 Juli 1807GEBURTSORT Castell Unterfranken STERBEDATUM 11 April 1869STERBEORT Erlangen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig von Jan amp oldid 226312861