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Ludwig Meyer 27 Dezember 1827 in Bielefeld 8 Februar 1900 in Gottingen war ein deutscher Psychiater und Hochschullehrer Er reformierte das Psychiatriewesen Ludwig Meyer Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Wirken 2 Meyer als Politiker 3 Ehrungen 4 Familie 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAusbildung und Wirken BearbeitenAls getaufter Jude begann Meyer das Medizinstudium an der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat Bonn wo er sich der Bonner Burschenschaft Frankonia anschloss 1 bevor er am 9 Marz 1849 mit Philipp Wessel die Burschenschaft Normannia begrundete Da er sich mit Gottfried Kinkel Carl Schurz und Friedrich Spielhagen an der Revolution von 1848 1849 beteiligt und am 11 Mai 1849 am Sturm auf das Siegburger Zeughaus teilgenommen hatte wurde er nach funf Monaten Untersuchungshaft relegiert und mit Festungshaft bestraft Von Rudolf Virchow gedeckt konnte er sein Studium erst 1850 an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg und spater an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin fortsetzen 1852 an der Charite zum Dr med promoviert wurde er Assistent von Karl Wilhelm Ideler Er arbeitete dann in der Anstalt Schwetz 1857 wurde er Oberarzt bei Ideler Im selben Jahr habilitierte er sich 1858 wurde er Oberarzt am Allgemeinen Krankenhaus St Georg in Hamburg Dort wurde er eingestellt um die Behandlung psychisch Kranker zu reorganisieren 1864 richtete er die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg nach seinen Planen ein 1866 wurde Ludwig Meyer zum ordentlichen Professor der Universitat Gottingen und zum Direktor der soeben neu errichteten Koniglichen Irrenanstalt Gottingen ab 1867 Provinzial Irrenanstalt Gottingen berufen deren erster Leiter er wurde Meyer erhielt damit den ersten an einer deutschen Irrenanstalt geschaffenen Lehrstuhl fur Psychiatrie 2 Fur das akademische Jahr 1884 85 wurde er zum Rektor der Universitat Gottingen gewahlt 3 Ludwig Meyer gebuhrt das Verdienst als erster in Deutschland John Conolly 1794 1866 unterstutzt und in Hamburg 1858 sowie erneut 1864 sein No restraint Prinzip am psychiatrischen Krankenhaus eingefuhrt zu haben Auf diese Weise hatte er die Voraussetzungen geschaffen um Wilhelm Griesingers 1817 1868 engster Freund im Kampf fur eine naturwissenschaftliche Psychiatrie zu werden die korperliche neurologische Krankheit als Ursache von psychischen Storungen anerkennt und daher auf Strafe und Zwang verzichtet 4 Somit wird auch verstandlich dass Meyer in Hamburg und Gottingen auf die Vergitterung der Fenster verzichtete 5 und ahnlich wie Joseph Guislain 1797 1860 auf die Bettenbehandlung drangte die der psychiatrischen Anstalt einen freundlicheren Krankenhauscharakter verlieh 6 Weiterhin setzte sich Meyer dafur ein dass die Moglichkeiten der psychiatrischen Anstalten dadurch verbessert werden indem hier Forschung betrieben und Studenten unterrichtet wurden ein Anspruch den bereits William Battie 1703 1776 und Thomas Arnold 1742 1816 erhoben hatten Auch diese Forderung stand im Zusammenhang mit der nach Auffassung Meyers vordergrundigen und notwendigen naturwissenschaftlichen Forschung Die Anstalt Gottingen wurde daher mit der ausdrucklichen Vorbedingung des Unterrichts gegrundet 7 Gemeinsam mit Wilhelm Griesinger forderte Meyer den Ausbau von psychiatrischen Polikliniken um die neuen naturwissenschaftlichen Ansatze auch fur die Sprechstundenpsychiatrie anzuwenden Er grundete 1868 zusammen mit Griesinger die Zeitschrift Archiv fur Psychiatrie und Nervenkrankheiten Dies galt als eine Kampfansage gegen die Anstaltspsychiatrie und die von Heinrich Philipp August Damerow 1798 1866 mit herausgegebene Allgemeine Zeitschrift fur Psychiatrie 8 Meyer als Politiker BearbeitenMeyer kandidierte spater als Nationalliberaler fur den Reichstag Deutsches Kaiserreich und war Anhanger Otto von Bismarcks 9 Ehrungen BearbeitenLudwig Meyer wurde im Jahr 1893 zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 10 Familie BearbeitenLudwig Meyer war verheiratet mit der Arzttochter Anna Hubener 1841 1921 und hatte sieben Kinder Sein Sohn Ernst sowie dessen Sohne Hans Hermann und Joachim Ernst waren ebenfalls Psychiater 11 Schriften Auswahl BearbeitenDie Beziehungen der Geisteskranken zu den Besessenen und Hexen 1861 Das No Restraint und die deutsche Psychiatrie 1863 Studien zur forensischen Psychiatrie speziell zur geminderten Zurechnungsfahigkeit 1870 Die Provinzial Irrenanstalt zu Gottingen Zur Erinnerung an ihre Eroffnung vor 25 Jahren Gottingen 1891 Literatur BearbeitenJoachim Ernst Meyer Meyer Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 364 f Digitalfassung auf Deutsche Biographie deutsche biographie de Hrsg Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 6 Juli 2022 Elisabeth Burkhart Ludwig Meyer 1827 1900 Leben und Werk Ein Vertreter der deutschen Psychiatrie auf ihrem Weg zur medizinisch naturwissenschaftlichen Fachdisziplin Berlin 1991 med Diss Freie Universitat Berlin 1991 Hans Kayser Ludwig Meyer 1827 1900 Forscher Lehrer und Begrunder des no restraint In Schweizer Archiv fur Neurologie und Psychiatrie 1 2007 S 39 42 Digitalisat auf sanp ch Swiss Archives of Neurology Psychiatry and Psychotherapy Hans Lauter Erinnerungen an Ludwig Meyer 1837 1900 und seinen Enkel Joachim Ernst Meyer 1917 1998 In 150 Jahre Universitatspsychiatrie in Gottingen Beitrage zum Jubilaumssymposium Hrsg Dirk Wedekind Carsten Spitzer Jens Wiltfang V amp R Unipress Gottingen 2019 S 64 73 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bonner Professoren und Studenten in der Revolution von 1848 auf thomas p becker de Hinweise auf Meyers Beteiligung an der Revolution von 1848 Einzelnachweise Bearbeiten Archiv Corps Rhenania Freiburg Elisabeth Burkhart Ludwig Meyer 1827 1900 Leben und Werk Ein Vertreter der deutschen Psychiatrie auf ihrem Weg zur medizinisch naturwissenschaftlichen Fachdisziplin Berlin 1991 med Diss Freie Universitat Berlin 1991 S 205 ff Ludwig Meyer In historische kommission muenchen editionen de Rektoratsreden im 19 und 20 Jahrhundert Online Bibliographie Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 1 Juli 2022 Titel einer Rektoratrede von Meyer am 4 Juni 1885 war Uber die Zunahme der Geisteskrankheiten Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1975 erstmals 1969 ISBN 3 436 02101 6 Seite 313 316 335 Ludwig Meyer Die Provinzial Irrenanstalt zu Gottingen Zur Erinnerung an ihre Eroffnung vor 25 Jahren Gottingen 1891 S 37 ff Degkwitz Rudolf et al Hg Psychisch krank Einfuhrung in die Psychiatrie fur das klinische Studium Munchen 1982 ISBN 3 541 09911 9 S 297 Degkwitz Rudolf et al Hg Psychisch krank Einfuhrung in die Psychiatrie fur das klinische Studium Munchen 1982 ISBN 3 541 09911 9 S 361 Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1975 erstmals 1969 ISBN 3 436 02101 6 S 316 f Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1975 erstmals 1969 ISBN 3 436 02101 6 S 313 Mitgliedseintrag von Ludwig Meyer bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 8 August 2022 Joachim Ernst Meyer Meyer Ludwig In Deutsche Biographie deutsche biographie de Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1994 abgerufen am 16 Juni 2022 Normdaten Person GND 117565059 lobid OGND AKS LCCN nr2001044427 VIAF 45083721 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Meyer LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater Hochschullehrer und Rektor in GottingenGEBURTSDATUM 27 Dezember 1827GEBURTSORT BielefeldSTERBEDATUM 8 Februar 1900STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Meyer Mediziner amp oldid 232794187