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Thomas Arnold 1742 in Leicester 2 September 1816 daselbst war ein englischer Psychiater und Reformer des Irrenwesens 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Sozialgeschichtliche Wurdigung 4 Werke 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenThomas Arnold wurde in Leicester geboren studierte in Edinburgh und war dort der Schuler von William Cullen 1710 1790 Arnold war Mitglied des Koniglichen Arztekollegs Royal College of Physicians und der Koniglichen Medizinischen Gesellschaft Edinburghs Royal Medical Society of Edinburgh 1 1794 eroffnete er die offentliche psychiatrische Anstalt des Leicester Lunatic Asylum nachdem er zuvor bereits Besitzer des drittgrossten privaten Irrenhauses private madhouse in Leicester gewesen war Dazu hatte er in der Offentlichkeit so auch in Zeitungsartikeln immer wieder auf den eigentlich nationalen Charakter solcher Einrichtungen hingewiesen die sich seit 1774 in den Bereich entsprechender Gesetzgebung gestellt sahen und damit auch offentlicher Verantwortung 2 Leistungen BearbeitenErwin H Ackerknecht wurdigt Arnold indem er die von ihm veroffentlichten Bucher als herausragend aus dem Umfang der gesamten psychiatrischen Bewegung im 18 Jahrhundert darstellt d h neben Werken wie etwa denen von Battie Perfect und Harper Insbesondere habe er sich um eine neue Klassifikation der psychischen Krankheiten bemuht 3 Battie beginnt sein erstes fur die Psychiatrie reprasentatives Werk zwar mit einer Definition des Irrsinns fuhrt dafur jedoch kein einziges Fallbeispiel auf 3 Im Gegensatz dazu ist Arnolds Buch mit Fallbeispielen anhand der eigenen Erfahrung des Autors reichlich ausgestattet 1 Klaus Dorner bezeichnet das in zwei Banden 1782 und 1786 erscheinende psychiatrische Lehrbuch Arnolds 4 als das nach Battie zweite spezifisch psychiatrische Werk Es diente naturlich nicht nur rein wissenschaftlichen sondern auch den politischen Zielsetzungen des Autors nach Institutionalisierung privater psychiatrischer Einrichtungen durch Grundung offentlicher Anstalten Dass Arnold bestrebt war die offentliche Meinung zu beeinflussen geht u a auch aus dem Satz in englischer Sprache auf dem Titelblatt seines Lehrbuchs hervor das ein Zitat von Epiktet enthalt Dessen Ubersetzung lautet Menschen sind nicht aufgebracht uber die Dinge selbst sondern uber die Meinungen die sie von ihnen haben 2 5 Es war zugleich fur Thomas Arnold sowie fur seinen Lehrer William Cullen forderlich wenn dessen eher wissenschaftliche Erkenntnisse durch Arnold in die Praxis umgesetzt wurden Arnold verband die schon bestehenden fruheren Erkenntnisse der englischen Sprechstundenpsychiatrie wie sie etwa von George Cheyne 1671 1743 etwa durch den Begriff des Spleens verbreitet worden waren um nun auch die offentliche Diskussion auf das Problem der armen Irren aufmerksam zu machen Arnold verband auf diese Weise die politische Okonomie mit der psychischen industrial and animal oeconomy den offentlichen ausseren Haushalt der englischen Industriegesellschaft mit dem inneren der sozialen Fursorge 2 Die erwahnte Klassifikation psychischer Krankheiten leitet sich aus der vorstehend dargestellten Verbindung des Wahnsinns mit dem englischen Spleen und der Hysterie her Die logische Verbindung wird u a hergestellt durch die Prinzipien der moral insanity der medical insanity der pathetic insanity und der appetitive insanity Moral Insanity wird als die gemeinsame Basis einer allen Menschen eigenen Disposition zu affektiven seelischen Schwankungen angesehen Das Einhalten der moralischen Norm liege in der gesunden Mitte und im Meiden der Extreme Nur die Extremfalle bewirkten auch eine medical insanity also eine Notwendigkeit zum medizinischen Handeln Die moralische Seite dieser Sichtweise wird ahnlich wie auch schon vor Arnold durch den allgemeinen Unternehmergeist dargelegt und den damit verbundenen Mut zum Risiko der zu Reichtum und Luxus fuhrt und damit auch zur Grosse der englischen Nation Die Kehrseite wurden dabei die armen Irren darstellen indem sie hierfur die Zeche zahlen 2 Das Thema der Leidenschaften das fur diese Epoche beinahe als obligat angesehen werden muss gewinnt in diesem Zusammenhang an Bedeutung Bereits Zuckert 1737 1778 hatte 1768 dieses Thema aufgegriffen Dieses Thema leitet uber zur Verinnerlichung romantischer Erfahrungen und damit zu einer von der Korpersphare eher abgehobenen psychologischen Betrachtungsweise Arnold betont nicht nur den affektiven Charakter des Wahnsinns als melancholische oder manische Variante im heute allgemein ublichen Sinne der Ambivalenz von Affektivitat sondern weist auch auf den Gesichtspunkt der Gewohnheit Chronifizierung als Voraussetzung des Wahnsinns hin im Sinne einer Verselbstandigung von Leidenschaften In diesen Kreis der Leidenschaften wird auch die moral insanity einbezogen Das Thema Leidenschaften erscheint auch geeignet die pathetic insanity als Ursache des Wahnsinns anzusehen die mit Liebe Aberglauben Geiz und Verzweiflung einhergehe Appetetive Insanity komme in Betracht wenn der Zwang verliebter Sehnsucht bestehe die mit einer nur erkunstelten Bescheidenheit einhergehe wo doch Gesetze Religion und Gewohnheit einen jeden davon abhalten sollten Kurz es werde hier Bedurfnissen Genuge getan die den Umstanden nach nicht adaquat seien 2 Sozialgeschichtliche Wurdigung BearbeitenDorner stellt den Zusammenhang von Moral Insanity und Institutionalisierung psychiatrischer Einrichtungen in einen sozialgeschichtlichen Zusammenhang Der gute Geschmack der zu Begriffen wie Moral Insanity fuhrt muss als zeitgeschichtlich und soziologisch relativ angesehen werden Er bezeichnet eine neue Phase der Entwicklung abendlandischer Sensibilitat die vom Rationalismus weg zur Empfindsamkeit hin fuhrt und damit auch zu Krankheitsphanomenen 2 6 Noch deutlicher wird dieser Wandel von Erich Neumann beurteilt wenn er vom Einbruch der Dunkelseite spricht 7 Werke BearbeitenObservations on the Nature Kinds Causes and Prevention of Insanity Lunacy or Madness London Leicester 1782 1786 deutsch Beobachtungen uber die Natur Arten Ursachen und Verhutung des Wahnsinns oder der Tollheit Leipzig 1784 A Case of Hydrophobia successfully treated 1793 Observations on the Management of the Insane 1809 Literatur BearbeitenGeorge Vere Benson Arnold Thomas 1742 1816 In Leslie Stephen Hrsg Dictionary of National Biography Band 2 Annesley Baird MacMillan amp Co Smith Elder amp Co New York City London 1885 S 113 englisch Volltext Wikisource Einzelnachweise Bearbeiten a b c George Vere Benson Arnold Thomas 1742 1816 In Leslie Stephen Hrsg Dictionary of National Biography Band 2 Annesley Baird MacMillan amp Co Smith Elder amp Co New York City London 1885 S 113 englisch Volltext Wikisource a b c d e f Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie Fischer Taschenbuch Bucher des Wissens Frankfurt am Main 1975 ISBN 3 436 02101 6 a b zu Stw Anstaltsgrundung S 65 f c zu Stw Okonomische Probleme der armen Irren als offentliche Fragen S 65 d zu Stw Systematik S 68 e zu Stw Leidenschaften S 68 ff f zu Stw Leidenschaften und Moral Insanity als Ausdruck eines asthetischen Wandels S 76 f a b Erwin H Ackerknecht Kurze Geschichte der Psychiatrie 3 Auflage Enke Stuttgart 1985 ISBN 3 432 80043 6 a zu Stw Lehrbuch Arnolds als Meilensstein der Psychiatrieentwicklung S 38 f b zu Stw Vergleich mit Batties Lehrbuch S 40 Th Arnold Observations on Nature Englische Fassung des Epiktet Worts Men are not disturbed by things themselves but by the opinions which they form concerning them Arnold Hauser Sozialgeschichte der Kunst und Literatur Band II Munchen 1953 S 75 f Erich Neumann Tiefenpsychologie und neue Ethik Geist und Psyche Fischer Taschenbuch Verlag 1985 ISBN 3 596 42005 9 S 76 f Normdaten Person GND 141209526 lobid OGND LCCN n86840279 VIAF 51679693 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnold ThomasKURZBESCHREIBUNG englischer Psychiater und ReformerGEBURTSDATUM 1742GEBURTSORT LeicesterSTERBEDATUM 2 September 1816STERBEORT Leicester Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Thomas Arnold Mediziner amp oldid 214277897