www.wikidata.de-de.nina.az
Ludwig Erasmus Gottsleben 24 November 1836 in Wien Schottenfeld 26 Februar 1911 in Wien war ein osterreichischer Schauspieler und Schriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wiederbelebung der Alt Wiener Volkskomik 1 2 Charakteristik als Darsteller 2 Ehrungen 3 Nachlass 4 Werke 5 LiteraturLeben BearbeitenGottsleben entstammte einer burgerlichen Handwerkerfamilie Sein Vater war Wiener und ubte dort das Gewerbe eines Graveurs aus die Mutter Susanne geborene Trog stammte aus der Schweiz Gottsleben wollte ursprunglich Maler werden und besuchte die kaiserliche Akademie der bildenden Kunste Wien Doch scheint er mehr Talent zur darstellenden als zur bildenden Kunst gehabt zu haben Als er mit grossem Erfolg im Geselligkeitsverein Die Biedermeier in der Rolle des Christoferl aus Johann Nestroys Einen Jux will er sich machen offentlich auftrat sein Partner Weinberl war Joseph Lewinsky wurde ihm so einstimmige Anerkennung zuteil dass er sich entschloss die Akademie zu verlassen und Schauspieler zu werden Besonders gefiel sein drolliges Wesen Sein erstes Engagement erhielt er am Funfhauser Sommertheater wo er am 23 Juli 1859 als Schneiderlehrling Franzl im Theodor Flamms Lebensbild Eine Wienerin debutierte Seine komische Begabung und seine eigentumlich groteske Art zu sprechen gefielen immer mehr und bald zahlte er zu den beliebtesten Komikern Wiens Gottsleben ist wahrend seines Theaterlebens aus Wien nie recht herausgekommen und war an fast allen Wiener Vorstadtbuhnen engagiert so am Theater an der Wien am Carltheater an der komischen Oper am Strampfer Theater am Sommertheater in Venedig in Wien und wiederholt am Theater in der Josefstadt sowie am Furst und spateren Jantsch Theater Die Gunst des Publikums wuchs je langer er in Wien tatig war und erreichte wohl ihren Hohepunkt zur Zeit seines Wirkens am Fursttheater und am Theater in der Josefstadt unter Karl Blasel War jedoch ab und zu in Wien kein Platz fur seine darstellerische Tatigkeit so begab er sich meistens zur Sommerzeit in die osterreichische Provinz und erzielte dort sowohl als Schauspieler als auch in musikalisch deklamatorischen Soireen mit Solovortragen und mit seinem urg spassigen Coupletvortrag der wie seine ganze Darstellungsart an die Darbietungen der Komiker des Vormarz erinnert sturmischen Beifall Geheiratet hat Ludwig E Gottsleben im Jahre 1871 Ludmilla Susanne Mayer Im dritten Ehejahr wurde ihr einziges Kind die Tochter Ludmilla geboren an der er mit besonderer Zuneigung hing Seine Frau verstarb bereits 1881 kaum 34 Jahrig an Lungentuberkulose Gottsleben ertrug diesen Verlust schwer und blieb fortan Witwer Ein Leiden Struma zu dem er seit jeher die Anlage besass verursachte ihm haufig Atembeschwerden die er auf der Buhne besonders drollig in sein Sprechen einzubinden wusste Gottsleben erhielt ein ehrenhalber gewidmetes Grab am Wiener Zentralfriedhof 75A 31 51 das in Pflege der Gemeinde Wien steht Das Begrabnis erfolgte am 1 Marz von der Alserkirche aus In der um seine Tochter Ludmilla versammelten Trauergemeinde waren zu sehen der Wiener Vizeburgermeister Hierhammer Hofrat von Radler Verwaltungsdirektor Skofitz in Vertretung des Buhnenvereins die Oberregisseure Hopp und Tuschl die Schauspieler Girardi Lunzer Amson Lebschmid Franz Fischer Bing Schonau Rauch Kramer Bauer Schmidl Henri Beer Darnau Kirchner die Schauspielerinnen Griebl Kopfauf Noe Ferri und Kathi Schulz Wiederbelebung der Alt Wiener Volkskomik Bearbeiten Besondere Erwahnung verdient sein Wirken wahrend der Wiener Musik und Theaterausstellung 1892 Er erschien damals als Hanswurst auf einer kleinen in Alt Wien errichteten Buhne wo er durch Auffuhrung von alten Schwanken und Possen namentlich aber durch Beteiligung an der Vorfuhrung der Stegreifkomodie alltaglich wahre Sturme der Heiterkeit hervorrief Gottsleben blieb heiter auch in ernster Zeit und wenn es ihm gar oft nicht gelang ein nur halbwegs passendes Engagement zu finden so verlor er doch niemals den guten urechten Wiener Humor Im Jahre 1899 feierte er sein 40 jahriges Schauspielerjubilaum das durch Veranstaltung einer Matinee im Carltheater festlich begangen wurde Er erschien als Diener in Nestroys Fruhere Verhaltnisse und in dem von ihm verfassten Scherzspiel In der Theaterschule Das Publikum jubelte ihm zu Im Jahre 1903 schrieb der Lexikograph Ludwig Eisenberg Wenn Gottsleben heute nicht mehr Gelegenheit findet Figuren des Wiener Volksstuckes in seiner harmlosen wenn auch mitunter drastischen und derben Komik zu verkorpern so freut man sich doch immer wenn man diesem Stuck lustigster vergangener Wiener Theaterzeit da und dort auf der Buhne begegnet und dass Gottsleben noch immer in volliger korperlicher und geistiger Frische in seiner gegenwartig vielleicht etwas veralteten Darstellungsart den unverwustlichen Alten zeigt Ragt er doch gewissermassen wie ein Wahrzeichen einer langst vergangenen Zeit in unsere Tage hinein Charakteristik als Darsteller Bearbeiten Seine aussere Erscheinung war sehr markant und entsprach ganz der Vorstellung die man sich von einem Alt Wiener Komiker macht Die charakteristischen Merkmale waren kurze durch Vorliebe fur gutes und reichliches Essen schon fruh beleibte Gestalt watscheliger Gang volles rotes Gesicht aus der kleine von buschigen Brauen uberwolbte Augen vergnuglich blickten Hangebacken verfilzter Hals sodass ihm beim Sprechen und besonders beim Singen immer der Atem ausging was indes seine Drolligkeit erhohte Erst in seinen letzten Lebensjahren veranderte sich sein Aussehen Er wurde infolge seiner Krankheit und wohl auch der schlechten Lebensverhaltnisse blass und mager Von seinen Eigenschaften berichtet er selbst Ein loses Maul das war mit Verlaub ich selbst Die uns Wienerkindern in der goldenen Jugendzeit eigene Zwanglosigkeit die sich in pfeilschnellfertigen Urteilen und uberlauter Ausserung derselben Luft macht ward auch mir in wahrhaft beklagenswerter Weise zu Teil geworden Besonders von Kollegen aufgehetzt griff er in jeden Streit ein oder reizte jemanden so lange bis es zum Streit kam Da er jedoch im Grunde seines Wesens gutmutig war gab sich die Streit und Spottlust mit zunehmender Reife ganzlich Er wurde wegen seiner Hilfsbereitschaft Pflichttreue und Ehrlichkeit ein von allen geachteter und geliebter Kollege der sich auch reizbaren und herrischen Charakteren anzupassen vermochte Er besass regen Familiensinn und hing mit grosser Liebe an seiner Vaterstadt Wien wie sein Ausspruch anlasslich des Ankaufs seines Portrats fur die stadtischen Sammlungen aufzeigt Sein Humor war urwuchsig manchmal derb jedoch ebenfalls immer gutmutig und eher melancholisch als scharf Spater wich er durch Armut und Krankheit pathetisch sentimentalen Stimmungen Ehrungen BearbeitenNach Ludwig Gottsleben wurde am 28 Mai 1930 in Wien 12 Untermeidling Gartenstadt Am Tivoli die Gottslebengasse benannt Nachlass BearbeitenGottslebens Nachlass wird in der Wiener Stadt und Landesbibliothek aufbewahrt Nachlass in der Handschriftensammlung ca 170 Inventarnummern und 1 1 3 Kartons ca 30 inventarisierte und zahlreiche unbearbeitete Werkmanuskripte vor allem Theaterstucke und Couplets Einzelne Briefe Tagebuchnotizen 1863 1867 Buhnenvertrage autobiographische Aufzeichnungen Zahlreiche Theaterstucke und Couplets anderer Autoren Maschinenschriftliches Verzeichnis Zettelkatalog Teilweise unbearbeitet Kauf 1916 Teilnachlass in der Musiksammlung ca 30 Inventarnummern Couplets verschiedener Komponisten teilweise zu Texten von Ludwig Gottsleben Verzeichnung Zettelkatalog Inventarisiert 1928 Nachlass in der Druckschriftensammlung 1 Konvolut Theaterzettel zu Auftritten von Gottsleben 1882 1902 Werke BearbeitenEin Musikant 1856 Volltext Pfingsten oder Herr God und Jungfer Godl 1858 Nur solid 1859 Volltext Auf der Buhne und hinter den Kulissen 1862 Volltext Wiener Schnipfer Musik Anton M Storch 1867 Volltext Wiener Harfenisten 1870 Diese Damen 1870 Nestroy Lebensbild 1870 Johann Nestroys Werke 1892 50 Jahre Komiker Autobiographie 1910 Literatur BearbeitenGottsleben Ludwig In Ottmar G Fluggen Biographisches Buhnen Lexikon der deutschen Theater A Bruckmann Munchen 1892 S 109 Textarchiv Internet Archive hier ist abweichend der 24 November 1834 als Geburtstag angegeben Gottsleben Ludwig In Ludwig Eisenberg Biographisches Lexikon der deutschen Buhne im 19 Jahrhundert List Leipzig 1903 S 342 Textarchiv Internet Archive hier ist abweichend der 24 November 1834 als Geburtstag angegeben Willy Handl Gottsleben In Die Schaubuhne 1911 S 293 296 Textarchiv Internet Archive ausserst negativer Nachruf S Wilhelm Ludwig Gottsleben In Wiener Wandelbilder Wien 1912 S 59 64 Heinrich Leporini Gottsleben Ludwig In Ulrich Thieme Fred C Willis Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 14 Giddens Gress E A Seemann Leipzig 1921 S 426 Textarchiv Internet Archive Elfriede Walz Ludwig Gottsleben ein Wiener Schauspieler und Volksdichter Dissertation Wien 1947 Wilhelm Kosch Deutsches Theater Lexikon Band 1 Kleinmayr Klagenfurt 1953 S 592 Gottsleben Ludwig In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1959 S 37 Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 2 Kremayr amp Scheriau Wien 1993 S 578 Norbert Rubey Peter Schoenwald Venedig in Wien Theater und Vergnugungsstadt der Jahrhundertwende Ueberreuter Wien 1996 S 31 108 118 125 139 147 Klaus Gottsleben Ludwig Erasmus Gottsleben Schauspieler und Schriftsteller in Wien gottsleben genealogie de Normdaten Person GND 116798211 lobid OGND AKS VIAF 13067901 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gottsleben LudwigALTERNATIVNAMEN Gottsleben Ludwig Erasmus vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Schauspieler und SchriftstellerGEBURTSDATUM 24 November 1836GEBURTSORT SchottenfeldSTERBEDATUM 26 Februar 1911STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Gottsleben amp oldid 206119321