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Die Michaelskirche Espelkamp ist ein Kirchengebaude am Tannenbergplatz in der ostwestfalischen Stadt Espelkamp im Kreis Minden Lubbecke in Nordrhein Westfalen und gehort zur evangelischen Martins Kirchengemeinde Espelkamp im Kirchenkreis Lubbecke der Evangelischen Kirche von Westfalen Sie entstand 1982 als Nachfolgebau eines bereits 1956 eroffneten Gotteshauses fur die vor allem aus Vertriebenen und Fluchtlingen bestehende Martinsgemeinde In den 1950er und 1960er Jahren war diese ein Zentrum kirchenpolitischer Auseinandersetzungen und Schauplatz wichtiger Tagungen der Evangelischen Kirche in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung der Kirchengemeinde 1 2 Der Ludwig Steil Hof 1 3 Grundung der Martinskirchengemeinde und Bau der ersten Michaelskirche 1 4 Die Kirchengemeinde in den 1950er und 60er Jahren 1 5 Entwicklung nach 1970 1 6 Planung und Bau der neuen Michaelskirche 2 Architektur 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntstehung der Kirchengemeinde Bearbeiten Die Geschichte der Kirchengemeinde begann 1945 als zahlreiche in Folge des Zweiten Weltkrieges vertriebene Fluchtlinge auf dem Gelande der ehemaligen Munitionsanstalt Espelkamp Mittwald Aufnahme fanden In einer provisorisch nutzbar gemachten Baracke fanden die ersten Gottesdienste Bibelstunden und der Konfirmandenunterricht statt Seit Pfingsten 1948 konnte auch der ehemalige Feierraum der Munitionsanstalt genutzt werden Wenig spater begann der Ausbau der Fluchtlingsunterkunfte zu einer neuen Wohnsiedlung Planung und Finanzierung ubernahmen die Evangelische Kirche von Westfalen das Evangelische Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland und das Land Nordrhein Westfalen mit Unterstutzung der Schwedischen und Schweizer Kirche Im Herbst 1949 wurde zur Realisierung des kirchlichen und staatlichen Gemeinschaftswerks die Aufbaugemeinschaft Espelkamp GmbH gegrundet 1 Der Ludwig Steil Hof Bearbeiten Als eines der ersten grosseren Vorhaben wurde am 3 Oktober 1948 in Espelkamp der Ludwig Steil Hof gegrundet Die Initiative ging auf Eugen Gerstenmaier vom Evangelischen Hilfswerk zuruck und wurde von der westfalischen Kirchenleitung und Superintendent Hermann Kunst unterstutzt Kunst war von 1949 bis 1982 Aufsichtsratsvorsitzender der Aufbaugemeinschaft Espelkamp 2 Gerstenmaier sah das Projekt Espelkamp als ein der Not der Gegenwart halbwegs gerecht werdendes soziales und caritatives Handeln 3 Ziel war es zunachst fur die zahlreichen Fluchtlinge eine neue Heimat zu schaffen und diese beim Neuanfang zu unterstutzen Die nach dem 1945 im KZ Dachau ermordeten Pfarrer der Bekennenden Kirche Ludwig Steil benannte diakonische Einrichtung betatigt sich bis zur Gegenwart auf dem Gebiet der Alten und Jugendhilfe der psychosozialen Rehabilitation sowie der Forderung von Jugendlichen durch Forderschul und berufliche Bildungsmassnahmen 4 Zunachst nutzte sie einen auf dem Gelande der Munitionsanstalt gelegenen Bau der als Steilhaus bezeichnet wurde Hier befanden sich zugleich verschiedene offentliche Einrichtungen u a eine Rentenstelle der Post Schulraume Bucherei und Teile der Amtsverwaltung Nach Umzug des Ludwig Steil Hof wurde das bisher genutzte Gebaude 1952 an die Kirchengemeinde ubertragen 1964 wurde es offiziell in Martinshaus umbenannt Organisatorisch blieb der Ludwig Steil Hof bis 1980 mit der Martinskirchengemeinde verbunden Grundung der Martinskirchengemeinde und Bau der ersten Michaelskirche Bearbeiten Am 27 Juli 1952 erfolgte die offizielle Grundung der neuen Martinskirchengemeinde Espelkamp Diese wurde zunachst in zwei Seelsorgebezirke eingeteilt 1955 entstand das von kirchlichen Jugendgruppen gegrundete Haus der Jugend sowie ein Kindergarten Schwedenkindergarten Ein Jahr spater wurde in der Kolonie die erste Michaelskirche eingeweiht Schwerpunkt der kirchlichen Arbeit blieb jedoch die Integration der zahlreichen Neuzugezogenen Hinzu kamen schon fruh okumenische Kontakte u a nach Schweden und zur 1955 eingeweihten katholischen St Marien Kirche sowie zum 1953 entstandenen landeskirchlichen Soderblom Gymnasium 1963 wurde mit der Thomaskirche im Ortszentrum ein zweites Gotteshaus eingeweiht Die Kirchengemeinde in den 1950er und 60er Jahren Bearbeiten Dass Espelkamp als Vertriebenenstadt stark von Fluchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gepragt war wirkte sich auch auf das kirchliche Leben aus Mehrfach war die als beispielhaftes Modellprojekt betrachtete Kirchengemeinde Gastgeber kirchenpolitischer Konferenzen zu aktuellen politischen Problemen Im Marz 1955 wahlte die Evangelische Kirche in Deutschland Espelkamp als Tagungsort ihrer zweiten Synode um sich u a mit der kunftigen Haltung der Kirche zur westdeutschen Wiederbewaffnung auseinanderzusetzen 5 1961 fand hier die Ostkirchenkonventstagung statt welche sich mit dem Heimat und Selbstbestimmungsrecht der Vertriebenen befasste und das von den Vertriebenen geforderte Recht auf Heimat theologisch sanktionierte 6 Am 1 Oktober 1965 veroffentlichte die Evangelische Kirche in Deutschland eine Denkschrift mit dem Titel Die Lage der Vertriebenen und das Verhaltnis des deutschen Volkes zu seinen ostlichen Nachbarn Diese setzte sich mit der Lage der Vertriebenen und den Schwierigkeiten der Integration in die westdeutsche Gesellschaft auseinander und versuchte diese Problematik in Beziehung zur Schuld des deutschen Volkes an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu setzen Die Denkschrift gehorte zu den wichtigsten Initiativen im Rahmen der neuen Ost und Deutschlandpolitik der Bundesrepublik und war innerhalb der evangelischen Kirche heftig umstritten 7 Besonders in Espelkamp wurde die sogenannte Ostdenkschrift der EKD heftig diskutiert In der Folge kam es zu theologischen Spannungen durch Auseinandersetzungen mit der Bekenntnisbewegung und der Evangelischen Allianz was sowohl das innerkirchliche Gemeindeleben als auch die Beziehungen zur katholischen Nachbargemeinde belastete Entwicklung nach 1970 Bearbeiten In den 1970er Jahren folgten verschiedene Initiativen der Martinskirchengemeinde zur Einbeziehung von zugezogenen nichtdeutschen Familien in das Gemeindeleben So entstand 1972 im Obergeschoss des Martinshauses die sogenannte Griechenstube als Begegnungszentrum fur die starkste Gruppe auslandischer Arbeitnehmer in Espelkamp Im gleichen Jahr wurde ein offenes Jugendcafe eingerichtet In Tradition der Integrationsbemuhungen der Anfangszeit der Gemeinde widmete sich diese spater auch den Problemen von Fluchtlingen u a durch Einrichtung eines Dritte Welt Ladens 1979 und des Arbeitskreises Asyl Planung und Bau der neuen Michaelskirche Bearbeiten Um die zahlreichen Gemeindeaktivitaten durchfuhren zu konnen plante man bereits 1975 eine Erweiterung der bestehenden Michaelskirche unter weitgehender Erhaltung der alten Bausubstanz Das Ergebnis eines Wettbewerbes war jedoch sehr unbefriedigend und man gab vorerst den Gedanken fur ein Gemeindezentrum Michaelskirche auf Spater wurde ein Grundstuck an der Gabelhorst als Standort des neuen Gemeindezentrums erwogen und 1979 verworfen und man beschloss das Gemeindezentrum in Verbindung mit der Michaelskirche zu bauen Als Anfang 1980 verschiedene Vorentwurfe vorlagen zeigte sich dass ein Umbau aus Kostengrunden ausgeschlossen war Stattdessen entschied man sich zum Bau eines komplett neuen Michaelszentrums mit Kirche Gemeinde und Jugendraumen unter einem Dach Die Entwurfsplanung mit ihrer nicht alltaglichen Form des Grundrisses sorgte im Presbyterium und Kreiskirchenamt fur Diskussionen Der Charakter des Gottesdienstraumes verlangte eine besondere Gestaltung von Altar Kanzel und Taufbecken die sich nach Meinung des Architekten sowohl vom Material als auch von der Form her der Konstruktion des Raumes so weit wie moglich anpassen sollten Am 31 Mai 1982 wurden die Michaelskirche und das Michaelshaus eingeweiht Derzeit 2014 hat die Kirchengemeinde ca 4 700 Gemeindemitglieder Architektur BearbeitenDurch die interessante Grundrissgestaltung des neuen Gebaudes Dreieckraster entstand eine auffallend lebhafte plastische Dacharchitektur Eine Besonderheit stellen die Raumformen in den verschiedenen Hohen dar Der unsymmetrische Zuschnitt der einzelnen Raume soll die Wurde des Gottesdienstraumes und die Eigenstandigkeit der anderen Raume unterstreichen Der sechseckige Gottesdienstraum mit seiner Hohe und Masse ist der dominierende Punkt des Gebaudes Im Untergeschoss befinden sich die angeschlossenen Raume der Jugend die auf Grund ihrer Formen ebenfalls einen eigenen Stil haben Die Fenster im Gottesdienstraum gestaltete der Glasmaler Erhardt Jakobus Klonk aus Oberrosphe bei Marburg Sie entstanden 1982 und wurden aus Antik und Opalglas geschaffen Neben verschiedenen Lichtbandern im Schiff schuf Klonk auch das Fenster im Altarraum und als Hauptwerk ein Glasfenster mit dem Thema Er stosst die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen aus dem Magnificat des Lukasevangeliums 8 Orgel Bearbeiten1992 wurde eine Orgel der Orgelbauwerkstatt Alfred Fuhrer aus Wilhelmshaven eingebaut 9 Sie besitzt 10 Register und 2 Manuale und bietet wegen ihrer ungewohnlichen Disposition viele Klangmoglichkeiten Grundlage ist die Disposition einer einmanualigen Orgel wobei bei Bedarf Floten und Zungenregister einem zweiten Manual zugeordnet werden Technisch orientiert sie sich an Orgeln der Barockzeit Die Traktur besteht aus Holz die Pfeifenplatten wurden auf Leinen gegossen Ausserdem wurde das Instrument nach Johann Georg Neidhardts Stimmung fur eine kleine Stadt von 1724 gestimmt 10 Literatur BearbeitenWaltraud Meyer Ernst Kreutz Die Evangelische Martins Kirchengemeinde Espelkamp Versuch einer Chronik Espelkamp 1993 Weblinks Bearbeitenoffizielle Website der Evangelischen Martins Kirchengemeinde Espelkamp Region Espelkamp auf kirchenkreis luebbecke de Einzelnachweise Bearbeiten Gertrude Stahlberg Die Vertriebenen in Nordrhein Westfalen Duncker amp Humblot Berlin 1957 S 83 Hartmut Rudolph Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972 Kirche in der neuen Heimat Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Band 2 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1985 S 353f ISBN 9783525557129 Johannes Michael Wischnath Kirche in Aktion das Evangelische Hilfswerk 1945 1957 und sein Verhaltnis zu Kirche und innerer Mission Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Band 14 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 S 312 ISBN 9783525557143 Webseite des Ludwig Steil Hofes abgerufen am 3 Juli 2014 Die Pfarrer Revolte in Der Spiegel Ausgabe 12 1955 online Hartmut Rudolph Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972 Kirche in der neuen Heimat Arbeiten zur kirchlichen Zeitgeschichte Band 2 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1985 S 53f ISBN 9783525557129 Webseite der Evangelischen Kirche in Deutschland Memento des Originals vom 8 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www ekd de Artikel vom 30 Oktober 2005 Webseite der Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20 Jahrhunderts mit Bildern ESPELKAMP Kleine Konigin der Instrumente feiert Geburtstag Die Instrumente der Michaelskirche auf www martins kirchengemeinde de52 380325 8 603663 Koordinaten 52 22 49 2 N 8 36 13 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michaelskirche Espelkamp amp oldid 209512640