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Lothar Dittrich 20 April 1932 in Magdeburg 6 August 2021 in Hannover war ein deutscher Zoologe und Zoodirektor Lothar Dittrich vor der Innenanlage der Schimpansen im Urwaldhaus des Zoos Hannover Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Tiergartenbiologische Tatigkeit 3 Arbeiten 3 1 Zoologische Arbeiten 3 2 Zoohistorische Arbeiten 3 3 Kulturhistorische Arbeiten 4 Naturschutz 5 Popularwissenschaftliche Tatigkeit Medienarbeit 6 Ehrungen 7 Publikationen 8 Weitere Bucher 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenLothar Dittrich wurde in Magdeburg als Sohn des Verwaltungs Oberfeldwebels Walter Dittrich und seiner Ehefrau Luise geb Richter geboren Nach Besuch der Volksschule in Grimma von 1938 bis 1942 und der Fursten und Landesschule St Augustin in Grimma von 1942 bis 1950 studierte er nach dem Abitur bis 1955 Biologie und Parasitologie an der Universitat Leipzig 1960 promovierte zum Dr rer nat uber Milchgebissentwicklung und Zahnwechsel bei Braunbaren Ursus arctos L und anderen Ursiden 1 1954 trat er auf Wunsch des Direktors Karl Max Schneider zunachst unbezahlt ab 1955 auf einer bezahlten Stelle als Assistent in den Zoo Leipzig ein Seit dem Jahr war er mit Siegrid verheiratet mit der er zwei Kinder hatte 1958 wurde er zum Stellvertreter des Zoodirektors berufen Im April 1961 verliess die Familie aus politischen Grunden die DDR und ubersiedelte in die Bundesrepublik Deutschland Zunachst Tierpfleger im Stammhaus der Tierhandelsfirma Ludwig Ruhe in Alfeld Leine wurde er 1961 tiergartentechnischer Leiter des seit 1931 von dieser Tierhandlung gepachteten Zoos Hannover Nach dessen erneuter Ubernahme durch die Stadtverwaltung Hannover 1972 leitete er diesen Zoo als Direktor Seit 1970 war er Lehrbeauftragter fur Tiergartenbiologie an der Tierarztlichen Hochschule Hannover und wurde 1979 zum Honorarprofessor ernannt 1993 beendete er seine Lehrtatigkeit 1993 schied er auf eigenen Wunsch aus dem Zoo Hannover aus und widmete sich wissenschaftlichen Arbeiten Tiergartenbiologische Tatigkeit BearbeitenIn seiner Amtszeit im Zoo Hannover wurden aktuelle Haltungserfahrungen in eine neue Gehegegestaltung umgesetzt Territorial lebende an Zoobedingungen adaptierte Saugetiere vornehmlich Huftiere respektieren ihre Gehegebegrenzung auch wenn diese fur sie physisch uberwindbar ist Hannoverscher Graben symbolische Gehegebegrenzung 1 2 1973 Schaffung einer Begegnungszone im Zoo Hannover vorwiegend fur Kinder mit jungen Haustieren der Streichelwiese unter Aufsicht und Anleitung von Tierpflegern Sie wurde zum Prototyp ahnlicher Einrichtungen in vielen anderen Tiergarten Formulierung von funf objektivierbaren Kriterien als Nachweis artgerechter Haltungsbedingungen fur Wildtiere im Zoo 3 4 Als Abkehr von der funktionellen Gestaltung von Haltungssystemen entstand 1980 bis 1982 das sog Urwaldhaus fur Menschenaffen 5 Von 1977 bis 1981 beriet er auf Wunsch der israelischen Grunder tiergartentechnisch Planung und Bau des Zoological Centre Tel Aviv Ramat Gan Israel Von 2001 bis 2014 war er Herausgeber des Lehrbuches zur Zootierhaltung Tiere in menschlicher Obhut Band I Grundlagen Frankfurt M Arbeiten BearbeitenZoologische Arbeiten Bearbeiten Auf der Grundlage des Datenmaterials und seiner wissenschaftlichen Auswertung von im Zoo Hannover gezuchteten Saugetieren schrieb er uber Themen zur Reproduktionsbiologie und Jugendentwicklung vor allem von Huftier und Raubtierarten Veroffentlicht wurden sie in Zeitschriften wie Der Zoologische Garten International Zoo Yearbook Zeitschrift fur Saugetierkunde oder Saugetierkundliche Mitteilungen Weitere Arbeiten erschienen zur Gebissentwicklung bei Indischen Elefanten 6 sowie bei Breitmaul bzw Spitzmaulnashorn 7 zur Vererbung des Melanismus beim Jaguar 8 und Albinismus beim europaischen Igel 9 und zur Masturbation bei Saugetieren 10 Mit Michael Boer verfasste er eine Monographie uber Kirks Russel Dikdik in der ein abweichender Haltung der Frucht wahrend des Gebarvorganges bei dieser Zwergantilopenart auch bildlich belegt werden konnte 11 Zoohistorische Arbeiten Bearbeiten 1994 erhielt er mit Annelore Rieke Muller einen Forschungsauftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Grundungsgeschichte der deutschen Zoologischen Garten 12 1997 1998 entstand im Auftrag von Hagenbecks Tierpark Hamburg auf der Basis von Archivmaterial der Tierhandlung Hagenbeck in Zusammenarbeit mit Annelore Rieke Muller eine Biografie Carl Hagenbecks 13 Von 1999 bis 2002 war er Mitglied einer interdisziplinaren Arbeitsgruppe zur Erforschung der Geschichte und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Tiergartens Wien Schonbrunn 14 Infolge seiner Tatigkeit in den Jahren 1961 bis 1971 fur die Tierhandelsfirma Ruhe und im Archiv Hagenbeck befasste er sich mit der Geschichte des Tierhandels 15 16 17 18 Er war Mitarbeiter am Lexikon zur Uberseegeschichte fur die Stichworte Wildtierimport und Tierhandel hrsg von Hermann Hiery Stuttgart 2015 Es erschienen weiterhin Publikationen uber den Einfluss von Architekturstil auf Zoobauten 19 20 zur Geschichte des Hannoverschen Zoos 21 sowie mit Annelore Rieke Muller zur Geschichte der Wandermenagerien im 18 und 19 Jahrhundert 22 Kulturhistorische Arbeiten Bearbeiten Mit seiner Ehefrau Sigrid Dittrich studierte er seit Mitte der 1970er Jahre die Symbolbedeutung von Tieren in der Tafelmalerei des 14 17 Jahrhunderts und veroffentlichte mit ihr ein Standardwerk zu diesem Thema 23 Sie erkannten nach umfangreichen Studien in europaischen Kunstmuseen und Kirchen dass im 15 und 16 Jahrhundert vorwiegend im deutschen Kulturraum und in Norditalien der Katalog der tradierten Symboltiere vorwiegend von Vogeln um mehrere Tierarten erweitert wurde die im Volkswissen Ahnlichkeiten mit den etablierten hatten 24 Auch Korperteile von Sinnbildtieren konnten deren Symbolwert darstellen 25 26 Symboltiere charakterisierten Personlichkeiten auf Bildwerken 27 Dem Zusammenhang vom Emblem und Tiersymbol wurden Publikationen gewidmet 28 Im Jahre 2009 stellte er fur die Wilhelm Busch Gesellschaft Hannover den zoologischen Hintergrund fur die literarische Figur Fipps der Affe dar 29 Weitere kulturhistorische Arbeiten sind im Anhang aufgefuhrt 30 31 32 33 Naturschutz BearbeitenIn Zusammenarbeit mit der Gesellschaft fur Technische Zusammenarbeit GTZ wurden 1985 und 1986 im Zoo Hannover gezuchtete Mendesantilopen in Tunesien ausgeburgert 34 In Deutschland erfolgte die Auswilderung zoogezuchteter Seeadler Uhus Steinkauze Schleiereulen und Kolkraben Popularwissenschaftliche Tatigkeit Medienarbeit BearbeitenWahrend seines Berufslebens arbeitete er fur lokale und uberregionale Printmedien fur Rundfunk und Fernsehen Er verfasste Berichte uber Ereignisse in den von ihm betreuten Zoos sowie zum Thema Tierschutz und Wildtierhaltung Er war Autor und Moderator der Fernsehreihen des ZDF Aus dem Reich der Tiere von 1965 bis 1972 und Tele Zoo von 1972 bis 1992 fur mehr als 100 Filme 1967 war er Mitbegrunder des Vereins der Zoofreunde Hannover Fur deren Zeitschrift Der Zoofreund erschienen aus seiner Feder mehr als 100 Beitrage uber Ereignisse im Tierbestand des Zoo Hannover Er nahm wiederholt mit schriftlichen Stellungnahmen in verschiedenen Printmedien an der offentlichen Diskussion uber das Spannungsfeld Wildtierhaltung im Zoo und Tierschutz teil In Grzimeks Tierleben ubernahm er das Kapitel Saugetiere im Zoo Band V Munchen 1998 Ehrungen Bearbeiten1993 Verdienstkreuz I Klasse des Niedersachsischen Verdienstordens 1992 Ehrenmitglied des Vereins der Zoofreunde HannoverPublikationen BearbeitenNarrow moats respected as enclosure boundaries by ungulates Proc I Int Symp Zoo Design S 69 73 Paignton 1975 Das Verhalten von Ungulaten an Gehegegraben Zool Garten N F 44 S 45 53 1977 Tiergartenbiologische Kriterien einer artgerechten Wildtierhaltung DTW Nr 87 S 275 279 1982 Tiergartenbiologische Kriterien gelungener Adaptation von Wildtieren an konkrete Haltungsbedingungen in Klaus Militzer Hrsg Wege zur Beurteilung tiergerechter Haltung bei Labor Zoo und Haustieren Schriften zur Versuchstierkunde Heft 12 S 21 33 Berlin Hamburg 1986 Erfahrungen mit einer als Urwaldhaus illusionistisch gestalteten Anlage fur Menschenaffen im Zoo Hannover Zool Garten N F 59 S 241 261 1989 sowie Das Urwaldhaus im Zoo Hannover Hannover 1982 Ersatz des Milchzahns durch den Stosszahn bei Indischen Elefanten Elephas maximus Z Saugetierkde 39 58 64 1974 Beobachtungen zum Milchzahndurchbruch bei Spitzmaul Diceros bicornis und Breitmaulnashorn Ceratotherium simum Saugetierkdl Mitt 22 S 289 295 1975 Die Vererbung des Melanismus bei Jaguar Zool Garten N F 49 S 417 428 1980 Die Vererbung des Albinismus bei westeuropaischen Igel Erinaceus europaeus Linne 1758 Saugetierkdl Mitt 28 S 281 286 1981 Beobachtungen zur Masturbation bei Saugetieren im Zoologischen Garten Zool Anzeiger 180 S 299 312 1968 mit Michael Boer Verhalten und Fortpflanzung von Kirks Russel Dikdiks Madoqua Rhynchotragus kirki im Zoologischen Garten Hannover 1980 mit Annelore Rieke Muller Der Lowe brullt nebenan Die Grundung Zoologischer Garten im deutschsprachigen Raum 1833 1869 Koln 1998 mit Annelore Rieke Muller Carl Hagenbeck 1844 1913 Tierhandel und Schaustellung im deutschen Kaiserreich Frankfurt M 1998 Mitchell G Ash und Lothar Dittrich Hrsg Menagerie des Kaisers Zoo der Wiener 250 Jahre Tiergarten Schonbrunn Wien 2002 Alfeld hundert Jahre ein Zentrum des Handels mit fremdlandischen Tieren Jb Landkreis Hildesheim 1997 S 57 65 Geschichte der Tierhandlung Gebruder Reiche Wider Fabeltiere und Tiere der Poesie und Mythologie Zur Geschichte der Schaustellung und des Imports von Wildtieren Verh Geschichte und Theorie der Biologie 7 S 343 365 2001 Schaustellung fremdlandischer Tiere im 19 Jahrhundert in Niedersachsen und ihr Import Nieders Jb f Landesgeschichte 76 103 113 2004 Der Import von Wildtieren nach Europa Einfuhren von der Fruhen Neuzeit bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts in Dagmar Schratter und Gerhard Heindl Hg Historisches und Aktuelles uber Tiererwerb und Tiertransport S 1 64 Wien 2007 Zoobauten als Ausdruck geistiger Zeitstromungen Bemerkungen zum Verstandnis der historischen Bausubstanz deutscher Zoos Zool Garten N F 68 325 331 1998 Warum ein Regenwaldhaus und keine Barenburg Uber das immaterielle Fundament der Zoobauten in Mitchell G Ash Hrsg Mensch und Tier im Zoo Der Tiergarten Schonbrunn im internationalen Vergleich vom 18 Jahrhundert bis heute S 355 344 Wien 2008 Hannovers Zoo und seine Tiere Hannover 1961 mit Annelore Rieke Muller 125 Jahre Zoo Hannover Ein Garten fur Menschen und Tiere Hannover 1990 Hundertfunfzig Jahre Zoo Hannover Hann Geschichtsblatter 69 S 59 71 2015 mit Annelore Rieke Muller Unterwegs mit wilden Tieren Wandermenagerien zwischen Belehrung und Kommerz 1750 1850 Marburg Lahn 1999 mit Sigrid Dittrich Lexikon der Tiersymbole Tiere als Sinnbilder in der Malerei des 14 17 Jahrhunderts Studien zur internationalen Architektur und Kunstgeschichte Band 22 Imhof Petersberg 2004 2 Auflage ebenda 2005 mit Sigrid Dittrich Tiersubstitute fur tradierte Tiersymbole Die Erweiterung des Kanons von Tieren mit Sinnbildbedeutung in der Tafelmalerei des 15 und 16 Jahrhunderts Wallraf Richartz Jb 59 S 123 154 Koln 1998 Der zahme Vogel Sinnbild fur die Erziehung der Jugend zur Tugend Kunst und Antiquitaten 7 8 S 21 25 1992 Der Fasan Zoologische Identitat und Ikonographie Wallraf Richartz Jb 57 S 101 131 Koln 1996 Der Pferdeschadel als Symbol in der niederlandischen Malerei des 17 Jahrhunderts Niederdeutsche Beitrage Kunstgesch 24 S 107 118 1995 Mit Tieren gesagt Sinnbildtiere charakterisieren die im Portrat dargestellte Personlichkeit Neuburger Kollektaneenblatt 149 S 111 122 Neuburg Donau 2001 Emblematische Weisheit und naturwissenschaftliche Realitat in Rudiger Klessmann Hrsg Die Sprache der Bilder Herzog Anton Ulrich Museum Braunschweig S 21 33 Braunschweig 1978 sowie in Jb Int Germanistik 13 S 26 60 1982 Busch und Darwin Fipps und der Affe in Satire Mitt der Wilhelm Busch Gesellschaft Hannover 71 28 42 Hannover 2009 Tierfiguren als Sinnbilder an der Fassade des Neuen Rathauses in Hannover Hann Geschichtsblatter NF 71 65 73 2017 Realismus und Scheinrealismus auf Bildern des 16 und 17 Jahrhunderts Naturwissenschaften 81 383 391 1994 Darstellungen artspezifischer Bewegungs und Verhaltenssituationen bei Wildtieren im 15 und 16 Jahrhundert Jb Kunsthist Sammlungen in Wien 111 S 9 17 1995 Wildtiere in der Obhut des Menschen in der Zeit vom Mittelalter bis zum 19 Jahrhundert Stud generale TiHo Hannover 5 81 108 Hannover 1987 mit Peter Muller und F Ben Zina Introduction de l Antelope Addax Addax nasomaculatus dans le Parc National de Bou Hedma Tunisie Milu Berlin 7 Sonderheft S 30 34 1989Weitere Bucher BearbeitenMit Erich Tylinek Schimpansenkinder Wittenberg Lutherstadt 1963 Auf Safari in Europa Meine Streifzuge durch Europas Zoologische Garten Hannover 1965 Lebensraum Zoo Tierparadies oder Gefangnis Freiburg 1977 als Hrsg Der Zoo Hannover stellt sich vor Hannover 1990 Mit Sigrid Dittrich und Ingrid Faust Das Bild der Giraffe Hannover 1993 Mit Dietrich von Engelhardt und Annelore Rieke Muller Hrsg Die Kulturgeschichte des Zoos Berlin 2001Literatur BearbeitenWolfgang Gewalt Lothar Dittrich wird 60 Zool Garten N F 62 S 201 204 1992 Michael Boer Hans Peter Brandt Joachim Hamann Lothar Dittrich 70 Jahre TiHo Anzeiger 5 S 9 Hannover 2002 Mustafa Haikal Jorg Junhold Auf der Spur des Lowen 125 Jahre Zoo Leipzig Leipzig 2003 Bernhard Blaszkiewitz Lothar Dittrich und Der Zoologische Garten Zool Garten N F 81 S 264 266 2012Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lothar Dittrich im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Veroffentlicht in Gegenbaurs Morphologisches Jahrbuch 101 1960Normdaten Person GND 128179031 lobid OGND AKS LCCN n85806896 VIAF 15009992 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dittrich LotharKURZBESCHREIBUNG deutscher Zoologe Zoodirektor und AutorGEBURTSDATUM 20 April 1932GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 6 August 2021STERBEORT Hannover Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Dittrich amp oldid 234901252