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Lothar Erwin Lutze 24 September 1940 in Schneidemuhl 6 April 2021 in Bad Kreuznach 1 war ein Mitarbeiter des Bundesministeriums der Verteidigung und inoffizieller Mitarbeiter der Hauptverwaltung Aufklarung HV A des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS der Deutschen Demokratischen Republik DDR Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bewertung und Folgen des Spionagefalls 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLutze war vom 1 April 1960 bis zum 31 Marz 1964 Soldat auf Zeit der Bundeswehr und wurde wahrenddessen als inoffizieller Mitarbeiter fur die DDR Auslandsspionage angeworben 2 Anschliessend war er bei unterschiedlichen Arbeitgebern tatig Am 29 September 1972 heiratete er Renate Lutze geborene Uebelacker die er im selben Jahr ebenfalls fur die HV A anwarb und die im Bundesministerium der Verteidigung als Chefsekretarin des Leiters der Sozialabteilung arbeitete Am 1 Februar 1973 vermutlich auf Vermittlung seiner Frau wurde auch Lothar Erwin Lutze im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn Angestellter Zunachst war er Burohilfskraft im Referat P III 7 der Personalabteilung Das Referat war zustandig fur Offiziere der technischen Truppe und Offiziere im Nachschub und Transportwesen Lutze war im Referat betraut mit Buroarbeiten wie Auszeichnung und Weiterleitung des Posteingangs Uberwachen der Terminsachen und Wiedervorlagen Berichtigung von Vorschriftensammlungen und Ahnlichem Am 24 Mai 1973 wurde fur ihn die Sicherheitsuberprufung der Stufe I beantragt Am 1 Juni 1973 stieg Lutze von Vergutungsgruppe VIII nach VII Bundesangestelltentarifvertrag BAT auf Den Sicherheitsbescheid der Stufe I erteilte das Amt fur Sicherheit der Bundeswehr am 2 August 1974 Zum 1 Januar 1975 wurde er aufgrund einer Bewerbung fur eine Stellenausschreibung Hilfssachbearbeiter im Referat III 3 der Rustungsabteilung Das Referat war zustandig fur wirtschaftliche Angelegenheiten Betriebe und Brennstoffe Pipelines Sanitats und Quartiermeistermaterial und fur die Vorbereitung von Beschaffungsprogrammen Dort fuhrte er die fremdsprachige NATO Pipeline Dokumentation stellte Unterlagen fur die monatlichen Ausschusssitzungen des Central European Pipeline Policy Committee CEPPC zusammen wirkte bei der Auswertung der Dokumentation und von Sitzungsberichten sowie bei der Bewirtschaftung von Haushaltsmitteln mit und verwaltete ab dem 30 Januar 1975 Verschlusssachen der Geheimhaltungsgrade GEHEIM US SECRET und NATO SECRET Mit Wirkung vom 1 Februar 1975 stieg er in die Vergutungsgruppe VI b BAT auf Lutze seine Ehefrau Renate und Jurgen Wiegel der zuletzt in der Geheim Registratur der Rustungsabteilung des Fuhrungsstabes der Marine tatig war bildeten einen Spionagering Bei der Verhaftung des Agentenehepaares Christine und Frank Gestner wurde ein Hinweis auf Wiegel gefunden 3 Am 2 Juni 1976 wurden die Eheleute Lutze sowie Wiegel wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententatigkeit gegen die Bundesrepublik Deutschland vorlaufig festgenommen und das Bundeskriminalamt fuhrte eine Durchsuchung ihrer Wohnungen durch Ihnen wurde vorgeworfen mehrere Jahre unter nachrichtendienstlicher Fuhrung des Agentenfuhrer Ehepaares Gerstner in Koblenz als Spione fur das MfS der DDR gearbeitet und ihren Auftraggebern Verschlusssachen aus ihren Arbeitsbereichen geliefert zu haben Darunter befanden sich vermutlich auch Plane Analysen und Berichte aus dem Bereich des NATO Pipeline Systems Verlauf und Kennzeichnung sowohl fur den Betrieb im Frieden wie fur den Verteidigungsfall Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof leitete ein Ermittlungsverfahren ein und erhob am 28 Februar 1978 Anklage wegen schweren Landesverrates Der 5 Strafsenat des Oberlandesgerichtes Dusseldorf eroffnete am 20 April 1978 die Hauptverhandlung Lutze wurde 1979 zu 12 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wovon er 11 Jahre in einer Justizvollzugsanstalt absass 1987 kam er im Rahmen eines Agentenaustauschs am Grenzubergang Wartha Herleshausen zusammen mit Otto Friedrich Schweikhardt und Alois Tomaschek frei 2 4 5 Lutzes Frau Renate wurde zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt kam aber bereits 1981 frei ebenfalls durch einen Agentenaustausch Im September 2020 begluckwunschte die kommunistisch sozialistische Zeitschrift Rotfuchs den Jubilar Lutze 6 Am 6 April 2021 verstarb Lutze und wurde am 13 August 2021 im Ruheforst von Waldalgesheim bestattet 7 Er fuhrte den Decknamen Charly III XV 2194 66 1 8 Bewertung und Folgen des Spionagefalls BearbeitenDer Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages erklarte sich in der 8 Legislaturperiode zum 1 Untersuchungsausschuss gemass Artikel Art 45a Absatz 2 Grundgesetz und untersuchte den Spionagefall Lutze Wiegel in den Jahren 1977 und 1978 Der Ausschuss kam zu dem Ergebnis dass der durch den Spionagefall Lutze Wiegel eingetretene Schaden fur die aussere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland auch im Vergleich mit anderen Fallen als besonders schwerwiegend anzusehen sei Durch den Verrat habe der nachrichtendienstliche Gegner einen umfangreichen und fur ihn wichtigen Einblick in die Starken und Schwachen der Verteidigungsfahigkeit der Bundesrepublik Deutschland erhalten Dieser Schaden sei zum uberwiegenden Teil irreparabel gewesen Die Angestellten Lothar Erwin Lutze Renate Lutze und Wiegel hatten dem Bericht des Untersuchungsausschusses zufolge bei ihrer dienstlichen Tatigkeit im Bundesministerium der Verteidigung Zugang zu einer grossen Zahl von Akten die als VS VERTRAULICH GEHEIM oder STRENG GEHEIM eingestuft waren Diese Unterlagen enthielten wichtige Einzelheiten uber Vorgange die fur die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland von besonderer Bedeutung waren und an denen die gegnerischen Nachrichtendienste ein hohes Interesse hatten Lutze habe zum Panzerschrank in seinem Referat jederzeit ungehindert Zugang gehabt Tagsuber habe er den regularen Schlussel fur den Panzerschrank bei sich getragen Nach Hinterlegung dieses Schlussels habe ihm ausserhalb der Dienstzeit ein Nachschlussel zur Verfugung gestanden der im Rahmen der Exekutivmassnahmen in seiner Wohnung sichergestellt worden sei An die von ihm verwalteten Verschlusssachen konnte Lutze in der Regel unkontrolliert heran sodass er sie unbemerkt mit nach Hause nehmen und dort fotografieren oder wahrend der Dienstzeit im Ministerium kopieren oder fotografieren habe konnen 625 Dokumente aus dem Arbeitsbereich von Lutze mussten als kompromittiert gelten Lothar Lutze Renate Lutze und Jurgen Wiegel hatten mit verhaltnismassig einfachen Mitteln im Bundesministerium der Verteidigung einen unverhaltnismassig grossen Spionageerfolg erzielen konnen Der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr General Harald Wust reichte im Zuge des Spionagefalles seinen Rucktritt ein und wurde in den Ruhestand versetzt Der Journalist Karl Feldmeyer von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erhielt 1978 fur seinen Bericht uber den Bundeswehr Spionagefall Lutze Wiegel den vom Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger vergebenen Theodor Wolff Preis des Jahres 1978 Siehe auch BearbeitenListe deutscher Spione Liste von Spionagefallen in DeutschlandLiteratur BearbeitenWohl sehr nachlassig In Der Spiegel Nr 7 1978 spiegel de 8 Deutscher Bundestag Hrsg Beschlussempfehlung und Bericht des Verteidigungsausschusses als 1 Untersuchungsausschuss nach Artikel 45 a Abs 2 des Grundgesetzes Bonn 15 November 1978 BT Drs 8 2290 Einzelnachweise Bearbeiten a b Traueranzeige Rhein Zeitung 26 Juni 2021 abgerufen am 10 Dezember 2021 mit Foto a b West Germany exchanged three East German spies at a United Press International 1 April 1987 abgerufen am 10 Dezember 2021 Der Spionagefall Lutze Wiegel und der Rucktritt von Verteidigungsminister Georg Leber 1978 In Militargeschichte Zeitschrift Bundeswehr Nr 2 2016 S 8 Klaus Eichner Gotthold Schramm Hrsg Top Spione im Westen Spitzenquellen der DDR Aufklarung erinnern sich 3 Auflage Das Neue Berlin Berlin 2016 ISBN 978 3 360 01310 1 S 10 Medienmitschnitte verschiedener Rundfunk und Fernsehanstalten der BRD In Bundesarchiv Abgerufen am 10 Dezember 2021 Herzliche Gluckwunsche unseren Jubilaren des Monats September In Rotfuchs 2020 S 15 rotfuchs net PDF Sein Kundschafterherz hat am 6 4 2021 aufgehort zu schlagen In Traditionsverband NVA e V Soldaten fur den Frieden Facebook 16 August 2021 abgerufen am 10 Dezember 2021 Thomas Wegener Friis East German Espionage in Denmark In Kristie Macrakis Thomas Wegener Friis Helmut Muller Enbergs Hrsg East German Foreign Intelligence Myth Reality and Controversy Studies in Intelligence 1 Auflage Routledge New York 2010 ISBN 978 0 415 66459 2 S 150 Normdaten Person GND 128648805 lobid OGND AKS VIAF 23197834 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lutze Lothar ErwinALTERNATIVNAMEN Lutze Lothar Erwin Charly Charly IIIKURZBESCHREIBUNG deutscher Spion des Ministeriums fur StaatssicherheitGEBURTSDATUM 24 September 1940GEBURTSORT SchneidemuhlSTERBEDATUM 6 April 2021STERBEORT Bad Kreuznach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Erwin Lutze 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