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Dieser Artikel behandelt die biologische Ordnung der Lobata zum sao tomeischen Distrikt siehe Lobata Sao Tome und Principe Die Lobata sind eine biologisch bedeutsame Ordnung von Rippenquallen Ctenophora aus der Klasse Tentaculata Sie zeichnen sich durch ihre muskulosen Mundlappen aus die an Stelle der bei anderen Rippenquallen bevorzugt benutzten Tentakel zum Beutefang eingesetzt werden LobataBathocyroe fosteriSystematikohne Rang Holozoaohne Rang Vielzellige Tiere Metazoa ohne Rang Gewebetiere Eumetazoa Stamm Rippenquallen Ctenophora Klasse TentaculataOrdnung LobataWissenschaftlicher NameLobataEschscholtz 1825 Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Fortbewegung und Ernahrung 4 Fortpflanzung 5 Einfluss von Lobata in fremden Okosystemen 6 Stammesgeschichte 7 Systematik 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksAufbau BearbeitenDie Korperform der bis zu 25 Zentimeter grossen Lobata wird durch drei senkrecht aufeinander stehende Achsen beschrieben die Korperlangsachse zwischen Mund und Gleichgewichtsorgan die tentakulare Achse als Verbindungsachse der beiden Tentakelscheiden und die pharyngeale Achse senkrecht dazu Die tentakulare Achse ist kurzer als die pharyngeale Achse so dass sich ein ovaler Querschnitt ergibt Zwei grosse muskeldurchzogene Mundlappen flankieren den stielformig vorstehenden Mund und die beiden auf der Mundseite gelegenen Tentakel die je nach Art unterschiedlich deutlich ausgepragt und in der Gattung Ocyropsis sogar ganz abwesend sind Auf diese Weise entsteht zwischen der Mundseite und den beiden Mundlappen eine schirmartige Hohlung wie sie auch bei den nicht verwandten Quallen der Nesseltiere zu finden ist An den beiden Tentakelscheiden entspringen je zwei langgezogene Vertiefungen in der Korperwand die aurikularen Furchen die uber die Schirmunterseite nach aussen je zu einem Mundlappen hinlaufen und mit langen Faden den Tentillen besetzt sind Diese tragen zahlreiche Klebekorperchen Colloblasten die zum Beutefang dienen Die wie bei allen Rippenquallen von der Statocyste dem Gleichgewichtsorgan am mundabgewandten Ende ausgehenden Kammrippen lassen sich in zwei Gruppen einteilen Je zwei von ihnen laufen parallel in die beiden Mundlappen links und rechts des Mundes hinein die vier anderen verlaufen senkrecht dazu annahernd in der Tentakelebene und setzen sich mundseitig in vier kegelformigen Korperanhangen den Aurikeln fort die aber statt Kammplattchen lange Geisseln tragen Eine Besonderheit der Lobata ist es dass sich auf allen Kammrippen zwischen den einzelnen Plattchen eine mit Geisseln besetzte Furche befindet die vermutlich auf mechanische Weise das Schlagsignal der Statocyste weiterleitet Auch Beschadigungen der Kammrippen konnen so relativ schnell behoben werden Letzteres konnte fur die auf aktive Fortbewegung angewiesenen Lobata der entscheidende Grund fur die Ausbildung dieser Innovation gewesen sein Das vom zentral gelegenen Magen ausgehende Kanalsystem besteht aus zwei paragastrischen Kanalen die an den beiden Schlundseiten entlang zum Mundende laufen sowie vier zum mundabgewandten Ende nach aussen laufenden Transversalkanalen Diese teilen sich Y formig auf und setzen sich in den Meridionalkanalen fort die unterhalb der Kammrippen zum Mundende laufen und dabei in zwei Schleifensystemen auch die Mundlappen durchqueren Sie vereinigen sich in einem zirkumoralen also um den Mund herum gelegenen Ringkanal mit den Enden der paragastrischen Kanale Verbreitung und Lebensraum BearbeitenLobata Arten bilden einen wichtigen Bestandteil des Meeresplanktons und kommen weltweit in allen Meeresgewassern vor Sie leben allesamt pelagisch also im freien Wasser Fortbewegung und Ernahrung BearbeitenLobata schwimmen mit der Mundseite voran obwohl sie dazu unterstutzend ihre Kammrippen einsetzen kommt der Vortrieb hauptsachlich durch Wellenbewegungen ihrer muskulosen Mundlappen und Aurikeln zustande Die auf den vier Aurikeln sitzenden Geisseln erzeugen eine Wasserstromung durch die Beute wie Fischlarven kleine Krebse und anderes Zooplankton um diese herum uber die ausgestreckten Tentillen der aurikularen Tentillenbander geleitet wird wo sie an den durch Beruhrung aktivierten Colloblasten hangenbleibt und dann zum Mund transportiert wird Die Aurikeln erzeugen nicht nur den zum Mund hingeleiteten Nahrungsstrom sondern sind anscheinend auch zur Wahrnehmung in der Nahe befindlicher Beute befahigt und konnen die Stromungsrichtung des Wassers entsprechend aktiv steuern Lobata Rippenquallen zeigen damit ein grosseres Verhaltensrepertoire als man bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts fur moglich gehalten hatte Das zum Beutefang eingesetzte System der Mundlappen und Aurikeln kann als Alternative zu den Tentakeln angesehen werden Im Gegensatz zu diesen ermoglicht es die ununterbrochene Nahrungsaufnahme von passiv im Wasser schwebender oder nur langsam schwimmender Beute aus dem Mikro und Mesozooplankton Anders als die zweite grossere Gruppe von Rippenquallen die Cydippida die in einem als Spin Capture bezeichneten Vorgang immer erst ihre Tentakel einziehen und durch eine Drehung ihres Korpers zum Mundende bringen mussen sind sie daher eher auf kleinere Beute spezialisiert Als Folge treten sie mit den Cydippida kaum in Nahrungskonkurrenz sondern konnen durch ihre alternative Strategie mit diesen koexistieren Von manchen Wissenschaftlern wird dies als selektiver Vorteil angesehen der die stammesgeschichtliche Entstehung der Lobata aus Cydippida ahnlichen Vorfahren begunstigt hat Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Larve einer Bolinopsis RippenqualleLobata pflanzen sich ausschliesslich auf sexuelle Weise fort Die meisten sind Zwitter besitzen also sowohl mannliche als auch weibliche Keimdrusen Selbstbefruchtung spielt dennoch wahrscheinlich nur bei den Arten der Gattung Mnemiopsis eine grosse Rolle Oft werden erst die mannlichen und dann die weiblichen Keimzellen ins Wasser abgegeben wo die Befruchtung stattfindet Die weitere Entwicklung lauft uber ein Cydippea Stadium das wie eine Miniaturversion einer Cydippida Rippenqualle aussieht aber noch keine Mundlappen hat Da sich die Jungtiere weder im Lebensraum noch im Aussehen wesentlich von den Erwachsenen unterscheiden spricht man meist nicht von einer Larve die Entwicklung ist also direkt Bei den Arten der Gattung Ocyropsis treten die Geschlechtsorgane im Gegensatz zu allen anderen Rippenquallen immer getrennt auf es lassen sich also mannliche und weibliche Individuen unterscheiden Ein bemerkenswertes Phanomen dass bei einigen Lobata Arten auftritt ist die so genannte Dissogenie Einige Jungtiere werden vorzeitig geschlechtsreif und beginnen mit der Produktion von Keimzellen im Laufe der weiteren Entwicklung bilden sich ihre Keimdrusen jedoch zuruck um erst in der Erwachsenenphase wiederzukehren Einfluss von Lobata in fremden Okosystemen BearbeitenIm Jahr 1982 wurde die Lobata Art Mnemiopsis leidyi erstmals im vorher nicht von Rippenquallen besiedelten Schwarzen Meer beobachtet wohin sie vermutlich mit dem Ballastwasser von Schiffen gelangt war die zuvor die Gewasser des nordwestlichen Atlantik durchquert hatten Ohne naturliche Feinde explodierte die Population wenige Jahre spater und vertilgte nicht nur zahlreiche Fischeier und larven sondern verdrangte auch erfolgreich innerhalb von nur zehn Jahren alle Nahrungskonkurrenten um die Planktonbestande so dass insbesondere die Sardellen Fischerei vollkommen zusammenbrach Die Vorteile von Mnemiopsis leidyi bestanden anscheinend nicht nur darin ihre Konkurrenten schon im Ei oder Larvenstadium vertilgen zu konnen sondern auch in der fruher begonnenen Nahrungsaufnahme so dass das vorhandene Zooplankton mengen und artenmassig bereits erheblich reduziert war wenn die verbliebenen Fischlarven schliesslich zu erwachsenen Tieren herangereift waren Erst mit dem zusatzlichen Auftreten einer weiteren auf Mnemiopsis leidyi als Beutetier spezialisierten Rippenqualle Beroe ovata im Jahre 1997 gelangte das Okosystem wieder ins Gleichgewicht dennoch ist seitdem das Schwarze Meer mit zwei ortsfremden Arten besiedelt Ein ahnliches Phanomen ist zu Beginn des 21 Jahrhunderts im Kaspischen Meer zu beobachten wohin Mnemiopsis leidyi 1998 oder 1999 vermutlich im Ballastwasser von Schiffen gelangte die den Wolga Don Kanal befahren Inzwischen ist sie auch in die westl Ostsee verschleppt worden wie Funde im Oktober 2006 in der Kieler Forde belegen Stammesgeschichte BearbeitenFossilien die den Lobata zugeordnet werden konnen sind bis heute nicht bekannt so dass die stammesgeschichtlichen Verwandtschaftsverhaltnisse allein aus dem Vergleich mit anderen modernen Rippenquallen erschlossen werden mussen Eine vorlaufige molekulargenetische Studie ergab dass eine Gruppe aus den Lobata zusammen mit den Cestida und den Thalassocalycida ein monophyletisches Taxon bildet also alle Nachkommen des letzten gemeinsamen Vorfahren dieser Tiere umfasst Morphologische Eigenheiten der Ganeshida einer Ordnung die in die vorbenannte Studie nicht einbezogen wurde deuten darauf hin dass auch dieses Taxon moglicherweise in denselben Verwandtschaftskreis gehort Systematik Bearbeiten nbsp Die Meerwalnuss Mnemiopsis leidyi nbsp Leucothea pulchraOb die Lobata selbst ein monophyletisches Taxon darstellen ist noch nicht geklart moglicherweise sind einige Lobata Arten enger mit Rippenquallen aus der Ordnung Thalassocalycida verwandt als mit anderen Lobata Arten In diesem Falle ware das Taxon Lobata paraphyletisch umfasste also nicht alle Nachkommen der Stammart Die folgende Aufstellung Stand 25 April 2017 nennt die derzeit validen Familien Gattungen und Arten der Lobata nach der Aufstellung von Claudia E Mills University of Washington USA 1 Ordnung Lobata Eschscholtz 1825 Familie Bathocyroidae Harbison amp Madin 1982 Gattung Bathocyroe Madin amp Harbison 1978 Bathocyroe fosteri Madin amp Harbison 1978 Bathocyroe longigula Horita Akiyama amp Kubota 2011 Bathocyroe paragaster Ralph amp Kaberry 1950 Familie BolinopsidaeBigelow 1912 Gattung Bolinopsis L Agassiz 1860 Bolinopsis ashleyi Gershwin Zeidler amp Davie 2010 Bolinopsis chuni von Lendenfeld 1884 Bolinopsis elegans Mertens 1833 Bolinopsis indosinensis Dawydoff 1946 Bolinopsis infundibulum O F Muller 1776 Bolinopsis mikado Moser 1907 Bolinopsis ovalis Bigelow 1904 Bolinopsis rubripunctata Tokioka 1964 Bolinopsis vitrea L Agassiz 1860 Gattung Lesueuria Milne Edwards 1841 Lesueuria hyboptera A Agassiz 1865 Lesueuria pinnata Ralph amp Kaberry 1950 Lesueuria tiedemanni Eschscholtz 1829 Lesueuria vitrea Milne Edwards 1841 Gattung Mnemiopsis L Agassiz 1860 Mnemiopsis gardeni L Agassiz 1860 Mnemiopsis leidyi A Agassiz 1865 Familie Leucotheidae Krumbach 1925 Gattung Leucothea Mertens 1833 Leucothea filmersankeyi Gershwin Zeidler amp Davie 2010 Leucothea japonica Komai 1918 Leucothea multicornis Quoy amp Gaimard 1824 Leucothea ochracea Mayer 1912 Leucothea pulchra Matsumoto 1988 Familie Ocyropsidae Harbison amp Madin 1982 Gattung Alcinoe Rang 1828 Alcinoe rosea Mertens 1833 Alcinoe vermicularis Rang 1828 Gattung Ocyropsis Mayer 1912 Ocyropsis crystallina Rang 1827 Ocyropsis fusca Rang 1827 Ocyropsis maculata Rang 1827 Ocyropsis pteroessa Bigelow 1904 Ocyropsis vance Gershwin Zeidler amp Davie 2010 Familie Eurhamphaeidae L Agassiz 1860 Gattung Eurhamphaea Gegenbaur 1856 Eurhamphaea chamissonis Eschscholtz 1829 Eurhamphaea heteroptera Chamisso amp Eysenhardt 1821 Eurhamphaea kuhlii Eschscholtz 1829 Eurhamphaea schweiggeri Eschscholtz 1829 Gattung Deiopea Chun 1879 Deiopea kaloktenota Chun 1879 Gattung Kiyohimea Komai amp Tokioka 1940 Kiyohimea aurita Komai amp Tokioka 1940 Kiyohimea usagi Matsumoto amp Robison 1992 Familie Lampoctenidae Harbison Matsumoto amp Robison 2001 Gattung Lampocteis Harbison Matsumoto amp Robison 2001 Lampocteis cruentiventer Harbison Matsumoto amp Robison 2001 Familie Lobatolampeidae Horita 2000 Gattung Lobatolampea Horita 2000 Lobatolampea tetragona Horita 2000Arten der Lobata incertae sedis Axiotima gaedii Eschscholtz 1829 Calya trevirani Eschscholtz 1829Literatur BearbeitenG R Harbison R L Miller Not all ctenophores are hermaphrodites Studies on the systematics distribution sexuality and development of two species of Ocyropsis in Journal of Marine Biology 90 1986 S 413 G I Matsumoto G R Harbison In situ observations of foraging feeding and escape behaviour in three orders of oceanic ctenophores Lobata Cestida and Beroida in Journal of Marine Biology 117 1993 S 279 T A Shiganova Invasion of the Black Sea by the ctenophore Mnemiopsis leidyi and recent changes in pelagic community structure in Fisheries Oceanography Blackwell Science Oxford 1997 1998 S 305 ISSN 1365 2419Einzelnachweise Bearbeiten Phylum Ctenophora list of all valid species names by Claudia E Mills abgerufen am 25 April 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lobata Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 19 August 2004 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lobata amp oldid 228292899