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Lilly Wachter geboren als Lilli Schuster am 26 Juni 1899 in Karlsruhe 1 gestorben 20 Dezember 1989 in Buhl 2 war eine deutsche Sozialdemokratin und Funktionarin des Demokratischen Frauenbunds Deutschlands Sie wurde 1952 aus der SPD ausgeschlossen nachdem sie wegen verschiedener Veroffentlichungen uber US amerikanische Kriegsverbrechen im Koreakrieg von einem amerikanischen Militargericht zu einer Geld und Haftstrafe verurteilt worden war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Engagement im Demokratischen Frauenbund 3 Reise nach Korea Verurteilung und Haft 4 Wurdigungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLilly Wachter wurde als uneheliches Kind geboren Ihre Mutter Sophie Schuster 1878 1944 heiratete am 1 August 1907 den Hilfsarbeiter Moses Moritz Steigerwald 1870 1944 Aus der Ehe ging Lillys Halbbruder Feist Ferdinand 1908 1939 hervor Sophie Moses Moritz und Feist Ferdinand Steigerwald kamen wegen ihrer judischen Herkunft in verschiedenen Konzentrationslagern ums Leben Lillys Stiefvater im KZ Theresienstadt ihre Mutter im KZ Auschwitz und ihr Halbbruder im KZ Buchenwald 3 Lilly Wachter wurde 1923 gemeinsam mit ihren Eltern Mitglied der SPD Als junge Frau lebte sie zunachst in Rastatt wo sie wahrend der nationalsozialistischen Herrschaft als Halbjudin oft verhaftet und misshandelt wurde 4 5 6 Bis zum Zweiten Weltkrieg war sie als Kontoristin angestellt wurde spater aber dienstverpflichtet und arbeitete in einer Fabrik 7 Sie war ab 1951 verheiratet und Hausfrau Ihr Ehemann arbeitete als Buchhalter 8 Engagement im Demokratischen Frauenbund BearbeitenIm Jahr 1950 wurde in Westdeutschland der Demokratische Frauenbund Deutschlands DFD gegrundet Impulse dazu gingen vom Internationalen Frauentag IF aus der im Fruhjahr 1950 in Ost Berlin stattgefunden hatte Die nordrhein westfalischen Frauen des IF Vorbereitungskomitees fuhrten bereits am 1 und 2 April des Jahres eine Grundungsversammlung durch die den DFD Landesverband Nordrhein Westfalen ins Leben rief Es folgen weitere westdeutsche Landesverbande des sich als gesamtdeutsch bezeichnenden Frauenverbandes 9 Begrundet wurde der Zusammenschluss folgendermassen In der grossen Bewegung zum Internationalen Frauentag entstand der Wille auch in Westdeutschland eine grosse demokratische Frauenorganisation zu grunden die alle Frauen ohne Unterschied der Parteizugehorigkeit der Weltanschauung und der Konfession erfasst und die ein Teil des grossen Demokratischen Frauenbund es Deutschland sein soll 10 Lilly Wachter schloss sich dem DFD an wurde als mutige Friedenskampferin Mitglied des Prasidiums 11 und war ab Juli 1953 Vorsitzende der Organisation Dieses Amt hatte sie bis zum Verbot des DFD im April 1957 inne 12 Danach zog sich aus dem offentlichen Leben zuruck Reise nach Korea Verurteilung und Haft BearbeitenBesondere Bekanntheit erlangte Lilly Wachter als Mitglied einer Delegation der Internationalen Demokratischen Frauenfoderation IDFF die 1951 in Korea weilte 13 Anlass der Reise fur die sie Gerda Weber Geschaftsfuhrerin des westdeutschen DDF und Ehefrau des FDJ Funktionars Hermann Weber angeworben hatte war der seit 1950 andauernde Koreakrieg Hierzu hatte die IDFF im Vorfeld eine Erklarung verfasst in der die Graueltaten an der Zivilbevolkerung Koreas angeprangert wurden 14 Gemeinsam mit 20 Frauen aus 18 Landern uber die Sowjetunion und China reiste Lilly Wachter im Mai 1951 nach Nordkorea Nach der Ruckkehr berichtete Wachter uber Kriegsverbrechen der amerikanischen und sudkoreanischen Soldaten an der Bevolkerung Nordkoreas 15 In zwei gleichlautenden Vortragen die sie in Heidelberg und in Ludwigshafen hielt schlussfolgerte sie unter anderem sinngemass Man muss den Krieg hassen der die jungen Manner zu solchen Graueltaten fahig macht denn auch amerikanische Mutter bringen keine Morder zur Welt Fur die amerikanischen Besatzungsbehorden war sie eine kommunistische Propagandarednerin 16 und wurde unter anderem deshalb im September 1951 in Stuttgart verhaftet und schliesslich angeklagt Grundlage dafur war ein Beschluss des amerikanischen Gerichts der Alliierten Hohen Kommission Die britische Feministin und Labour Abgeordnete Monica Felton trat als Zeugin auf und Denis Nowell Pritt als Verteidiger Im Prozess ging es nicht um die Frage ob die von Wachter verbreiteten Berichte vom koreanischen Kriegsschauplatz der Wahrheit entsprachen Auf die Forderung ihres Anwalts die Berichte zu uberprufen antwortete Richter Clark Man sagt die Wahrheit tut oft weh Ein Staat kann sich auch durch die Wahrheit verletzt fuhlen Wenn ein Staat verbieten will dass er durch die Wahrheit verletzt wird hat er ein Recht dazu das zu tun 17 Wachter wurde wegen Sabotage und Aufruhr zum Nachteil der alliierten Streitkrafte zu 15 000 DM und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt Durch Anrechnung der Untersuchungshaft kam sie nach drei Monaten wieder frei Mit ihrer Verurteilung wurde 1952 Wachters Ausschluss aus der SPD begrundet Gegen die Verhaftung den Prozess und die Verurteilung Lilly Wachters kam es in der DDR aber auch in der Bundesrepublik zu zahlreichen Protesten und Solidaritatsbekundungen darunter von Wilhelmine Schirmer Proscher Helene Weigel Erich Weinert und Hedda Zinner 18 Die KPD Fraktion des 1 Deutschen Bundestags beantragte am 19 September 1951 die Bundesregierung zu beauftragen unverzuglich bei dem USA Vertreter in der Alliierten Hohen Kommission Herrn Mc Cloy die sofortige Einstellung des vor dem Militargericht der USA Besatzungs macht in Stuttgart anhangig gemachten Verfahrens gegen die Ehefrau Lilly Wachter Stuttgart zu fordern 19 Nachdem im Januar 1952 in Frankfurt das Berufungsverfahren gegen Lilly Wachter stattgefunden hatte waren die Reaktionen auf den Prozess gegen die Hausfrau aus Rastatt sogar international 20 Der DDR Anwalt Friedrich Karl Kaul fertigte uber den Prozessverlauf ein umfangreiches Protokoll an das 1952 unter dem Titel Ich sagte die Wahrheit Lilly Wachter ein Vorbild der deutschen Frauen im Kampf um den Frieden veroffentlicht wurde 21 Wurdigungen BearbeitenWahrend Lilly Wachters Engagement in Westdeutschland nur in kommunistischen sozialistischen und Pazifistenkreisen gewurdigt wurde stellte man sie in der DDR offiziell als Friedenskampferin und Martyrerin der westdeutschen Friedensbewegung vor 22 Das geschah vor allem durch zahlreiche Veroffentlichungen der sozialistischen Presse Ausserdem wurden verschiedene Organisationen und Einrichtungen nach ihr benannt wobei die Schreibung ihres Vornamens nicht immer einheitlich war Dazu gehorten das Kinderheim Lilly Wachter in Berlin Oberschoneweide Griechische Allee 23 die Kinderkrippe Lilli Wachter im thuringischen Sommerda 24 die Entroster Frauenbrigade im VEB Abus Leipzig 25 und der Lilly Wachter Fond dessen Gelder unter anderem durch verschiedenfarbige Spendenmarken aufgebracht wurden Sie hatten unterschiedliche Werte 0 20 0 50 und 1 00 Mark und trugen die Aufschrift Korea Lilly Wachter klagt an 26 Auch Ansichtskarten mit ihrem Konterfei wurden gedruckt Sie trugen zum Beispiel die Aufschrift Lilly Wachter mahnt Kampft fur den Frieden 27 Von der nordkoreanischen Regierung erhielt sie fur ihren Einsatz den Staatsbannerorden I Klasse 28 Literatur BearbeitenUrsula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 320 02210 5 Texte der Rosa Luxemburg Stiftung 65 PDF Datei Hermann und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten Christian Links Berlin 2006 ISBN 3 86153 405 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ingeborg Nodinger Frauen gegen Wiederaufrustung Der Demokratische Frauenbund Deutschland im antimilitaristischen Widerstand 1950 1957 Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1983 ISBN 978 3 88012 667 1 S 75ff Der Fall Lilly Wachter Friedrich Karl Kaul Ich sagte die Wahrheit Lilly Wachter ein Vorbild der deutschen Frauen im Kampf um den Frieden Berlin 1952Einzelnachweise Bearbeiten Geburtsregister StA Karlsruhe Nr 1388 1899 Sterberegister StA Buhl Nr 290 1989 Bruder Schonfeld Forum de Juden siehe unter Dornigheim fruher Haus Nr 126 und Nr 23 eingesehen am 13 Juni 2022 Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 S 33 Landesamt fur die Wiedergutmachung Aussenstelle Freiburg Signatur F 196 2 Nr 1178 Wachter Lilly geb Schuster Die Synagoge in Rastatt Kreisstadt Neues Deutschland 8 Marz 1952 S 4 Hermann und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten Ch Links Verlag Berlin 2006 S 80 Hermann und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten S 105 Ingeborg Nodinger Frauen gegen Wiederaufrustung Der Demokratische Frauenbund Deutschland im antimilitaristischen Widerstand 1950 1957 Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1983 ISBN 978 3 88012 667 1 S 40f Hermann und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten S 105 Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 S 35 Hermann und Gerda Weber Leben nach dem Prinzip links Erinnerungen aus funf Jahrzehnten S 79f Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 S 33 Wolfgang Runge Vor 60 Jahren Westdeutsche Jagd auf linke Sozialdemokraten In redglobe de 8 Februar 2013 abgerufen am 29 Mai 2016 Zitate nach Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 S 33f Zitiert nach Ingeborg Nodinger Frauen gegen Wiederaufrustung Der Demokratische Frauenbund Deutschland im antimilitaristischen Widerstand 1950 1957 Verlag Marxistische Blatter Frankfurt am Main 1983 S 75 Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD Dokumenten DEFA Dokumentarfilmen und soziologischen Befragungen Karl Dietz Verlag Berlin 2009 S 34 Archiv org Bundestagsdrucksache 01 2578 eingesehen am 24 Juni 2022 Ursula Schroter DFD West Exkurs zu Lilli Wachter S 31 35 In Ursula Schroter Renate Ullrich und Rainer Ferchland Patriarchat in der DDR Nachtragliche Entdeckungen in DFD 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