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Leonhard Roth auch Leo genannt 28 Mai 1904 in Saldenburg wahrscheinlich 22 Juni 1960 bei Braz Vorarlberg war ein deutscher katholischer Priester Dominikaner mit dem Ordensnamen Korbinian und als Haftling Pfleger im KZ Dachau Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus war er Seelsorger in Dachau und machte sich als Delegierter der KZ Priester des Comite International de Dachau um die Errichtung der KZ Gedenkstatte Dachau verdient Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nach Kriegsende 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRoth Sohn des Braumeisters Joseph Roth und dessen Ehefrau Anna geb Riss wuchs in einem konservativen katholischen Elternhaus auf Ebenso wie seine Bruder Franz 1899 1985 und Joseph 1897 1941 wurde er katholischer Priester Er besuchte zunachst das Missions Seminar in der Abtei Schweiklberg und schloss im Marz 1924 seine Schullaufbahn am Ordensgymnasium der Dominikanerprovinz Teutonia in Vechta mit dem Abitur ab Beim Dominikanerorden der Ordensprovinz Teutonia erhielt er den Ordensnamen Korbinian wurde am 26 September 1924 eingekleidet und nach geistlichen Studien in Walberberg sowie Dusseldorf Anfang August 1931 zum Priester geweiht 1 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Anmeldeformular von Leonhard Roth als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager DachauRoth war als Seelsorger und Leiter des Thomaskreises fur Jungakademiker tatig und wurde im November 1935 nach einer Wahl Prior des neuen Studienkonventes in Walberberg Kritische Predigten und Vortrage brachten den rhetorisch begabten und bekannten Roth schliesslich in Konflikt mit dem NS Regime Im Rahmen der Sittlichkeitsprozesse gegen Ordensangehorige und Priester im Nationalsozialismus wurde auch Roth verdachtigt strafbare homosexuelle Handlungen nach dem 175 StGB begangen zu haben 2 Roth fluchtete daraufhin am 29 Januar 1937 in die Schweiz beteuerte von dort aus seine Unschuld und wurde Ende Juni 1937 dennoch aus dem Dominikanerorden ausgeschlossen Das Landgericht Bonn verurteilte Roth aufgrund sittlicher Verfehlungen Anfang September 1937 zu zwei Jahren Haft In Konstanz wurde Roth am 5 Marz 1941 nachdem er von den Schweizer Behorden abgeschoben wurde von der deutschen Grenzpolizei festgenommen Die zweijahrige Haftstrafe verbrachte er in der Haftanstalt Rottenburg am Neckar und wurde wenige Wochen nach der Haft am 21 Mai 1943 als Haftling in das KZ Dachau eingewiesen wo er die Haftlingsnummer 47 968 erhielt 1 Er bekam fur einen geistlichen Haftling ungewohnlich den schwarzen Winkel der ihn auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei als asozialen Haftling kennzeichnen sollte 3 Er war dadurch besonderen Schikanen der Lager SS ausgesetzt Aufgrund seines helfenden und pflegerischen Einsatzes war er unter den Mithaftlingen hoch geachtet Gemeinsam mit 14 weiteren inhaftierten Geistlichen pflegte er ab November 1944 freiwillig an Fleckfieber erkrankte Mithaftlinge Nur ein weiterer Geistlicher und er infizierten sich nicht mit Fleckfieber und uberlebten diesen Einsatz Am 29 April 1945 erlebte Roth die Befreiung des KZ Dachau durch die US Armee 4 Nach Kriegsende Bearbeiten Roth betreute weiterhin die im Lager verbliebenen kranken Haftlinge und war auch seelsorgerisch tatig Als das ehemalige Konzentrationslager nach der Befreiung durch die US Armee zum Internierungslager Dachau umfunktioniert wurde kummerte sich Roth nach seiner Berufung seelsorgerisch um die inhaftierten SS Manner Er verabreichte zahlreichen zum Tode Verurteilten SS Mannern vor ihrer Hinrichtung die Sakramente Uber 1300 Inhaftierte fanden durch sein Wirken zur Kirche zuruck Zudem liess er von ehemaligen SS Angehorigen dort eine Lagerkirche errichten 5 Der Wiedereintritt in die Dominikanerprovinz Teutonia wurde ihm zunachst verwehrt Erst 1947 wurde er rehabilitiert Beauftragt von der Erzdiozese Munchen betreute er ab 1948 als Kurat Fluchtlinge und Vertriebene die nun im Lager untergebracht waren Seine Tatigkeit brachte ihn jedoch Anfang der 1950er Jahre an seine physischen und psychischen Grenzen so dass er Mitte Oktober 1953 Ende Juni 1955 und erneut Mitte Dezember 1957 um seine Entpflichtung von der Lagerseelsorge bat 4 Roth setzte sich vehement bei der Stadt Dachau und dem Land Bayern fur die Errichtung einer KZ Gedenkstatte und den Erhalt des Areals auf dem ehemaligen Lagergelande in Dachau ein 6 Er setzte sich als deutscher Vertreter des Comite International de Dachau nachdem die Vertriebenen das Lager verlassen und in Wohnungen gezogen waren dafur ein das Lagerareal nicht erneut mit wohnungslosen Menschen zu belegen sondern zur KZ Gedenkstatte umzuwidmen Seine Ansichten zur guten Kameradschaft von geistlichen und kommunistischen Haftlingen im KZ Dachau und das Anprangern erneuter Karrieren ehemaliger NSDAP Mitglieder brachten Roth wahrend des politischen Klimas der 1950er Jahre auch Kritik ein So protestierte Roth offentlich gegen den Dachauer Burgermeister Hans Zauner dem er Kollaboration mit dem NS Regime vorwarf Dieser Eklat brachte Roth erhebliche Ablehnung seitens der ortlichen Bevolkerung und Presse ein Daraufhin wurde Roth von Ende Marz 1960 bis Ende Juni 1960 von seinem Posten beurlaubt mit der Option danach auf neuem Posten weiterhin seelsorgerisch tatig zu sein 4 Weihbischof Johannes Neuhausler ebenfalls ehemaliger Dachauhaftling schrieb am 30 Juli 1960 dem Pfarrer von Landeck und ersuchte um Nachricht nach dem mittlerweile vermissten Roth der sich von dort zuletzt gemeldet hatte 2 Seine Nerven sind durch die KZ Jahre und durch den Ubereifer in der Sorge um das Wohl seiner Pfarrangehorigen so uberanstrengt dass es Schwierigkeiten und Zwistigkeiten aller Art gab so dass wir ihn von seiner Aufgabe entbinden mussten und fur 3 Monate beurlaubten Nun sind wir in Sorge hat er in Verzweiflung irgend eine Untat an sich selbst verubt 7 Am 15 August 1960 wurde sein bereits verwesender Leichnam in den Klostertaler Alpen bei Braz entdeckt Sein Tod gab Anlass zu vielerlei Spekulationen in der Presse Die Todesursache Absturz galt am unwahrscheinlichsten jedoch wurde als Todesursache auch Mord in Erwagung gezogen Die Untersuchungsergebnisse deuten jedoch als wahrscheinlichere Todesursachen auf Entkraftung oder Suizid hin 1 Literatur BearbeitenElias H Fullenbach Roth Leonhard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 17 Bautz Herzberg 2000 ISBN 3 88309 080 8 Sp 1167 1171 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hans Gunter Richardi Leonhard Roth In Hans Gunter Richardi Hrsg Lebenslaufe Schicksale von Menschen die im KZ Dachau waren Dachauer Dokumente Bd 2 Verein Zum Beispiel Dachau Dachau 1990 ISBN 3 8311 2190 7 Norbert Gottler Die Akte Pater Leonhard Roth sein Leben und Sterben im Einsatz fur Gerechtigkeit und historische Wahrheit Verein Zum Beispiel Dachau Dachau 2004 Paulus Engelhardt Korbinian Leonhard Roth OP 1904 1960 und die Sittlichkeitsprozesse gegen Priester und Ordensleute in der NS Zeit In Wort und Antwort Zeitschrift fur Fragen des Glaubens Hrsg von den deutschen Dominikanern Themenheft Homosexualitat 39 Jahrgang Heft 2 April Juni 1998 S 88 91 online Comite Internationale de Dachau Barbara Distel KZ Gedenkstatte Dachau Hrsg Konzentrationslager Dachau 1933 bis 1945 Text und Bilddokumente zur Ausstellung Lipp Munchen 2005 ISBN 3 87490 750 3 Norbert Gottler Hrsg Nach der Stunde Null Stadt und Landkreis Dachau 1945 bis 1949 Dachauer Diskurse Bd 2 Herbert Utz Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 8316 0803 4 Weblinks BearbeitenLeonhard Roth auf der Homepage der Norddeutschen Provinz des Dominikanerordens Memento vom 11 Juni 2003 im Internet Archive Leonhard Roth Seite auf Englisch von Dachau Forscher H Marcuse mit vielen weiteren Links Einzelnachweise Bearbeiten a b c Elias H Fullenbach Roth Leonhard In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 17 Bautz Herzberg 2000 ISBN 3 88309 080 8 Sp 1167 1171 Artikel Artikelanfang im Internet Archive a b Paulus Engelhardt Korbinian Leonhard Roth 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Ausstellung Munchen 2005 S 218 Brief von Johannes Neuhausler an den Pfarrer von Landeck am 30 Juli 1960 Zitiert bei Paulus Engelhardt Korbinian Leonhard Roth OP 1904 1960 und die Sittlichkeitsprozesse gegen Priester und Ordensleute in der NS Zeit Memento des Originals vom 9 Mai 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dominikaner de aus Wort und Antwort Zeitschrift fur Fragen des Glaubens Hrsg von den deutschen Dominikanern Themenheft Homosexualitat 39 Jahrgang Heft 2 April Juni 1998 S 88f Normdaten Person GND 119208296 lobid OGND AKS LCCN no92007681 VIAF 5936596 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Roth LeonhardALTERNATIVNAMEN Korbinian Ordensname Roth LeoKURZBESCHREIBUNG deutscher KZ Haftling und katholischer PriesterGEBURTSDATUM 28 Mai 1904GEBURTSORT SaldenburgSTERBEDATUM unsicher 22 Juni 1960STERBEORT Braz Vorarlberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leonhard Roth Geistlicher amp oldid 217378353