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Lawrence v Texas vollstandig John Geddes Lawrence and Tyron Garner Petitioners versus Texas ist ein Gerichtsfall der bis 2003 vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten verhandelt wurde und dessen Urteil zur Aufhebung der Sodomiegesetze fuhrte Diese Gesetze hatten einvernehmlichen Analverkehr zwischen erwachsenen Mannern unter Strafe gestellt Analog hob das Urteil auch viele weitere Gesetze auf die verschiedene andere einvernehmliche sexuelle Praktiken unter Strafe gestellt hatten Dieses Urteil war fur Schwule in den Vereinigten Staaten ein Meilenstein auf dem Weg zur Emanzipation Lawrence v TexasEntschieden 26 Juni 2003Name John Geddes Lawrence and Tyron Garner v TexasZitiert 539 U S 558 2003 123 S Ct 2472 156 L Ed 2d 508 2003 U S LEXIS 5013 71 U S L W 4574 2003 Cal Daily Op Service 5559 2003 Daily Journal DAR 7036 16 Fla L Weekly Fed S 427SachverhaltKlage zweier wegen gleichgeschlechtlicher Unzucht verurteilter Manner auf Achtung der Privatsphare zustimmender ErwachsenerEntscheidungEin texanisches Gesetz welches anale Sexpraktiken zwischen zustimmenden Mannern verbietet verletzt die US amerikanische Verfassung PositionenMehrheitsmeinung Kennedy Stevens Souter Ginsburg BreyerAbweichende Meinung O ConnorMindermeinung Scalia mit Rehnquist Vorsitz und ThomasAngewandtes RechtVerfassung der Vereinigten Staaten 14 ZusatzartikelReaktionBundesweite Abschaffung der gesetzlichen Verbote gegen homosexuellen Verkehr sowie heterosexuelle Praktiken wie Oral bzw Analverkehr da sexuelle Beziehungen zwischen zustimmenden Erwachsenen sofern sie privat geschehen der schutzenswerten Privatsphare angehoren und strafgesetzlich nicht verboten werden durfen Der Fall erregte dort enormes offentliches Aufsehen und eine grosse Zahl von Aktivisten versuchte mit Eingaben Einfluss auf das Oberste Gericht zu nehmen Das Urteil stiess auf starke Ablehnung heterosexistischer Kreise aber auf grosse Zustimmung bei Homosexuellen die sich von dem Urteil deutlich mehr Freiheiten erhofften Inhaltsverzeichnis 1 Vorfall 2 Rechtsweg 2 1 Bowers v Hardwick 3 Entscheidung 3 1 Mehrheitsmeinung 3 2 Abweichendes Votum von Richterin Sandra Day O Connor 3 3 Mindermeinung 4 Folgen der Entscheidung 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorfall BearbeitenAm 17 September 1998 gegen 22 30 Uhr drangen Polizisten in die Wohnung des damals 55 jahrigen weissen Medizintechnikers John Geddes Lawrence ein und fanden Lawrence selbst und den 31 jahrigen schwarzen Imbissbudenverkaufer Tyron Garner Die Polizei war durch Robert Eubanks den gelegentlichen Partner von Lawrence gerufen worden der wahrheitswidrig am Notruf erzahlte dass Lawrence ihn und andere mit seinen Schusswaffen bedroht habe Ob ein vierter Mann zeitweilig anwesend war konnte nicht geklart werden Die Polizisten machten spater verschiedene Aussagen was sie genau gesehen hatten Einer der vier Polizisten will Analverkehr zwischen Lawrence und Garner gesehen haben einer Oralverkehr zwei hatten keine sexuellen Kontakte bemerkt Drei der vier Polizisten bemerkten ein obszones Bild an der Wohnzimmerwand 1 Analverkehr war in Texas zum damaligen Zeitpunkt strafbar gemass Chapter 21 Sec 21 06 des Texas Penal Code 2 Verstosse gegen das Verbot gleichgeschlechtlichen Analverkehrs wurden naturgemass nur sehr selten von der Polizei beobachtet Daher wurden Lawrence und Garner von den Beamten des Harris County Sheriff Department festgenommen und eine Nacht im Gefangnis festgehalten Sie kamen schliesslich gegen eine Kaution von je 200 Dollar frei Captain Don McWilliams ein Sprecher des Sheriff Departments sagte dazu In aller Offenheit ich glaube nicht dass wir jemals jemanden unter solchen Umstanden festgenommen haben Aber Gesetz ist Gesetz Wir konnen unseren Beamten doch keine Liste mitgeben mit den Gesetzen die sie durchsetzen sollen und eine Liste mit jenen von denen wir wollen dass sie sie vernachlassigen 3 Rechtsweg BearbeitenAm 20 November 1998 wurde gegen Lawrence und Garner von Friedensrichter Mike Parrott jeweils eine Strafe von 125 Dollar verhangt dagegen legten die Angeklagten Berufung beim Texas Criminal Court ein Dort argumentierten sie die Anklage verletze das im 14 Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten garantierte Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz da nur homosexueller Analverkehr mit Strafe bedroht werde nicht aber heterosexueller Daruber hinaus beklagten die Angeklagten eine Verletzung ihres Rechts auf Privatsphare Das Gericht folgte dieser Argumentation nicht und verurteilte die beiden zu je 125 Dollar Strafe zuzuglich 142 25 Dollar Gerichtskosten Gegen dieses Urteil legten Lawrence und Garner am 4 November 1999 Berufung beim Texas Fourteenth Court of Appeals ein wieder mit der Begrundung der Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes und der Verletzung der Privatsphare Die Richter John S Anderson und Paul Murphy urteilten in einem dreikopfigen Ausschuss zwar zugunsten der Angeklagten aber die Gesamtheit des Richtergremiums uberging diese Entscheidung und urteilte zu Ungunsten der Angeklagten Gegen dieses Urteil wurde am 13 April 2001 beim Texas Court of Criminal Appeals Revision eingelegt diese wurde jedoch erneut abgelehnt Danach kam der Fall am 16 Juli 2002 vor den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten Bowers v Hardwick Bearbeiten Die Entscheidungen der Untergerichte stutzten sich auf eine Entscheidung des Obersten Gerichts aus dem Jahr 1986 Im Fall Bowers v Hardwick hatte es das Sodomiegesetz von Georgia mit einer Mehrheit von funf gegen vier Stimmen fur rechtens befunden und die Berufung der Klager auf die amerikanische Verfassung als facetious drollig bezeichnet Dieses Grundsatzurteil in der Sache machte es fur den Obersten Gerichtshof besonders schwierig eine abweichende Entscheidung zu treffen Einerseits wurde damit die Rechtsauffassung und die Autoritat des Obersten Gerichtshofes angegriffen Stare decisis andererseits wurde moglicherweise eine Vielzahl ergangener Urteile revidiert werden mussen Man sorgte sich daher unter anderem um den Rechtsfrieden Entscheidung Bearbeiten nbsp Richter Kennedy verlas die Entscheidung des Gerichts Am 26 Juni 2003 erklarte der Oberste Gerichtshof mit sechs zu drei Stimmen die Sodomiegesetze fur ungultig In der Begrundung fuhrte das Gericht aus das Verbot habe das von der amerikanischen Verfassung garantierte Recht auf Privatsphare verletzt Mehrheitsmeinung Bearbeiten Der Mehrheitsmeinung des Gerichts die der Richter Anthony Kennedy formulierte schlossen sich die Richter John Paul Stevens David Souter Ruth Bader Ginsburg und Stephen Breyer an Diese Mehrheitsmeinung ubte hauptsachlich starke Kritik an der Beweisaufnahme im Fall Bowers v Hardwick Damals hatte man argumentiert dass die Verurteilung von Homosexualitat ein weit verbreiteter Konsens in der westlichen Welt und in der westlichen Geschichte gewesen sei Kennedy trat dem entgegen und zitierte unter anderem in seiner Urteilsbegrundung das Urteil im Fall Dudgeon v United Kingdom des Europaischen Gerichtshofs fur Menschenrechte von 1981 welches feststellte dass die Strafbarkeit einvernehmlicher homosexueller Handlungen einen Verstoss gegen Artikel 8 der Europaischen Menschenrechtskonvention darstellt Kennedy bezeichnete die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs im Fall Bowers v Hardwick als falsch und zwar sowohl zum Zeitpunkt des Urteils als auch heute In der Mehrheitsmeinung stellte Kennedy fest dass einvernehmliche sexuelle Handlungen unter Erwachsenen Teil jener Freiheit seien die durch den 14 Verfassungszusatz geschutzt werde Weiterhin konne der Staat Texas keine staatlichen Interessen begrunden die ein Eindringen des Staates in das personliche Privatleben der Menschen hatte rechtfertigen konnen Ruth Harlow die Anwaltin der Klager sagte in einem Interview nach der Entscheidung Das Gericht hat seinen Fehler von 1986 eingestanden und zugegeben dass die damalige Entscheidung falsch war Sie betonte dass schwule Amerikaner wie alle anderen auch den vollen Respekt des Staates und die gleichen verfassungsmassigen Rechte hatten 4 Abweichendes Votum von Richterin Sandra Day O Connor Bearbeiten Die Richterin Sandra Day O Connor stimmte zwar der Entscheidung des Gerichts zu aber mit einer anderen Begrundung sog concurring opinion Da sie sich im Fall Bowers v Hardwick der Mehrheitsmeinung angeschlossen hatte lehnte sie es ab ihr damaliges Urteil zu revidieren und war nicht damit einverstanden Sexualitat als Teil der verfassungsmassig garantierten Freiheit anzuerkennen O Connor stutzte sich stattdessen in ihrer Begrundung auf das Recht auf Gleichbehandlung Sie storte sich daran dass das Gesetz sich nur gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen richtete Sie wendete sich jedoch nicht grundsatzlich gegen Gesetze die einvernehmliche Sexualitat zu regulieren versuchen sofern diese neutral formuliert sind und nicht nur auf eine bestimmte Gruppe abzielen Mindermeinung Bearbeiten Der konservative Richter Antonin Scalia formulierte ein Sondervotum um seine abweichende Meinung zu dem Urteil darzulegen Dieser Mindermeinung schlossen sich die Richter William H Rehnquist und Clarence Thomas an Mit scharfen Worten protestierte Scalia dagegen die Entscheidung im Fall Bowers v Hardwick zu revidieren Er furchtete viele auf diesem Urteil basierende Entscheidungen nachgeordneter Gerichte wurden durch dieses Urteil zweifelhaft Daruber hinaus ubte er Kritik dass bestimmte formale Grundsatze der Rechtsfindung in anderen Urteilen anders angewandt worden seien Scalia folgte damit seiner bisherigen konservativen Linie die Verfassung moglichst buchstabengenau auszulegen und auf die Interpretation der Verfassung im Lichte einer sich verandernden Gesellschaft zu verzichten Clarence Thomas kommentierte das Urteil in einer weiteren kurzen Mindermeinung Er fuhrte aus dass er die Sodomiegesetze zwar fur aussergewohnlich dumm halte aber letztlich nicht fur verfassungswidrig Er raumte dem Staat das Recht ein solche Gesetze zu erlassen wenn er auch als Mitglied der Legislative fur deren Abschaffung votieren wurde Folgen der Entscheidung Bearbeiten nbsp Sodomiegesetze in den USA und wann sie abgeschafft wurden Abgeschafft vor 1970 Abgeschafft in der Zeit 1970 1979 Abgeschafft in der Zeit 1980 1989 Abgeschafft in der Zeit 1990 1999 Abgeschafft in der Zeit 2000 2002 Abgeschafft durch das Oberste Gericht im Jahr 2003Zwar hatten viele amerikanische Bundesstaaten die Sodomiegesetze langst abgeschafft teilweise schon Jahrzehnte zuvor dennoch gab es im Jahr 2003 noch immer zahlreiche Staaten in denen Sodomiegesetze nach wie vor gultig waren Das waren neben Texas die Staaten Alabama Florida Idaho Kansas Louisiana Michigan Mississippi Missouri in einigen Counties North Carolina Oklahoma South Carolina Utah und Virginia In diesen Staaten wurden die Sodomiegesetze nach dem Grundsatzurteil im Fall Texas nichtig Daruber hinaus gab es auch in einigen Staaten Gesetze die nicht nur homosexuellen Analverkehr sondern auch andere sexuelle Praktiken auch unter Heterosexuellen unter Strafe stellten wie zum Beispiel Oralverkehr Auch diese Gesetze waren von der Grundsatzentscheidung des Obersten Gerichts betroffen Im Fall Stern v Cosby Case 1 07 cv 08536 DC 12 August 2009 urteilte ein Bezirksgericht in New York City dass die Behauptung der Homosexualitat einer Person per se keine uble Nachrede darstellt Verwiesen wurde auf die veranderten Ansichten in der Gesellschaft und darauf dass gleichgeschlechtliche Sexualitat nicht mehr strafbar ist 5 Literatur BearbeitenDale Carpenter Flagrant Conduct The Story of Lawrence v Texas W W Norton amp Company 2012 ISBN 978 0 393 06208 3Siehe auch BearbeitenHomosexualitat in den Vereinigten Staaten Geschichte der Homosexualitat in den Vereinigten Staaten Chronologie der Sodomiegesetze in den Vereinigten StaatenWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Lawrence v Texas Quellen und Volltexte englisch Michaela Simon Lawrence v Texas Telepolis 27 Juni 2003 Dahlia Lithwick Extreme Makeover The story behind the story of Lawrence v Texas In The New Yorker 12 Marz 2012Einzelnachweise Bearbeiten Dahlia Lithwick Extreme Makeover The story behind the story of Lawrence v Texas The New Yorker 5 Marz 2012 Texas Penal Code Title 5 Offenses Against the Person Chapter 21 Sexual Offenses Paul Duggan Activists Arrest Battle For Gay Legal Opens Sodomy Texas Washington Post 29 November 1998 Live From The Headlines Interview With Ruth Harlow CNN Transkript einer Sendung vom 26 Juni 2003 Mark Hamblett Calling Someone Homosexual Is Not Defamation Per Se Judge Rules in Suit by Anna Nicole Smith Lawyer law com 13 August 2009 mit Link zum Urteil in PDF FormatBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lawrence v Texas amp oldid 237755443