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John Paul Stevens 20 April 1920 in Chicago Illinois 16 Juli 2019 in Fort Lauderdale Florida 1 war ein US amerikanischer Jurist und vom 19 Dezember 1975 bis zum 28 Juni 2010 Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten Supreme Court Er war damit zum Ende seiner Amtszeit der sowohl alteste als auch dienstalteste Richter am Obersten Gericht der USA und nahm die Pflichten des Obersten Richters wahr wenn dieser verhindert oder das Amt vakant war Am 9 April 2010 kundigte er in einem Brief an US Prasident Barack Obama an dass er sein Richteramt am Supreme Court im Sommer desselben Jahres niederlegen werde 2 Am 28 Juni 2010 schied er aus dem Amt 3 Als seine Nachfolgerin wurde am 7 August 2010 Elena Kagan vereidigt John Paul Stevens 2006 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rechtsprechung 2 1 Meinungsfreiheit 2 2 Technologie 3 Ehrungen 4 Belege 5 WeblinksLeben BearbeitenStevens wurde 1920 in Chicago geboren Er war mit Maryan Mulholland verheiratet und hatte funf Stiefkinder sowie vier Kinder aus einer fruheren Ehe Er studierte an der University of Chicago und spater Recht an der Northwestern University School of Law Im Zweiten Weltkrieg diente er von 1942 bis 1945 als Nachrichtenoffizier in der US Navy und wurde dabei mit dem Bronze Star ausgezeichnet Nach dem Krieg diente er am Supreme Court als Gerichtsschreiber fur Richter Wiley Blount Rutledge und erhielt 1949 das Anwaltspatent von Illinois 1947 wurde ihm von der Northwestern University School of Law Chicago der akademische Grad Juris Doctor mit dem Pradikat magna cum laude verliehen 4 Von 1951 bis 1952 diente er als Rechtsberater des Monopolunterausschusses des Justizausschusses des US Reprasentantenhauses und von 1953 bis 1955 als Mitglied eines Expertenausschusses der Regierung fur Wettbewerbsrecht 1970 nominierte ihn US Prasident Richard Nixon als Richter am Bundesappellationsgerichtshof fur den 7 Gerichtskreis United States Court of Appeals for the Seventh Circuit Diesem Gericht gehorte er als Nachfolger des verstorbenen Elmer Jacob Schnackenberg von 1970 bis 1975 an als er von Prasident Gerald Ford als Nachfolger von Richter William O Douglas am Supreme Court nominiert wurde Stevens wurde vom Senat einstimmig mit 98 0 Stimmen im Amt bestatigt Am 16 Juli 2019 starb John Paul Stevens im Alter von 99 Jahren in Fort Lauderdale Florida Rechtsprechung BearbeitenSchon fruh in seiner Amtszeit schlug Stevens einen moderaten Weg in seiner Rechtsprechung ein Er unterstutzte die Wiederzulassung der Todesstrafe in den USA und lehnte im Leitentscheid Regents of the University of California v Bakke 1978 die Zulassigkeit der systematischen Bevorzugung von Minderheiten affirmative action ab Unter dem konservativeren Chief Justice William H Rehnquist schloss sich Stevens in Fragen wie dem Recht auf Abtreibung und Foderalismus dem liberalen Flugel des Gerichtshofes an Stevens Rechtsprechung galt bis Ende der 1990er als eher eigenwillig Er war wie Richter Clarence Thomas oft bereit ungewohnliche Auffassungen oder Minderheitsmeinungen zu vertreten Dabei war er weder ein konservativer Originalist wie die Richter Scalia oder Thomas noch ein Vertreter der linksliberalen Ideale einer demokratischen oder lebendigen Verfassung wie die Richter Breyer und Ginsburg noch ein Pragmatiker wie Bezirksrichter Richard Posner Vielmehr bediente er sich wie die vor ihm zuruckgetretene Richterin O Connor und uberhaupt die meisten amerikanischen Richter mal der einen mal der anderen dieser Grundeinstellungen Als der Supreme Court sich Ende der 1990er in eine konservative Richtung bewegte galt Stevens in seinen letzten 15 Jahren als liberaler und die letzten Jahre als Fuhrer des liberalen Flugels der meist die abweichenden Voten gegen die konservative Mehrheitsmeinung begrundete 5 Am 26 Juni 2003 erklarte der Oberste Gerichtshof mit sechs zu drei Stimmen die Sodomiegesetze fur ungultig John Paul Stevens vertrat dabei die Mehrheitsmeinung Meinungsfreiheit Bearbeiten Dies zeigt sich zum Beispiel an seiner Rechtsprechung zum Schutz der Meinungsausserungsfreiheit unter dem ersten Verfassungszusatz Uber die Jahre wurde Stevens zum Verfechter eines weitgehenden Schutzes der Verbreitung jeglicher Inhalte So war er in der Mehrheit als der Gerichtshof in Ashcroft v ACLU 2004 das gesetzliche Verbot computersimulierter Kinderpornografie als verfassungswidrig erklarte Dagegen vertrat er in Texas v Johnson 1989 hier wie in anderen Fallen sichtlich unter dem Einfluss seiner Weltkriegserfahrung die Minderheitsmeinung dass das Verbrennen einer US Flagge keine verfassungsrechtlich geschutzte Meinungsausserung darstelle und daher bestraft werden konne Technologie Bearbeiten Stevens war in massgeblicher Position an vielen Entscheidungen des Supreme Courts beteiligt die sich mit der technischen Entwicklung im spaten 20 und fruhen 21 Jahrhundert befassten 1978 schrieb er die Entscheidung die Softwarepatente verhindert ebenso wie bei der 5 zu 4 Sony v Universal Entscheidung die das Verbot der Videorekorder verhinderte Stevens argumentierte dass Videorekorder zahlreiche Nutzungsmoglichkeiten besassen die nicht gegen Urheberrechtsgesetze verstiessen und dass die Videorekorderhersteller keine Verantwortung dafur trugen was ihre Kunden mit den Geraten anstellten Zwar ware es dem US Kongress moglich die Technik ganz zu verbieten jedoch musste er dies explizit in einem neuen Gesetz beschliessen Eine Entscheidung die auch spatere Verfahren gegen die Hersteller von MP3 Playern massgeblich beeinflusste 5 Ebenfalls in Copyrightfragen war er in Eldred v Ashcroft 2003 der unterlegenen Meinung dass der Kongress nicht nachtraglich die Schutzdauer von Werken verlangern konne 5 Bei einem Fall von 1981 der die Tur fur Softwarepatente wieder offnete befand sich Stevens mit 4 zu 5 auf der Verliererseite 5 Nachdem der Supreme Court nach Einrichtung des Federal Circuit lange keine Softwarepatentfalle annahm entschied er 2010 in Bilski v Kappos wieder einen solchen Fall Der Supreme Court enthielt sich dabei allerdings weitergehenden Wertungen zur Frage des Patentrechts Stevens schrieb die 4 zu 5 Mindermeinung die Patente auf Geschaftsprozesse generell fur nichtig erklart hatte 5 Ehrungen Bearbeiten2008 Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences 2008 Aufnahme in die American Philosophical Society 6 2012 Presidential Medal of Freedom 7 Belege Bearbeiten Retired Supreme Court Justice John Paul Stevens dies at 99 CNN vom 16 Juli 2019 Faksimile des Briefes Memento vom 23 September 2013 im Internet Archive PDF Datei 34 kB bereitgestellt auf media washingtonpost com abgerufen am 9 April 2010 Marc Pitzke Urteil des obersten US Gerichts Grundrecht auf Wildwest Verteidigung In Spiegel Online 28 Juni 2010 abgerufen am 5 Oktober 2018 http www4 law cornell edu supct justices stevens bio html a b c d e Timothy B Lee Farewell Stevens the Supreme Court loses its cryptographer in Ars Technica 30 Juni 2010 Member History John Paul Stevens American Philosophical Society abgerufen am 9 Februar 2019 The White House President Obama Names Presidential Medal of Freedom Recipients englisch 26 April 2012 abgerufen 30 Mai 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons John Paul Stevens Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote John Paul Stevens Zitate englisch nbsp Wikisource John Paul Stevens Quellen und Volltexte englisch John Paul Stevens im Biographical Directory of Federal JudgesNormdaten Person GND 119370956 lobid OGND AKS LCCN n88117035 VIAF 11396531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stevens John PaulKURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Jurist Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten StaatenGEBURTSDATUM 20 April 1920GEBURTSORT Chicago IllinoisSTERBEDATUM 16 Juli 2019STERBEORT Fort Lauderdale Florida Abgerufen von https de wikipedia org w index php title John Paul Stevens amp oldid 236505055