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In seiner dritten Enzyklika Laborem exercens durch Arbeit aus dem Jahre 1981 schreibt Papst Johannes Paul II uber die Arbeit als eines der Kennzeichen des Menschen die ihn von anderen Geschopfen unterscheidet Ausserdem dient diese Enzyklika auch der Unterstutzung der unabhangigen polnischen Gewerkschaft Solidarnosc Inhaltsverzeichnis 1 Jubilaum von Rerum novarum 2 Inhalt 3 Einzelne Gesichtspunkte 3 1 Standpunkte 3 2 Kommunismus und westlicher Wohlstand 3 3 Wert der Arbeit 3 4 Eigentum und Produktionsmittel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseJubilaum von Rerum novarum BearbeitenZum 90 Jahrestag von Rerum novarum und zweieinhalb Jahre nach seinem Pontifikatsbeginn schrieb Johannes Paul II diese Sozialenzyklika Er wollte sie am 15 Mai 1981 auf dem Petersplatz veroffentlichen was durch das auf ihn verubte Attentat vom 13 Mai verhindert wurde Erst vier Monate spater am 14 September 1981 konnte er sie vorstellen Wahrend vorausgegangene Sozialenzykliken durch Arbeitsgruppen vorbereitet worden waren wird vermutet dass diese Enzyklika allein seiner Feder entstammt Sie hat nicht so sehr die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen im Blickfeld sondern befasst sich thematisch mit dem arbeitenden Menschen Inhalt BearbeitenDer Inhalt der Enzyklika wird aus seiner Gliederung und aus einigen wichtigen 1 Zitaten deutlich I EINFUHRUNG1 Die menschliche Arbeit 90 Jahre nach Rerum novarum 2 Die Arbeit in der organischen Entwicklung der sozialen Aktion und Lehre der Kirche3 Das Problem der Arbeit Schlussel der sozialen FrageII DIE ARBEIT UND DER MENSCH4 Im Buch Genesis5 Die Arbeit im objektiven Sinn Die Technik6 Die Arbeit im subjektiven Sinn Der Mensch als Subjekt der Arbeit Denn es steht ausser Zweifel dass die menschliche Arbeit ihren ethischen Wert hat der unmittelbar und direkt mit der Tatsache verbunden ist dass der welcher sie ausfuhrt Person ist ein mit Bewusstsein und Freiheit ausgestattetes Subjekt das heisst ein Subjekt das uber sich entscheidet Die Wurde der Arbeit wurzelt zutiefst nicht in ihrer objektiven sondern in ihrer subjektiven Dimension Bei einer solchen Sicht verschwindet geradezu die Grundlage der in der Antike gemachten Einteilung der Menschen in verschiedene Gruppen nach der Art der von ihnen verrichteten Arbeit Damit soll nicht gesagt sein dass die menschliche Arbeit objektiv verstanden nicht irgendwie bewertet und qualifiziert werden konne oder durfe sondern lediglich dass die erste Grundlage fur den Wert der Arbeit der Mensch selbst ist ihr Subjekt Hiermit verbindet sich sogleich eine sehr wichtige Schlussfolgerung ethischer Natur So wahr es auch ist dass der Mensch zur Arbeit bestimmt und berufen ist so ist doch in erster Linie die Arbeit fur den Menschen da und nicht der Mensch fur die Arbeit Mit dieser Schlussfolgerung kommt man logisch zur Anerkennung des Vorranges der subjektiven Bedeutung der Arbeit vor der objektiven Aufgrund dieser Auffassung und vorausgesetzt dass verschiedene von Menschen verrichtete Arbeiten einen grosseren oder geringeren objektiven Wert haben konnen geht es uns vor allem darum deutlich zu machen dass der Massstab fur jede dieser Arbeiten in erster Linie die Wurde ihres Subjekts ist also der Person des Menschen der sie verrichtet Noch einmal Unabhangig von der Arbeit die jeder Mensch verrichtet und vorausgesetzt dass diese einen Zweck seines Handelns darstellt der ihn oft stark engagiert ist festzuhalten dass dieser Zweck fur sich allein keine entscheidende Bedeutung besitzt Zweck der Arbeit jeder vom Menschen verrichteten Arbeit gelte sie auch in der allgemeinen Wertschatzung als die niedrigste Dienstleistung als vollig monotone ja als geachtete Arbeit bleibt letztlich immer der Mensch selbst 7 Eine Bedrohung der rechten Wertordnung Der Kapitalismus hat bekanntlich als System als wirtschaftlich soziales System seinen genauen geschichtlich gewachsenen Inhalt aus der Gegenuberstellung zum Sozialismus und Kommunismus Doch im Licht der Analyse der grundlegenden Wirklichkeit im gesamten wirtschaftlichen Prozess und vor allem in der Struktur der Produktion eben der Arbeit ist es angebracht zuzugeben dass der Irrtum des primitiven Kapitalismus sich uberall dort wiederholen kann wo der Mensch in irgendeiner Weise dem Gesamt der materiellen Produktionsmittel gleichgeschaltet und so wie ein Instrument behandelt wird und nicht entsprechend der wahren Wurde seiner Arbeit das heisst als ihr Subjekt und Urheber und ebendadurch als wahres Ziel des ganzen Produktionsprozesses 8 Die Solidaritat der arbeitenden Menschen9 Arbeit und personale Wurde Die Arbeit ist ein Gut fur den Menschen fur sein Menschsein weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedurfnissen anpasst sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht ja gewissermassen mehr Mensch wird 10 Arbeit und Gemeinschaft in Familie und NationIII DER KONFLIKT ZWISCHEN ARBEIT UND KAPITAL IM GEGENWARTIGEN ABSCHNITT DER GESCHICHTE11 Dimensionen dieses Konfliktes12 Der Vorrang der Arbeit Angesichts der gegenwartigen Wirklichkeit in deren Struktur so viele vom Menschen verursachte Konflikte zutiefst eingefugt sind und in der die technischen Mittel eine Frucht der menschlichen Arbeit eine erstrangige Rolle spielen man denke hier auch an die Moglichkeit eines weltweiten Zusammenbruchs im Falle eines Atomkrieges mit seinen fast unvorstellbaren Zerstorungskraften muss man vor allem ein Prinzip in Erinnerung rufen das die Kirche immer gelehrt hat das Prinzip des Vorranges der Arbeit gegenuber dem Kapital Dieses Prinzip betrifft direkt den Produktionsprozess fur den die Arbeit immer eine der hauptsachlichen Wirkursachen ist wahrend das Kapital das ja in der Gesamtheit der Produktionsmittel besteht bloss Instrument oder instrumentale Ursache ist Dieses Prinzip ist eine offensichtliche Wahrheit die sich aus der ganzen geschichtlichen Erfahrung des Menschen ergibt Diese Wahrheit die zum festen Bestand der kirchlichen Lehre gehort muss im Zusammenhang mit der Frage der Arbeitsordnung und auch des gesamten sozio okonomischen Systems immer wieder betont werden Man muss den Primat des Menschen im Produktionsprozess den Primat des Menschen gegenuber den Dingen unterstreichen und herausstellen Alles was der Begriff Kapital im engeren Sinn umfasst ist nur eine Summe von Dingen Der Mensch als Subjekt der Arbeit und unabhangig von der Arbeit die er verrichtet der Mensch und er allein ist Person Diese Wahrheit enthalt wichtige und entscheidende Folgerungen 13 Okonomismus und Materialismus Vor allem wird im Licht dieser Wahrheit ganz deutlich dass man das Kapital nicht von der Arbeit trennen und man keineswegs die Arbeit und das Kapital in einen Gegensatz zueinander stellen kann geschweige denn wie spater erlautert werden wird die konkreten Menschen die jeweils hinter diesen Begriffen stehen Richtig das heisst dem Wesen des Problems entsprechend richtig das heisst innerlich wahr und zugleich moralisch zulassig kann eine Arbeitsordnung nur dann sein wenn sie schon in ihren Grundlagen den Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital uberwindet und versucht sich nach dem oben dargelegten Prinzip des wesenhaften und effektiven Vorranges der Arbeit aufzubauen nach dem Prinzip des Menschen als des Subjektes der Arbeit und seiner wirksamen Teilnahme am ganzen Produktionsprozess unabhangig von der Art der Leistungen die der Arbeitende erbringt Ein solcher Problemansatz enthielt den grundlegenden Irrtum den man als Irrtum des Okonomismus bezeichnen kann wenn er die menschliche Arbeit ausschliesslich nach ihrer wirtschaftlichen Zielsetzung betrachtet Man kann und muss diesen fundamentalen Irrtum des Denkens auch einen Irrtum des Materialismus nennen insofern der Okonomismus direkt oder indirekt die Uberzeugung vom Primat und Vorrang des Materiellen enthalt wahrend er das Geistige und Personhafte das Wirken des Menschen die moralischen Werte und ahnliches direkt oder indirekt der materiellen Wirklichkeit unterordnet Das ist noch nicht der theoretische Materialismus im Vollsinn des Wortes aber sicher schon ein praktischer Materialismus der nicht so sehr wegen seiner aus der materialistischen Theorie abgeleiteten Voraussetzungen fur fahig gehalten wird die Bedurfnisse des Menschen zu erfullen sondern aufgrund einer bestimmten Art zu werten also aufgrund einer gewissen auf die unmittelbare und grossere Anziehungskraft des Materiellen gegrundeten Rangordnung der Werte Das irrige Denken nach den Kategorien des Okonomismus ging Hand in Hand mit dem Auftauchen der materialistischen Philosophie und mit ihrer Entwicklung von der mehr elementaren und allgemeinen Phase auch Vulgarmaterialismus genannt weil er beansprucht die geistige Wirklichkeit zu einem uberflussigen Phanomen zu machen zur Phase des sogenannten dialektischen Materialismus Auch im dialektischen Materialismus ist der Mensch nicht in erster Linie Subjekt der Arbeit und Wirkursache des Produktionsprozesses sondern wird in Abhangigkeit vom Materiellen gesehen und behandelt als eine Art Ergebnis der die betreffende Zeit pragenden Wirtschafts und Produktionsverhaltnisse Der gleiche Irrtum der nun bereits sein bestimmtes mit dieser Zeit des ersten Kapitalismus und des Liberalismus verbundenes historisches Profil hat kann sich unter anderen zeitlichen und ortlichen Umstanden wiederholen wenn man bei der Reflexion von den gleichen theoretischen und praktischen Voraussetzungen ausgeht Eine radikale Uberwindung dieses Irrtums erscheint unmoglich solange es nicht zu angemessenen Anderungen kommt sowohl auf theoretischem wie auch auf praktischem Gebiet Anderungen auf der Linie einer entschiedenen Uberzeugung vom Primat der Person uber die Sache der menschlichen Arbeit uber das Kapital als die Gesamtheit der Produktionsmittel 14 Arbeit und Eigentum Ausserdem hat die Lehre der Kirche das Eigentum nie so aufgefasst dass es zur Ursache sozialen Kontrastes in der Arbeit hatte werden konnen Wie bereits erwahnt erwirbt man Eigentum vor allem durch Arbeit und damit es der Arbeit diene Das gilt besonders fur das Eigentum an Produktionsmitteln Eine Auffassung welche diese isoliert betrachtet als einen geschlossenen Komplex von Eigentum der dann als Kapital der Arbeit gegenuberstande oder sie gar ausbeuten sollte steht im Gegensatz zum Wesen dieser Mittel und ihres Besitzes Man darf sie nicht gegen die Arbeit besitzen man darf sie auch nicht um des Besitzes willen besitzen weil das einzige Motiv das ihren Besitz rechtfertigt sei es in der Form des Privateigentums sei es in der des offentlichen oder kollektiven Eigentums dies ist der Arbeit zu dienen und dadurch die Verwirklichung des ersten Prinzips der Eigentumsordnung zu ermoglichen die Bestimmung der Guter fur alle und das gemeinsame Recht auf ihren Gebrauch Unter diesem Gesichtspunkt also im Hinblick auf die menschliche Arbeit und den gemeinsamen Zugang zu den Gutern die dem Menschen zugedacht sind ist unter den entsprechenden Bedingungen auch die Sozialisierung gewisser Produktionsmittel nicht auszuschliessen 15 Der personale Gesichtspunkt So ist also das Prinzip des Primates der Arbeit vor dem Kapital eine Forderung sozialethischer Natur IV DIE RECHTE DES ARBEITENDEN MENSCHEN16 Im grossen Zusammenhang der Menschenrechte17 Indirekter und direkter Arbeitgeber18 Das Problem des Arbeitsplatzes Das Gegenteil einer gerechten und geordneten Situation auf diesem Gebiet ist die Arbeitslosigkeit der Mangel an Arbeitsplatzen fur Arbeitsfahige Es kann sich dabei um eine allgemeine oder eine auf einzelne Sektoren beschrankte Arbeitslosigkeit handeln 19 Lohn und besondere Sozialleistungen20 Die Bedeutung der Gewerkschaften21 Die Wurde der Landarbeit22 Der behinderte Mensch und die Arbeit23 Die Arbeit und das Problem der EmigrationV ELEMENTE FUR EINE SPIRITUALITAT DER ARBEIT24 Eine besondere Aufgabe der Kirche25 Die Arbeit als Teilnahme am Werk des Schopfers26 Christus ein Mann der Arbeit27 Die menschliche Arbeit im Licht von Christi Kreuz und AuferstehungEinzelne Gesichtspunkte BearbeitenStandpunkte Bearbeiten In der Enzyklika werden Standpunkte entwickelt die auch den Schwerpunkt dieses Lehrschreibens erkennen lassen Prinzip des Vorrangs der Arbeit vor dem Kapital Ein ausschliessliches Recht des Privateigentums an den Produktionsmitteln darf nicht dogmatisiert werden Mitbesitz der Arbeiter an den Produktionsmitteln Beteiligung an der Leitung und am Ertrag des Unternehmens Kommunismus und westlicher Wohlstand Bearbeiten Die Enzyklika wurde zu einer Zeit verfasst als in der kommunistischen Welt der Glaube bzw die Vertrostung der Arbeiter auf ein Leben in Wohlstand und Gerechtigkeit immer bruchiger wurde wohingegen in den freiheitlichen Gesellschaften der Wohlstand und die erreichte soziale Sicherheit zu neuen Fehlleistungen fuhrten Die Arbeit wurde nicht als eine personliche Leistung anerkannt und sei mehr Mittel zum Zweck und damit verlore sie ihren gesellschaftlichen Wert stellt er in seinen Feststellungen zum Ist Zustand fest Wert der Arbeit Bearbeiten Was die soziale Frage im Industriezeitalter betrifft so wendet sich der Papst gegen den Irrtum des primitiven Kapitalismus der im Gefolge der materialistischen und okonomistischen Stromungen im 19 Jahrhundert die Arbeit nur danach bewertete was sie an Gutern hervorbringt Es sei immer nur der Mensch der arbeite und deshalb auch Anspruch auf menschenwurdige Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn habe Von diesem Ansatz her bekennt sich die Enzyklika erneut zur katholischen Soziallehre Des Weiteren befasst sich der Papst mit der Frage des gesunden Menschenverstandes und dessen Streben nach geistlichem Wissen Eigentum und Produktionsmittel Bearbeiten Der Papst erwahnt dass es keinen strukturellen Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital gebe Auch nicht zwischen denen die ihre Arbeit einbringen und den Eigentumern der Produktionsmittel Johannes Paul II bekraftigt die Prinzipien der katholischen Soziallehre hinsichtlich der Privateigentumsordnung und forderte erneut ganz auf der Linie die schon Leo XIII in Rerum novarum eingeschlagen hatte die Beteiligung der Arbeitnehmer am Eigentum an den Produktionsmitteln Nicht Sozialisierung des Privateigentums sondern seine breite Streuung ist eine der zentralen Aufgaben der arbeitsteiligen Industriegesellschaft Literatur BearbeitenPapstlicher Rat fur Gerechtigkeit und Frieden Hrsg Kompendium der Soziallehre der Kirche Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2006 ISBN 3 451 29078 2Weblinks BearbeitenDeutscher Text der EnzyklikaEinzelnachweise Bearbeiten Bei den Zitaten aus den Nrn 6 14 folgt die Gewichtung in etwa DH 4690 4699Enzykliken von Papst Johannes Paul II chronologisch sortiert Redemptor Hominis Dives in misericordia Laborem exercens Slavorum Apostoli Dominum et Vivificantem Redemptoris mater Sollicitudo rei socialis Redemptoris missio Centesimus annus Veritatis splendor Evangelium vitae Ut unum sint Fides et ratio Ecclesia de eucharistia Papstliche Sozialenzykliken Rerum Novarum 1891 Quadragesimo anno 1931 Non abbiamo bisogno 1931 Mit brennender Sorge 1937 Divini redemptoris 1937 Mater et magistra 1961 Pacem in terris 1963 Populorum progressio 1967 Laborem exercens 1981 Sollicitudo rei socialis 1987 Centesimus annus 1991 Caritas in veritate 2009 Normdaten Werk GND 4244068 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laborem exercens amp oldid 215588534