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Kurt Seipel 11 April 1927 in Wien 4 Dezember 2004 1 ebenda war ein osterreichischer Vermessungstechniker der als Jugendlicher und junger Erwachsener zu Unrecht von 1946 bis 1955 in sowjetischer Haft war und davon fast acht Jahre in Sibirien verbusste Kurt Seipel rechts bei seiner Ruckkehr aus sowjetischer Haft am 20 Juni 1955 mit Bundeskanzler Julius Raab links Wiener Neustadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Verschleppung Verurteilung und Haft in der Sowjetunion 1 2 Repatriierung nach Osterreich 1 3 Seit 1955 1 4 Rehabilitation 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVerschleppung Verurteilung und Haft in der Sowjetunion Bearbeiten Kurt Seipel war Schuler der Bundeslehranstalt fur Vermessungswesen in Modling 2 als er am 22 November 1946 nach einer Denunziation durch einen jugendlichen KPO Parteiganger 3 unter falschen Anschuldigungen von der sowjetischen Besatzungsmacht in Osterreich verhaftet wurde 4 Am 14 Juni 1947 wurde er in einem Fernurteil ohne Prozess nach den Artikeln 58 4 und 58 6 des Strafgesetzbuches der RSFSR 5 6 wegen angeblicher Unterstutzung und Wiederaufbaus des internationalen Burgertums und Spionage zu 15 Jahren Lagerhaft in Sibirien verurteilt 7 Die Information uber die Verhangung dieses Urteiles erreichte Seipel am 16 Juli 1947 in einer formlosen Mitteilung 8 Sein Leidensweg deckte sich anfanglich weitgehend mit dem des osterreichischen trotzkistischen Politikers und Widerstandskampfers Karl Fischer 9 10 Beide befanden sich zunachst in einem Gefangnis der sowjetischen Besatzungsmacht in Baden bei Wien 11 dann in einem Gefangnis in Sopron 12 und zwischen 26 August und 8 Oktober 1947 im selben vierundvierzigtagigen Bahntransport in Guterwaggons nach Lemberg zur Bucht Wanino und nach Magadan 13 Bei der Ankunft in Magadan war Seipel in derart schlechter korperlicher Verfassung dass Karl Fischer und ein weiterer Freund ihn schleppen mussten Sie retteten ihm dadurch das Leben 14 15 Die nachsten Jahre waren eine Abfolge von Schwerstarbeit in verschiedenen sibirischen Besserungsarbeitslagern Isolationshaft und Krankenhausaufenthalten Seipel arbeitete im Kolymagebiet in Gold und Uranbergwerken von Dalstroi als Waggonfahrer und Sanitater in einer Backerei als improvisierter Schneider in einem Sprengkommando und im eisigen Winter beim Wasserabgraben Seinen Eltern teilte man inzwischen mit er sei 1947 an Tuberkulose gestorben 1951 sah er mittlerweile 24 Jahre alt und von offenen Wunden bedeckt so schlecht aus dass ihn die Russen Vaterchen russ Batyushka Batjuschka nannten 14 Er durfte trotz mehrfacher Ansuchen bei den sowjetischen Behorden bis zum Fruhjahr 1955 keinerlei Briefwechsel fuhren Der von 1947 bis 1953 ebenfalls nach Kolyma deportiert gewesene Osterreicher Herbert Killian der Kurt Seipel personlich kannte beschreibt dass hochstens 20 Osterreicher d h ein Prozent der von den Sowjets verschleppten Osterreicher in den Lagern von Kolyma inhaftiert waren wie ihm bei einem Besuch in Magadan im Jahr 2002 von einem Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften berichtet worden war 13 davon habe er selbst personlich gekannt Die Aufenthaltsdauer in Kolyma war bei den einzelnen Personen verschieden lang und reichte von einigen Monaten bis zu vielen Jahren 16 Im Janner 1952 wurde Seipels Strafe in Gefangnishaft umgewandelt er wurde in den Politisolator Alexandrovsky Central im Rajon Bochan der Oblast Irkutsk verlegt wo er wie Karl Fischer und andere Osterreicher bis 1955 inhaftiert war 17 Repatriierung nach Osterreich Bearbeiten Im Mai 1955 erhielten die osterreichischen Gefangenen im Zusammenhang mit dem Abschluss des Osterreichischen Staatsvertrages ihre Amnestieschreiben 18 Dann ging es in Etappen auf Ruckreise nach Osterreich 14 Es war nicht selbstverstandlich dass Kurt Seipel jahrelangen Hunger Kalte und Terror uberlebte 14 Der schonste Tag seines Lebens war nach eigener Angabe der 20 Juni 1955 als er gemeinsam mit 183 anderen Transportteilnehmern 19 wieder heimatlichen Boden betreten konnte und auf dem Bahnhof in Wiener Neustadt von Bundeskanzler Julius Raab personlich willkommen geheissen wurde 20 Seit 1955 Bearbeiten Seipel war durch das jahrelange Leiden wahrend der Zeit seiner Verschleppung derart gezeichnet dass er nur sehr schwer wieder im Leben der normalen Gesellschaft Fuss fassen konnte Erst viele Jahre nach seiner Ruckkehr nach Osterreich begann er aus Furcht vor etwaiger neuer Verfolgung unter dem Pseudonym Konrad Neumann Langer 14 an seiner Autobiografie zu arbeiten Das von ihm trotz vieler personlicher Schwierigkeiten 21 1990 vollendete Werk erschien aber dann doch im Jahr 1997 unter seinem wirklichen Namen als 430 seitiges Buch mit dem Titel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt 22 Im Vorwort dazu wird die Besonderheit der Arbeit Seipels mit folgenden Worten gewurdigt Kurt Seipels Text stellt eine seltene Ausnahme unter den veroffentlichten Autobiografien dar insofern als sein Autor zu den eher sprachlosen Uberlebenden des GULags gehort namlich zu denen die offensichtlich auch als vollig Unpolitische in die Terrormaschinerie gerieten und daher nach der Freilassung auch in ihrer Heimat praktisch keinerlei soziale Anerkennung und Unterstutzung bei der Formulierung ihrer Erinnerung fanden Gerhard Botz Vorwort zu Kurt Seipels Buch Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens 23 Rehabilitation Bearbeiten nbsp Kurt Seipel Widmung des Buches Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens fur den Sohn Karl Fischers Mai 1997Kurt Seipel erwirkte im Jahr 1996 seine eigene Rehabilitation durch die Russische Foderation Im Zusammenhang mit seinen diesbezuglichen Bemuhungen lernte er auch den Sohn seines ehemaligen Leidensgefahrten Karl Fischer der ihm nach eigener Angabe wahrend dieser Zeit mehrfach das Leben gerettet hatte kennen siehe Bild der Widmung des Buches Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt durch Kurt Seipel im Mai 1997 rechts 24 14 Gemeinsam mit ihm besuchte er auf eigenen ausdrucklichen Wunsch im Jahr 2000 in Dankbarkeit und zum personlichen Gedenken an seinen 1963 in Wien gestorbenen Freund das Grab Karl Fischers in Ilz Steiermark Kurt Seipel verstarb am 4 Dezember 2004 in Wien Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Hietzing Gr 34 Nr 24E 1 Literatur BearbeitenFritz Keller In den Gulag von Ost und West Karl Fischer Arbeiter und Revolutionar ISP Frankfurt am Main 1980 ISBN 3 88332 046 3 Herbert Killian Geraubte Jahre Ein Osterreicher verschleppt in den GULAG 2 Auflage Amalthea Signum Wien 2005 S 304 310f ISBN 3 85002 920 4 Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 ISBN 3 900959 79 X Sowjetisierung oder Neutralitat Optionen sowjetischer Besatzungspolitik in Deutschland und Osterreich 1945 1955 Hrsg Andreas Hilger Mike Schmeitzner Clemens Vollnhals Schriften des Hannah Arendt Instituts Band 032 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 978 3 525 36906 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kurt Seipel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Alexandrovsky Central Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Kurt Seipel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Kurt Seipel in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien at Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 39 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 63 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 44ff ISBN 3 900959 79 X Straftatbestande nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR abgerufen am 19 Marz 2014 Auszug aus dem Strafgesetzbuch der Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik von 1927 abgerufen am 19 Marz 2014 Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 391 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 69 ISBN 3 900959 79 X Gerhard Botz Das Raderwerk des stalinistischen Terrors Vorwort zu Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 18 und 21 ISBN 3 900959 79 X Fritz Keller In den Gulag von Ost und West Karl Fischer Arbeiter und Revolutionar ISP Verlag Frankfurt am Main 1980 S 103ff ISBN 3 88332 046 3 Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 50ff ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 65ff ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 72 83 ISBN 3 900959 79 X a b c d e f Schriftliche Information vom 31 Mai 1993 durch den mit dem Erstautor bekannten Georg Scheuer der lange Zeit mit Kurt Seipel in Kontakt war Siehe Widmung des Buches Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt fur den Sohn Karl Fischers durch Kurt Seipel im Mai 1997 Herbert Killian Geraubte Jahre Ein Osterreicher verschleppt in den GULAG Amalthea Signum Verlag 2 Auflage Wien 2005 S 310f ISBN 3 85002 920 4 Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 332 und 413 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 421 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 354 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 365 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 25f ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 430 Seiten ISBN 3 900959 79 X Gerhard Botz Das Raderwerk des stalinistischen Terrors Vorwort zu Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 18 ISBN 3 900959 79 X Kurt Seipel Meine Jugend blieb im Eis Sibiriens Mit 19 in den GULAG verschleppt Vorwort Gerhard Botz Hrsg Osterreichisches Literaturforum Krems an der Donau 1997 S 91 und 377 ISBN 3 900959 79 X Normdaten Person GND 1256133310 lobid OGND AKS LCCN n98110815 VIAF 4465165139005200560001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seipel KurtKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Vermessungstechniker und Opfer des StalinismusGEBURTSDATUM 11 April 1927GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 4 Dezember 2004STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Seipel amp oldid 226327798