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Kurierfreiheit Freigabe der Heilkunde in der Schweiz Freie Heiltatigkeit genannt bezeichnet die rechtliche Moglichkeit dass jeder unabhangig von seiner Ausbildung medizinische Behandlungen durchfuhrt Sie galt in Deutschland von 1869 1872 bis zum Erlass des Heilpraktikergesetzes im Jahr 1939 Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Schweiz 3 Quellen 4 EinzelnachweiseDeutschland BearbeitenSeit der Zeit des Absolutismus waren verstarkt Medizinalordnungen erlassen worden welche die Ausubung der Heilkunde regelten und teilweise starke Beschrankungen fur Laienheilkundige enthielten Kurierverbote Diese Kurierverbote wurden 1869 in den Mitgliedsstaaten des Norddeutschen Bundes aufgehoben als dort eine gemeinsame Gewerbeordnung in Kraft trat Allerdings wurde in dieser Ordnung keine Kurierfreiheit im positiven Sinne festgelegt In 6 wurde lediglich geregelt dass das Gesetz keine Anwendung auf die Ausubung der Heilkunde finde De facto hatte dies eine Kurierfreiheit zur Folge Nach der Grundung des Deutschen Reiches ubernahmen auch die anderen Bundesstaaten nach und nach die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes so dass zwischen 1869 und 1872 uberall im Deutschen Reich die Kurierverbote aufgehoben wurden Die Zahl der Laienheilkundigen stieg durch die neue Gesetzeslage erheblich waren 1887 lediglich 1713 nichtapprobierte Heiler erfasst waren es 1909 bereits 4414 Ein Hohepunkt war im Jahr 1933 mit 14 266 Laienheilkundigen erreicht Die Regelung fuhrte auch dazu dass die akademisch ausgebildeten Arzte gegenuber den Laienheilern benachteiligt wurden Wahrend Arzte eine staatliche Prufung ablegen mussten um ihre Approbation zu erhalten blieben die Laienheilkundigen davon verschont Die Regierungen der Lander hatten sich gegen die Kurierfreiheit gestraubt konnten sich aber im Reichstag nicht durchsetzen In der Dachorganisation der Arztevereine dem Arztlichen Vereinsbund gab es ab 1899 eine standige Kurpfuscher Kommission die sich gegen die Kurierfreiheit wandte 1 1903 wurde die Deutsche Gesellschaft zur Bekampfung des Kurpfuschertums gegrundet die bis in die NS Zeit Lobby Arbeit gegen die Naturheilkunde Impfgegner sowie die Homoopathie betrieb und auch Ausstellungen und Vortrage organisierte Schweiz BearbeitenIn der Schweiz wird die Kurierfreiheit mit dem Begriff Freie Heiltatigkeit bezeichnet und kantonal geregelt Bereits 1871 hatte die Landsgemeinde des Schweizer Kantons Appenzell Ausserrhoden mit grossem Mehr die Annahme eines Gesetzes beschlossen welches die freie Heiltatigkeit fur jedermann gestattete Die Verfassung des Kantons Appenzell Ausserrhoden gewahrleistet diese freie Heiltatigkeit auch heute noch Artikel 48 6 Sie legt ferner fest dass der Kanton die offentlichen und privaten Einrichtungen des Gesundheitswesens die Gesundheitsberufe und das Heilmittelwesen beaufsichtigt Artikel 48 5 2 Im Rahmen der freien Heiltatigkeit sowie des Heilmittelgesetzes des Bundes regelt die kantonale Fachstelle Heilmittelkontrolle den Bereich der Medikamenten Herstellung und den Bereich der Medikamenten Abgabe Ausserdem ist die Fachstelle Heilmittelkontrolle fur die Prufung und Zulassung von Naturarzten im Kanton zustandig 3 Der Sonderstatus der freien Heiltatigkeit fuhrte dazu dass der Kanton Appenzell A Rh mit Schwerpunkt in Herisau und in Teufen zum Kanton der Naturarzte Dentisten und Naturheilmittelhersteller wurde Im Kanton Glarus wurde die Kurierfreiheit 1874 durch die Landsgemeinde eingefuhrt aber bereits 1907 wieder aufgehoben Die Durchfuhrung des Verbots wurde flexibel gehandhabt und so wurden 1920 Ubergangsbestimmungen hinzugefugt wonach Personen welche seit mehr als 10 Jahren den arztlichen Beruf ausgeubt haben vom Regierungsrat die Bewilligung zur weiteren Betatigung als Arzt erhalten konnten 1963 schliesslich hat die Glarner Landsgemeinde ein Gesundheitsgesetz angenommen welches die Heiltatigkeit nur diplomierten Medizinalpersonen gestattet Fur die Abgabe von Heilmitteln sind die IKS Listen massgebend sie konnen durch kantonale Listen abgeandert werden Im Kanton Baselland gilt eine Bewilligungspflicht fur Naturarzte Im Dezember 1947 wurde in einer Volksabstimmung mit schwachem Mehr ein Gesetz angenommen welches die Zulassung von Naturarzten vom Bestehen einer Prufung abhangig macht 4 Quellen BearbeitenThomas Faltin Heil und Heilung Geschichte der Laienheilkundigen und Struktur antimodernistischer Weltanschauungen in Kaiserreich und Weimarer Republik am Beispiel von Eugen Wenz 1856 1945 Franz Steiner Verlag 2000 ISBN 3515073906 Dominik Gross Kurierfreiheit Freigabe der Heilkunde In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 815 Notker Kessler Die freie Heiltatigkeit im Gesundheitsgesetz des Kantons Appenzell Ausserrhoden Zurcher medizingeschichtliche Abhandlungen 146 Juris Zurich 1981 Hans Koller Die freie Heiltatigkeit in Appenzell A Rh In Appenzellische Jahrbucher Band 98 1970 S 3 54 Digitalisat Margarete Mockli von Seggern Arbeiter und Medizin Die Einstellung des Zurcher Industriearbeiters zur wissenschaftlichen und volkstumlichen Heilkunde G Krebs Basel 1965 Eberhard Wolff Zwischen Volksmedizin und Naturheilkunde Zurcher medizinische Alternativen In Gesnerus 58 2001 S 276 283 Digitalisat Eberhard Wolff Volksmedizin In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Jens Uwe Teichler Der Charlatan strebt nicht nach Wahrheit er verlangt nur nach Geld Zur Auseinandersetzung zwischen naturwissenschaftlicher Medizin und Laienmedizin im deutschen Kaiserreich am Beispiel von Hypnotismus und Heilmagnetismus Franz Steiner Verlag 2002 ISBN 9783515079761 S 171f Verfassung des Kantons Appenzell A Rh Stand 01 06 2015 Digitalisat Kantonale Fachstelle Heilmittelkontrolle Hans Koller Die freie Heiltatigkeit in Appenzell A Rh In Appenzellische Jahrbucher Band 98 1970 S 42 45 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurierfreiheit amp oldid 223568240