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Die Kristall und Ligandenfeldtheorie sind zwei unterschiedliche aber sich gegenseitig erganzende Theorien der Komplexverbindungen Die Kristallfeldtheorie haufig mit KFT abgekurzt liefert ein qualitatives Verstandnis und die Ligandenfeldtheorie erlaubt quantitative Voraussagen der Eigenschaften von Ubergangsmetallsalzen oder komplexen Beide Theorien erklaren Struktur Farbe und Magnetismus dieser Substanzen Die Kristallfeld und die Ligandenfeldtheorie haben die quantenmechanische Behandlung des Komplexzentrums und die elektrostatische Beschreibung der Liganden gemeinsam Unterschiedlich ist die Vorgehensweise beider Theorien Die Kristallfeldtheorie fuhrt hin zur quantenmechanischen Realitat der Komplexe die Ligandenfeldtheorie geht von der quantenmechanischen Realitat aus Zum vollstandigen Verstandnis der Komplexverbindungen sind weitere Theorien erforderlich Die wichtigsten sind die Valenzbindungstheorie VB Theorie und Molekulorbitaltheorie MO Theorie Die VB Theorie liefert eine Erklarung fur die Komplexgeometrie die von der Kristallfeld und der Ligandenfeldtheorie vorausgesetzt wird Die MO Theorie ermoglicht ein vollstandiges Verstandnis des kovalenten Bindungsanteils bei Komplexen Inhaltsverzeichnis 1 Struktur der Komplexverbindungen 2 Kristallfeldtheorie 2 1 Prinzip des Kristallfeldes 3 Ligandenfeldtheorie 3 1 Prinzip des Ligandenfeldes 4 Geometriebedingte Energieniveau Aufspaltungen 4 1 Oktaedrische Komplexe 4 2 Tetraedrische Komplexe 4 3 Quadratisch planare Komplexe 4 4 Andere Komplex Geometrien 5 Folgerungen aus der Energie Aufspaltung 5 1 Farbe 5 2 Besetzung der Orbitale zu High Spin oder Low Spin Komplexen 5 3 Magnetismus 5 4 Thermodynamische Stabilitat 5 5 Kinetische Inertheit 5 6 Festkorperphysik 6 Gultigkeitsbereiche der Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie 7 Literatur 7 1 Einzelnachweise 8 Siehe auch 9 WeblinksStruktur der Komplexverbindungen BearbeitenIm Unterschied zur rein elektrostatischen Ionenbindung z B bei der Salzbildung wo sich Kationen und Anionen als Punktladungen elektrostatisch anziehen gehen Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie von einer teilweise quantenmechanischen Beschreibung aus was fur die meisten Komplexverbindungen angemessener ist In der Beschreibungsweise der Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie wird das Komplexzentrum quantenmechanisch behandelt analog zur quantenmechanischen Beschreibung eines Atoms wahrend die Liganden die das Komplexzentrum umgeben rein elektrostatisch beschrieben werden Das hat vereinfacht ausgedruckt folgende Konsequenzen zwischen Zentralatom und Liganden besteht eine elektrostatische Anziehung zwischen Zentralatom und Liganden besteht aber auch eine elektrostatische Abstossung weil das Komplexzentrum ein Elektronensystem mit einer quantenmechanisch bestimmten energetischen Schalenstruktur besitzt Die Elektronen in den ausseren d Orbitalen uben wegen ihrer negativen Ladung einen Abstossungseffekt auf das negative geladene Ligandensystem aus Das Zusammenwirken von elektrostatischem Ligandenpotential und quantenmechanischer Struktur der Valenzelektronen des Zentralatoms ist sowohl fur die Kristallfeld als auch fur die Ligandenfeldtheorie grundlegend Unterschiedlich ist die Vorgehensweise beider Theorien Die Kristallfeldtheorie geht von der Beschreibung der Liganden als punktformige Ladungen aus und untersucht den Effekt des so klassisch exakt definierten Kristallfeldes auf das quantenmechanisch bestimmte Elektronensystem des Komplexzentrums mit dem Grundzustand als reinstem Reprasentanten Die Ligandenfeldtheorie geht von der detaillierten quantenmechanischen Beschreibung des Komplexzentrums Grundzustand plus angeregte Zustande aus in die das elektrostatische Ligandenfeld integriert wird Das Ligandenfeld wird dabei durch empirisch bestimmbare Eigenschaften Feldstarke naher charakterisiert was eine beliebig genaue Anpassung an die beobachtbare Wirklichkeit ermoglicht Kristallfeldtheorie BearbeitenDie Kristallfeldtheorie oft mit KFT oder CF Theorie abgekurzt entsprechend dem englischen Begriff Crystal Field Theory wurde ab 1932 von John H van Vleck aufbauend auf einer Arbeit von Hans Bethe aus dem Jahre 1929 entwickelt um die physikalischen Eigenschaften von Ubergangsmetallsalzen zu erklaren die unerwartetes magnetisches und optisches Verhalten zeigen Es handelt sich um ein rein elektrostatisches Modell in dem die Anionen bzw Liganden als negative Punktladungen betrachtet werden deren elektrisches Feld das Kristallfeld die Elektronen der ausseren d Orbitale der Kationen beeinflusst Ein Kristall wird nicht als ganzes betrachtet sondern es wird ein Kation herausgegriffen und nur der Einfluss der nachsten Nachbarn im Kristallgitter untersucht Prinzip des Kristallfeldes Bearbeiten Ausgangspunkt ist eine klassische Beschreibung des Ligandensystems wobei die Liganden als negative Punktladungen betrachtet werden deren elektrostatisches Feld das Kristallfeld die Elektronen der ausseren d Orbitale des Komplexzentrums beeinflusst Die Bezeichnung Kristallfeld druckt aus dass bei der Wirkung der Liganden auf das Komplexzentrum entsprechend dem klassischen Verstandnis eines Kristalls nur der Einfluss der nachsten Nachbarn untersucht wird Ligandenfeldtheorie BearbeitenDie Ligandenfeldtheorie stammt von Hermann Hartmann und Friedrich Ernst Ilse und wurde 1951 veroffentlicht Sie erlaubt eine sehr genaue Deutung der spektroskopischen Komplexeigenschaften Prinzip des Ligandenfeldes Bearbeiten Ausgangspunkt der Ligandenfeldtheorie ist das elektrostatische Ligandenpotential das von Anfang an in die quantenmechanische Beschreibung integriert und durch empirisch experimentell bestimmbare Grossen wie Polarisierbarkeit und Feldstarke naher charakterisiert wird Deshalb wird die Ligandenfeldtheorie auch als semi empirische Theorie bezeichnet Die Ligandenfeldtheorie ist aber keine MO Theorie weil nur die Valenzelektronen des Komplexzentrums quantenmechanisch behandelt werden und nicht auch das Elektronensystem der Liganden 1 Geometriebedingte Energieniveau Aufspaltungen BearbeitenIm freien Komplexzentrum sind die d Orbitale entartet d h sie besitzen die gleiche Energie Bringt man ein Atom in ein kugelsymmetrisches Ligandenfeld bleibt die Entartung erhalten aber der Energieinhalt steigt aufgrund der repulsiven Wechselwirkung zwischen d Elektronen und Liganden In realen Komplexen ist das Ligandensystem nicht kugelsymmetrisch sondern besitzt eine von den Grossenverhaltnissen zwischen Zentralatom und Liganden abhangige spezielle Geometrie Als Folge davon destabilisieren die Liganden einige d Orbitale starker als die anderen und es kommt energetisch gesehen zu einer Aufspaltung der Zustande Die Art der Aufspaltung wird durch die Geometrie des Ligandensystems bestimmt Die Kristallfeldtheorie liefert qualitative Abschatzungen in Form von Energieniveau Diagrammen Das ergibt die haufig zu findenden grafischen Darstellungen der Zustandsaufspaltung durch die Geometrie des Ligandensystems Die Ligandenfeldtheorie erlaubt es die Grossenordnung der Aufspaltung sehr genau und quantitativ zu berechnen Die Grosse der Aufspaltung hangt von der Starke des Zentralatoms und von der Starke der Liganden ab Die Feldstarkeparameter der Komplexbestandteile werden empirisch bestimmt und relativ zueinander in Spektrochemische Reihen festgehalten Oktaedrische Komplexe Bearbeiten nbsp Darstellung der Betragsquadrate der d Orbitale Nahert man auf den Koordinatenachsen Liganden an so steigt bei dem d z 2 displaystyle d z 2 nbsp und dem d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp Orbital die Energie nbsp Energieniveaudiagramm der d Orbitale eines Komplexzentrums im oktaedrischen FeldSechs Punktladungen ordnen sich in Form eines Oktaeders um das Zentralatom an Dadurch werden die Orbitale d z 2 displaystyle d z 2 nbsp und d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp energetisch angehoben die Orbitale d x y displaystyle d xy nbsp d y z displaystyle d yz nbsp und d x z displaystyle d xz nbsp energetisch abgesenkt Es ergibt sich eine 2 3 Aufspaltung Ein Ubergangsmetall Zentralatom kann potentiell 3 2 6 Elektronen in den drei gunstigen Orbitalen unterbringen aber es muss Energie aufgewendet werden damit sich zwei Elektronen in einem Orbital befinden konnen Ob die gunstigen Orbitale vollstandig besetzt werden hangt davon ab ob dadurch mehr Energie gewonnen oder verloren wird also davon wie gross der Energieunterschied zwischen den Orbitalen ist So findet man bei schwachen Liganden high spin konfigurierte Zentralatome bei denen die energetisch niedriger gelegenen Orbitale nicht vollstandig besetzt sind und low spin konfigurierte Komplexzentren mit vollstandig besetzten Orbitalen bei vergleichsweise starken Liganden Die beiden Elektronenanordnungen high spin und low spin gibt es beim oktaedrischen Kristallfeld nur bei d4 d5 d6 d7 Sind in einem oktaedrischen Komplex Energieniveaus entartet d h dass nicht festgestellt werden kann in welchem Orbital sich ein Elektron befindet tritt eine geometrische Verzerrung ein solange bis diese Entartung aufgehoben ist Dies wird als Jahn Teller Effekt bezeichnet Ein Beispiel stellt die d1 Valenzelektronenkonfiguration dar In einem oktaedrischen Feld muss dieses Elektron einem der drei t2g Orbitale zugeschrieben werden Da nicht bestimmbar ist in welchem es sich tatsachlich befindet kommt es zu einer Verzerrung die einerseits dazu fuhrt dass nun genau gesagt werden kann in welchem Orbital sich das Elektron befindet und andererseits eine Energieminimierung fur dieses Elektron eintritt In diesem Beispiel d1 bewirkt die Jahn Teller Verzerrung eine Stauchung in z Richtung Daraus resultiert eine weitere Aufspaltung der t2g und eg Orbitale Die Orbitale mit z Anteil d x z displaystyle d xz nbsp d y z displaystyle d yz nbsp d z 2 displaystyle d z 2 nbsp werden durch die Annaherung jener Liganden die sich auf der z Achse befinden destabilisiert wohingegen solche ohne z Anteil d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp d x y displaystyle d xy nbsp weiter stabilisiert werden In dieser neuen energetischen Orbitalabfolge kann das eine Elektron dem d x y displaystyle d xy nbsp Orbital zugeschrieben werden welches nun das stabilste energetisch tiefstgelegene Orbital darstellt Da der Betrag der Stabilisierung und Destabilisierung gleich ist liegt dieses d x y displaystyle d xy nbsp Orbital nun tiefer als vorher im Verbund des entarteten t2g Satzes was fur das Elektron bedeutet dass es im verzerrten hier gestauchten Oktaeder eine grossere Stabilisierung erfahrt Ebenso ist in anderen Fallen eine Streckung entlang der z Achse moglich wodurch die Liganden auf dieser Achse weiter vom Zentralatom entfernt werden Dies geht mit einer Stabilisierung aller Orbitale mit z Komponente und folglich einer Destabilisierung aller Orbitale ohne z Komponente einher Jahn Teller stabile Komplexe also solche die nicht der Jahn Teller Verzerrung unterliegen sind d3 high spin d5 low spin d6 d8 und d10 In diesen sind die elektronischen Zustande nicht entartet Tetraedrische Komplexe Bearbeiten nbsp Energieniveaudiagramm der d Orbitale eines Komplexzentrums im tetraedrischen LigandenfeldVier Punktladungen konnen sich in Form eines Tetraeders um das zentrale Ubergangsmetall anordnen Durch diese Geometrie werden die Orbitale d x y displaystyle d xy nbsp d y z displaystyle d yz nbsp und d x z displaystyle d xz nbsp energetisch angehoben und d z 2 displaystyle d z 2 nbsp sowie d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp energetisch abgesenkt Das ergibt eine 3 2 Aufspaltung t2 und e Bei d3 d4 d5 d6 waren beide Konfigurationen low spin und high spin zu erwarten wegen der geringen Feldaufspaltung existieren jedoch nur high spin Komplexe Eine Ausnahme stellt beispielsweise Tetrakis 1 norbornyl cobalt IV dar dessen Norbornyl Liganden eine hinreichende Aufspaltung bewirken Die Ligandenfeldaufspaltung beim tetraedrischen Kristallfeld entspricht 4 9 der Oktaederaufspaltung Quadratisch planare Komplexe Bearbeiten nbsp Energieniveaudiagramm der d Orbitale eines Komplexzentrums im quadratisch planaren Ligandenfeld ausgehend vom oktaedrischen Energieangaben in Dq sind fur 3d Ubergangsmetalle Das dz2 Orbital liegt im Regelfall energetisch hoher als die beiden entarteten Orbitale Eine andere Moglichkeit fur 4 Punktladungen ist das Quadrat Die so entstehende Aufspaltung ist komplizierter d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp wird stark benachteiligt leicht benachteiligt wird d x y displaystyle d xy nbsp darunter liegen auf einer Stufe d y z displaystyle d yz nbsp und d x z displaystyle d xz nbsp am tiefsten liegt d z 2 displaystyle d z 2 nbsp 1 1 2 1 Aufspaltung 2 Je nach Metall kann sich die Reihenfolge der untersten beiden Niveaus jedoch umdrehen und das d z 2 displaystyle d z 2 nbsp liegt uber den d y z displaystyle d yz nbsp und d x z displaystyle d xz nbsp z B bei Ni2 Diese Geometrie wird haufig bei d8 Konfigurationen bzw 16 Elektronen Komplexen mit grosser Ligandenfeldaufspaltung vorgefunden Das d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp Orbital das wegen elektrostatischer Abstossung zu allen Liganden energetisch sehr hoch liegt bleibt dabei unbesetzt Typisch ist diese Aufspaltung fur Palladium Platin und Gold Kationen da es bei ihnen meist zu der typischen grossen Ligandenfeldaufspaltung kommt Alle von diesen Ionen gebildeten Komplexe sind diamagnetische low spin Komplexe Andere Komplex Geometrien Bearbeiten Die Kristall und Ligandenfeldtheorien wurden auch erfolgreich zur Deutung des Effektes vieler anderer Komplex Geometrien angewandt Metallocene Metallocene haben die Aufspaltung 2 1 2 Die Orbitale in der xy Ebene d x y displaystyle d xy nbsp und d x 2 y 2 displaystyle d x 2 y 2 nbsp treten kaum in Wechselwirkung mit den Liganden und sind daher begunstigt d z 2 displaystyle d z 2 nbsp tritt nur mit einem Teil in Wechselwirkung und liegt in der Mitte Stark destabilisiert werden d x z displaystyle d xz nbsp und d y z displaystyle d yz nbsp die vollstandig zu den Ringen zeigen Folgerungen aus der Energie Aufspaltung BearbeitenFarbe Bearbeiten Die Farben der Ubergangsmetallsalze kommen durch die beschriebene Aufspaltung der d Orbitale zustande Elektronen aus den d Orbitalen niedrigerer Energie konnen mit Licht in die Orbitale hoherer Energie angeregt werden Es wird nur Licht mit bestimmter Wellenlange absorbiert die genau der Energiedifferenz zwischen begunstigtem und benachteiligtem Orbital entspricht Da die Abstande gering sind liegt die Absorption im sichtbaren Bereich Besetzung der Orbitale zu High Spin oder Low Spin Komplexen Bearbeiten Es bestehen zwei Moglichkeiten d Orbitale zu besetzen Ist die Aufspaltung gering so kann man die Orbitale als naherungsweise entartet betrachten Die Besetzung erfolgt dann nach der Hundschen Regel d h es wird zunachst jedes Orbital einfach besetzt und die ungepaarten Elektronen besitzen alle parallelen Spin Weitere Elektronen mussen einen negativen Spin erhalten Der Komplex hat daher einen hohen Nettospin und wird High Spin Komplex genannt Ist die Energieaufspaltung der Orbitale grosser als die Spinpaarungsenergie so gilt das Aufbauprinzip und es werden zunachst die energiearmeren Orbitale doppelt besetzt Das resultiert im niederen Gesamtspin der Low Spin Komplexe Wenn ein Orbital mit zwei Elektronen gefullt werden soll muss eine Spinpaarungsenergie aufgewendet werden Ubersteigt die Ligandenfeldaufspaltung die Spinpaarungsenergie kann es zum Low Spin Komplex kommen D h tiefer liegende d Orbitale werden zunachst mit zwei Elektronen gefullt bevor hoher liegende d Orbitale gefullt werden Starke Liganden fordern die Ligandenfeldaufspaltung und somit die Bildung von Low Spin Komplexen siehe dazu Spektrochemische Reihe Zentralatome der 5 und 6 Periode neigen dank grosserer Ligandenfeldaufspaltung zu Low Spin Komplexen Je hoher die Oxidationszahl der Zentralatome desto starker die Ligandenfeldaufspaltung und somit auch die Praferenz fur Low Spin Komplexe Magnetismus Bearbeiten Je mehr ungepaarte Elektronen am Kation vorliegen umso paramagnetischer ist es Anhand der Aussagen zur Umbesetzung der d Orbitale konnten die magnetischen Eigenschaften vieler Ubergangsmetallsalze geklart werden vor allem erklart die Formulierung von high spin und low spin konfigurierten Kationen den hohen Paramagnetismus von Eisen oder Cobalt Salzen mit schwachen Anionen Liganden und den vergleichsweise niedrigen Paramagnetismus bei starken Anionen Liganden Sind alle Elektronen gepaart dann ist das Ion diamagnetisch Thermodynamische Stabilitat Bearbeiten Eine Verbindung ist thermodynamisch stabil wenn sie selbst energetisch gunstig ist und ein mogliches Produkt aus dieser Verbindung energetisch weniger gunstig ist Mit der Kristallfeldtheorie kann man anhand der d Orbitalaufspaltung abschatzen ob eine Verbindung gunstiger oder nachteiliger als ihr Produkt ist und wie gross der energetische Unterschied dazwischen ist Dadurch kann man vorhersagen ob eine Reaktion thermodynamisch moglich ist Diese Vorhersagen treffen auf den Grossteil der ionischen und klassischen Komplexe zu Kinetische Inertheit Bearbeiten Eine Verbindung ist kinetisch inert wenn die Reaktion zu einem Produkt zwar moglich aber sehr langsam ist d h wenn die Aktivierungsenergie fur die Reaktion zum Produkt sehr hoch ist Die Kristallfeldtheorie ermoglicht die Berechnung eines wesentlichen Anteils der Aktivierungsenergien fur die Reaktionen von Ubergangsmetallkomplexen durch die Betrachtung wie die moglichen Ubergangszustande oder Zwischenprodukte bei der Reaktion aussehen konnten und wie sich bei Bildung dieser Ubergangszustande Zwischenprodukte die d Orbitalaufspaltung und Elektronenverteilung am Kation verandert Sind die moglichen Ubergangszustande energetisch sehr ungunstig gegenuber dem Ausgangszustand ist die Aktivierungsenergie sehr hoch Dementsprechend lauft die Reaktion fast gar nicht ab Die Aussagen der Kristallfeldtheorie zur Kinetik von Ligandensubstitutionen an Komplexen sind sogar fur nicht klassische Komplexe sehr zuverlassig Festkorperphysik Bearbeiten Die Ligandenfeldtheorie findet auch Anwendung in der Festkorperphysik zur Beschreibung von tiefen Storstellen in Halbleiter Kristallen Gultigkeitsbereiche der Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie BearbeitenDie Kristallfeldtheorie ist semi klassisch und die Ligandenfeldtheorie semi empirisch Trotz der einschrankenden Voraussetzungen ist der Beitrag der Kristallfeldtheorie zum qualitativen Verstandnis und der Beitrag der Ligandenfeldtheorie zur quantitativen Ableitung der Komplexeigenschaften gross Der Grund dafur ist die quantenmechanische Behandlung des Komplexzentrums in beiden Theorien Die rein quantenmechanische MO Theorie liefert zwar ein genaueres Bild der Komplexstruktur weil auch die Liganden quantenmechanisch behandelt werden doch ist das resultierende Aufspaltungsmuster dasselbe wie bei der Kristallfeld und der Ligandenfeldtheorie Was die Kristallfeld bzw Ligandenfeldtheorie als starkere elektrostatische Abstossung beschreibt ist in der MO Theorie grossere Aufspaltung und Anhebung der antibindenden Orbitale die bindenden werden von den Elektronen der Liganden besetzt Nur die MO Theorie liefert ein Verstandnis des kovalenten Bindungsanteils bei Komplexen mit p Ruckbindung wie sie z B in Carbonyl Komplexen auftritt Die Valenz Bindungs VB Theorie von Linus Pauling liefert eine Erklarung fur die von der Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie vorausgesetzte Komplexgeometrie Zum vollstandigen Verstandnis der Komplexverbindungen sind mehrere Theorien erforderlich Der systematische Zusammenhang zwischen allen Komplextheorien insbesondere die Komplementaritat von Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie weist auf die Existenz eines einheitlichen Feldes molekularen Verhaltens das eng mit der Raumstruktur verknupft ist Literatur BearbeitenA F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 101 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1995 ISBN 3 11 012641 9 J Huheey E Keiter R Keiter Anorganische Chemie WdeG 2003 Erwin Riedel und andere Moderne Anorganische Chemie WdeG 1999 Theodore L Brown H Eugene LeMay Bruce E Bursten Chemie Studieren kompakt 10 aktualisierte Auflage Pearson 2011 ISBN 978 3 86894 122 7Einzelnachweise Bearbeiten Erwin Riedel Moderne Anorganische Chemie WdeG 1999 S 237 E Riedel Moderne Anorganische Chemie WdeG 1999 S 695Siehe auch BearbeitenSpektrochemische Reihe Komplexchemie Molekulorbitaltheorie Chemische Bindung SpinellWeblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Ligandenfeldtheorie und die Vereinheitlichung molekularen Verhaltens Lern und Lehrmaterialien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kristallfeld und Ligandenfeldtheorie amp oldid 236736030 Kristallfeldtheorie